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Johanna Bajohr: 2. Platz

Durch den Wettbewerb hat sich ihre Einstellung zum Thema Adipositas stark verändert.

Warum haben Sie beim Wettbewerb mitgemacht?

Wir haben an unserem Institut schon öfter Fotowettbewerbe durchgeführt, aber leider hat es bei mir zeitlich nie gepasst.

Diesmal hat aber alles gestimmt:

Ich fand das Thema auf Anhieb interessant und war daher froh, dass wir unsere Arbeiten als Teil einer Semesteraufgabe nutzen konnten.

Wie sind Sie auf die Idee für Ihr Bild gekommen?

Das jetzige Bild war meine allererste Idee, die ich dann auch wirklich umsetzen wollte. Es ging mir darum, zu zeigen, wie man sich im eigenen Körper gefangen fühlt. Man zieht sich zurück und traut sich nicht mehr, am Leben in der Außenwelt teilzunehmen. Auf der anderen Seite versteht die Außenwelt wiederum oft nicht, was in jemandem vorgeht, der von Adipositas betroffen ist.

Wir hatten in der Mitte des Projekts einen sogenannten Schulterblick-Termin, bei dem wir zeigen konnten, wie das Bild aussehen sollte. Im Internet hatte ich keine guten Vergleichsbilder gefunden. Viele dachten deshalb zu diesem Zeitpunkt, dass das Bild zu sehr in Richtung Fetisch gehen würde, da ich gerne Ketten benutzen wollte. Die schweren rostigen Ketten sind aber wichtig, um die Stimmung der Frau zu verdeutlichen. Auf der anderen Seite geht es natürlich auch um die persönliche Perspektive des Betrachters, sowie das Thema Ausgrenzung und gesellschaftliche Stigmatisierung.

Wie haben Sie das Model gefunden?

Das Model habe ich selbst gefunden. Ich bin verschiedenen Facebook-Gruppen für Adipositas-Betroffene beigetreten. Mein Model fand es toll, dass es Menschen gibt, die sich für das Thema interessieren und Aufklärungsarbeit leisten wollen. Sie hat mir bestätigt, dass das Bild das richtige Gefühl vermittelt und genau ausdrückt, wie sich ein adipöser Mensch fühlt. Das Gefühl in seinem eigenen Körper gefangen zu sein, konnte sie sehr gut nachvollziehen.

Wie lief das Shooting ab?

Interessanterweise war es schon immer ein großer Traum meines Models, an einem professionellen Foto-Shooting teilzunehmen. Unsere Vorgespräche waren sehr locker. Wir haben ein paar Mal telefoniert und geschrieben und uns von vornherein sehr gut verstanden. Für das eigentliche Shooting ist sie dann mit ihrer Mutter extra zwei Stunden nach Berlin angereist.

Gefällt Ihnen Ihr Bild?

Ja - ich bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Auch das Feedback zu meinem Bild zeigt mir, dass ich genau die Stimmung erzeugen konnte, die ich ausdrücken wollte.

Haben Sie sich schon vor dem Wettbewerb mit dem Thema Adipositas beschäftigt? Was für eine Einstellung hatten Sie?

Um ehrlich zu sein, habe ich in meinem direkten Familien- oder Bekanntenkreis niemanden, der sich selbst als adipös bezeichnen würde. Nicht zuletzt weil man gar nicht weiß, dass dahinter eine Krankheit steckt. Für viele ist man schlichtweg dick oder fett und sollte sich mehr bewegen.
Ich wusste selbst auch nicht, dass Adipositas ein so großes Thema ist.

Hat sich Ihre Einstellung durch den Wettbewerb und die Arbeit mit dem Model verändert?

Ganz klar: ja. Ich habe früher nicht viel darüber nachgedacht, warum jemand dick ist. Ich hatte und habe wie gesagt auch keine Berührungspunkte. Im Alltag sagt ja auch niemand: „Ich bin adipös“ und dann redet man darüber. Es fehlt definitiv an Informationen und Aufklärung zu dem Thema.