Intimpiercing: Schmuck oder Risiko?

Dieser Artikel wurde von der Online-Redaktion verfasst
Was ist ein Intimpiercing überhaupt?
Ein Intimpiercing ist Schmuck, der direkt an den Genitalien getragen wird. Dafür wird Haut oder Gewebe durchstochen, sodass ein kleiner Stichkanal entsteht, in den ein Ring oder ein Stab eingesetzt wird.
Menschen entscheiden sich dafür aus verschiedenen Gründen: Manche finden es einfach schön oder besonders, andere möchten ihre Sexualität ausdrücken und wieder andere hoffen, dass es das Lustempfinden steigert.
Und macht ein Intimpiercing Sex wirklich besser? Die Antwort ist nicht eindeutig. Manche spüren durch das Piercing mehr Reiz, andere gar nicht. Oft spielt auch der Kopf eine Rolle: Wenn du dich mit dem Schmuck selbstbewusster fühlst, kann das dein Erleben verstärken. Genauso kann es aber sein, dass ein Intimpiercing beim Sex stört oder weh tut.
Welche Intimpiercings gibt es?
Intimpiercings können ganz unterschiedlich aussehen – je nachdem, ob sie bei Frauen oder Männern gestochen werden und an welcher Stelle sie sitzen. Manche sind eher Schmuck, andere sollen beim Sex zusätzliche Reize bringen.
Bei Frauen gibt es verschiedene Arten von Intimpiercings – am häufigsten werden folgende gestochen:
- Klitorisvorhautpiercing: Sitzt in der Haut über der Klitoris – entweder waagerecht oder senkrecht. Die Klitoris selbst wird dabei nicht durchstochen, weil das zu riskant wäre.
- Christina-Piercing: Verläuft am Ansatz der Schamlippen nach oben Richtung Venushügel. Es ist von außen sichtbar und vor allem Schmuck.
Welche Intimpiercings gibt es für Männer? Diese Varianten sind bekannt:
- Prince Albert: Der Schmuck verläuft durch die Harnröhre und tritt unten an der Eichel wieder aus.
- Frenum: Sitzt unterhalb der Eichel am Penisschaft.
- Ampallang: Geht quer durch die Eichel – ein sehr seltenes und schmerzhaftes Piercing.
Wie wird ein Intimpiercing gestochen?
Wenn du ein Intimpiercing haben möchtest, solltest du unbedingt in ein seriöses Piercingstudio gehen. Ein gutes Studio erkennst du daran, dass es sauber arbeitet, auf Hygiene achtet und dir alle Schritte genau erklärt, bevor es losgeht.
Dort läuft es so ab:
- Die Stelle wird genau markiert.
- Alles wird gründlich desinfiziert.
- Mit einer sterilen Nadel wird das Gewebe durchstochen.
- Ein Ring oder Stab – meist aus Titan oder Chirurgenstahl – wird eingesetzt.
Zu Beginn wird oft ein etwas längerer Stab gewählt, damit Platz für Schwellungen bleibt. Später kannst du ihn anpassen lassen.
Tut ein Intimpiercing weh?
Kurz gesagt: ja. Die Genitalien sind stark durchblutet und voller Nerven, deshalb spüren die meisten den Stich deutlich stärker als bei einem Ohrpiercing. Der Schmerz ist meist kurz, aber intensiv.
Die gute Nachricht: Genau diese starke Durchblutung sorgt dafür, dass Intimpiercings relativ schnell heilen können – wenn du sie gut pflegst. Je nach Piercing dauert die Heilungsdauer zwischen vier und zwölf Wochen.
In dieser Zeit solltest du unbedingt folgendes beachten:
- Reinige das Piercing regelmäßig und nur mit sauberen Händen.
- Vermeide Vollbäder, Besuche in der Sauna, im Solarium oder im Schwimmbad.
- Trage lockere Kleidung, damit nichts scheuert.
- Und ganz wichtig: Kein Sex während der Heilungsphase – sonst steigt das Risiko für Infektionen stark an.
Intimpiercing: Risiken und Komplikationen
Ein Intimpiercing ist kein harmloser Schmuck, sondern immer auch eine frische Wunde im empfindlichsten Bereich deines Körpers. Solange sie nicht vollständig abgeheilt ist, können verschiedene Probleme auftreten – von Infektionen bis hin zu Verletzungen beim Sex. Deshalb solltest du dir die möglichen Risiken genau bewusst machen:
- Infektionen: Im warmen, feuchten Intimbereich können sich Bakterien besonders leicht vermehren. Eine Entzündung ist deshalb keine Seltenheit.
- Geschlechtskrankheiten: In den ersten Wochen steigt das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen wie HIV, HPV oder Chlamydien.
- Narben und Nervenschäden: Sitzt das Piercing zu nah an Blutgefäßen oder Nerven, kann das Gewebe verletzt werden. Im schlimmsten Fall spürst du dauerhaft weniger.
- Probleme mit Kondomen: Vor allem bei Prince Albert oder Ampallang können Schmuckteile Kondome beschädigen.
- Hängenbleiben: Selbst nach der Heilung kann es schmerzhaft sein, wenn du mit dem Schmuck irgendwo hängen bleibst – beim Sex oder auch im Alltag.
Worauf solltest du also bei einem Intimpiercing achten?
Wenn du ernsthaft über ein Intimpiercing nachdenkst, dann beachte diese Punkte:
- Ärztliche Beratung: Sprich vorher mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. So erfährst du, ob es gesundheitliche Risiken gibt.
- Studioauswahl: Nur ein erfahrenes, sauberes Studio kommt infrage. Achte auf die Hygienestandards.
- Geduld bei der Heilung: Nimm dir Zeit für die Pflege und sei vorsichtig.
- Warnzeichen erkennen: Bei Rötungen, Schwellungen oder Eiter: sofort ärztliche Hilfe holen.
Ein Intimpiercing ist kein harmloses Accessoire, sondern ein medizinischer Eingriff mit echten Risiken. Manche finden es schön oder erleben dadurch neue Reize. Andere merken keinen Unterschied oder haben Schmerzen. Wenn du über ein Intimpiercing nachdenkst, informiere dich gründlich, lass dich ärztlich beraten und wähle ein sehr gutes Studio. Und vergiss nie: Dein Körper ist auch ohne Piercing schön und wertvoll.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOSPS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Fachbereich der DAK-Gesundheit