Stress : So erkennst du die Warnsignale des Körpers

Was sind Stressreaktionen?
Bei der körperlichen Stressreaktion handelt es sich um ein biologisches Programm, das sich im Laufe der Evolution entwickelt hat, um das eigene Überleben in gefahrvollen Situationen zu sichern. Das Stressprogramm ist in tiefen Regionen des Gehirns gespeichert. Es tritt immer dann in Aktion, wenn wir uns einer Situation gegenübersehen, deren erfolgreiche Bewältigung für uns wichtig, zugleich aber unsicher ist, also wenn wir eine Gefahr wahrnehmen. Für unsere Vorfahren war es überlebensnotwendig, dass sie bei Gefahr, z.B. wenn sie wilden Tieren begegneten, innerhalb von Sekundenbruchteilen für Kampf oder Flucht bereit waren. Genau hierzu befähigte sie die Stressreaktion in optimaler Weise.
Akute Stressrekationen des Körpers
Gehirn:
Die Gehirndurchblutung wird gesteigert, die Nervenbahnen werden aktiviert. Das Gehirn ist wach und arbeitet zielgerichtet.
Das Herz wird besser durchblutet und leistungsfähiger. Es schlägt schneller und kräftiger. Der Blutdruck steigt.
Atmung:
Die Bronchien erweitern sich. Die Atmung wird schneller und flacher. Brustatmung dominiert Bauchatmung. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einatmen. Der Körper wird verstärkt mit Sauerstoff versorgt.
Muskulatur:
Es fließt mehr Blut in die Muskeln. Die Muskelspannung ist erhöht, besonders die der Schulter-, Nacken- und Rückenmuskulatur. Der Körper bereitet sich auf Muskelarbeit vor
Stoffwechsel:
Die Leber produziert vermehrt Glukose als Energielieferanten für das Gehirn. Fettsäuren aus den Fettvorräten des Körpers werden zur Verbrennung in den Muskeln bereitgestellt. Gleichzeitig wird die Verdauungstätigkeit gehemmt. Die Durchblutung von Magen und Darm wird gedrosselt. Der Speichelfluss ist reduziert („trockener Mund“). Manchmal kommt es zu einer kurzfristigen Entleerung von Darm oder Blase, um die Eingeweide zu entlasten.
Sexualität:
Das sexuelle Verlangen (die Libido) ist gehemmt. Auch die Genitalorgane werden weniger durchblutet. Die Freisetzung von männlichen wie weiblichen Sexualhormonen ist reduziert.
Immunsystem:
Die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut nimmt zu. Dadurch können Fremdkörper, die z.B. über offene Wunden in die Blutbahn gelangt sind, schnell erkannt und unschädlich gemacht werden.
- Haut: Die Energieproduktion erzeugt Wärme und die muss der Körper nach außen abgeben. Das macht er vor allem durch Schwitzen, bevorzugt an Händen, Stirn und Achseln.
Schmerz:
Schmerzhemmstoffe, sog. Endorphine, werden freigesetzt. Dadurch werden wir weitgehend unempfindlich gegenüber schmerzhaften Reizen.
Die Stressreaktion versetzt uns innerhalb kürzester Zeit in Handlungsbereitschaft. Dies ist eine normale biologische Antwort des Körpers auf Bedrohungen des körperlichen oder seelischen Gleichgewichts. Sie wird ausgelöst durch das Stresszentrum im Gehirn. Es sorgt dafür, dass die Stresshormone Adrenalin und Cortisol vermehrt produziert und in die Blutbahn gegeben werden. Über das Blut gelangen sie dann an die verschiedenen Organe und bewirken dort die beschriebenen Veränderungen.
Was sind meine persönlichen Stresssignale?
- Stressreaktionen haben von Mensch zu Mensch unterschiedliche Schwerpunkte. Manche reagieren zuerst vor allem mit Anspannungen der Muskulatur, andere mit dem Herzkreislaufsystem oder mit Reaktionen im Magen-Darm-Bereich.
- Häufig kommt es vor, dass Stress sich an individuellen körperlichen Schwachstellen ausdrückt, zum Beispiel an alten Narben, Zahnfleischentzündungen, Hämorrhoiden oder Herpes-Bläschen, die sich unangenehm bemerkbar machen.
