Lipödem: Ursache, Symptome, Stadien & Behandlungsmöglichkeiten

Lipödem: Eine junge Frau mit starkem Übergewicht übt Yoga

Schwere, schmerzende Beine, Druckempfindlichkeit oder ungleichmäßige Proportionen an Hüfte, Ober- oder Unterschenkel – all das kommt dir bekannt vor? Diese Symptome können Anzeichen für ein Lipödem sein. Viele Betroffene bemerken die ungleiche Fettverteilung erst nach und nach und fragen sich, was genau dahintersteckt und was sie dagegen tun können. Wir klären auf, was ein Lipödem eigentlich ist, wie es entsteht und welche Symptome typisch sind. Erfahre, wie du dich selbst testen kannst und wann ärztliche Hilfe angebracht ist. 

Was ist ein Lipödem? 

Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die vor allem Frauen betrifft und die sich auf die Fettverteilung im Körper auswirkt – oftmals spricht man daher von einer Fettverteilungsstörung. Typisch sind Fettansammlungen an den Beinen, der Hüfte und dem Gesäß und manchmal auch an den Armen, während der Oberkörper meist schlank bleibt. Füße und Hände sind nicht betroffen. Neben der veränderten Körperproportion treten Schmerzen, Druck- und Berührungsempfindlichkeit auf. Die Betroffenen berichten zudem von verstärkter Neigung zu blauen Flecken.

Das Lipödem und die Beschwerden können sich ohne gezielte Behandlung verschlimmern – häufig nehmen Spannungsgefühl, Berührungsschmerze und Bewegungseinschränkungen zu. Eine rechtzeitige Diagnose und eine konsequente Therapie können dabei helfen, die Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Adipositas und Lipödem – zwei verschiedene Erkrankungen

Adipositas und Lipödem werden oft miteinander verwechselt, da ein Großteil der an Lipödem erkrankten auch eine Adipositas haben. Sie haben jedoch unterschiedliche Merkmale. Während Adipositas durch eine allgemeine Zunahme des Körperfetts entsteht – meist bedingt durch ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch –, handelt es sich beim Lipödem um eine Fettverteilungsstörung, die hormonell und genetisch beeinflusst wird.
Adipositas oder Übergewicht sind also nicht die Ursache eines Lipödems. Allerdings kann ein höheres Körpergewicht die Beschwerden verstärken: Das zusätzliche Fettgewebe erhöht den Druck auf die betroffenen Bereiche, was Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen verschlimmern kann. Eine Gewichtsreduktion und eine angepasste Ernährung bei einem Lipödem helfen deutlich, die Symptome zu lindern.

Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es beim Lipödem?

Die genauen Ursachen für ein Lipödem sind noch nicht eindeutig geklärt. Hinweise deuten auf ein Zusammenspiel aus Veranlagung, Hormonen und Veränderungen im Gewebe hin:

  • Genetische Veranlagung: Das Lipödem tritt gehäuft in Familien auf, was auf eine erbliche Disposition hinweist.
  • Hormonelle Einflüsse: Die Erkrankung entsteht häufig in Phasen hormoneller Umstellungen, wie etwa in der Pubertät, oder während einer Schwangerschaft und der Wechseljahre.
  • Störungen der Mikrogefäße und Kapillaren: Bei der Erkrankung sind die Wände der Blutgefäße im Fettgewebe vermehrt durchlässig, wodurch mehr Flüssigkeit ins umliegende Gewebe kommen kann.

Welche Symptome sind Anzeichen für ein Lipödem? 

Du bist unsicher, wie du ein Lipödem erkennst? Die Erkrankung zeigt sich durch charakteristische körperliche Veränderungen und Beschwerden, die meist schleichend beginnen.

Typische Anzeichen eines Lipödems sind etwa:

  • Fettansammlungen an Beinen und/ oder Armen, während Hände und Füße ausgespart bleiben.
  • Spannungsgefühl in den betroffenen Bereichen, besonders nach längerem Stehen oder Sitzen.
  • Druck- und Berührungsempfindlichkeit, die bereits bei leichter Berührung Schmerzen verursachen kann.
  • Schmerzen im Gewebe, unabhängig von Bewegung oder Belastung.

Stadien eines Lipödems

Das Lipödem wird in drei Stadien eingeteilt, die den Fortschritt der Erkrankung beschreiben. Mit jedem Stadium verändern sich die Struktur, die Ausprägung und die Beschwerden im Fettgewebe.

  • Lipödem Stadium 1: Die Haut wirkt glatt, Schwellungen treten vor allem im Tagesverlauf, etwa nach langem Stehen oder Sitzen, auf. Betroffene Bereiche sind im Vergleich zum restlichen Körper unproportional größer.
  • Lipödem Stadium 2: Das Fettgewebe zeigt deutliche Unebenheiten, Dellen und Verformungen, die Hautoberfläche wirkt unregelmäßig, Knoten sind spürbar. Schmerzen und Druckempfindlichkeit nehmen zu.
  • Lipödem Stadium 3: Das Fettgewebe nimmt sichtbar zu. Das Gewebe ist verhärtet und grobknotig, die Fettansammlungen führen zu sichtbaren Verformungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Achtung: Dellen an den Oberschenkeln erinnern viele an Cellulite. Wir erklären, ob es sich bei deinen Symptomen um ein Lipödem oder Cellulite  handelt.

