Neuroathletik: Wie du dein Nervensystem für deine Fitness aktivierst

Wusstest du, dass nicht nur deine Muskeln, sondern auch dein Nervensystem trainierbar ist? Genau darum geht es bei der Neuroathletik. Sie kann der Schlüssel zu einer besseren Beweglichkeit, weniger Schmerzen und mehr Leistung sein – egal, ob im Alltag oder im Sport. Bei uns erfährst du, was genau Neuroathletik ist, wie du verschiedene Übungen am besten ausführst und für wen sich neurofunktionelles Training eignet. Lass uns gemeinsam entdecken, wie du dein Nervensystem auf Erfolgskurs bringst!
Was ist Neuroathletik?
Neuroathletik ist eine Trainingsmethode, bei der das Nervensystem im Mittelpunkt steht. Anders als beim klassischen Muskeltraining geht es darum, die Prozesse im Gehirn zu verbessern, die unsere Bewegungen steuern. Sehen, Gleichgewichtssinn, Orientierung im Raum und Körperwahrnehmung – all diese Sinne arbeiten zusammen, um effiziente, schmerzfreie Bewegungen zu ermöglichen.
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Das Konzept stammt ursprünglich aus dem Leistungssport, wo Athletinnen und Athleten über gezieltes Hirnnerven-Training ihre Reaktionsgeschwindigkeit, Präzision und Körperkontrolle optimieren wollten. Heute profitieren nicht nur Spitzensportlerinnen und -sportler davon – auch für den Freizeitsport, die Rehabilitation und den Alltag wird Neuroathletik immer beliebter.
Der große Unterschied zu traditionellen Trainingsmethoden: Während klassisches Training oft einzelne Muskeln, Muskelgruppen oder Bewegungsabläufe isoliert anspricht, trainiert Neuroathletik die zentrale Schaltstelle jeder Bewegung – dein Gehirn.
Wie funktioniert Neuroathletik-Training?
Das Training für das Nervensystem setzt direkt bei der Steuerzentrale deines Körpers an: dem Gehirn. Ziel ist es, die Verarbeitung sensorischer Reize, die wir durch Sehen, Hören oder Fühlen wahrnehmen, zu trainieren - damit Bewegungen präziser, schneller und sicherer ablaufen. Die koordinativen Fähigkeiten – wie Reaktionsfähigkeit, Gleichgewicht, Kopplungsfähigkeit von Muskeln und Bewegungen – werden gestärkt und gezielt bestimmte Hirnregionen und Nervenbahnen aktiviert.
Typische Bestandteile neurologischer Übungen sind:
- Visuelles Training
Deine Augen liefern dir wichtige Informationen für jede Bewegung. Übungen wie das Verfolgen eines sich bewegenden Objekts, das Fokussieren auf einen Punkt oder die Arbeit mit einer Lochbrille, die mit Löchern statt Gläser ausgestattet ist, verbessern die Verarbeitung visueller Reize und die Hand-Auge-Koordination. - Gleichgewichtstraining
Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr sendet Signale ans Gehirn, um deine Körperhaltung zu steuern. Balancieren auf instabilen Untergründen oder einbeinige Standübungen fordern und verbessern dein vestibuläres System, welches zusammen mit dem Kleinhirn das Gleichgewicht, die Orientierung und Körperstabilität steuert. - Propriozeptives Training
Hier geht es um das feine Körpergefühl: Definiere, wo sich dein Arm oder dein Bein im Raum befindet, ohne, dass du dabei hinschaust. Übungen auf instabilen Flächen oder gezielte Gelenkbewegungen stärken deine Körperwahrnehmung. Wichtig ist auch, dass du deine Körpermitte stärkst. - Kognitive Übungen im Sport
Neuroathletik bindet auch das Gehirn als Denkorgan mit ein. Aufgaben, bei denen du schnell reagieren, Entscheidungen treffen oder Bewegungen unter erschwerten Bedingungen ausführen musst, trainieren deine kognitive Leistungsfähigkeit.
Lust, das Ganze mal selbst auszuprobieren? Hier findest du zwei einfache neuronale Übungen, die du bequem zu Hause ausprobieren kannst:
- Fixationsübung
Halte deinen Daumen etwa 30 Zentimeter vor dein Gesicht und fixiere ihn mit den Augen. Bewege ihn langsam von links nach rechts, während dein Kopf ruhig bleibt. Ziel: Die Augenbewegungen bewusst steuern. - Hand-Mobilisation
Unsere Hände sind zentrale Punkte für Bewegung und Wahrnehmung. Die zahlreichen Gelenke der Hand lassen sich leicht mobilisieren, etwa durch das Kreisen der Finger oder des Handgelenks – auch am Arbeitsplatz. Inspiration dazu findest du auch in unserem Artikel über Übungen gegen den Winkearm.
