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Warum Stillen so gut für Babys ist

Stillen oder Flasche?: Mutter stillt im Bett ihren Säugling und lächelt entspannt

Richtig zu stillen ist für viele Frauen am Anfang gar nicht so einfach. Geschwollene und entzündete Brustwarzen erschweren frischgebackenen Müttern das Stillen häufig. Stillen trotz Schlupfwarzen und das Verwenden von Stillhütchen sorgen für zusätzliche Probleme beim Stillen eines Neugeborenen. Trotzdem sollten Frauen versuchen, bei anfänglichen Stillschwierigkeiten durchzuhalten. Denn das Stillen bietet Mutter und Kind viele Vorteile. Zudem ist Muttermilch nachweislich die beste Nahrung für Babys. „Die Zusammensetzung der Muttermilch ist optimal an die Bedürfnisse Ihres Säuglings angepasst“, verrät Silke Willms, Ernährungswissenschaftlerin bei der DAK-Gesundheit. „Es ist faszinierend, welche positiven Effekte etwas so Natürliches wie Stillen hat.“ Richtiges Stillen wirkt sich nämlich auf breite Bereiche der Gesundheit aus.

Darum ist richtiges Stillen so gut für das Baby

  • Stillen ist durch die Fettsäuren und den Milchzucker risikosenkend für Durchfall.
  • Antikörper und keimabwehrende Eiweiße, die durch das Stillen aufgenommen werden, verhindern Mittelohrentzündungen besser.
  • Stillen senkt das Risiko für plötzlichen Kindstod.
  • Stillen ist unglaublich praktisch: Mütter sparen Zeit und Geld, weil sie kein Milchpulver kaufen und keine Flaschen sterilisieren müssen. Denn stillende Mütter haben das perfekt temperierte und hygienisch einwandfreie Essen für das Baby immer dabei.
  • Stillen unterstützt durch Omega-3-Fettsäuren in der Muttermilch die Entwicklung des Gehirns und der Nerven.
  • Das Stillen hat den Vorteil, dass das Eiweiß der Muttermilch im Gegensatz zum Kuhmilcheiweiß leichter verdaulich ist.
  • Stillen beugt aufgrund bestimmter Inhaltsstoffe in der Muttermilch Allergien und Asthma vor. Denn durch das Saugen an der Brust werden bestimmte Hormone ausgeschüttet, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken.
  • Stillen stärkt die Mutter-Kind-Bindung.
  • Stillende Mütter fördern die Rückbildung der Gebärmutter nach der Entbindung.
  • Stillen senkt das Risiko der Mutter, an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken.
  • Die Ernährung mit Muttermilch senkt die Wahrscheinlichkeit auf späteres Übergewicht der Kleinen, weil sie nicht überfüttert werden.

Richtig stillen

Wie oft sollen Mütter ihre Babys für richtiges Stillen anlegen?

Generell entscheidet der Säugling, wie häufig die Mutter ihn stillen muss. Denn der individuelle Bedarf des Babys ist entscheidend. Im Durchschnitt stillen Mütter ihre Babys in den ersten Wochen circa acht bis zwölf Mal bei einem 24-Stunden-Rhythmus. In Ausnahmefällen, wenn Babys beispielsweise zu wenig zunehmen, müssen sie zum Trinken geweckt werden.

Wie lange sollte ich stillen?

„Die ersten vier bis sechs Monate ist Muttermilch in jedem Fall das Beste, was Sie Ihrem Baby geben können“, erklärt Willms. Hinzu komme, ergänzt die Ernährungsexpertin, dass Muttermilch besonders bekömmlich und gut zu verdauen sei für den empfindlichen, unausgereiften kleinen Magen-Darm-Trakt der Säuglinge. Muttermilch bereitet zudem auf die große Palette an Geschmacksvielfalt des späteren Essens vor, weil die Geschmacksstoffe von dem, was die Mutter gegessen hat, in die Milch übergehen. Auch wenn Babys schon Beikost bekommen, sollten Mütter ruhig weiter stillen, so lange es Mutter und Kind gefällt.