Gibt es einen Lipödem-Test?

Hast du die Befürchtung, dass du von einer Fettverteilungsstörung betroffen bist, dann kannst du selbst aktiv werden. Denn oftmals wird ein Lipödem als Übergewicht abgetan und auf mehr Sport oder eine angepasste Ernährung verwiesen. Merkst du aber, dass eine Umstellung deiner Essgewohnheiten sowie Sport nichts an deinem Fettgewebe ändern, solltest du dich ärztlich beraten lassen. Erste Selbsttests können dir bereits vor dem Gespräch mit einer medizinischen Fachperson erste Hinweise geben, ob deine Symptome auf ein Lipödem hinweisen: 

  • Drucktest: Drücke mit dem Finger auf die betroffene Stelle. Bleibt keine Delle zurück, spricht das eher für ein Lipödem als für eine Wasseransammlung (Ödeme).
  • Kneiftest: Kneife vorsichtig in die Haut an der Außenseite der Oberschenkel und vergleiche den Schmerz mit der Innenseite. Wenn das Kneifen außen deutlich schmerzhafter ist, kann das ein Hinweis auf ein Lipödem sein.

Ärztliche Diagnose bei einem Lipödem

Die sicherste Methode zur Diagnose ist jedoch die klinische Untersuchung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt. Sie basiert auf einer ausführlichen Anamnese, also auf der Erhebung deiner Krankengeschichte, und einer gründlichen körperlichen Untersuchung. Dabei werden betroffene Körperregionen abgetastet und auf typische Merkmale wie Symmetrie, Schmerzempfindlichkeit und Verteilungsmuster des Fettgewebes untersucht.

Hierzu wendest du dich am besten an Fachärztinnen und Fachärzte für Gefäßmedizin (Phlebologie), Lymphologie oder plastische Chirurgie – dein Hausarzt oder deine Hausärztin können dir die richtigen Ansprechpersonen nennen. Eine klare Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, etwa einem Lymphödem (Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe), ist entscheidend, um eine passende Therapie zu planen und die Symptome zu lindern. 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem Lipödem?

Ein Lipödem lässt sich bislang nicht heilen, aber die Beschwerden lassen sich gezielt lindern. Dafür wird meist ein multimodales Therapiekonzept eingesetzt, das konservative und – bei Bedarf – operative Maßnahmen kombiniert.

Konservative Therapie

  • Kompressionswäsche: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -hosen ist Bestandteil der Behandlung. Diese stabilisieren das Gewebe, reduzieren Ödeme, mindern das Spannungsgefühl und verbessern die Beweglichkeit im Alltag.
  • Manuelle Lymphdrainage: Der Lymphabfluss wird gefördert und Schwellungen verringert.
  • Bewegung: Regelmäßige, gelenkschonende Aktivität wie Schwimmen, Radfahren oder Walking unterstützt den lymphatischen Rückfluss und wirkt Schmerzen entgegen.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung hilft dabei, Übergewicht zu reduzieren oder sein Gewicht zu halten. Dies ist insbesondere bei Adipositas wichtig, da eine Gewichtsreduktion die Beschwerden abschwächen kann. Abnehmkurse, die eine gesunde und dauerhafte Gewichtsreduktion in den Fokus setzen, können bei einer Ernährungsumstellung gezielt unterstützen. Die DAK beteiligt sich an den Kosten.

Operative Therapie

  • Liposuktion (Fettabsaugung): Hierbei wird das krankhaft vermehrte Fettgewebe dauerhaft entfernt.
  • Nach dem Eingriff: Hier ist in der Regel eine ergänzende konservative Therapie notwendig, um das Operationsergebnis zu stabilisieren und Rückfälle zu vermeiden.
Achtung: Ab 2026 wird die Lipödem-OP voraussichtlich zur Kassenleistung – und zwar unabhängig vom Stadium. Hier gilt es jedoch zu beachten, dass wenn das Lipödem mit einer Adipositas eines bestimmten Ausmaßes einhergeht, diese zuerst behandelt werden muss. Erst dann kann eine Liposuktion angedacht werden kann. Lass dich für weitere Informationen gerne von deiner DAK beraten! 

Häufige Fragen zum Lipödem

Was entwässert den Körper bei Lipödem?

Bei einem Lipödem helfen keine klassischen Entwässerungsmittel. Unterstützend können Lymphdrainagen und regelmäßige Bewegung wirken, da sie den Lymphfluss anregen und die Beschwerden mindern.

Welches Vitamin fehlt bei einem Lipödem?

Häufig wird bei Betroffenen ein Vitamin-D-Mangel beobachtet. Eine Substitution kann bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll sein.

Welches Hormon löst ein Lipödem aus?

Ein direkter Auslöser ist nicht bekannt, doch das Hormon Östrogen könnte eine Rolle bei der Auslösung der Krankheit spielen, da Lipödeme oft in hormonellen Umbruchphasen wie der Pubertät oder einer Schwangerschaft auftreten.

Welche Ärztin oder welcher Arzt behandelt ein Lipödem am besten?

Die Diagnose und Behandlung erfolgen meist durch Fachärztinnen und Fachärzte für Phlebologie, Lymphologie oder Gefäßmedizin. Auch spezialisierte Lipödem-Zentren können eine gute Anlaufstelle sein. 

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