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Jana Hesse: Sonderpreis

Sie hat früher als Stewardess gearbeitet und empfand den Umgang mit adipösen Menschen als unangenehm.

Können Sie kurz erzählen, warum Sie beim Wettbewerb mitgemacht haben?

Zum einen war der Wettbewerb Teil des Studiensemesters am Institut für Design in Hamburg. Zum anderen fand ich das Thema aber auch sofort interessant. Ich hatte mich vorher noch nicht mit Adipositas beschäftigt. Klar sieht man mal Übergewichtige in der U-Bahn oder auf der Straße, aber richtig Gedanken macht man sich eigentlich nicht, was das jetzt genau bedeutet.

Wie sind Sie auf die Idee für Ihr Bild gekommen?

Zunächst einmal haben wir uns im Studienkurs mit dem Thema Adipositas auseinandergesetzt. Ich habe auch viel dazu im Internet gelesen. Wichtig war dann aber vor allem das Gespräch mit meinem Model.

Meine ersten Ideen haben sich zunächst um das Thema Essen gedreht, aber das hat irgendwie nicht zum Thema des Wettbewerbs „schwere[s]los“ gepasst. Mir war auch klar, dass ich nichts Schockierendes zeigen wollte. Viele Menschen denken ja, dass Übergewichtige irgendwie nicht normal sind. Ich wollte jedoch genau das ablichten.

Durch die weitere Beschäftigung mit dem Thema habe ich immer mehr gemerkt, dass ich die konkrete Person in den Mittelpunkt stellen wollte.

Die Nähe des Paares auf meinem Bild und vor allem der Kuss drücken für mich Schwerelosigkeit aus. Es geht um Vertrauen in der Beziehung. Auch um Gleichwertigkeit.

Menschen brauchen Liebe und Vertrauen – gerade in einer Beziehung. Jeder ist gleich viel wert, ganz egal wie man aussieht.

Wie haben Sie Ihr Model gefunden?

Über den Kursleiter. Dörte Kuhn ist ein beeindruckender Mensch. Bei der Motivsuche haben wir viel ausprobiert und das erste, was sie mir gezeigt hat, war ein Spagat. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich war wirklich überrascht und dachte: Dicke und Yoga - geht das überhaupt?

Hat sich Ihre Einstellung zu Adipositas durch die Teilnahme am Wettbewerb und die Arbeit mit Ihrem Model verändert?

Früher habe ich als Stewardess gearbeitet. Ich hatte zweimal die Situation, dass die Gäste aufgrund ihres Gewichts einen Verlängerungsgurt gebraucht hätten und ich sie deshalb bitten musste, sich umzusetzen. Mir war das sehr unangenehm – ganz im Gegenteil zu den Gästen, die sehr entspannt mit der Situation umgegangen sind.

Während ich früher oft dachte, man müsse adipöse Menschen bedauern, habe ich jetzt viel weniger Vorurteile. Früher habe ich mir zum Beispiel überlegt, was für eine unglaubliche Belastung es wäre, wenn ich die zusätzlichen Kilos in Wasserflaschen tragen würde.

In der Öffentlichkeit gibt es eine Mischung aus Mitleid und der Überzeugung, dass Adipöse selbst die Schuld an ihrem Schicksal tragen. Als Krankheit wird Adipositas jedenfalls nicht gesehen. Ich bin froh, dass ich durch die Teilnahme am Wettbewerb dazu beitragen kann, Menschen die Augen zu öffnen und sie zu einem anderen Umgang mit den Betroffenen zu ermutigen. Das Thema ist sehr komplex. Das konnte man auch an den sehr unterschiedlichen Herangehensweisen der eingereichten Fotos sehen.