Depressionen: Das sollten Sie wissen
Diagnose und Symptome einer Depression
Im Leben gibt es immer Aufs und Abs, das ist ganz normal. Davon abzugrenzen sind Depressionen. Ist jemand länger oder stark niedergeschlagen, handelt es sich wahrscheinlich um eine Depression.
Ob eine Depression vorliegt, ermitteln Therapeutinnen und Ärzte immer in einem sorgfältigen und auf den individuellen Menschen abgestimmten Gespräch. Ausgehend vom persönlichen Leidensdruck geht es dabei darum, herauszufinden, welche Symptome im Einzelfall im Vordergrund stehen. Drei Aspekte werden dabei genauer betrachtet:
Die Dauer der Niedergeschlagenheit, die Haupt- und die verschiedenen Nebensymptome.
Eine Depression liegt demnach vor, wenn die Beschwerden
- zwei Wochen oder länger andauern,
- zwei von drei Hauptsymptomen und
- zwei oder mehr Nebensymptome vorhanden sind.
Hauptsymptome einer Depression sind:
- Depressive Stimmung
- Verminderter Antrieb
- Verlust von Interesse und Freude
Nebensymptome einer Depression sind:
- verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- übertriebene Zukunftsängste oder "Schwarzsehen"
- Suizidgedanken oder -versuche, Selbstverletzungen
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit
Abhängig von der Anzahl und der Stärke der Symptome unterscheidet man zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression.
Welche Arten von Depressionen gibt es?
Es gibt unterschiedliche Arten von Depressionen. Man unterscheidet zwischen unipolarer und bipolarer Depression, wobei bipolare Erkrankungen deutlich seltener sind. Zu den unipolaren Depressionen zählen die einzelne depressive Episode, die rezidivierende, also wiederkehrende Depression und die chronische Depression. Darüber hinaus gibt es weitere Arten der Depression wie die sogenannte Wochenbettdepression und die Winterdepression.
Depressive Episode
Es tritt eine einzelne depressive Episode auf, die einigen Wochen, aber auch mehrere Monate dauern kann. Nach dieser depressiven Episode klingt die Depression ab und die Betroffenen sind dauerhaft beschwerdefrei.
Rezidivierende Depression
Bei dieser Form der Depression treten in zeitlichem Abstand immer wieder depressive Episoden auf. Betroffene sind über einen begrenzten Zeitraum erkrankt. Zwischen zwei depressiven Episoden bessern sich die Symptome zwar oft oder gehen vollständig zurück, die Rückfallwahrscheinlichkeit ist jedoch hoch. Mit zunehmendem Alter steigt das Wiedererkrankungsrisiko und die Schwere der Episoden nimmt zu. Die rezidivierende Depression bildet mit der depressiven Episode die häufigste Form der Depression.
Chronische Depression
Verläuft die Depression nicht in Phasen, sondern kontinuierlich, handelt es sich um eine chronische Depression. Die Symptome sind meist weniger stark ausgeprägt, weshalb die Erkrankung häufig erst spät oder gar nicht erkannt wird.
Bipolare Störung
Treten neben den depressiven Phasen auch manische Phasen auf, spricht man von einer bipolaren oder auch manisch-depressiven Störung. Hierbei wechseln die Betroffenen zwischen extremer Niedergeschlagenheit einerseits und übertriebener Euphorie andererseits.
Wochenbettdepression
Manche Mütter entwickeln nach der Geburt eine postpartale Depression, die auch als Wochenbettdepression bekannt ist. Es ist eine schwere und länger anhaltende Depression. Symptome der Wochenbettdepression sind eine fehlende emotionale Bindung der Mutter zu Ihrem Baby bis hin zur Gefühlslosigkeit, ein emotional sehr labiles Verhalten der Mutter oder ausgeprägte Angst um das Kind. Diese Depression muss dringend behandelt werden, da sonst schwerwiegende Folgen für Mutter, Kind und Familie drohen. Davon abzugrenzen ist der sogenannte „Baby Blues“, der unbehandelt und nach kurzer Zeit abklingt.
