Burnout: Wie sich das Ausgebranntsein äußert und was hilft

Stress am Arbeitsplatz hat vermutlich jeder und jede schon einmal erlebt. In der Regel sind wir davon nur kurzzeitig betroffen und können gut damit umgehen und uns auch wieder erholen. Wird Stress allerdings nicht erfolgreich bewältigt, kann der Zustand chronisch werden. Die Folge: ein Burnout. Betroffene fühlen sich dann ausgebrannt, sind weniger leistungsfähig und haben eine negative Einstellung zum Job. Wie ein Burnout entsteht, wie man ihm vorbeugt oder behandelt, erfahren Sie hier.
Definition: Was ist ein Burnout?
Der Begriff „Burnout“ wurde in den 1970er Jahren vom US-amerikanischen Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger geprägt. Während der Begriff früher zunächst im Kontext von Pflegeberufen verwendet wurde, weichte die Abgrenzung zum privaten Bereich immer weiter auf. Vor allem im allgemeinen Sprachgebrauch wurde der Begriff in den vergangenen Jahren für diverse Erschöpfungszustände genutzt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist bestrebt, Burnout eindeutiger zu definieren. Im Januar 2022 trat eine neue Fassung des Katalogs der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) in Kraft. Darin wird Burnout gesondert aufgeführt, allerdings nicht als eigenständige Krankheit, sondern als Faktor, der die Gesundheit beeinflusst. Demnach resultiert ein Burnout aus chronischem Stress am Arbeitsplatz. Die WHO stellt damit klar, dass die Diagnose Burnout nur im Kontext der Arbeitswelt genutzt werden und andere Lebensbereiche ausklammern sollte.
- Für ein Burnout sprechen also insgesamt drei Anzeichen:
Erschöpfung und Müdigkeit - eine gesteigerte geistige Distanz oder eine negative Einstellung zum eignen Beruf, teils auch Zynismus
- eine verringerte Leistungsfähigkeit im Beruf
Was ist ein stiller Burnout?
Ein stiller Burnout ist keine Sonderform des Burnouts. Mit dieser Bezeichnung wird lediglich deutlich gemacht, dass ein Burnout in der Regel nicht den einen Auslöser hat, sondern sich schleichend entwickelt – und von einem selbst sowie dem Umfeld zunächst nicht wahrgenommen oder die Symptome als vorübergehend verdrängt werden.
Burnout: Symptome und Anzeichen
Menschen, die unter einem Burnout leiden, können die Anforderungen ihres Berufs wegen einer tiefen psychischen und körperlichen Erschöpfung nicht mehr erfüllen. Und das, obwohl sie kompetent und voller Motivation in den Job gestartet sind.
Wie erkennt man Burnout?
Erste Anzeichen für Burnout könnten zum Beispiel sein, wenn Sie
- keine regelmäßigen Pausen machen,
- außerberufliche Bedürfnisse wie Schlaf, Essen, Bewegung und soziale Kontakte oft vernachlässigen,
- häufiger Konflikte mit Arbeitskollegen haben,
- nicht gut Aufgaben an andere abgeben können,
- oder oft Konflikte in der Partnerschaft haben, weil die Arbeit dauerhaft im Zentrum steht.
Es können sich auch körperliche Symptome zeigen, zum Beispiel:
- Kopfschmerzen
- Verspannungen, insbesondere im Nacken und Rücken
- Magen-Darm-Beschwerden
- Schwindel und Tinnitus
Burnout oder Depression: Was ist der Unterschied?
Beide Krankheitsbilder diagnostisch voneinander abzugrenzen, ist wichtig, um den Betroffenen helfen zu können. Denn: Bei einem sich entwickelnden Burnout kann zum Beispiel eine längere Auszeit von der Arbeit hilfreich sein. Bei einer Depression hingegen können sich die Symptome noch verschlimmern, wenn die gewohnte Tagesstruktur und das aktivierende Umfeld fehlen.
Welche Risikofaktoren begünstigen Burnout?
Wenig Wertschätzung und Unterstützung bei der Arbeit, ein hohes Arbeitspensum, strikte Hierarchien oder übergroße Erwartungen von Vorgesetzten oder Arbeitskollegen begünstigen Burnout. Auch Personalmangel, der inzwischen viele Bereiche betrifft, erhöht den Druck am Arbeitsplatz und ist somit ein Risikofaktor für Burnout.
Ungesund ist es auch, wenn man den Arbeitsumfang oft nur schwer abschätzen kann, es häufig zu störenden Unterbrechungen der Arbeit kommt, man immer wieder Wertekonflikte erlebt, vom Arbeitgeber absichtlich besonders viel Konkurrenz geschaffen wird, das Teamgefühl fehlt oder nicht auf Pausen geachtet wird.
Erhöhtes Risiko für Burnout besteht zudem, wenn der Job so gestaltet ist, dass man sich unentbehrlich fühlen muss, weil das gesamte Wissen und die alleinige Verantwortung bei nur einer Person liegen, man also eigentlich nie fehlen darf und niemand stellvertretend Aufgaben abnehmen kann.
Zudem gibt es Persönlichkeitsfaktoren, die die Entwicklung eines Burnouts begünstigen können. Das sind zum Beispiel ein hoher Anspruch an sich selbst, großes Verantwortungsbewusstsein, sehr großer Ehrgeiz, ein Hang zum Perfektionismus auf der einen Seite und ein eher geringes Selbstwertgefühl sowie Schwierigkeiten, sich abzugrenzen, auf der anderen Seite.
Hilfe bei Burnout
Erste Anlaufstelle ist immer der Hausarzt oder die Hausärztin. Dort können Sie zunächst körperliche Ursachen der Beschwerden ausschließen lassen. Bei Bedarf werden Sie auch an einen Psychotherapeuten oder eine Psychiaterin überwiesen, um gegebenenfalls eine psychotherapeutische oder medikamentöse Behandlung zu beginnen.
