Hilfe bei Heuschnupfen: Symptome, Behandlung & praktische Tipps

Kribbeln in der Nase, brennende Augen, Krankheitsgefühl: Heuschnupfen ist nicht nur lästig, sondern kann unbehandelt auch gefährlich werden. Doch woran erkenne ich, ob ich an der Pollenallergie leide? Und wie können Medikamente, Verhaltensregeln und eine Hyposensibilisierung helfen? Wir haben wertvolle Tipps und Infos für Sie.
Symptome von Heuschnupfen
Die häufigsten Merkmale eines Heuschnupfens sind Niesattacken, eine laufende Nase, tränende Augen und in starken Fällen auch eine Bindehautentzündung, die sogenannte Konjunktivitis. Bei einigen Betroffenen treten Entzündungen und Schwellungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich auf. Viele leiden zudem unter Brennen oder Juckreiz am Gaumen und im Rachen. Manchmal strahlt diese Symptomatik bis in die Ohren aus.
Welche Ursachen führen zu Heuschnupfen?
Pollen sind die Hauptverursacher von Heuschnupfen. Auslöser von Heuschnupfen kann eine Allergie gegen Hasel-, Erlen-, Ulmen-, Weiden-, Gräser- und viele anderen Pollen sein.
Pollen sind Blütenstaub, der sich über die Luft verbreitet. Sie bestehen aus unterschiedlichen Eiweißen, die für den Menschen eigentlich harmlos sind. Bei überempfindlichen Menschen jedoch stuft das Immunsystem die Pollen als Krankheitserreger ein. Um sie zu bekämpfen, bildet es Antikörper, die beim nächsten Kontakt mit dem Allergen freigesetzt werden. Das wiederum ruft die sogenannten Mastzellen auf den Plan. Diese geben große Mengen des Botenstoffes Histamin frei, was in Minutenschnelle allergische Symptome auslöst.
Wie stellen Ärztinnen und Ärzte die Diagnose Heuschnupfen?
Wer glaubt, unter Heuschnupfen zu leiden, sollte sich an einen Allergologen oder eine Allergologin wenden. Meist verfügen Ärzte und Ärztinnen in Hals-Nasen-Ohren- oder Hautarzt-Praxen über diese zusätzliche Fachqualifikation. Um die richtige Diagnose zu stellen, erkundigt sich der Facharzt oder die Fachärztin zunächst nach Art, Dauer und Häufigkeit der Beschwerden und erfragt Zusammenhänge mit der Jahreszeit.
Allergietest
Nach dem Anamnesegespräch erfolgt der sogenannte Pricktest: Die in Frage kommenden allergieauslösenden Stoffe werden in flüssiger Form auf die Unterarme geträufelt und die Haut mit einer feinen Nadel oberflächlich angestochen. Das ist nahezu schmerzlos. Wenn sich nach 20 Minuten eine Schwellung und Rötung zeigt, liegt eine Allergie vor. Bei einem unsicheren Ergebnis kann der Arzt oder die Ärztin ein verdächtiges Allergen auch in die Nasenschleimhaut tropfen.
Behandlung: So helfen Medikamente bei Heuschnupfen
Heuschnupfen ist eine ernst zu nehmende chronische Erkrankung und sollte behandelt werden, denn sonst kann es zu einem sogenannten Etagenwechsel kommen: Die Heuschnupfenprobleme wandern vom Nasen-Rachen-Raum in die Bronchien und lösen allergisches Asthma aus.
Gegen die Beschwerden eines Heuschnupfens gibt es verschiedene Medikamente:
Mastzellstabilisatoren
Mastzellstabilisatoren verhindern die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen. Die Anwendung sollte zwei Wochen vor Beginn der Pollensaison starten, um eine optimale Wirksamkeit zu erzielen. Mastzellstabilisatoren gibt es als Augentropfen, Nasentropfen und Nasensprays.
Antihistaminika
Wenn Mastzellstabilisatoren nicht helfen, kommen Antihistaminika zum Einsatz. Sie schwächen die Wirkung des Histamins im Akutfall. Die Antihistaminika sind als Spray, Tropfen oder in Tablettenform erhältlich.
