Wechseljahre im Anflug: Die ideale Vorbereitung für das 1. Gespräch mit der Frauenärztin

Die Periode kommt nicht mehr regelmäßig, der Schlaf ist schlecht und die Stimmung oft von einem Moment auf den anderen am Boden? Neben den bekannten Hitzewallungen können das erste Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre sein. Zeit für ein Gespräch mit der Frauenärztin – denn gute Beratung ist nun das A und O. Woran sich erkennen lässt, wie gut sich Ihre Frauenärztin beim Thema Menopause auskennt und wie Sie sich optimal auf ein Gespräch vorbereiten können – erklärt die Ärztin und Wechseljahresexpertin Claudia Thorn.
Die Beschwerden, die mit den Wechseljahren kommen, sind vielfältig – und werden oft zunächst nicht mit den hormonellen Veränderungen im Körper in Verbindung gebracht. Viele Frauen sind sich außerdem unsicher, ob oder wann sie während der gynäkologischen Untersuchung Themen wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen ansprechen sollen.
Claudia Thorn ist Allgemeinmedizinerin und TCM-Expertin in Graz und berät in ihrer Praxis Frauen zum Thema Gesundheit und Vitalität in den Wechseljahren. Sie findet, dass die Sätze: „Für die Wechseljahre sind Sie noch zu jung“ oder „Das ist einfach das Alter“ oder „Da muss man eben durch“ Frauen heutzutage nicht mehr hören müssen. Sie empfiehlt:
„Suchen Sie sich eine Gynäkologin, die Sie und das Thema Wechseljahre ernst nimmt. Und die sich mit den vielfältigen körperlichen Veränderungen rund um die Menopause wirklich auskennt und die Beschwerden, die Sie haben, richtig zuordnen kann.“
Wie erkenne ich, ob sich meine Frauenärztin wirklich mit dem Thema Wechseljahre auskennt?
Für thematische Kompetenz stehen zunächst einschlägige Textbeiträge auf der Website der Praxis, Zertifikate, Weiterbildungen aber auch spezielle Angebote wie zum Beispiel Hormonsprechstunden. Auch Rezensionen von Patientinnen können hilfreich sein.
Ein wichtiges erstes Zeichen im Termin selbst: Die Ärztin oder der Arzt nimmt sich Zeit – für ein echtes Gespräch, in dem nicht nur abgefragt, sondern auch zugehört wird.
„Aktives Zuhören ist elementar“, sagt Claudia Thorn. „Dazu gehört auch, dass nach Lebensstil, Ernährung, bisherigen Beschwerden und Maßnahmen gefragt wird – nicht nur nach dem Zyklus.“
Eine gute Begleitung erkennt, dass nicht jede Frau dasselbe braucht – und dass viele unterschiedliche Wege möglich sind. Was für die eine Frau passt, kann für die andere Katastrophe sein. Diese Selbstbestimmtheit sollte unterstützt und nicht untergraben werden.
Gibt es eine Frage, die die Kompetenz „entlarvt“?
Als eine einfache Testfrage, deren Antwort bereits viel verrät, schlägt Claudia Thorn diese vor:
Könnte es sein, dass meine Beschwerden mit den Wechseljahren zusammenhängen – auch wenn meine Periode noch kommt?
Wenn die Antwort darauf zum Beispiel lautet:
- „Dafür sind Sie noch zu jung“,
- „Das ist ganz normal in Ihrem Alter – da müssen Sie durch“,
- „Die Regel kommt doch noch, also kann es das nicht sein“
sei das ein klares Warnsignal und sollte dazu motivieren, sich nach Alternativen umzuschauen.
„Manche Gynäkologen glauben, Wechseljahre beginnen erst mit dem Ausbleiben der Regel. Aber sie starten oft viele Jahre davor – mit Hormonschwankungen, die zahlreiche Beschwerden verursachen. Wer das nicht mitdenkt, ist beim Thema Wechseljahre nicht gut genug im Thema – und wird ganz sicher nicht bei unspezifischen Symptomen wie Gliederschmerzen auf die richtige Diagnose kommen. “
Dr. Claudia Thorn
Allgemeinmedizinerin & Expertin für Frauengesundheit
Dr. Claudia Thorn ist Allgemeinmedizinerin mit Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin sowie Expertin für Frauengesundheit. In der von ihr gegründeten Dr. Claudia Thorn Academy begleitet und berät sie Frauen in den Wechseljahren - dabei ist ihr der ganzheitliche Ansatz besonders wichtig. In ihrer Academy bringt sie ihr medizinisches Fachwissen aus der westlichen Welt mit der Weisheit der TCM. Ihr Ziel ist es, Frauen in ihre volle Kraft und Balance zu bringen.
Was erwartet mich bei dem ersten Wechseljahres-Gespräch mit meiner Frauenärztin?
