Desensibilisierung verstehen: Wann sie hilft und was du wissen solltest

Die Augen tränen und jucken, die Nase läuft und du fühlst dich schlapp – typische Symptome einer Allergie. Wenn du betroffen bist, kann eine Desensibilisierung – auch Hyposensibilisierung genannt – die Lösung sein. Dabei wird dein Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnt, das deine Beschwerden auslöst. Ziel ist, deine allergische Reaktion langfristig zu vermindern oder sogar ganz zu stoppen. Doch wie funktioniert dies eigentlich und worauf solltest du achten? Bei uns erfährst du alles Wissenswerte zum Thema Desensibilisierung und wir erklären dir, wann eine solche Therapie sinnvoll ist.
Was ist eine Desensibilisierung?
Die Desensibilisierung (auch Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie genannt) ist eine medizinische Behandlung, die dein Immunsystem gezielt an allergieauslösende Substanzen wie Pollen oder Insektengifte gewöhnt. Ziel dabei ist es, die Allergiesymptome zu verringern – und dies im besten Fall für mehrere Jahre. Durch die regelmäßige Gabe kleiner, kontrollierter Mengen des Allergens kann dein Immunsystem lernen, nicht mehr überempfindlich bei Kontakt zu reagieren.
Wie funktioniert die Desensibilisierung bei einer Allergie?
Bei einer Desensibilisierung wird dein Immunsystem gezielt darauf trainiert, sich an bestimmte Allergene zu gewöhnen. Bei einer Allergie bildet dein Körper Abwehrstoffe gegen harmlose Stoffe wie Pollen oder Milben. Diese Antikörper lösen dann bei erneutem Kontakt typische allergische Beschwerden aus.
Im Rahmen der Desensibilisierung bekommt dein Körper regelmäßig kleine Mengen des Allergens verabreicht. Dadurch lernt er, bei erneutem Kontakt nicht mit Symptomen zu reagieren. Nach und nach wird die verabreichte Dosis erhöht, bis die Höchstdosierung erreicht ist. Was die Höchstdosierung ist, wird individuell vom behandelten Ärzteteam festgelegt und variiert je nach Patient oder Patientin.
Ablauf der Therapie
Die Behandlung dauert in der Regel drei Jahre und beginnt mit einer Aufdosierungsphase, bei der die Allergenmenge schrittweise erhöht wird. Es folgt die Erhaltungsphase, in der eine gleichbleibende Dosis in regelmäßigen Abständen (meist einmal im Monat) gegeben wird. Für den Erfolg der Therapie ist Durchhaltevermögen wichtig – und eine enge Abstimmung mit deiner Arztpraxis.
Zwei Formen der Hyposensibilisierung
Je nach Allergieform und persönlicher Situation stehen zwei Behandlungswege zur Auswahl:
- Subkutane Immuntherapie (SCIT)
- Das Allergen wird in die Haut (meist in den Oberarm) gespritzt
- Erfolgt in der Regel durch medizinisches Fachpersonal beim Allergologen oder bei deiner Hausärztin
- Sublinguale Immuntherapie (SLIT)
- Das Allergen wird in Form von Tropfen oder Tabletten unter die Zunge gelegt
- Tägliche Einnahme zu Hause, nach ärztlicher Einweisung
Idealerweise startet die Immunisierung bei Allergien – besonders eine Hypersensibilisierung gegen Pollen – rund vier Monate bevor der Pollenflug beginnt.
Bitte beachte: Damit die Therapie wirksam ist, sind regelmäßige Arztbesuche notwendig – insbesondere zur Kontrolle und bei der subkutanen Form. In der Regel übernehmen wir die Kosten, wenn eine sogenannte medizinische Notwendigkeit vorliegt.
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Wann ist eine Desensibilisierung hilfreich?
Eine Desensibilisierung kommt für dich infrage, wenn du unter einer bestätigten Allergie leidest, die deine Lebensqualität beeinträchtigt – etwa durch saisonale Beschwerden, anhaltenden Heuschnupfen oder allergisches Asthma. Voraussetzung ist eine klare Diagnose durch eine allergologische Untersuchung, meist über Hauttests und die Bestimmung von Antikörpern im Blut. Wichtig dabei ist zudem, dass du bereit bist, die Therapie gewissenhaft und regelmäßig durchzuführen. Unter diesen Umständen kann eine Immunisierung bei folgenden Allergien sehr sinnvoll sein:
- Pollenallergien (z. B. gegen Gräser, Birke oder Beifuß) – auch als Heuschnupfen bekannt
- Hausstaubmilbenallergie
- Insektengiftallergien (etwa gegen Bienen oder Wespen)
Vorteile gegenüber symptomatischen Behandlungen
Im Gegensatz zu antiallergischen Medikamenten wie Antihistaminika oder Kortisonsprays, die nur die Symptome unterdrücken, greift die Desensibilisierung die Ursache der Allergie an, indem sie Immunreaktion des Körpers beeinflusst. Sie kann die allergische Reaktion dauerhaft abschwächen oder sogar ganz verhindern. Besonders wichtig hierbei ist, dass das Risiko für einen sogenannten Etagenwechsel sinkt. Damit ist gemeint, dass es unbedingt vermieder werden soll, dass sich die Beschwerden von oben nach unten verlagern – also ein allergischer Schnupfen zu einem Asthma wird.