Schadstoffe in der Muttermilch durch Diät, Rauchen oder Alkohol

Solange Mütter stillen, können sie den Schadstoffgehalt durch eine bewusste Ernährungsweise mit natürlichen Lebensmitteln und Getränken steuern und klein halten. Das bedeutet: keine Genussmittel wie Zigaretten, Alkohol oder Kaffee. Benötigen Sie Arzneimittel, lesen Sie die Packungsbeilage und besprechen Sie eine eventuelle Einnahme mit Ihrem Frauen- oder Hausarzt. Gegen Schadstoffe aus der Umwelt können sich die Mütter kaum wehren. „Zum Glück ist der Dioxin-Gehalt in der Muttermilch in den vergangenen 25 Jahren um über 80 Prozent zurückgegangen“, berichtet Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Gründe dafür sind unter anderem die sinkende Dioxinbelastung in der Umwelt und die geringeren Konzentrationen in Futter- und Lebensmitteln. Auch von einer strikten Diät sollte während der Stillzeit abgesehen werden.

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Baby stillen: Tipps von Hebamme Aleyd von Gartzen

Kaum eine Frage beschäftigt und verunsichert werdende und junge Mütter mehr als das Thema Stillen. Hier verrät die ehemalige Beauftragte für Stillen und Ernährung des Deutschen Hebammenverbandes, Aleyd von Gartzen (Foto), alles Wichtige zum Thema: 

Inwiefern profitieren Mutter und Kind vom Stillen?

Aleyd von Gartzen: "Je länger eine Frau stillt, umso deutlicher sinkt ihr Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie für Diabetes Typ 2. Das haben Studien gezeigt. Beim Kind trägt das Stillen vor allem einen wesentlichen Teil zur Prävention von Adipositas, entzündlichen Darmerkrankungen und auch Diabetes bei. Ein Grund dafür liegt offenbar im Darm: Muttermilch trägt erheblich dazu bei, dass sich die Darmflora eines  Kindes gesund entwickelt. Eine gesunde Darmflora ist für die Gesundheit eines Menschen eine wichtige Voraussetzung, das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen."
Hebamme Aleyd von Gartzen

Aleyd von Gartzen: Beauftragte für Stillen und Ernährung des Deutschen Hebammenverbandes

Wie lange sollten Mütter am besten stillen?

Aleyd von Gartzen: "Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. „Ausschließlich“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Baby nichts anderes bekommt als Muttermilch und benötigte Medikamente. Anschließend sollte das Kind mit altersentsprechender Beikost ernährt werden und nach seinem Bedarf weiter gestillt werden. Wenn es um den Zeitpunkt der Einführung von fester Nahrung geht, dann ist es wichtig sich weniger am genauen Alter des Kindes sondern mehr an seinen Reifezeichen zu orientieren. Das Kind sollte mit nur wenig Unterstützung sitzen können und fähig sein Dinge in die Hand zu nehmen und in den Mund zu stecken. Es gibt Kinder, die bereits mit fünf Monaten reif für Beikost sind, viele aber auch erst später. Ich rate deshalb davon ab, sich genau an standardisierte „Ernährungspläne“ zu halten, sondern empfehle sehr sich an der Entwicklung des eigenen Kindes zu orientieren. Generell rate ich dazu, im ersten Lebensjahr Muttermilch als Hauptnahrungsmittel beizubehalten. Davon profitiert nicht nur das Kind, sondern auch die Mutter."

 

 

Was kann ich tun, wenn es mit dem Stillen nicht klappt?

