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Von einer Angststörung sprechen wir, wenn sich unser psycho-physisches Alarmsystem verselbstständig und von realen Auslösern abkoppelt. Die Angst ergreift von immer mehr Lebensbereichen Besitz, was die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigt. Anders als bei einer spezifischen Phobie, vermeiden Menschen mit einer generalisierten Angststörung nicht nur bestimmte Auslöser wie Spinnen, sondern haben in allen möglichen Situationen Ängste und Sorgen.
Die gute Nachricht: wenn man versteht, wie Ängste funktionieren, lassen sie sich oft sehr wirksam behandeln. Darüber mit Freunden und Angehörigen zu sprechen, ist dabei ein enorm wichtiger erster Schritt.
Wenn du dich oft nervös und angespannt fühlst, dir ständig Sorgen um andere Menschen machst oder das Gefühl hast, dein Angehöriger oder deine Freundin hat ihre Sorgen nicht im Griff, könnte vielleicht eine generalisierte Angststörung dahinterstecken. Hier findest du Informationen und Tipps, die weiterhelfen.
Angst ist zunächst keine Krankheit, sondern ein wichtiger Teil unserer menschlichen Biologie. Sie ist unser persönliches Alarmsystem – und verschafft sich mit unangenehmen Gefühlen und starken Körperreaktionen immer dann spürbar Gehör, wenn es brenzlig wird. Bei Angst schüttet der Körper unter anderem das Hormon Adrenalin aus, um Wachsamkeit und Reaktionsbereitschaft zu maximieren. Das hat unsere Vorfahren in der Steinzeit oft gerettet, wenn sie vor einem wilden Tier fliehen mussten. Auch negative Gedanken und Sorgen hatten und haben eine gewisse Existenzberechtigung, wenn sie dabei helfen, Gefahren im Vorfeld vorauszudenken und zu verhindern und Vorsorge für harte Zeiten zu betreiben.
Wieviel Angst und Zukunftssorgen gesund sind, ist keine ganz einfach zu beantwortende Frage. Zum einen, weil die Art, wie wir Ängste und Sorgen erleben, von unseren jeweiligen Lebensumständen, Erfahrungen und unserer Persönlichkeit abhängt. – Etwas ängstlicher oder pessimistischer zu sein als andere Menschen ist noch keine Angststörung.
Zum anderen aber auch, weil wir heute nicht mehr in den Umweltbedingungen leben, für die unser Angstsystem ursprünglich entstanden ist. Nur noch selten bedroht uns ein wildes Tier im Wald. Angst – wir sagen heute öfter: Stress – macht uns eher der Alltag in der Leistungsgesellschaft. Meist können wir nicht einfach davonlaufen, sondern sind Überlastung oder überhöhten Selbstansprüchen dauerhaft ausgesetzt. Weil unser Körper und unsere Seele aber immer noch mit den Mitteln der Vergangenheit reagieren, produziert unser überschießendes Angstsystem nicht nur große Risikofaktoren für viele körperliche Erkrankungen. Es zeigt sich auch in der Zunahme psychischer Probleme wie Angststörungen, die neben den Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen zählen.
Atemnot, Schwindel, Herzklopfen und Schweißausbrüche: Bei einer generalisierten Angststörung entwickeln die Betroffenen wirklichkeitsferne Befürchtungen – leiden dabei jedoch an sehr realen Angstsymptomen. Ihre Befürchtungen und Angstgefühle machen sich anders als bei Phobien nicht in erster Linie an bestimmten Auslösern fest. Sie können sich vielmehr auf alles Mögliche beziehen.
