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Anaphylaktischer Schock: Wenn der Körper plötzlich Alarm schlägt

Frau mit Atemnot erlebt anaphylaktischen Schock und hält sich die Hand auf das Dekoletée.

Ein anaphylaktischer Schock – medizinisch Anaphylaxie genannt – ist eine äußerst beängstigende Situation. Ein harmlos wirkendes Nahrungsmittel genügt – plötzlich reagiert der Körper heftig: Atemnot, Herzrasen, Kreislaufzusammenbruch. Dann zählt jede Sekunde.

Deshalb ist Vorbereitung so wichtig. Vielleicht haben Sie selbst eine bekannte Allergie oder sorgen sich um jemanden in Ihrem Umfeld – Ihr Kind, Partner oder eine Freundin. Vielleicht war Ihnen die Schwere eines allergischen Schocks bisher nicht bewusst. Gut, dass Sie sich jetzt informieren. Denn schon ein unvorhergesehener Kontakt mit einem Allergen kann lebensbedrohlich sein. Mit dem richtigen Wissen können Sie im Ernstfall sicher handeln – und Leben retten.

Was ist ein anaphylaktischer Schock?

Ein Allergieschock ist die gefährlichste Form einer allergischen Reaktion. Innerhalb weniger Minuten kann sich der Zustand der betroffenen Person drastisch verschlechtern. Dabei ist es nicht nur eine Hautrötung oder ein Jucken – der gesamte Organismus reagiert über. Es werden große Mengen an Botenstoffen wie Histamin ausgeschüttet, die die Gefäße erweitern, den Blutdruck abfallen lassen und das Herz-Kreislauf-System massiv belasten. Auch die Atemwege schwellen an – das Atmen wird schwer, der Körper gerät in akute Not.

Gerade weil diese Reaktion so schnell und heftig verlaufen kann, ist es wichtig, sie früh zu erkennen und richtig zu handeln. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

Typischer Verlauf eines allergischen Schocks – was innerhalb weniger Minuten passiert

PhaseSymptome
Frühphase Hautrötung, Juckreiz, Fremdkörpergefühl oder Engegefühl im Hals, Kribbeln an Lippen oder Zunge
ReaktionsphaseAtemnot, Herzrasen, Übelkeit und Erbrechen oder Krämpfe
SchockphaseBlutdruckabfall, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit
Kritische PhaseKreislaufstillstand, Atemstillstand, Lebensgefahr

Wie häufig ist ein anaphylaktischer Schock?

Anaphylaxie ist zwar selten, aber keineswegs eine Ausnahmeerscheinung. In Deutschland wird die Zahl der Betroffenen auf etwa acht bis zehn von 100.000 Menschen geschätzt – mit steigender Tendenz. Besonders bei Kindern nehmen schwere allergische Reaktionen auf Lebensmittel zu. Die Zahlen zeigen, dass es sinnvoll sein kann, vorbereitet zu sein.

Was kann eine Anaphylaxie auslösen?

Es gibt verschiedene Ursachen, die einen anaphylaktischen Schock auslösen können. Besonders häufig reagieren Menschen auf:

Allergiebehandlung

Hauttest, Allergiekalender oder Bluttest - so diagnostizieren Ärzte Allergien

  • Insektenstiche, etwa von Bienen oder Wespen.
  • Bestimmte Nahrungsmittel wie Erdnüsse, Fisch, Meeresfrüchte oder Milchprodukte. Gerade bei Kindern gehören Lebensmittelallergien zu den häufigsten Auslösern.
  • Medikamente, insbesondere Antibiotika oder Schmerzmittel, auf die der Körper überempfindlich reagiert.
  • Latexprodukte, z. B. in medizinischen Handschuhen oder Luftballons.
Manche Reaktionen treten übrigens nicht allein auf, sondern werden durch körperliche Anstrengung, Alkoholkonsum oder Stress noch verstärkt. Vielleicht haben Sie schon einmal erlebt, wie nach einem Essen plötzlich der Kreislauf schlapp macht oder der Hals eng wird. Solche Warnzeichen sollte man nicht ignorieren, sondern am besten direkt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Symptome erkennen: Wie kündigt sich ein allergischer Schock an?

Ein Kribbeln auf der Zunge. Ein unangenehmes Gefühl im Hals. Ein komischer Geschmack im Mund. Diese kleinen Hinweise können in bestimmten Fällen der Beginn eines anaphylaktischen Schocks sein. Deshalb lohnt es sich, die typischen Symptome zu kennen:

  • Haut: Juckreiz, Quaddeln, Rötungen – oft ein erstes Anzeichen
  • Schwellungen: Besonders an Lippen, Zunge oder im Rachenraum
  • Atmung: Husten, Keuchen, Atemnot – vor allem gefährlich bei bekannten Atemwegserkrankungen wie Asthma
  • Kreislauf: Schwindel, Herzrasen, plötzlicher Blutdruckabfall
  • Magen-Darm: Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe

Manchmal verschlechtert sich der Zustand innerhalb weniger Minuten drastisch. Darum: Zögern Sie nicht! Vertrauen Sie Ihrem Gefühl – und handeln Sie: Nutzen Sie zum Beispiel sofort den Adrenalin-Injektor, wenn Sie einen haben, und rufen Sie unmittelbar den Notarzt (112).

Wie erkenne ich eine Allergie im Vorfeld?

Nicht jede Allergie kündigt sich sofort mit einem Schock an. Wenn Sie unsicher sind, ob bei Ihnen oder Ihrem Kind eine Allergie vorliegt, ist eine medizinische Abklärung ratsam.

