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Stressoren – die unsichtbaren Auslöser von Stress im modernen Alltag

Stressoren: Eine Frau stützt ihren Kopf ab, ein Mann legt seine Hand auf die Schulter

Stressoren sind die vielfältigen Faktoren, die unser biologisches Stressprogramm aktivieren und sowohl körperliches als auch psychisches Ungleichgewicht verursachen können. Während bei unseren Vorfahren vor allem physische Gefahren wie Raubtiere oder Rangkämpfe Stress auslösten, begegnen wir heute vor allem modernen Stressoren wie Zeitdruck, Informationsflut, Arbeitsbelastung und sozialer Isolation. Diese modernen Stressfaktoren beeinflussen unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit nachhaltig und machen das Verständnis von Stressoren im Alltag besonders wichtig.

Stressoren heute und früher

Während das biologische Stressprogramm über die Jahrtausende unverändert geblieben ist, gilt dies für die Faktoren, die dieses Programm aktivieren, also für die Stressoren, ganz und gar nicht. Für den Urmenschen waren die Verteidigung des eigenen Territoriums gegenüber feindlichen Artgenossen, die Erbeutung von Nahrung, Rangkämpfe sowie die Abwehr wilder Tiere wichtige Stressoren, die das körperliche Gleichgewicht bedrohten. Heute müssen wir mit ganz anderen Stressoren umgehen, die weniger unser körperliches als mehr unser seelisches Gleichgewicht bedrohen.

 

Moderne Stressfaktoren: Welche davon erlebst du?

  • Zeitstress: Termindruck, Hektik nicht nur im Arbeits-, sondern auch im Privatleben
  • Verkehrsstress: lange Fahrten zur Arbeit, Staus, Verspätungen
  • Informationsstress: Überfrachtung mit zu vielen Informationen oder Informationsmangel
  • Online-Stress: ständige Erreichbarkeit durch Smartphones etc.
  • Dichte-Stress: Überfüllung und Enge, z.B. in Bussen und Bahnen, auf Straßen, in Arztpraxen, Hörsälen und Geschäften, gleichzeitig Isolation und Anonymität in der Masse
  • Stress durch Unsicherheit und Zukunftssorgen

 

Stressoren in der Arbeitswelt 

Arbeit dient nicht allein dem Broterwerb. Über die Arbeit treten wir in Kontakt zu anderen Menschen und erleben Zugehörigkeit. Wir erfahren Anerkennung und Selbstbestätigung. Wir erproben und entwickeln unsere Fähigkeiten. Arbeit vermittelt uns das Gefühl von Sinnhaftigkeit und ist für viele ein wesentlicher Teil ihrer Identität. Wegen dieser großen Bedeutung der Arbeit verwundert es nicht, dass Stressoren, die im Arbeitsleben auftreten, im Stresserleben vieler Menschen ganz oben stehen. In den vergangenen Jahren haben sich die Arbeitswelt und damit auch die Arbeitsbelastungen dramatisch verändert. Die brutale Hitze am Hochofen. Der unbarmherzige Takt des Fließbandes. Der ungefilterte Staub in der Werkstatt. Bedingungen, die vor nicht allzu langer Zeit Menschen an ihrem Arbeitsplatz krank machten. In der Industrie sind viele Arbeitsplätze heute weniger gesundheitsschädlich. Und viel mehr Menschen arbeiten in sauberen, klimatisierten Räumen und mit Computern statt mit schwerem Gerät. Nicht nur äußerlich haben sich die Arbeitsplätze verändert. Auch der Charakter der Arbeit erfuhr durch globale Arbeitsteilung einen tiefgreifenden Wandel. Die Konkurrenz lauert längst überall auf der Welt, daher muss die Produktivität ständig steigen. Die Konsequenzen für viele Beschäftigte: Ihr Job wird laufend neu definiert, die Arbeit wird mehr und muss schneller gehen. In schrumpfenden Abständen müssen sie sich auf neue Technologien und geänderte Arbeitsabläufe einstellen. Statt der Füße oder der Arme schmerzt am Ende des Tages der Kopf: Er ist voll von Informationen, die zunehmend auf ihn einströmen und verarbeitet werden wollen

Wenn Arbeit stresst, dann liegt das heute selten an Zugluft, giftigen Gasen oder Lärm. Sondern eher an Stressfaktoren, denen mit Ohrenschützern oder Luftfiltern nicht beizukommen ist: zu hohes Arbeitspensum, steigender Zeitdruck sowie Unsicherheit über die berufliche Zukunft bis hin zur Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Die folgende Liste enthält Arbeitsstressoren, die von Beschäftigten unterschiedlicher Branchen in Mitarbeiterbefragungen immer wieder genannt werden. Welche davon treffen auch auf Ihren Arbeitsplatz zu?

Checkliste: Stressoren am Arbeitsplatz

  • Hoher Zeit- und Termindruck
  • Unzureichende Information durch Vorgesetzte und Mitarbeitende
  • Informationsüberflutung (z. B. durch E-Mails)
  • Unklare Zielvorgaben
  • Mangelnde Anerkennung der Leistung (kein positives Feedback)
  • Erlebte Ungerechtigkeiten, nicht eingehaltene Zusagen
  • Störungen bei der täglichen Arbeit (z. B. ständige Unterbrechungen oder schlechte Planung)
  • Einführung neuer Arbeitsmethoden und Technologien
  • Persönliche Spannungen (mit Kolleginnen oder Kollegen, Vorgesetzten, Kundinnen oder Kunden)
  • Überhäufung mit Aufgaben, ohne eigene Prioritätensetzungen vornehmen zu können
  • Unvorhergesehene Änderungen der Arbeitssituation ohne vorherige Absprache und Vorbereitung
  • Mangelndes Verständnis von Vorgesetzten und Kollegen oder Kolleginnen für Schwierigkeiten im beruflichen und auch privaten Bereich

Einladung zur Selbstreflektion: Welche Stressoren sind bei meiner Arbeit bedeutsam?

