Wenn Lärm krank macht

Lärm macht krank – und das oft, ohne dass wir es merken. Ob Straßenverkehr, Baustellen, Flugzeuge oder laute Nachbarschaft: Wer dauerhaft von Lärm umgeben ist, setzt Körper und Psyche einer unsichtbaren Belastung aus. Hier erfährst du, wie Lärm wirkt, welche gesundheitlichen Risiken bestehen und was du tun kannst, um dich zu schützen.
Was ist Lärm überhaupt – und wann macht er krank?
Lärm ist unerwünschter Schall, der als störend oder belästigend empfunden wird. Dabei ist die Wahrnehmung von Lärm subjektiv: Was für den einen Musikgenuss ist, kann für den anderen eine viel zu laute Belastung sein.
Die Wirkung von Lärm hängt nicht nur von der Lautstärke ab, sondern auch von Faktoren wie der Tageszeit, der Art des Geräuschs und der individuellen Empfindlichkeit. Du empfindest vielleicht ein leises Tropfen nachts als störender als lauten Verkehrslärm am Tag.
Typische Lärmquellen sind etwa:
- Straßenverkehr
- Schienenverkehr
- Fluglärm
- Industrieanlagen
- Baustellen
- Nachbarschaftslärm (etwa Rasenmähen, das Spielen von Instrumenten oder Staubsaugen)
- Freizeitaktivitäten (zum Beispiel Konzerte)
Physikalische Werte: Dezibel und Frequenz
Die Lautstärke von Geräuschen wird in Dezibel (dB) gemessen. Bereits ab 40 Dezibel kann der Schlaf gestört werden, ab 85 Dezibel besteht die Gefahr von Gehörschäden. Die Frequenz eines Geräuschs beeinflusst ebenfalls, wie störend es empfunden wird.
Hier geben wir dir einen Überblick, was verschiedene Lautstärken aus deinem Alltag bewirken können:
Geräuschquelle | Lautstärke (dB) | Wirkung |
Flüstern | 40 | kaum störend |
Normales Gespräch | 60 | akzeptabel |
Straßenverkehr | 80 | auf Dauer gesundheitsschädlich |
Presslufthammer | 100 | sofort gesundheitsschädlich |
Flugzeugstart | 140 | Schmerzgrenze, Gehörschäden |
So wirkt Lärm auf den Körper
Lärm beeinflusst unseren Körper auf vielfältige Weise – und das oft, ohne dass wir es direkt bemerken. Selbst dann, wenn Geräusche nicht bewusst als störend wahrgenommen werden, reagiert unser Organismus auf sie. Besonders problematisch wird es, wenn wir dauerhaft einer erhöhten Lärmbelastung ausgesetzt sind, etwa durch Verkehrslärm, Fluglärm oder durch laute Arbeitsumgebungen.
Das passiert, wenn wir dauerhaftem Lärmstress ausgesetzt sind:
- Stressreaktionen: Körper in Alarmbereitschaft
Wird Lärm als belästigend empfunden oder ist er ständig präsent, reagiert der Körper mit Stress. Unser autonomes Nervensystem schaltet in Alarmbereitschaft: Der Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung wird flacher, und der Körper schüttet vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Diese Reaktionen sind kurzfristig völlig normal, auf Dauer aber ein echtes Gesundheitsrisiko. - Herz-Kreislauf-System: Ein lautloser Risikofaktor
Ein dauerhaft erhöhter Schallpegel kann das Herz-Kreislauf-System überlasten. Studien zeigen , dass Menschen, die regelmäßig starkem Umgebungslärm ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen sowie Herzinfarkte und Schlaganfälle haben. Besonders nächtlicher Lärm ist kritisch, da der Körper hier eigentlich auf Erholung eingestellt ist. - Schlafstörungen: Erholung in Gefahr
Bereits Lärmpegel ab 40 Dezibel – also in etwa so laut wie ein leiser Kühlschrank – können den Schlaf stören. Das betrifft vor allem die Tiefschlafphasen, die für die Regeneration und das Immunsystem essenziell sind. Wer regelmäßig durch Lärm wach wird oder unruhig schläft, ist am Tag häufiger müde, unkonzentriert und gereizt. Chronische Schlafstörungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Folgen von Lärm. - Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentration leidet
Lärm beeinträchtigt nicht nur die Gesundheit, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit. Besonders dauerhafter Umgebungslärm senkt die Konzentrationsfähigkeit, verlängert Reaktionszeiten und steigert die Fehleranfälligkeit – ob im Büro, im Straßenverkehr oder in der Schule. Kinder, die in lärmintensiven Wohngegenden leben oder in der Schule häufig gestört werden, zeigen messbar schlechtere Lernergebnisse. - Immunsystem: Schwächung durch Dauerlärm
Anhaltender Lärmstress sorgt nicht nur für eine chronisch erhöhte Cortisol-Ausschüttung, sondern kann laut Studien auch den Blutzuckerspiegel erhöhen. Das wiederum steigert das Risiko für metabolische Erkrankungen (Stoffwechselstörungen, die Körperfunktionen beeinträchtigen) und belastet die körpereigenen Abwehrmechanismen.