Aleyd von Gartzen: "Ich rate jeder werdenden Mutter, sich bereits während der Schwangerschaft mit dem Thema Stillen zu beschäftigen: Hören Sie sich um, beschaffen Sie sich Informationen und sprechen Sie mit Ihrer Hebamme darüber. Wenn das Kind erstmal da ist, werden viele Frauen beim Stillen leider nicht ausreichend unterstützt: In der Regel befinden sie sich nach der Geburt maximal drei Tage in der Klinik – hier geht es meist hektisch zu und die Frauen werden wieder nach Hause entlassen, ohne dass ihnen jemand in Ruhe zeigen konnte, wie sie ihr Kind richtig anlegen. Kaputte Brustwarzen, Entzündungen und Milchstau sind eine nicht seltene Folge. Das ist dann der Punkt, an dem viele Frauen verständlicherweise nicht mehr stillen mögen. Bei guter Hilfe durch eine Hebamme sind die Probleme jedoch fast immer in den Griff zu bekommen und ein Abstillen kann vermieden werden. Zu einem guten Gelingen des Stillens trägt auch ein ruhiges und entspanntes Wochenbett bei. In dieser besonderen Zeit, die weltweit ca. 40 Tage dauert, können Sie sich ganz in Ruhe kennenlernen und die „Flitterwochen zu dritt“ genießen. In entspannter Atmosphäre und mit Unterstützung von Familie und Hebamme klappt es in den meisten Fällen auch mit dem Stillen."

Was mache ich, wenn ich mich beim Stillen nicht wohlfühle?

Aleyd von Gartzen: "Wenn Sie nicht mehr Stillen wollen, dann ist es auch in Ordnung. Es ist immer Ihre eigene Entscheidung, in die Ihnen niemand reinreden sollte. Lassen Sie sich beim Abstillen von Ihrer betreuenden Hebamme beraten. Achten Sie bitte darauf, dass Sie sich beim Füttern Zeit lassen und  weiterhin viel Hautkontakt haben. Kuscheln Sie mit Ihrem Baby und halten Sie es mal auf der linken und mal auf der rechten Seite, während Sie ihm die Flasche geben."

 

Stillen und Zahngesundheit

Stillen ist gut für die Kieferentwicklung

„Stillen fördert eine optimale Kieferentwicklung und Mundmotorik, denn die Brust passt sich dem kindlichen Kiefer individuell an“, erklärt die Zahnexpertin der DAK-Gesundheit, Dr. med. dent. Roschan Farhumand. Das hat auch zur Folge, dass Kinder, die gestillt wurden, in der Sprachentwicklung begünstigt sind. Denn die entsprechende Mundmuskulatur ist besser ausgebildet. Darüber hinaus trainiert das Stillen den richtigen Lippenschluss bei den Kleinen, der für die Nasenatmung wichtig ist, und für das Sprechenlernen. Es ist darum nicht verwunderlich, dass Aufzeichnungen belegen, dass gestillte Kinder seltener eine kieferorthopädische und logopädische Behandlung benötigen.

Stillen schadet den Zähnen nicht

Experten entwarnen: Der Laktosegehalt in Muttermilch ist eindeutig kein Risikofaktor für frühkindliche Karies. Der Zweifachzucker Laktose ist nicht zahnschädlich, weil er nicht im Mund, sondern erst im Magen-Darm-Trakt aufgespalten wird. „Außerdem gibt es zusätzliche Substanzen in der Muttermilch, die sogar vor bestimmten Bakterien schützen, die Karies verursachen“, sagt Dr. Farhumand. Auch das nächtliche Stillen schadet Milchzähnen nicht. Viel wichtiger ist es, bereits das erste Milchzähnchen gründlich und regelmäßig alle zwölf bis maximal 24 Stunden zu putzen. Anders kann es sich beim Fläschchen geben mit industriell hergestellter Säuglingsnahrung verhalten. Aber auch dauerndes Nuckeln am Fläschchen mit Leitungswasser ist schädlich, denn es verdünnt den wertvollen Speichel, der den Zahnschmelz der Milchzähne stärkt.

Stillen und Zähne: Die Trinktechnik ist entscheidend

Bekommt ein Baby das Fläschchen, werden die Zähne ganzheitlich mit der Milch umspült. Anders ist es beim Stillen: Das Kind zieht durch das starke Saugen die Muttermilch direkt in den hinteren Teil des Mundes, sodass die Zähne gar nicht oder nur wenig mit der Milch in Berührung kommen. Dort hinten schluckt das Kind die Milch mit einem Reflex herunter.

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