Kortisonpräparate
Bei einer starken Heuschnupfensymptomatik verschreiben Ärzte und Ärztinnen Kortisonpräparate wie zum Beispiel lokal wirksame kortisonhaltige Augentropfen, Nasen und Asthmasprays. Bei sehr starken Beschwerden kommen Kortisontabletten in Frage – die Therapie mit Kortison-Depotspritzen gilt aufgrund der Nebenwirkungen inzwischen jedoch als veraltet!
Schlaue Strategien gegen Heuschnupfen
Wer unter heftigen Heuschnupfenbeschwerden leidet, lässt sich am besten von der Fachärztin oder dem Facharzt einen individuellen Therapieplan zusammenstellen – mit verschiedenen Medikamenten, um gut durch alle Phasen der Pollensaison zu kommen. Zeigen sich die Symptome auch nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel, kann eine Kreuzallergie vorliegen. Dann ist ebenfalls ein Besuch bei der Ärztin oder dem Arzt angesagt – der verordnet bei Bedarf ein entsprechendes Notfallset. Eins tut auf jeden Fall immer gut: Gönnen Sie Ihren gestressten Atemwegen etwas Ruhe durch einen allergenarmen oder -freien Urlaub.
Nachhaltige Hilfe bei Heuschnupfen: die Hyposensibilisierung
Eine langfristig wirksame Behandlung bei Heuschnupfen ist die Hyposensibilisierung. Ziel dieser Therapie ist es, dem Immunsystem seine fehlerhafte Reaktion auf Pollen wieder abzugewöhnen. Optimaler Zeitpunkt für den Beginn einer Hyposensibilisierung ist aufgrund der geringen Pollenbelastung der Herbst. Wer drei bis vier Monate vor Einsetzen der jeweiligen Pollen-Flugsaison mit der Therapie beginnt, kann bereits im ersten Behandlungsjahr eine deutliche Verminderung der Beschwerden erreichen.
Wie läuft eine Hyposensibilisierung gegen Heuschnupfen ab?
Wer sich für eine Hyposensibilisierung entscheidet, braucht viel Geduld. Die Behandlung dauert mindestens drei Jahre und ist sehr zeitintensiv. Der Körper wird nach und nach an das Allergen gewöhnt, auf das er allergisch reagiert.
Subcutane spezifische Immuntherapie (SCIT)
Eine Möglichkeit ist die sogenannte subcutane spezifische Immuntherapie (SCIT), bei der die Ärztin oder der Arzt zunächst wöchentlich einen sogenannten Allergenextrakt in das Fettgewebe am Oberarm des Patienten oder der Patientin spritzt. Die Allergendosis wird dabei nach und nach gesteigert. Ist die Maximaldosis des Allergenextrakts erreicht, wird diese Dosis weiter gespritzt, jedoch nur noch einmal pro Monat.
Nach jeder Injektion muss die behandelte Person die erste halbe Stunde in der Arztpraxis bleiben – für den Fall, dass Nebenwirkungen auftreten und ein sofortiges ärztliches Eingreifen erforderlich ist.
Sublinguale spezifische Immuntherapie (SLIT)
Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte sublinguale spezifische Immuntherapie (SLIT), die zum Beispiel bei Allergien gegen Baumpollen, Gräser oder Hausstaubmilben alternativ eingesetzt werden kann. Bei dieser Therapieform nehmen Patientinnen und Patienten das Allergenextrakt als Tropfen oder Tabletten zu Hause ein. Auch hier wird die Dosis unter ärztlicher Aufsicht langsam gesteigert und die Behandlung dauert mehrere Jahre. Der Vorteil: Arzttermine sind meist nur einmal pro Quartal nötig. Zudem eignet sich die SLIT für Kinder und Menschen, die Angst vor Spritzen haben.
Weitere Varianten der Hyposensibilisierung
Für Heuschnupfen-Patientinnen und -Patienten ist auch eine Kurzzeit-Hyposensibilisierung möglich: Vor der jeweiligen Pollenflugsaison werden nur einige Spritzen gesetzt, das Verfahren wird mindestens dreimal innerhalb von drei Jahren wiederholt.