Vielleicht wurde extra ein Termin vereinbart, vielleicht gibt es auch gar kein „erstes offizielles Gespräch“, sondern das Thema Wechseljahre kommt beiläufig bei einem Routinebesuch auf.
Wie dem auch sei, Ausgangspunkt sollte auf jeden Fall eine ausführliche Anamnese sein, für die sich die Ärztin Zeit nimmt, um herauszufinden: Welche Probleme gibt es genau, wo gibt es familiäre Vorbelastungen und körperliche Veränderungen?
Ein Hormonstatus wird dagegen nicht routinemäßig gemacht. Viele Frauen erwarten ein Blutbild als klaren Beweis für die Wechseljahre. Doch hier bremst Claudia Thorn die Erwartungen, denn der Hormonstatus zeigt immer nur eine Momentaufnahme.
„Er ist gerade in der Perimenopause, also der Phase der größten Hormonschwankungen, oft wenig aussagekräftig. Eine Untersuchung, die ich regelmäßig empfehle, ist dagegen eine frühzeitige Knochendichtemessung, denn Osteoporose ist eine der stillen, aber folgenreichen Risiken nach der Menopause.“
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Kosten der Untersuchungen – das sollten Sie wissen
Untersuchungen des Hormonstatus ordnen die Frauenärztin oder der Frauenarzt in der Regel nur bei bestimmten medizinischen Indikationen wie zum Beispiel starkem Haarwuchs im Gesicht an. In diesen Fällen werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei Wechseljahresbeschwerden gibt es keinen Ansatz, der für alle Frauen gleichermaßen funktioniert „Was für die eine Frau passt, kann für die andere ein No-Go sein. ‚One size fits all‘ funktioniert hier einfach nicht,“ unterstreicht Claudia Thorn.
Bei stärkeren Beschwerden kann eventuell eine individuell dosierte Hormonersatztherapie der richtige Weg sein. Doch auch pflanzliche Verfahren mit Phytohormonen sowie die traditionelle Kräutermedizin sowie Akupunktur zeigen bei vielen Frauen sehr gute Ergebnisse. Und oft ist auch die Kombination aus mehreren Ansätzen genau das, was dazu führt, dass Frauen sagen: Mir geht es wieder richtig gut!“
„Wichtig ist immer wieder: die Standardlösung gibt es nicht, denn, wirklich jede Frau ist individuell. Und das bedeutet; das echte Gespräch auf Augenhöhe, in dem der Arzt oder die Ärztin fragt: Womit fühlen Sie sich wohl, was kommt für Sie persönlich infrage und was können Sie selbst tun? – ist und bleibt das wichtigste Element der Therapie von Wechseljahresbeschwerden überhaupt.“
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Vorbereitung auf das Gespräch bei der Frauenärztin
Mit dieser Checkliste können Sie sich individuell auf das Wechseljahresgespräch vorbereiten. Notieren Sie am besten wichtige Stichworte während des Gesprächs und scheuen Sie sich nicht, offen anzusprechen, was Sie belastet – auch wenn es zunächst unangenehm erscheint. Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Und wenn Sie das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden: Holen Sie sich eine zweite Meinung – ein Arztwechsel ist jederzeit möglich.
Selbst beantworten und zum Termin mitbringen (Zyklus- und Symptomtagebuch)
- Welche Beschwerden habe ich – körperlich, emotional, im Alltag?
- Welche Veränderungen am Zyklus oder an meinem Körper habe ich bemerkt?
- Gibt es gesundheitliche Vorbelastungen in meiner Familie (beispielsweise Osteoporose, Schlaganfall, Brustkrebs)?
- Welche Erwartungen habe ich an das Gespräch? Was wünsche ich mir an Unterstützung oder Aufklärung?
- Habe ich konkrete Fragen zu Hormonen, pflanzlichen Mitteln oder anderen Behandlungswegen?
Tipp: Empfehlenswert ist es, das Zyklus- und Symptomtagebuch über mehrere Wochen zu führen und zum Termin mitzubringen.
Fragen für die Sprechstunde
- Könnten meine Beschwerden mit den Wechseljahren zusammenhängen – auch wenn meine Periode noch kommt?
- Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Wechseljahre?
- Welche Therapieoptionen empfehlen Sie in meinem Fall – und warum?
- Welche Formen der Hormonersatztherapie kommen infrage (beispielsweise Tablette, Pflaster, Gel)?
- Ist eine Hormonbestimmung sinnvoll?
- Ist sie auch bei hormoneller Verhütung aussagekräftig?
- Werden die Hormonuntersuchungen von der Krankenkasse übernommen oder muss ich sie selbst zahlen?
- Was kann ich selbst tun, um meine Beschwerden zu lindern oder Folgeerkrankungen vorzubeugen?
- Wie lange dauern die Wechseljahresbeschwerden in der Regel – und wann bessern sie sich?
Sakhi A. Noori
Mediziner bei der DAK-Gesundheit