Die Desensibilisierung kann für viele Betroffene also eine große Erleichterung mit sich bringen –etwa für 70 bis 80 Prozent der Patientinnen und Patienten. Wichtig dabei ist aber deine aktive Mitarbeit und Geduld, denn die Wirkung zeigt sich meist erst im Laufe einiger Monate.
Welche Nebenwirkungen sind mit der Desensibilisierungs-Therapie verbunden?
Nebenwirkungen sind auch bei der Desensibilisierung möglich – wie bei jeder medizinischen Behandlung. In der Regel sind diese mild und vorübergehend:
- Rötung, Schwellung oder Juckreiz an der Injektionsstelle
- Leichtes Kribbeln oder Reizungen im Mundraum
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Tränende Augen
- Niesen
Wichtig: Bei jeder Allergengabe sollte dein Notfallmedikament zur Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion griffbereit sein.
Wann sollte die Sensibilisierung bei einer Allergie abgebrochen werden?
Ein Abbruch oder eine Umstellung der Therapie kann notwendig sein, wenn:
- wiederholt starke Nebenwirkungen auftreten,
- dein Körper selbst nach Anpassung der Dosis nicht ausreichend toleriert oder
- du regelmäßig Einnahmen vergisst.
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Wer sollte besser keine Desensibilisierung vornehmen lassen?
Wenn einer der folgenden Punkte auf dich zutrifft, solltest du besser auf eine Desensibilisierung verzichten:
- Du leidest an unkontrolliertem Asthma
- Du bist aufgrund einer Krebserkrankung in Behandlung
- Du bist schwanger
- Du hast eine schwere Autoimmunerkrankung, einen Immundefekt oder eine Immunsuppression
- Du bist in einer Therapie mit Betablockern
Anaphylaxie-Notfallset – Was ist drin und warum ist es so wichtig?
Inhalt des Notfallsets:
- Adrenalin-Autoinjektor: Ein Fertig-Pen, der im Notfall Adrenalin in den Oberschenkel spritzt. Das Adrenalin wirkt innerhalb von 5–10 Minuten und kann lebensrettend sein.
- Antihistaminikum: Ein Medikament, das die Wirkung von Histamin blockiert. Histamin ist ein Botenstoff, der bei einer allergischen Reaktion ausgeschüttet wird und Beschwerden wie Juckreiz, Hautausschlag oder Schwellungen verursacht.
- Glucocorticoid (Kortisonpräparat): Hilft, die allergische Reaktion längerfristig zu dämpfen und ein Wiederaufflammen der Beschwerden zu verhindern.
- Salbutamol-Spray (bei bekanntem Asthma): Ein Asthmaspray, das die Atemwege erweitert und so das Atmen erleichtert.
Warum ist das Notfallset so wichtig?
Das Set ist die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme für Menschen mit einem Risiko für einen anaphylaktischen Schock. Dieser kann bereits wenige Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten und lebensbedrohlich sein. Deshalb solltest du das Notfallset immer bei dir tragen. Im Ernstfall wird zuerst der Adrenalin-Autoinjektor angewendet.
Wichtig: Überprüfe regelmäßig, ob die Medikamente noch haltbar sind und das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nicht überschritten ist.
Häufige Fragen zur Desensibilisierung
Noch nicht alle Fragen beantwortet? Vielleicht ist jetzt deine gesuchte Antwort dabei.
In welchem Alter sollte ich eine Desensibilisierung durchführen?
Die Therapie ist ab etwa fünf Jahren möglich – nach Abstimmung und vorangegangener Diagnostik seitens medizinischem Fachpersonal.
Ist eine Desensibilisierung gefährlich?
In der Regel wird die Behandlung gut vertragen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind sehr selten und treten fast ausschließlich im Zusammenhang mit einem Allergenkontakt unter ärztlicher Aufsicht auf. Deshalb sind Praxisbesuche und eine kurze Nachbeobachtungszeit notwendig – zu deiner Sicherheit.
Wie teuer ist eine Desensibilisierung?
Wir übernehmen die Kosten in der Regel vollständig, wenn deine Arztpraxis die medizinische Notwendigkeit in deinem Fall bestätigt.
Fachbereich der DAK-Gesundheit