Dazu gehören:

  • Allergietests auf der Haut (Pricktest)
  • Bluttests auf spezifische IgE-Antikörper
  • Provokationstests unter ärztlicher Aufsicht, z. B. bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder der allergologischen Praxis – besonders wenn bereits einmal allergische Symptome aufgetreten sind oder eine familiäre Vorbelastung besteht.

Arztsuche

Finden Sie Ärztinnen oder Ärzte, die zu Ihren individuellen Ansprüchen passen.

Erste Hilfe: Was tun bei einem allergischen Schock?

Wenn Sie selbst betroffen sind oder eine Ihnen nahestehende Person Symptome zeigt, ist eines besonders wichtig: Ruhe bewahren und schnell handeln. Ihr entschlossenes Eingreifen kann entscheidend sein. 

Gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Verwenden Sie einen Adrenalin-Autoinjektor (z. B. Epipen®), sofern vorhanden. Auch wenn Sie sich unsicher fühlen: Im Zweifelsfall lieber einsetzen – er kann lebensrettend sein.
  2. Wählen Sie sofort den Notruf 112 und schildern Sie den Fachleuten die Symptome.
  3. Beobachten Sie die betroffene Person genau und bleiben Sie bei ihr. Im Ernstfall gilt:
    • Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
    • Bei Atemnot: Oberkörper leicht aufrichten
    • Bei Kreislaufschwäche: flach hinlegen, Beine hoch
    • Falls notwendig: Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten
  4. Haben Sie ein Notfallset zur Hand, geben Sie weitere Medikamente, zum Beispiel ein Antihistaminikum oder Kortisonpräparat.
  5. Auch wenn sich der Zustand wieder bessert, sollte der Schock dennoch immer ärztlich abgeklärt werden. Eine zweite Reaktion könnte auftreten – teilweise erst Stunden später. Gehen Sie lieber auf Nummer sicher!

Nachsorge im Krankenhaus: Was passiert nach dem Schock?

Nach einer überstandenen Anaphylaxie werden Betroffene meist für einige Stunden stationär überwacht. Denn: Es kann zu einer sogenannten biphasischen Reaktion kommen: Die Symptome kehren Stunden später plötzlich zurück, oft ebenso stark wie beim ersten Mal. Deshalb werden Kreislauf, Atmung und Haut im Krankenhaus genau beobachtet.

Zudem prüft das medizinische Personal, ob weitere Schritte nötig sind – etwa eine Allergiediagnostik, Immuntherapie oder eine Schulung zum Notfallset.

Nutzen Sie die Zeit vor Ort, um Fragen zu stellen. Sprechen Sie über Ihre Ängste – und lassen Sie sich zeigen, wie Sie künftig gut vorbereitet handeln können.

Was kann ich im Alltag tun, um mich zu schützen?

Vielleicht haben Sie bereits eine Allergiediagnose bekommen – oder Sie leben mit einem Kind, das gefährdet ist. Dann könnten Ihnen die folgenden Tipps helfen:

  • Vermeiden Sie bekannte Auslöser, soweit möglich. Sprechen Sie beispielsweise in Restaurants oder im Bekanntenkreis offen über Ihre Allergie.
  • Tragen Sie Ihr Notfallset immer bei sich – am besten am Körper oder im Schulrucksack des Kindes.
  • Trainieren Sie die Anwendung des Adrenalin-Pens. So sitzen die Handgriffe im Ernstfall.
  • Informieren Sie Ihr Umfeld – Familie, Kollegen, Lehrkräfte, Freundinnen. Nur, wer Bescheid weiß, kann auch helfen.
  • Führen Sie einen Allergiepass mit, in dem Diagnosen und Medikamente dokumentiert sind.
  • In bestimmten Fällen – z. B. bei Insektengiftallergien – kann eine spezielle Immuntherapie (Desensibilisierung) helfen, das Risiko langfristig zu senken. Informieren Sie sich hierzu am besten bei einer Allergologin oder einem Allergologen.
  • Eine regelmäßige fachliche Kontrolle schadet in keinem Fall.

Was tun, wenn mein Kind betroffen ist?

Anaphylaxie bei Kindern ist für viele Eltern ein sehr präsentes Thema – ob im Kindergarten, in der Schule oder auf Klassenfahrt. Was Sie tun können:

  • Notfallset im Schulranzen: immer griffbereit, gut gekennzeichnet
  • Betreuungskräfte schulen lassen: Anwendung des Adrenalin-Pens erklären
  • Lehrkräfte und Schulpersonal informieren: schriftliche Einverständniserklärung beilegen
  • Zuhause üben: damit das Kind im Ernstfall ruhig bleibt

Kinder selbst können lernen, ihre Allergie ernst zu nehmen – altersgerecht und mit viel Geduld. Vertrauen und Offenheit sind hier das A und O.

Häufige Fragen zum anaphylaktischen Schock

Kann man einen Allergieschock überleben?

Ja – und zwar gut, wenn Sie schnell handeln und keine Zeit verlieren. Das bedeutet: Adrenalin einsetzen, Notruf 112 wählen. 

Wie kann man mit Anaphylaxie leben?

Machen Sie sich vor allem eines bewusst: Sie sind nicht allein. Es gibt Schulungen, Selbsthilfegruppen und viel Austausch. Routine, Vorbereitung und ein unterstützendes Umfeld helfen Ihnen dabei, Sicherheit im Umgang mit dem Risiko zu gewinnen.

Was hilft schnell gegen eine allergische Reaktion?

Der Adrenalin-Autoinjektor wirkt innerhalb weniger Minuten. Er sollte immer griffbereit sein und kann den Schock stoppen. Adrenalin ist das Mittel der ersten Wahl bei der Anaphylaxie. Ergänzend wirken Antihistaminika und Kortison.

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Fachbereich der DAK-Gesundheit

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