Wie du Neuroathletik in deinen Alltag einbauen kannst
Das Neuro-Training muss nicht kompliziert oder zeitaufwändig sein. Schon kleine Einheiten lassen sich leicht integrieren:
- Beim Warten auf den Kaffee: Augenübungen durchführen oder auf einem Bein balancieren.
Während kurzer Pausen: Zehn Wiederholungen einer Fixationsübung oder sanftes Kreisen des Kopfes in sogenannten Halbkreisen bis zur Schulter zur Stimulation des Gleichgewichtssinns.
Im Fitnessstudio: Vor dem klassischen Training ein paar kognitive Aufgaben einbauen, wie schnelles Reagieren auf akustische Reize.
Für wen ist Neuroathletik sinnvoll?
Neuroathletik-Training ist für alle spannend, die ihre Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit verbessern möchten. Zudem unterstützt es bei der Rehabilitation nach Verletzungen und hilft, diese zu vermeiden – unabhängig von Alter oder Fitnesslevel.
Gerade weil das neurofunktionelle Training am Ursprung der Bewegung, dem Nervensystem, ansetzt, kann sie vielseitig eingesetzt werden:
- Sportlerinnen und Sportler profitieren von einer besseren Reaktionsgeschwindigkeit, mehr Präzision und schnellerem Lernen neuer Bewegungsabläufe.
- Menschen mit Schmerzen oder Verletzungen nutzen Neuroathletik, um Bewegungsmuster neu zu programmieren. Gerade bei chronischen Beschwerden, die auf eine fehlerhafte Bewegungssteuerung zurückzuführen sind, können neurologische Übungen helfen, Schmerzen zu reduzieren und neue, schmerzfreie Bewegungsmuster zu etablieren.
- Reha-Patientinnen und -Patienten setzen Neuro-Training gezielt ein, um nach Operationen oder Verletzungen die Beweglichkeit, Stabilität und das Ansteuern der Muskulatur wiederherzustellen.
- Ältere Menschen profitieren davon, Gleichgewicht, Koordination und Gehirnleistung zu fördern – wichtige Faktoren, um Stürze vorzubeugen und die Selbstständigkeit zu erhalten.
Neuroathletik kann auch deine mentale Leistungsfähigkeit stärken. Denn regelmäßiges kognitives Training im Sport verbessert Konzentration und Stressresistenz.
Neuroathletik aus wissenschaftlicher Sicht
Wissenschaftlerinnen und Sportmediziner sind sich einig: Bewegungsqualität hängt entscheidend davon ab, wie gut das Gehirn Informationen aus den Sinnesorganen verarbeitet. Wenn zum Beispiel die Augen ein schwaches Signal senden oder das Gleichgewichtsorgan nicht optimal arbeitet, kann es zu unsauberen Bewegungen oder sogar Schmerzen kommen. Gezielte neurophysiologische Übungen können dabei helfen, solche Schwachstellen zu erkennen und Bewegungsabläufe zu verbessern. Zudem ist bekannt, dass Koordinationstraining die sportliche Leistungsfähigkeit verbessert.
Häufig gestellte Fragen rund um Neuroathletik
Welcher Sport eignet sich besonders für die mentale Gesundheit?
Fast jeder Sport ist gut für die mentale Gesundheit, vor allem Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, Tanzen und Yoga. Denn dadurch steigt das Glücksgefühl, die Stresshormone werden abgebaut und das psychische Wohlbefinden wird gestärkt.
Neuro-Training oder Neuroathletik sowie koordinative Sportarten wie etwa Ballsport fördern die Verbindung von Körper und Geist und haben so ebenfalls einen positiven Effekt auf die mentale Fitness.
Was ist neurophysiologisches Training?
Neuro-Training stärkt die Verarbeitung sensorischer Informationen im Gehirn. Ziel ist es, Bewegungsabläufe schneller, präziser und sicherer zu gestalten.
Wie wirkt sich Sport auf das Nervensystem aus?
Regelmäßige Bewegung stärkt nicht nur deine Muskulatur, sondern verbessert auch die neuronale Plastizität. Das heißt, dein Gehirn wird anpassungsfähiger und lernt neue Bewegungen schneller. Besonders effektiv ist gezieltes Neuro-Training, das verschiedene Systeme gleichzeitig anspricht, wie
- das visuelle System - verarbeitet alles, was wir sehen
- das vestibuläre System - steuert zusammen mit dem Kleinhirn unser Gleichgewicht und sorgt für die räumliche Orientierung
- und das propriozeptive System - vermittelt die Wahrnehmung der eigenen Körperposition und Bewegung.
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