Wichtig: Besonders tückisch ist, dass Lärm sogar dann wirkt, wenn wir ihn scheinbar „ausblenden“, zum Beispiel im Schlaf. So führt etwa nächtlicher Fluglärm selbst bei Menschen, die nicht aufwachen, zu Puls- und Blutdruckanstiegen. Auch wenn du Lärm nicht bewusst wahrnimmst, arbeitet dein Körper dagegen an – und das zehrt langfristig an deiner Gesundheit.
Wie Lärm unsere psychische Gesundheit und Schlafqualität beeinflusst
Lärm ist nicht nur ein physisches, sondern auch ein psychisches Problem – und das oft mit unterschätzten Folgen. Unser Gehirn reagiert auf störende Geräusche sehr sensibel. Besonders dauerhafter Umgebungslärm, wie etwa Verkehrslärm, kann die Psyche belasten, ohne dass wir die Ursache immer sofort erkennen.
- Dauerstress und Reizüberflutung: Ständiger Lärm versetzt den Körper in einen Zustand chronischer Alarmbereitschaft. Das führt zu innerer Unruhe, Reizbarkeit, Nervosität und anhaltender Erschöpfung. Dieser Lärmstress kann sogar entstehen, wenn wir uns bewusst gar nicht mehr „gestört“ fühlen, denn das Gehirn verarbeitet Geräusche auch unbewusst weiter. Gerade in Großstädten, wo Verkehrs- und Fluglärm zum Alltag gehören, empfinden viele Menschen eine permanente innere Anspannung – ohne genau zu wissen, woher sie kommt.
- Risiko für psychische Erkrankungen: Langfristige Lärmbelastung erhöht das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Die ständige Überreizung des Nervensystems durch Lärm schwächt die psychische Belastbarkeit. Besonders gefährdet sind Menschen, die keine ausreichenden Rückzugsorte haben, etwa durch schlecht isolierte Wohnungen oder Schichtarbeit in lauter Umgebung.
- Besondere Belastung für Kinder und ältere Menschen: Kinder, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, sind besonders empfindlich gegenüber Lärmquellen. Anhaltender Lärm im Wohn- oder Schulumfeld kann zu Konzentrationsstörungen, Lernproblemen und sogar Verhaltensauffälligkeiten führen. Auch ältere Menschen, deren Schlaf von Natur aus leichter und weniger tief ist, reagieren besonders sensibel auf nächtliche Lärmereignisse.
Langzeitfolgen von Lärmstress
Chronischer Lärm ist nicht nur unangenehm – er stellt ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Über Wochen, Monate oder Jahre hinweg kann dauerhafte Lärmbelastung zu tiefgreifenden gesundheitlichen Schäden führen, die häufig erst spät erkannt werden. Betroffen sind vor allem das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn – zwei Bereiche, die besonders empfindlich auf Dauerstress reagieren.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Langfristiger Lärm führt zu einer anhaltenden Aktivierung des autonomen Nervensystems. Dadurch bleiben Blutdruck, Herzfrequenz und Stresshormonspiegel dauerhaft erhöht, selbst im Schlaf. Das kann auf Dauer zu Bluthochdruck, Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.
- Schwerhörigkeit und Gehörschäden: Besonders gefährlich ist dauerhafter Lärm im höheren Dezibelbereich. Wer regelmäßig ohne Schutz in lauten Umgebungen arbeitet oder häufig laute Musik hört, riskiert ernsthafte Gehörschäden. Die feinen Sinneszellen im Innenohr, die für das Hören zuständig sind, können durch Lärm dauerhaft geschädigt werden, denn sie regenerieren sich nicht. Das Ergebnis ist oft eine Lärmschwerhörigkeit, die sich schleichend entwickelt, aber nicht rückgängig zu machen ist. Auch Tinnitus, das quälende Dauergeräusch im Ohr, zählt zu den möglichen Folgen.
- Verlust gesunder Lebensjahre: Wie groß das Problem ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Laut einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation gehen allein in Westeuropa jährlich mehr als eine Million gesunde Lebensjahre durch Verkehrslärm verloren. Dazu zählt nicht nur verlorene Lebenszeit durch vorzeitige Todesfälle, sondern auch Jahre mit reduzierter Lebensqualität durch Krankheiten wie Schlafstörungen, Depressionen oder Herzprobleme werden miteinbezogen. Die WHO zählt Verkehrslärm zu den gravierendsten umweltbedingten Gesundheitsrisiken nach der Luftverschmutzung.
