Sexuelle Belästigung verstehen: Deine Gefühle zeigen dir die Grenze

Wann beginnt sexuelle Belästigung: Eine Frau, die am Schreibtisch sitzt, wird von einem Mann an den Schultern berührt.

Dieser Artikel wurde von der DAK-Onlineredaktion 

Du gehst über die Straße und jemand ruft dir einen anzüglichen Spruch hinterher. Du gehst tanzen und wirst ungefragt am Po angefasst. Genau das kann sexuelle Belästigung sein – und sie passiert viel öfter, als man denkt. Wichtig ist: Du entscheidest, was für dich okay ist und was nicht! Hier erfährst du, wo sexuelle Belästigung anfängt, wie du damit umgehen kannst und warum deine Grenzen für deine Gesundheit so wichtig sind.

Als Krankenkasse gehört es auch dazu, sich um die physische und psychische Gesundheit von jungen Menschen zu sorgen. Daher beschäftigen wir uns auch mit dem Thema sexuelle Belästigung, da eine solche Erfahrung neben medizinischem Einsatz auch Folgen für die körperliche und mentale Gesundheit haben kann.

Was ist sexuelle Belästigung?

Sexuelle Belästigung bedeutet, dass jemand deine Grenzen überschreitet – egal, ob mit Worten, Blicken oder Berührungen – egal, ob bei Mädchen oder Jungen, Mann oder Frau. Betroffene werden also mit Verhaltensweisen oder Bemerkungen des Gegenübers konfrontiert, die einen sexuellen Bezug haben und dir unangenehm sind. Das kann ein dummer Spruch über deinen Körper sein, ein anzüglicher Blick oder wenn dich jemand ohne zu fragen berührt.

Wichtig ist: Es zählt nicht, was die andere Person „eigentlich gemeint“ hat. Entscheidend ist, wie du dich dabei fühlst.

Das kann überall passieren und verschiedene Formen annehmen:

  • In der Schule oder am Arbeitsplatz, wenn Mitschülerinnen, Mitschüler oder Mitarbeitende sexuelle Witze auf deine Kosten machen oder dich anfassen, obwohl du das nicht möchtest.
  • Online, wenn dir jemand ungefragt intime Fotos schickt oder dich unter Druck setzt.
  • In der Freizeit, zum Beispiel auf Partys oder im Sportverein, wenn jemand dir zu nah kommt oder Sprüche klopft, die dir ein schlechtes Gefühl geben.

Sexuelle Belästigung hat viele Gesichter. Aber eins ist immer gleich: Du bestimmst, wo deine Grenze liegt.

Wie erkennst du sexuelle Belästigung? 

In der Theorie ist es ganz klar: Wenn jemand deine Grenzen überschreitet, ist das sexuelle Belästigung. Doch in der Realität ist es manchmal kniffliger. Vielleicht fragst du dich: „War das jetzt nur ein blöder Witz?“, oder „Übertreibe ich gerade?“ – solche Gedanken sind ganz normal. Bist du dir unsicher, dann höre auf deinen Körper und vertraue ihm. Wenn du dich unwohl fühlst, erstarrst du, zuckst innerlich zusammen oder bekommst Angst. Dies sind wichtige Signale, die dir zeigen, dass an der Situation, in der du dich befindest, etwas ganz und gar nicht stimmt. Höre auf diese Warnzeichen – sie helfen dir, Situationen einzuordnen und deine Grenzen zu erkennen und ernst zu nehmen.

Welche Arten von sexueller Belästigung gibt es? 

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Das Team von Doktorsex: Umut Özdemir, Dr. Sheila de Liz, Volker Wittkamp

Umut Özdemir, Dr. Sheila de Liz und Volker Wittkamp (v.li.) 

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Sexuelle Belästigung kann unterschiedlich aussehen. Manchmal ist sie laut und direkt, manchmal eher unterschwellig – aber immer unangenehm.

