Das Smartphone und seine Auswirkungen auf das Gehirn von Kindern

Vier Grundschulkinder auf dem Schulhof nutzen Smartphones.

Smartphones sind aus dem Alltag nicht wegzudenken – auch für Kinder. Ob Spiele, Social Media oder Chats mit Freundinnen und Freunden: Für viele Kids ist das Handy ein ständiger Begleiter. Doch welche Auswirkungen hat die Nutzung auf ihr Gehirn, ihre Gesundheit und ihr Sozialleben? Hier erfährst du, wie Smartphones Kinder beeinflussen und erhältst Tipps für eine gesunde Bildschirmzeit.

Gehirnentwicklung bei Kindern

Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen befindet sich in einer sensiblen Entwicklungsphase. Besonders die weiße Substanz, die verschiedene Gehirnregionen verbindet, wächst in dieser Zeit stark. US-Forscher haben Hirn-Scans von Kindern zwischen drei und fünf Jahren untersucht. Im Fachblatt "JAMA Pediatrics" schrieben sie, dass Kinder, die viel Zeit am Smartphone verbringen, weniger weiße Gehirnmasse entwickeln, was Lernprozesse erschweren kann.  

Auch die Aufmerksamkeitsspanne leidet: Ständiges Wechseln zwischen Apps und Push-Nachrichten trainiert das Gehirn auf kurze Aufmerksamkeitsspannen, was länger andauerndes konzentriertes Lernen erschwert. Das Smartphone verändert zudem das Belohnungssystem im Gehirn. Likes, Nachrichten oder Spiele geben schnelle Dopamin-Kicks, die langfristig dazu führen können, dass Kinder weniger Freude an ruhigen Tätigkeiten wie Lesen empfinden. 

Besonders kritisch ist die Nutzung am Abend. Das blaue Licht des Displays stört die Melatonin-Produktion, was den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst. Kinder schlafen später ein, sind morgens müde und können sich schlechter konzentrieren – langfristig schadet Schlafmangel auch dem Immunsystem und der seelischen Stabilität.  

Gesundheitliche Folgen durch Smartphone-Nutzung bei Kindern

Eine Smartphone-Nutzung, die die empfohlenen Medien-Zeiten überschreitet, beeinflusst nicht nur das Gehirn, sondern auch die körperliche und seelische Gesundheit von Kindern. Die wichtigsten Folgen im Überblick sind:

  • Schlafprobleme: Zu spätes oder unruhiges Einschlafen, weniger Erholung.
  • Körperliche Beschwerden: Langes Sitzen mit gesenktem Kopf verursacht Nacken- und Rückenschmerzen. Hinzu kommen trockene Augen und Kopfschmerzen durch das Starren auf den Bildschirm.
  • Psychische Belastungen: Übermäßiger Medienkonsum kann zu einem erhöhten Risiko für Ängste und depressive Symptome führen. Kinder und Jugendliche mit hoher Smartphone-Nutzung zeigen häufiger Anzeichen von innerer Unruhe, Gereiztheit oder erwecken den Eindruck, nicht abschalten zu können.
  • Mediensucht-Symptome: Manche Kinder entwickeln eine Art Abhängigkeit. Sie verlieren das Zeitgefühl, reagieren gereizt, wenn das Gerät weggenommen wird und stellen ihre Smartphone-Nutzung über Schule, Sport oder soziale Kontakte. Hinzu kommt, dass digitale Kontakte persönliche Begegnungen zunehmend ersetzen. Kinder verpassen dadurch wichtige Erfahrungen im Miteinander – etwa beim Spielen, Kompromisse finden oder Konflikte lösen. Gleichzeitig verlagert sich das Sozialleben stärker ins Digitale: Likes und Kommentare werden zum Maßstab für Beliebtheit, was das Risiko für Ausgrenzung und Cybermobbing erhöht.

Diese Symptome zeigen Eltern, dass ihre Kinder zu viel Bildschirmzeit haben

Bemerkst du bei deinem Kind folgende Symptome, kann dies auf ein Zuviel an Bildschirmzeit deuten:

  • Ständige Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf
  • Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule
  • Rückzug von Familie, Freundinnen und Freunden
  • Vernachlässigung von Hobbys und Bewegung

Auch im Familienleben zeigt sich der Einfluss: Gemeinsame Mahlzeiten oder Gespräche werden oft durch das Smartphone unterbrochen. Wenn Kinder ständig „nur kurz etwas checken“ wollen, geht wertvolle Nähe verloren.