Wer ist besonders gefährdet?
Bestimmte Gruppen sind besonders von den gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm betroffen:
- Bestimmte Berufsgruppen: Menschen, die in lauten Umgebungen arbeiten, etwa Arbeitende auf dem Bau oder in der Industrie, sind einem höheren Risiko ausgesetzt.
- Nachtschichtarbeitende: Sie sind besonders anfällig für Schlafstörungen durch Lärm.
- Bewohnende von Lärm-Hotspots: Menschen, die in der Nähe von Flughäfen, Bahnlinien oder stark befahrenen Straßen leben, sind stärker belastet.
- Hochsensible Personen: Sie empfinden Lärm intensiver und reagieren empfindlicher darauf.
- Kinder und ältere Menschen: Diese Gruppen sind besonders schutzbedürftig und leiden stärker unter den Folgen von Lärm.
Es ist wichtig, diese Risikogruppen besonders zu schützen und Maßnahmen zur Lärmminderung zu ergreifen.
Was hilft gegen Lärm? Schnell umsetzbare Sofort-Tipps
Lärm macht krank – das zeigen viele Studien eindeutig. Doch zum Glück bist du der ständigen Lärmbelastung nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt viele praktische Möglichkeiten, wie du dich im Alltag aktiv vor Lärmstress schützen kannst – und damit etwas für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden tust.
Natürlich lässt sich Verkehrslärm, Fluglärm oder der Baulärm nebenan nicht immer vollständig vermeiden, aber schon kleine Veränderungen können viel bewirken: Ein gut geschütztes Schlafzimmer, kurze Pausen in ruhiger Umgebung oder auch technische Lösungen wie lärmarme Geräte helfen beim Abschalten. Manche Maßnahmen sind sofort umsetzbar, andere erfordern etwas Planung, doch sie lohnen sich, denn: Wer weniger Lärm ausgesetzt ist, schläft besser, hat weniger Stress und lebt nachweislich gesünder.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich vor Lärm zu schützen:
- Persönliche Schutzmaßnahmen: Ohrstöpsel, lärmarme Geräte und schallisolierende Fenster können helfen – vor allem nachts.
- Ruhiges Wohnumfeld: Die Gestaltung eines ruhigen Wohnumfelds, etwa durch Pflanzen oder schallabsorbierende Materialien, kann Lärm reduzieren.
- Besserer Schlaf: Feste Schlafzeiten können die Schlafqualität verbessern.
- Stadtplanung und Architektur: Lärmschutzwände, Temporeduktion und die Förderung von Grünflächen tragen zur Lärmminderung bei. Das ist natürlich Aufgabe der Stadt, hier kannst du selbst nichts tun.
- Stresskompensation: Regelmäßige Ruhepausen und der Aufenthalt in ruhigen Umgebungen helfen, den Körper zu entspannen. Geh auch mal spazieren, um abzuschalten und dich zur Ruhe zu bringen.
Häufige Fragen zu Lärm, der krank macht
Kann man sich an Lärm gewöhnen – oder bleibt er immer belastend?
Obwohl man sich subjektiv an Lärm gewöhnen kann, reagiert der Körper weiterhin mit Stressreaktionen. Das bedeutet, dass Lärm auch dann gesundheitsschädlich ist, wenn man ihn nicht mehr bewusst wahrnimmt.
Wie laut ist mein Alltag wirklich? Gibt es Tools oder Apps zur Lärmmessung?
Ja, es gibt verschiedene Apps, mit denen du die Lautstärke in deiner Umgebung messen kannst. Einige helfen dir auch dabei, Lärmquellen zu identifizieren und gezielt Maßnahmen zu ergreifen.
Welche Rolle spielt die Tageszeit – ist nächtlicher Lärm schädlicher als tagsüber?
Nächtlicher Lärm ist besonders schädlich, da er den Schlaf stört und den Körper daran hindert, sich zu erholen. Dies kann langfristig zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen.
Was kann ich tun, wenn ich mich durch Lärm in der Wohnung belästigt fühle – zum Beispiel durch Nachbarn oder Straßenlärm?
Wenn du regelmäßig unter Lärmquellen im Wohnumfeld leidest, solltest du die Belastung dokumentieren. Sprich im ersten Schritt mit deinen Nachbarn oder deinem Vermieter. Bei anhaltender Lärmbelästigung kann das Ordnungsamt oder die Mieterschutzvereinigung weiterhelfen.
Fachbereich der DAK-Gesundheit
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