Mögliche Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung
Nach einer Injektion sind leichte allergische Reaktionen wie lokaler Juckreiz oder Schwellungen an der Einstichstelle möglich. In seltenen Fällen kann auch Nesselsucht oder Asthma ausgelöst werden. Oder es kommt zu einem allergischen Schock. Aus diesem Grund gilt auch die Vorsichtsmaßnahme, nach einer Behandlung eine halbe Stunde in der Arztpraxis zu bleiben.
Pro und Contra: Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen
Vorteile einer Hyposensibilisierung
Bei einer erfolgreichen Hyposensibilisierung gewinnen Betroffene ein großes Stück Lebensqualität zurück. Die Symptome werden gelindert, der Medikamentenverbrauch gesenkt und bei frühzeitiger Anwendung wird auch das Risiko minimiert, dass die Krankheit fortschreitet und beispielweise ein allergisches Asthma bronchiale entsteht.
Nachteile einer Hyposensibilisierung
Die Therapie ist sehr zeitintensiv und erfordert viel Disziplin, da die Injektionen und die Einnahme der Tropfen und Tabletten nach einem genauen Zeitplan durchgeführt werden müssen. Damit die Therapie möglichst reibungslos verläuft, sollten Allergiker am Tag der Injektion oder Einnahme körperliche Anstrengungen und Sport vermeiden. Gut ist auch ein Verzicht auf Sauna oder heiße Bäder.
Eine Garantie auf Erfolg gibt es leider nicht. Von zehn Behandelten profitieren im Schnitt über die Hälfte bis zwei Drittel von einer Hyposensibilisierung: Bei einigen verschwinden die Symptome komplett, bei anderen werden sie nur gelindert und wieder andere spüren gar keinen Effekt.
Für wen ist eine Hyposensibilisierung nicht geeignet?
Grundsätzlich muss die Entscheidung für oder gegen eine Immunisierung gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin getroffen werden. Liegen jedoch schwere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder ein schlecht kontrolliertes Asthma vor, ist eine Hyposensibilisierung meist nicht die erste Wahl. Dies gilt ebenso bei Immundefekten, schweren Autoimmunerkrankungen oder bei einer Schwangerschaft. Auch für Kinder unter fünf Jahren empfiehlt sich diese Behandlungsmethode nicht.
Tipps: Was kann ich bei einer Pollenallergie tun?
Die beste Gegenmaßnahme ist das Meiden von Pollen. Da sie sich jedoch an Kleidung, Schuhen und Haaren heften und durch das Fenster hineinfliegen, sind ein paar Maßnahmen nötig, um das Zuhause möglichst pollenfrei zu halten:
- Wechseln Sie die Kleidung, wenn Sie nach Hause kommen, und waschen Sie die getragenen Sachen.
- Lagern Sie Ihre Kleidung in einem wenig genutzten Raum.
- Lassen Sie frisch gewaschene Kleidung nicht im Freien trocknen. Pollen lieben nasse Textilien.
- Wechseln Sie öfter die Bettwäsche und Handtücher.
- Lüften Sie nur kurz. In der Stadt am besten morgens zwischen 6 und 8 Uhr, auf dem Land abends zwischen 20 und 24 Uhr. Dann ist der Pollenflug am geringsten.
- Vermeiden Sie Durchzug und schlafen Sie nicht bei offenem Fenster.
- Duschen Sie jeden Abend und waschen Sie sich die Haare, um Pollen zu entfernen. Bitten Sie Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin darum, das Gleiche zu tun.
- Wischen und saugen Sie täglich Staub. Das gilt sowohl für den Fußboden als auch für Sofas und Sessel.
- Bringen Sie am Fenster Pollengitter an. Bei Autos empfiehlt sich der Einbau eines Pollenfilters.
- Nach einem Regenguss besteht meist eine geringere Pollenbelastung. Nutzen sie diese Zeit für Sport und andere Outdoor-Aktivitäten.
Fachbereich der DAK-Gesundheit