  • Verbal oder nonverbal: Dazu gehören Sprüche, zweideutige Witze oder Kommentare etwa über deinen Körper. Auch Blicke, Hinterherpfeifen oder Gesten können unangenehm sein, wenn sie unerwünscht sind.
  • Körperliche Übergriffe: Das sind Umarmungen oder Berührungen ohne dein Einverständnis. Selbst eine Hand auf der Schulter kann zu viel sein, wenn du das nicht möchtest.
  • Digitale Belästigung: Im Netz passiert Belästigung oft durch unerwünschte Nachrichten oder Bilder, die dir geschickt werden. Auch Druck, intime Fotos von dir zu verschicken, gehört dazu.

Wichtig: Auch wenn es auf den ersten Blick als „nur eine Kleinigkeit“ erscheint – sobald es sich für dich falsch anfühlt, ist es nicht in Ordnung. Deine Gefühle sind entscheidend, nicht die Meinung der anderen.

Flirt oder Belästigung – wo ist der Unterschied?

Ein Flirt kann Spaß machen – aber nur dann, wenn beide Seiten Lust darauf haben. Er lebt davon, dass gegenseitiges Interesse da ist und sich beide wohlfühlen. Ganz anders ist es bei Belästigung: Sie ist einseitig, unangenehm und passiert ohne deine Zustimmung. Vielleicht lacht die andere Person noch über ihren Spruch, für dich fühlt es sich aber unschön an – dann ist es keine harmlose Neckerei mehr. Wichtig ist: Nur du kannst entscheiden, ob etwas für dich okay ist oder zu weit geht.

Was tun bei sexueller Belästigung?

Wenn du merkst, dass jemand deine Grenzen überschreitet, hast du verschiedene Möglichkeiten, dich zu schützen:

  • Klar „Nein“ sagen: Sag laut und deutlich, dass du das nicht willst. Schäm dich nicht dafür, Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen – das ist in solchen Situationen oft sogar hilfreich.
  • Darüber reden: Sprich mit Menschen, denen du vertraust – Freundinnen und Freunde, Eltern oder Lehrkräfte. Geteilte Sorgen sind leichter zu tragen, und oft bekommst du hilfreiche Unterstützung.
  • Dokumentieren: Bei digitaler Belästigung hilft es, Screenshots zu machen oder Nachrichten zu speichern. So hast du Beweise, falls du dich später wehren oder Hilfe holen möchtest.
  • Hilfe holen: Du bist nicht allein. Es gibt Beratungsstellen, an die du dich jederzeit wenden kannst – auch anonym. Und auch wir als deine Krankenkasse haben Hilfsangebote, um dich bei möglichen seelischen Problemen zu unterstützen.

Wichtig: Wenn du sexuelle Belästigung erlebst, trägst du keine Schuld, sondern bist ein Opfer. Die Verantwortung liegt immer bei der Person, die dich belästigt.

Auswirkungen sexueller Belästigung

Sexuelle Belästigung hinterlässt nicht nur ein schlechtes Gefühl im Moment. Wenn so etwas öfter passiert, kann es deine Gesundheit belasten: Manche leiden unter dauerhaftem Stress, fühlen sich ständig angespannt, entwickeln Ängste oder schlafen schlechter. Deshalb ist es so wichtig, auf dich selbst zu achten. Das bedeutet, deine Gefühle ernst zu nehmen und gut für dich zu sorgen – auch dann, wenn andere das vielleicht kleinreden wollen. Vergiss nie: Du hast das Recht, respektiert zu werden. Deine Grenzen zählen, und niemand darf sie einfach übertreten.

Sexuelle Belästigung kann verunsichern, wütend machen oder Angst auslösen – und das ist auch vollkommen okay, aber du musst damit nicht allein klarkommen. Wichtig ist, dass du lernst, die Anzeichen zu erkennen, deine Grenzen klar zu setzen und dir Unterstützung zu holen, wenn du sie brauchst. Es ist völlig okay, Hilfe anzunehmen.

Hilfsangebote für Betroffene von sexualisierter Gewalt
Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530
Du benötigst Hilfe oder jemandem zum Reden, weil du sexuelle Gewalt erlebt hast und du nicht weißt, wie du damit umgehen und was du tun kannst?  Das Team des Hilfe-Telefons Sexueller Missbrauch ist für dich da. Unter der Telefonnummer 0800 22 55 530 erreichst du montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr eine Ansprechperson, die dich unterstützt und berät.
Weitere Informationen und Hilfsangebote bei sexuellem Missbrauch erhältst du Externer Linkhier
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