Winterdepression
Umgang mit depressiven Menschen
Auch für Angehörige oder Freundinnen und Freunde ist eine Depression oft eine schwere Belastung. Partner, die die Erkrankung hautnah miterleben, fühlen sich oft hilflos und gleichzeitig verantwortlich für das Unglück ihres geliebten Menschen und leiden darunter, wie er immer mehr hinter der Krankheit verschwindet. In einigen Fällen kommt es zu sogenannten Co-Depressionen, bei denen betreuende Angehörige selbst zu Patienten oder zur Patientin werden.
Das hilft Angehörigen
Um einen Menschen während der Depression zu begleiten, braucht man viel Kraft und so viele positive Ressourcen wie möglich.
Hilfreich für Angehörige ist:
- Sich besonders gut um sich selbst zu sorgen
- Selbst Freundschaften pflegen und auch mal abschalten können
- Hilfe von Freunden annehmen, wenn sie sie anbieten
- Beratung von Sozialpsychiatrischen Diensten und anderen Institutionen des psychiatrischen Versorgungssystems nutzen
- Mit Betroffenen beim Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen BapK vernetzen und austauschen
- Wenn die Belastung zu groß ist, ist es sinnvoll, sich selbst therapeutische Hilfe zu holen. Denn nur wer gesund bleibt, kann für anderen da sein.
Welche Ursachen haben Depressionen?
Bei der Entstehung der Depression geht die Wissenschaft von einem komplexen Zusammenspiel von Veranlagung und neurobiologischen Störungen einerseits sowie psychosozialen Faktoren wie Traumatisierungen, Stress oder schwierigen Lebensverhältnissen andererseits aus.
Die Auslöser einer Depression können sehr individuell sein. Allgemein gilt, dass die Betroffenen unter einem Mangel der Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin leiden. Serotonin hat Einfluss auf die Stimmung, die Gefühle, den Appetit und die Sexualität. Noradrenalin hilft, Sinnesreize zu verarbeiten und ist an der Regulierung des Schlafs beteiligt.
Je nach genetischer Veranlagung sind manche Menschen stärker für psychische Erkrankungen anfällig als andere. Körperliche Erkrankungen wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion können Depressionen mitverursachen. Auch einschneidende Lebensereignisse wie der Verlust einer nahestehenden Person oder zwischenmenschliche Konflikte haben Einfluss auf das Risiko einer Depressionserkrankung. Manche Medikamente wie die Antibabypille, Kortison oder Herz-Kreislauf-Präparate können Depressionen fördern.
Behandlung einer Depression
Bei leichten Formen einer Depressionserkrankung erfolgt die Behandlung über eine Psychotherapie. Auch Medikamente können bei einer Depression zum Einsatz kommen: Antidepressiva helfen, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bei saisonal bedingten Depressionen hat sich eine Lichttherapie als wirkungsvoll erwiesen.
Mit Psychotherapie und Antidepressiva stehen zwei wirksame Methoden zur Besserung der Symptome von Depressionen zur Verfügung. Bei einer auf den Einzelnen passend zugeschnittenen Behandlung, sind die Prognosen der Erkrankung gut. Drei Viertel aller Patienten sind im Schnitt nach vier bis sechs Monaten genesen, haben aber ein erhöhtes Risiko, eine weitere depressive Episode zu erleben.
Um dem Risiko einer erneuten depressiven Episode zu begegnen, sind verschiedene Maßnahmen empfehlenswert. Dazu gehört die professionelle Abklärung von Symptomen sowie auch konkrete positive Aktivitäten, die man selbst durchführen kann. Das kann z.B. regelmäßige Bewegung, Schlafhygiene, Stressmanagement und eine gesunde, ausgewogene Ernährung sein. Außerdem empfiehlt es sich, z.B. mit psychotherapeutischer Unterstützung, einen Notfallplan zu entwickeln, der einen an die persönlichen Warnzeichen der Depression, Hilfsstrategien und Möglichkeiten der Unterstützung erinnert.
Quellenangaben