- Wenn du die Stresssignale deines Körpers erkennst und beachtest (statt sie so lange wie möglich zu übergehen, was leider häufig geschieht), hast du die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern, bevor es zu ernsteren gesundheitlichen Beschwerden kommt.
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Macht Stress krank?
Die körperliche Stressreaktion ist an sich nicht gesundheitsschädlich. Wenn allerdings Belastungen über längere Zeit anhalten oder immer wiederkehren, ohne dass ausreichend Zeit für Erholung und Entspannung gegeben ist, führt dies allmählich zu Erschöpfungszuständen und zu ernsthaften Gefahren für die Gesundheit. Dauerstress kann sich auf alle an der Stressreaktion beteiligten Organe negativ auswirken.
Gehirn:
Unter Dauerstress sinkt die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Besonders Gedächtnis, Konzentration und Kreativität sind beeinträchtigt. Die Stresshormone bewirken darüber hinaus Veränderungen in der Biochemie des Gehirns, die auf längere Sicht Depressionen zur Folge haben können.
Herz-Kreislauf-System:
Der Blutdruck bleibt langfristig erhöht. Dies belastet das Herz, auch die Wände der Arterien können belastet werden. Dies begünstigt entzündliche Prozesse in der Gefäßwand mit Entstehung von Verkalkungen (Arteriosklerose). Spätfolgen können Herzinfarkt und Schlaganfall sein. Oft ist auch der Puls erhöht.
Muskulatur:
Ständige Anspannung der Muskeln kann zu hartnäckigen Verspannungen führen. Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen sind häufig die Folge.
Stoffwechsel:
Dauerstress begünstigt die Entwicklung von Diabetes. Durch die vermehrte Freisetzung von Fettsäuren wird ferner der Blutfettspiegel ungünstig erhöht. Dies fördert die Ablagerungen von Fetten in der Arterienwand. Die Gefäße verengen sich mit der Zeit. Bluthochdruck oder weitere Ablagerungen in Gefäßen können die Folge sein, die im schlimmsten Fall sogar zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.
- Verdauungstätigkeit:
Die körpereigene Regulation wird längerfristig beeinflusst, Magengeschwüre und Verdauungsprobleme nehmen zu. Sexualität:
Dauerstress vermindert die sexuelle Lust. Es kann zu Zyklusstörungen bei der Frau sowie zu Impotenz und Störungen der Samenreifung beim Mann kommen.
- Sinnesorgane:
Unter Stress kann sich der Augeninnendruck erhöhen, was die Entwicklung des grünen Stars begünstigen kann. Eine häufige Stressfolge sind Schädigungen am Innenohr, mit Hörsturz und Dauerpfeiftönen (Tinnitus).
- Immunsystem:
Dauerstress schwächt die Abwehrkräfte. Ständige Erkältungen, Grippe und Bronchitis können die Folge sein. Lies auch: So stärkst du dein Immunsystem.
Erschöpfung durch Dauerstress: Das Burnout-Syndrom
Jeder kennt Zustände von Erschöpfung nach einer größeren körperlichen oder geistigen Anstrengung. Normalerweise gelingt es uns, uns wieder zu erholen und neue Kräfte zu tanken – im Schlaf, im Urlaub, beim Sport, indem wir gut für uns sorgen.
Beim Burn-out sind diese normalen Erholungsfunktionen gestört. Burn-out ist mehr als die normale, „rechtschaffene“ Müdigkeit nach einem anstrengenden Tag. Beim Burn-out ist der „Akku“ nicht nur leer, er ist defekt und kann sich nicht mehr aufladen. Burn-out passiert nicht von einem Tag zum anderen, sondern ist ein langsamer, schleichender Prozess. Es beginnt meist mit einer längeren Phase erhöhter Anforderungen und starken Engagements. Daher rührt auch die Redewendung: „Wer niemals gebrannt hat, kann auch nicht ausbrennen.” Allmählich schleichen sich erste Symptome der Erschöpfung ein. Bisher nicht gekannte Müdigkeit und Schwächegefühle stellen sich ein, oft wird der Schlaf schlechter. Auf diese ersten Anzeichen einer beginnenden Erschöpfung reagieren die Betroffenen nun nicht damit, dass sie sich eine Auszeit gönnen, um sich zu erholen und neue Kräfte zu tanken. Im Gegenteil: Sie verstärken ihren Einsatz und versuchen, Leistungseinbußen durch mehr Engagement, noch mehr Arbeit wettzumachen. Versuche, sich zu entspannen, gelingen nicht.