Smartphone-Nutzung bei Kindern: Prävention und Tipps für Eltern

Eltern spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um den gesunden Umgang ihrer Kinder mit dem Smartphone geht. Sie tragen nicht nur Verantwortung, sondern haben auch großen Einfluss darauf, wie sich das Medienverhalten ihrer Kinder entwickelt. Durch klare Regeln, feste Strukturen und ein bewusstes Vorleben können Eltern viel dazu beitragen, einer problematischen Smartphone-Nutzung vorzubeugen. Kinder orientieren sich stark am Verhalten ihrer Eltern – wer selbst einen reflektierten Umgang mit digitalen Medien pflegt, schafft die beste Grundlage für einen gesunden Medienkonsum in der Familie.

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Wichtige Tipps für Eltern sind etwa:

  • Regeln zur Bildschirmzeit festlegen – wie viel Medienzeit empfohlen ist, liest du im nächsten Abschnitt.
  • Handyfreie Zeiten einführen: zum Beispiel beim Essen oder vor dem Schlafengehen.
  • Vorbild sein – geh selbst bewusst mit deinem Smartphone um.
  • Medien begleiten – gemeinsam Inhalte ansehen, Fragen beantworten, kritisch reflektieren.
  • Alternativen fördernSport für Kinder, Musik, Bewegungsspiele oder kreative Hobbys bringen Abwechslung.

Besonders hilfreich ist es, wenn Eltern die Nutzung nicht nur einschränken, sondern auch aktiv begleiten. Kinder sollten digitale Medien als Werkzeuge ansehen – nicht als Lebensmittelpunkt.

Bildschirmzeit für Kinder: Empfehlungen im Überblick

Laut der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Externer LinkAWMF), sind folgende Medienzeiten für Kinder empfehlenswert.
Alter des KindesEmpfohlene maximale Bildschirmzeit pro Tag
Unter einem bis drei JahreKeine eigene Bildschirmzeit
Drei bis sechs JahreMaximal 30 Minuten
Sechs bis neun JahreMaximal 45 Minuten
Neun bis 12 JahreMaximal 60 Minuten
12 bis 16 JahreMaximal 2 Stunden
16 bis 18 JahreEltern wird geraten, die Zeit durch Regeln festzulegen

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Bildschirmzeit bei 14-Jährigen liegt häufig weit über diesen Empfehlungen – ein Hinweis darauf, wie wichtig Regeln und Alternativen sind. 

Video: Tipps zur richtigen Mediennutzung für Kids

Häufige Fragen zu den Auswirkungen von Smartphone-Nutzung bei Kindern

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Führt Bildschirmzeit automatisch zu Entwicklungsverzögerungen?

Nein, aber Studien weisen darauf hin, dass ein Zuviel an Bildschirmzeit mit sprachlichen, sozialen und motorischen Verzögerungen in Verbindung gebracht werden kann. Entscheidend ist die Balance: Wenn digitale Medien Schlaf, Bewegung oder direkte Interaktion verdrängen, steigt das Risiko für Verzögerungen deutlich.

Wie können Eltern die Bildschirmzeit kontrollieren?

Viele Smartphones bieten integrierte Funktionen, um die Bildschirmzeit zu überwachen und zu begrenzen. Eltern können Apps blockieren, Nutzungszeiten einschränken und sich wöchentliche Reports anzeigen lassen. Wichtig ist, diese Funktionen nicht als Kontrolle, sondern als Unterstützung zu nutzen – am besten gemeinsam mit dem Kind.

Ab wann ist ein eigenes Smartphone sinnvoll?

Experten raten Eltern, das Thema nicht am Alter allein festzumachen, sondern an der Reife des Kindes. Entscheidend ist, ob ein Kind Verantwortung übernehmen kann: Hält es sich an Regeln, versteht es die Risiken und geht es respektvoll mit anderen um? Manche Kinder sind dafür mit elf oder 12 Jahren bereit, andere erst später.

Wo bekommen Eltern Unterstützung bei Mediensucht?

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind eine problematische Nutzung entwickelt hat, können sie sich anonym und kostenlos an die DAK-Mediensucht-Hotline wenden unter Externer Link0800 2 800 200. Dort gibt es erste Beratung und Hinweise auf weitere Hilfsangebote.
Autor(in)

Qualitätssicherung

Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (UKE)

Quellenangaben
Aktualisiert am:
Telefonkontakt
040 325 325 555

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