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Starke Regelschmerzen: Was tun, wenn die Menstruation zur Qual wird?

Symbolbild starke Regelschmerzen: Junge Frau entspannt bei einer Tasse Tee
Viele Mädchen und junge Frauen leiden unter Menstruationsschmerzen. Bei etwa 10 von 100 Frauen sind diese Schmerzen so stark, dass sie ein bis drei Tage lang keine (sozialen) Aktivitäten ausüben können – so zumindest offizielle Schätzungen. Doch gesprochen wird darüber selten. Oft glauben Frauen, dass Schmerzen einfach zur Periode dazugehören und ertragen werden müssen. Häufig wird ihnen sogar von ihrem Umfeld vermittelt, sie würden sich "anstellen" oder übertreiben.

Fakt ist jedoch: Starke Regelschmerzen sind nicht normal. Die Ursachen können vielfältig sein, und es gibt durchaus Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern – viele Frauen kennen diese jedoch nicht.

Prof. Dr. Sylvia Mechsner, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Oberärztin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Leiterin des Endometriosezentrums, erklärt, welche Ursachen für starke Regelschmerzen infrage kommen, was Frauen selbst tun können und wann sie zur Frauenärztin oder zum Frauenarzt gehen sollten

Was passiert bei der Periode überhaupt? Warum kann sie von Schmerzen begleitet sein?

Prof. Dr. Mechsner: „Während der Periode zieht sich die Gebärmutter rhythmisch zusammen, um die aufgebaute Schleimhaut abzuwerfen und die Blutgefäße zu schließen. Dabei kann es zu sehr starken Kontraktionen der Muskulatur kommen, die die Sauerstoffversorgung der Gebärmuttermuskulatur verringern. Dies kann zu Schmerzen führen, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt. Man muss auch wissen, dass der Körper rund um die Periode bestimmte Botenstoffe ausschüttet – sogenannte Prostaglandine. Diese sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter stärker zusammenziehen kann und mehr Blutplättchen sowie weiße Blutkörperchen (Immunzellen) eingeschwemmt werden. Gleichzeitig wird jedoch auch die Schmerzempfindlichkeit erhöht. Das bedeutet, dass wir Schmerzen um die Zeit der Periode herum stärker empfinden als zu anderen Zeitpunkten im Zyklus.“

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Welche Symptome während der Menstruation sind nicht mehr als normal zu werten?

Prof. Dr. Mechsner: „Regelmäßig starke Schmerzen, die dazu führen, dass man im Bett oder auf dem Sofa bleiben muss, sind nicht normal. Auch wenn die Schmerzen so stark sind, dass man sich übergeben muss oder ohnmächtig wird, ist das ein Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Insbesondere Schmerzen, die nicht ausreichend auf Schmerzmittel ansprechen, oder zusätzliche Schmerzen während der Periode, etwa beim Wasserlassen, Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr, sollten immer ärztlich abgeklärt werden.“

Tee, Wärme, Bewegung: Helfen Hausmittel bei extremen Regelschmerzen?

Prof. Dr. Mechsner: „Manche Hausmittel können tatsächlich helfen. Wärme und Tees mit antioxidativen Inhaltsstoffen sowie sanfte Bewegung können nachweislich Regelschmerzen lindern. Allerdings stoßen auch diese Maßnahmen irgendwann an ihre Grenzen. Wenn die Regelschmerzen dauerhaft extrem stark sind, sollte eine ärztliche Behandlung erfolgen. Insbesondere wenn die Schmerzen nicht nur während der Periode auftreten, sollte unbedingt eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe hinzugezogen werden.“

Was empfehlen Sie, um starke Menstruationsschmerzen zu lindern?

Prof. Dr. Mechsner: „Das hängt immer ein wenig davon ab, welche Maßnahmen bisher schon ausprobiert wurden. Wenn nur wenige Maßnahmen ergriffen wurden, können eine Ernährungsumstellung sowie regelmäßige physiotherapeutische oder Yoga-basierte Anwendungen bereits eine deutliche Linderung schaffen. Auch die Nutzung eines TENS-Geräts empfinden viele Betroffene als hilfreich. Allerdings stellen wir auch fest, dass viele Frauen bei der Einnahme von Schmerzmitteln eher zurückhaltend sind bzw. nicht ausreichend informiert sind, welche Schmerzmittel sinnvoll kombiniert werden können. Eine hormonelle Therapie, die zur vollständigen Blutungsfreiheit führt, ist ebenfalls eine valide Option und zeigt gute Therapieerfolge.“

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Welche Erkrankungen können hinter starken Regelschmerzen stecken?

Prof. Dr. Mechsner: „Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die starke Regelschmerzen verursachen können. Zu den akut auftretenden Erkrankungen zählen beispielsweise Eierstockzysten oder Entzündungen im Becken. Aber auch chronische Erkrankungen wie die Adenomyose oder Endometriose, bei denen gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst und dort zu Einblutungen und Vernarbungen führt, können zu starken Schmerzen führen.“

Wann sollte ich zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin gehen?

Prof. Dr. Mechsner: „Wenn die Menstruation jeden Monat zu starken Schmerzen führt, begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufproblemen oder auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Stuhlgang oder Wasserlassen, oder die Blutungen sehr stark sind, sollte auf jeden Fall eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe aufgesucht werden. In den frühen Stadien der Adenomyose oder Endometriose können trotz starker Schmerzen im Ultraschall noch keine eindeutigen Veränderungen sichtbar sein. Oft wird der Befund daher als normal bewertet. Trotzdem sollten solche Schmerzen immer ernst genommen und adäquat behandelt werden.“

Was kann ich tun, wenn meine Schmerzen nicht ernst genommen werden?

Prof. Dr. Mechsner: „Ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, einen Termin bei einer Gynäkologin zu bekommen und die Sprechzeiten oft begrenzt sind. Dennoch ist es wichtig, dass Sie sich mit Ihren Schmerzen ernst genommen und verstanden fühlen. Scheuen Sie sich nicht, die Ärztin oder den Arzt zu wechseln, und suchen Sie gezielt nach Kolleginnen und Kollegen, die Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von Adenomyose und Endometriose haben.“
 

Autor(in)

DAK Onlineredaktion

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