Es entwickelt sich ein Teufelskreis: Man arbeitet länger, aber immer ineffektiver, weshalb dann noch länger gearbeitet werden muss. Man fühlt sich immer häufiger erschöpft und ist in der Erschöpfung zugleich unruhig. Manche Betroffene greifen in dieser Situation vermehrt zu Medikamenten (Aufputschmittel, Schlafmittel, Schmerzmedikamente), um Leistungseinbußen und Erschöpfungssymptome zu bekämpfen. Die weitere Entwicklung hin zur völligen Erschöpfung ist dann vorgezeichnet.
Warnsignale des Körpers bei Stress und möglichem Burn-Out:
Bin ich gefährdet?
Präventionsangebote zur Entspannung, Ernährung und Bewegung
Die folgenden Punkte können Anzeichen für Belastungen wie das Burn-out-Syndrom sein. Welche davon haben Sie in der letzten Zeit an sich feststellen können? Je mehr Punkte auf Sie zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie belastet sind, und desto wichtiger, dass Sie jetzt beginnen, etwas dagegen zu tun.
Körperliche Warnsignale
- Herzschmerzen, Engegefühl in der Brust
- Einschlaf-/Durchschlafstörungen, ständige Müdigkeit
- Magenschmerzen, Verdauungsbeschwerden
- Reduzierte Libido, sexuelle Funktionsstörungen
- Muskelverspannungen, Kopf-/Nacken-/Rückenschmerzen
- Häufige Infekte (Erkältungen, Magen-Darm-Infekte ...)
Emotionale Warnsignale
- Nervosität, innere Unruhe
- Gereiztheit, Ärgergefühle
- Angstgefühle, Versagensängste
- Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit
- Innere Leere
- Mentale Warnsignale
- Ständig kreisende Gedanken, Grübeleien
- Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Leistungsverlust
- Leere im Kopf („Blackout“)
- Gedanken der Sinnlosigkeit
Warnsignale im Verhalten
- Aggressives Verhalten gegenüber anderen, „aus der Haut fahren“
- Sozialer Rückzug, private Kontake „schleifen lassen“
- Andere unterbrechen, nicht zuhören können
- Vermehrter Konsum von Alkohol (oder Medikamenten)
- Mehr Rauchen als gewünscht
Häufige Fragen zu Stress und den Warnsignalen des Körpers
Du weitere Fragen, wie du Stress-Signale erkennst? Vielleicht ist hier die passende Antwort dabei:
Welche körperlichen Signale lassen Stress erkennen?
Typische körperliche Warnsignale sind z. B. Herzrasen, erhöhter Blutdruck, schnelle Atmung, Muskelverspannungen (insbesondere Nacken, Schultern), Verdauungsprobleme (Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung) und Schwitzen.
Wie baut man Stress im Kopf ab?
Wie bekomme ich Stress aus meinem Körper?
Kann psychischer Stress Kribbeln auslösen?
Ja — psychischer Stress kann das vegetative Nervensystem überreizen und dadurch Missempfindungen wie Kribbeln oder Vibrieren hervorrufen, besonders bei innerer Unruhe oder Angstzuständen. Solche Empfindungen sind meist harmlos, sollten aber ärztlich abgeklärt werden, wenn sie häufig oder stark auftreten.
Kann Stress Blitze im Auge verursachen?
Ja — Stress kann mit Augensymptomen wie flimmernden Sehausfällen, Lichtblitzen oder Netzhautveränderungen (z. B. Retinopathia centralis serosa) verbunden sein. Allerdings sind solche Symptome selten und bei Auftreten sollte unbedingt ein Augenarzt konsultiert werden.
Was ist das beste Mittel gegen Stress?
Fachbereich der DAK-Gesundheit
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