Bei einer generalisierten Angststörung wandern sorgenvolle Gedanken und Grübeleien von einer Situation und Person zur nächsten, also beispielsweise vom Ehemann, der mit dem Auto verunglücken könnte, zur eigenen beruflichen Zukunft oder Krankheiten, an denen man eventuell später leiden könnte. Anders als bei einer Panikstörung treten bei der generalisierten Angststörung die Symptome Herzrasen, Zittern, Übelkeit oder Schwindel in der Regel nicht anfallartig, sondern eher in wechselnder Konstellation auf und erzeugen einen furchtvollen Dauerzustand.
Zu den Symptomen, die mit der generalisierten Angststörung verbunden sind, gehören auch körperliche Reaktionen, wie Beispiel Übelkeit, Schwindel, Magenbeschwerden, Spannungskopfschmerzen, Schlafstörungen, Darmprobleme oder Muskelverspannungen. Angststörungen werden auch deshalb oft erst später erkannt, weil Betroffene sich zunächst meist wegen körperlicher Beschwerden an einen Arzt wenden.
Die Angsterfahrungen und die damit verbundenen körperlichen Reaktionen sorgen bei den Betroffenen für ein tiefes Gefühl der Unsicherheit.
Wenn du über mehrere Wochen ein Problem mit Angstgefühlen und sorgenvollen Grübeleien hast, solltest du auf jeden Fall mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber sprechen. Auf eine generalisierte Angststörung könnten diese Symptome hinweisen:
Zur Selbsteinschätzung kannst du dir folgende Fragen beantworten.
Einen digitalen Selbsttest findest du hier.
Bitte denk daran, dass dieser Test keine fachliche Diagnose ersetzen kann und wende dich für eine genaue Abklärung deiner Beschwerden an deine Hausärztin, einen Psychiater oder eine Psychotherapeutin. Zu einer Diagnosestellung gehört auch eine sorgfältige Überprüfung, ob deine Beschwerden körperliche Ursachen haben könnten.
Was eine generalisierte Angststörung konkret auslöst, ist noch Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Verschiedene Faktoren spielen offenbar eine Rolle dabei, dass einige Menschen eine höhere Anfälligkeit (Vulnerabilität) für diese Erkrankung haben. Dazu gehören:
Erforscht wird noch, ob das autonome Nervensystem bei den Betroffenen besonders leicht erregbar ist und sie die körperlichen Anzeichen von Angst daher auch stärker spüren als andere Menschen – und darauf wiederum auch mit stärkerer Angst reagieren.
Eine generalisierte Angststörung ist gut behandelbar. Sich Hilfe zu holen ist dafür unerlässlich, denn eine unbehandelte Angststörung geht – anders als eine einzelne Panikattacke – so gut wie nie einfach von selbst wieder weg.
Die generalisierte Angststörung kann mit
so behandelt werden, dass sich die Symptome der Erkrankung deutlich reduzieren lassen. Die Behandlung hat besonders im frühen Stadium sehr gute Erfolgsaussichten. Die Betroffenen können wieder am normalen Leben teilnehmen, sie lernen, negative Gedankenketten zu stoppen, sich in akuten Angstsituationen gezielt abzulenken und positive Glaubenssätze für sich zu entwickeln. Unterstützend kommen Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken zum Einsatz.
Wenn du einem Menschen nahestehst, der unter einer Angststörung leidet, hilfst du so am besten:
Angehörige und Freunde von Menschen mit Angststörungen stehen oft selbst unter einer großen Belastung. Nicht selten müssen sie ihr Leben zumindest für eine Zeit lang stark nach den Ängsten ihres Familienmitglieds ausrichten. Sei es in der gemeinsamen Vermeidung von Situationen, sei es, weil sie als beschützende Begleitperson im wörtlichen Sinne unersetzlich werden und sich fast gar nicht mehr von der kranken Person entfernen können.
Wichtig ist auf jeden Fall, auch für sich selbst Unterstützung zu organisieren, zum Beispiel über eine Selbsthilfegruppe, die du über den Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen finden kannst. Oder du nutzt unser Angebot DAK Veovita nutzen, um dich selbst therapeutisch unterstützen zu lassen.