Stressoren im Privatleben

Für die meisten Menschen sind Partnerschaft und Familie Kraftquellen und Haltgeber. Dort erfahren sie Geborgenheit. Sie fühlen sich angenommen, so wie sie sind. Sie können sich fallen lassen und neue Energie tanken. Gemeinsame Erlebnisse von körperlicher und emotionaler Nähe und Vertrauen bilden einen regelrechten Schutzmantel, von dem die Belastungen des Alltags abgepuffert werden. Körperkontakt, Zärtlichkeit und Sexualität senken den Pegel der Stresshormone und erzeugen ein tiefes Gefühl von Entspannung und Wohlbehagen. Auf der anderen Seite kann aber gerade auch in emotional bedeutsamen Beziehungen starker Stress entstehen, wenn Konflikte schwelen und Streitereien den Alltag bestimmen. So zeigt sich in wissenschaftlichen Untersuchungen, dass die Trennung von der Partnerin oder dem Partner das Ereignis mit dem höchsten Stresswert überhaupt ist. Partnerschaftliche Beziehungen und das Familienleben werden durch die hohe Flexibilität und Mobilität, die die moderne Arbeitswelt erfordert, belastet. Gemeinsame Zeit zu verbringen, ist oft nur noch über komplizierte Terminabsprachen möglich. Für die Wochenpendler und -pendlerinnen verändert sich die Rolle in der Familie. Nicht selten empfinden sie sich wie ein Gast im eigenen Hause. Vom Alltag der Familie sind sie weitgehend ausgeschlossen.

Vielfältige tägliche Belastungen in Familien entstehen auch, weil es schwierig ist, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Der alltägliche Kampf darum, die eigenen Berufsziele mit den unterschiedlichen Bedürfnissen der Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen, erfordert viel Planung und oftmals Improvisation und stellt hohe Anforderungen an die Kommunikations- und Konfliktfähigkeit innerhalb einer Partnerschaft. Die Pflege von kranken und alten Familienmitgliedern bringt für die pflegenden Angehörigen enorme organisatorische und emotionale Belastungen mit sich, die sie nicht selten an ihre eigenen Belastungsgrenzen führen und zu einer Zerreißprobe für die ganze Familie werden können.

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  • Wo die Kernfamilie nicht in ein weiteres soziales Netz eingebunden ist, muss sie allein dem Druck der alltäglichen kleinen und großen Belastungen standhalten. Mangels anderer sozialer Beziehungen werden alle Kontakt- und Kommunikationsbedürfnisse auf die Partnerin oder den Partner projiziert. Gegenseitige Enttäuschungen sind regelrecht vorprogrammiert. So manche Partnerschaft ist hiervon überfordert und zerbricht, auch weil die Partnerinnen oder Partner versäumen, rechtzeitig, sorgfältig und regelmäßig ihre Beziehung zu pflegen, um ihr die nötige Stabilität zu verleihen.

    Stressoren im Privatleben: Welche erlebst du?

    • Zeitnot, Hetze
    • Schwierigkeiten, Berufs- und Privatleben miteinander zu verbinden
    • Große familiäre Verpflichtungen (z.B. im Haushalt, bei der Pflege von Angehörigen)
    • Unzufriedenheit mit der Verteilung der Hausarbeit
    • Ehe-/Partnerschaftskonflikte
    • Probleme mit den Kindern (z.B. Erziehung oder Schule)
    • Große soziale Verpflichtungen (z.B. in Vereinen oder Organisationen)
    • Gesundheitliche Probleme (z.B. Krankheiten, Folgen von Krankheiten oder chronische Leiden) bei mir oder anderen
    • Unstimmigkeiten im Verwandtenkreis
    • Finanzielle Sorgen (z.B. aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krediten)
    • Häufig wiederkehrende Auseinandersetzungen mit anderen Personen (z.B. Vermietenden, Mietenden oder in der Nachbarschaft)
    • Unzufriedenheit mit der Wohnsituation (z.B. Lärm, zu kleine Wohnung, schlechte Lage usw.)
    • Die Befürchtung einer drohenden Verschlechterung der bestehenden Lebenssituation (z.B. durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit)

    Einladung zur Selbstreflektion: Welche weiteren Stressoren sind für mich bedeutsam?

     

    Häufige Fragen zu Stressoren:

    Was ist der Unterschied zwischen Stress und Stressoren?
    Stress bezeichnet die körperliche und psychische Reaktion auf Belastungen, während Stressoren die auslösenden Reize oder Situationen sind, also die Belastungsfaktoren, die Stress hervorrufen.

    Was sind die häufigsten Stressoren?
    Typische Stressoren sind physikalische Reize wie Lärm oder Hitze, körperliche Belastungen (Schmerz, Schlafmangel), Leistungsdruck und Zeitdruck, soziale Konflikte oder Isolation sowie belastende Lebensereignisse.

    Was sind psychische Stressoren?
    Psychische Stressoren sind Belastungen, die in den Bereichen Kognition, Emotion oder sozialem Erleben liegen – z. B. Selbstzweifel, Leistungs- und Bewertungsdruck, unsichere Erwartungen oder innere Konflikte.

    Quellenangaben
    Aktualisiert am:
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