Was tun bei Burnout?
Ein sinnvoller erster Schritt kann sein, sich von der Arbeitsstelle zu distanzieren, sich also krankschreiben zu lassen und eventuell in eine Reha-Einrichtung zu begeben, um so aus der Belastungssituation herauszukommen. Beachten Sie: Allein mit einer langen Ausruhpause vom Job oder auch einem Jobwechsel verschwindet das Thema Burnout nicht. Genauso wichtig ist es, die persönlichen Anteile in den Blick zu nehmen. Es gibt wirksame Therapie-Angebote, die Betroffenen dabei helfen können. Ziele einer Psychotherapie sind insbesondere die Verbesserung der Konflikt- und Stressbewältigungsstrategien, Aufbau und Wahrnehmen von Ressourcen und Lebenszielen, Selbstmanagement, Entspannungstraining und die Stärkung des Selbstwerts. Damit lässt sich das Risiko für einen Rückfall deutlich reduzieren.
Wie lange sollte eine Auszeit bei einem Burnout dauern?
Wie schnell ein Burnout überwunden ist, ist sehr individuell. Das hängt zum Beispiel von der Schwere der Symptome und davon ab, ob bereits eine Folgeerkrankung wie eine Depression oder Angstzustände eingetreten sind. Auch die Lebensumstände sowie die eigene Bereitschaft, etwas an der Arbeitssituation zu ändern, sind ausschlaggebend. Die Behandlung kann also Wochen oder auch Monate dauern. Zudem besteht die Gefahr eines Rückfalls, wenn Betroffene nach der Krankschreibung wieder in alte Verhaltensweisen am Arbeitsplatz zurückfallen.
Prävention von Burnout: Stress reduzieren
Um einem Burnout vorzubeugen, ist es zentral, sich zu erholen, die Arbeit loszulassen und sich zu entspannen. Wichtig dabei ist, zu verstehen, dass wir uns Entspannung nicht durch Anstrengung „verdienen“ müssen, sondern ein natürliches Recht darauf haben. Es geht darum, einen besseren Umgang mit Stressfaktoren in unserem Alltag zu finden.
Stress ist in unserem Leben allgegenwärtig. Das ist gar nicht immer schlecht, denn man kann unter Stress kurzzeitig konzentrierter arbeiten und leistungsfähiger sein. Genauso wichtig ist allerdings, dass wir auch gut für uns sorgen, auf unseren Körper hören und regelmäßig Pausen machen. Nur so können wir gesund bleiben und weiterhin die Leistung erbringen, die wir gewohnt sind. Beim Umgang mit Stressfaktoren hilft es, neue Wege zu gehen und somit widerstandsfähiger – resilienter – zu werden.
Aber natürlich sollten Sie sich auch die Frage stellen: Was müsste sich bei der Arbeit ändern, damit es mir dort gut gehen kann und ich nicht wieder in einen Burnout gerate? Hier kann es sinnvoll sein, mit seinem Arbeitgeber beziehungsweise der Arbeitgeberin in einen Dialog zu treten.
Tipps: So beugen Sie einem Burnout vor
- Achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance – Entspannungsphasen sind essenziell, sowohl täglich in Form von Pausen als auch als Erholung am Wochenende und im Urlaub.
- Schlafen Sie ausreichend.
- Reduzieren Sie Stress aktiv. Dafür bietet sich Sport an, Yoga oder auch autogenes Training. Diese Entspannungsmethoden bieten gute Wege, um sich bewusst für stressige Zeiten zu stärken.
- Pflegen Sie außerberufliche Interessen – auch und gerade in stressigen Zeiten. Das kann ein Spaziergang sein, lesen oder kochen. Alles, was zu Ihnen passt und Ihnen hilft, abzuschalten.
- Auch wenn der Job gerade noch so faszinierend ist – vergessen Sie Ihre Freunde und Familie nicht. Soziale Kontakte geben Halt und rechtzeitiges Feedback, wenn die Gefahr droht, sich von der Arbeit verschlucken zu lassen.
- Lernen Sie, im Beruf „Nein“ zu sagen oder Aufgaben zu delegieren
Häufige Fragen zum Burnout
Ist ein Burnout eine Erschöpfungsdepression?
Depression und Burnout sind beides Erkrankungsbilder, die einer Behandlung bedürfen. Zur Depression liegen diverse Diagnoseschlüssel vor, die für Therapie-Anträge und Reha-Maßnahmen benötigt werden. Für Burnout gibt es dagegen keinen eigenen Diagnoseschlüssel. Deshalb müssen Ärzte oder Therapeutinnen häufig die Diagnose Erschöpfungsdepression vergeben, um abrechnen zu können.
Ist ein Erschöpfungszustand von Müttern auch ein Burnout?
Laut offizieller Definition, wie sie etwa die WHO prägt, ist ein Burnout immer arbeitsbezogen. Mütter können durchaus über die Care-Arbeit in einen Burnout geraten. Auch diese Fälle sind behandlungsbedürftig und können sich ebenso in eine Depression entwickeln.
Was ist ein Boreout?
Was ist ein Burn-on?
Der Begriff „Burn-on“ kursiert in Folge einer Veröffentlichung von Timo Schiele und Bert te Wildt von der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen. Sie bezeichnen damit einen Zustand chronischer Überlastung, bei dem die Betroffenen im Beruf und Alltag noch funktionieren und sich etwa mit ihrer Arbeit noch identifizieren, aber dennoch unter ähnlichen Symptomen wie bei einem Burnout leiden.
Franziska Kath
Diplom-Psychologin bei der DAK-Gesundheit