American Football – warum die Jagd nach einem eierförmigen Ball so viel Spaß macht
Wenn diese "Gladiatoren" das Spielfeld betreten, vibriert die Erde. Klar, es geht um American Football. In den USA ist American Football eine der kommerziell erfolgreichsten Sportarten überhaupt. Rund eine Milliarde Menschen schalten ein, wenn der Super Bowl, also das Finale der US-Liga, über den Bildschirm flimmert. Wir erklären dir die wichtigsten Fakten dieses Sports, bei dem in Deutschland schon seit 1982 auch die Frauen Rüstung tragen. Zudem wurde uns die Ehre zuteil, einen Blick hinter die Kulissen bei einem der beliebtesten deutschen Traditionsvereine "Berlin Adler" zu werfen.
60.000 Deutsche spielen im Verein Football
Kennst du den Touchdown? Wahrscheinlich. Aber sagen dir die Begriffe Tackle, Fumble, Clipping und Encroachment etwas? Wenn ja, dann Gratulation! Dann weißt du mit Sicherheit auch, dass diese Football-Begriffe eines gemeinsam haben: Ohne die passende Taktik und richtig viel Kondition kann man sie in die Tonne treten. Sich Taktikwissen und die körperlichen Voraussetzungen für Football als Freizeitsport anzueignen, haben sich die rund 60.000 Mitglieder aller deutschen Football-Vereine auf die Fahne geschrieben.
Worum geht’s beim Football eigentlich?
Wenn der Center den eiförmigen Ball in die Hände des hinter ihm lauernden Quarterbacks übergibt, beginnt für den Laien auf dem Spielfeld ein absolutes Chaos. Wer etwas länger zusieht, erkennt aber schnell, dass alle Laufwege einstudiert und koordiniert sind. Natürlich prallen die beiden Mannschaften brutal aufeinander, aber „Football ist ein Strategiespiel“, sagt Tilman Pfeffer von den Berlin Adler.
Eine Besonderheit beim American Football ist, dass nur ein Teil der Mannschaft auf dem Platz steht. Ein Team stellt seine offensiv agierenden Spielerinnen und Spieler auf. Diese versuchen, mittels eines Touchdowns (6 Punkte) oder eines Fieldgoals (3 Punkte) anzuschreiben. Das wiederum wollen die Defensivspieler des Gegners verhindern. Nach jedem Spielzug entsteht eine Pause, in der die beiden Mannschaften sich wieder geordnet gegenüber positionieren können.
Diese ständigen Pausen führen dazu, dass die eigentliche Spielzeit von einer Stunde (vier Quarter zu je 15 Minuten) auf bis zu sieben Stunden anwächst.
Welche Regeln gelten beim American Football?
Anders als der Name es vermuten lässt, ist es beim American Football so, dass nur ein Spieler oder eine Spielerin auf dem Feld den Ball in Form einer Olive mit dem Fuß spielt. Der Rest nimmt ihn nur mit den Händen auf. Daher ist der passendere Name für diese Sportart eigentlich American Handball.
Eine Mannschaft besteht aus bis zu 50 Spielerinnen oder Spielern. Das ist ein klarer Unterschied zu unserem Fußball. Warum es so viele Spieler braucht, erklärt Pfeffer: „Das Spiel ist geprägt von dutzenden Spielerwechseln. Zunächst treten je elf Spieler gegeneinander an. Die angreifende Mannschaft bringt ihre sogenannte ‚Offense‘ auf dem Platz in Stellung. Die verteidigende Mannschaft platziert als Phalanx ihre ‚Defense‘.“ Bei speziellen Spielzügen gibt es einen dritten Mannschaftsteil – das sogenannte „Special Team“. Das wird dann eingesetzt, wenn man ein Fieldgoal erzielen will. Dazu muss der Ball tatsächlich mit dem Fuß über das Spielfeld getreten werden und am Ende zwischen zwei nach oben offenen Stangen hindurchfliegen.
Erzielt der Angreifer einen Touchdown für 6 Punkte, kann er anschließend einen Extrapunkt durch ein sehr nahe am „Tor“ ausgeführtes Fieldgoal erzielen.
Die Vielzahl an verschiedenen internen Mannschaftsteilen erlaubt es den Spielerinnen und Spielern, sich Zeit zum Verschnaufen und zum Rekapitulieren zu gönnen. Tilman Pfeffer läuft für die Berlin Adler in der Offense auf: „Während die Defense auf dem Feld ist, nutze ich die Zeit, um in mich zu gehen – zu gucken, was hätte ich besser machen können“.
Um einen Touchdown zu erzielen, wird der olivenförmige Ball von den Angreifern immer näher an die gegnerische Endzone getragen. Die Endzone jedes Teams befindet sich jeweils am gegenüberliegenden Ende des Spielfeldes. Dazwischen liegen 100 Yards (91,44 Meter). Kann ein Angreifer den Ball in der Endzone des Gegners kontrolliert festhalten, zählt das als Erfolg und die Mannschaft erhält sechs Punkte.
Auf dem Spielfeld kämpfen die Spielerinnen und Spieler hart wie Gladiatoren. „Genau deshalb gibt es so viele Regeln. Sie sollen vor Verletzungen schützen. Es darf zum Beispiel keine ‚übertriebene Härte‘ angewendet werden oder unterhalb der Knie von hinten geblockt werden“, erklärt uns Daniel Kiffner, der Cheftrainer der Berlin Adler. Das Greifen in die Gesichtsmaske des Gegners wird als schlimmstes Foul gesehen.
Trotz der Regeln gehen die wenigsten Spielerinnen und Spieler aus einem Match ohne Blessuren heraus. „Am häufigsten sind Bänderverletzungen an den Füßen und Risse an den Fingernägeln“, so Nicole Loebel, die Physiotherapeutin der Berlin Adler.
Für Sydney Plewinski, einem der schnellen Wide Receiver des Teams, ist eines klar: „Football ist für mich der beste Sport der Welt, gerade weil ich den Kontaktsport liebe. Es ist was ganz anderes als Fußball, wo man teilweise für Schwalben belohnt wird. Football ist sehr fair. Und der Teamzusammenhalt geht über alles. Man kümmert sich umeinander.“
Welche körperlichen Voraussetzungen brauchst du für American Football?
Wirfst du einen Blick auf ein Football-Team, siehst du dort massige Hünen und flinke Fliegengewichte. American Football ist ein Sport für große und kleine Spielerinnen und Spieler, für dicke und dünne. In einer Football-Mannschaft gibt es 19 verschiedene Positionen. Für jeden Spielertyp findet sich hier eine passende Nische.
„Wer Football spielen will, braucht Disziplin. Wir trainieren rund zwei Stunden an insgesamt sechs Tagen die Woche“, sagt Student und Wide Receiver Sydney Plewinski. Für seinen Mannschaftskollegen Tilman Pfeffer ist das Team durchaus auch eine Ersatzfamilie: „Wir sehen uns fast jeden Tag. Es ist schon ein echtes familiäres Gefühl. Zudem stehen wir als Einheit auf dem Spielfeld. Da ist es einfach der Wahnsinn, wenn wir es im Team schaffen, unseren Quarterback zu beschützen und Yard für Yard voranzukommen.“
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Gibt es auch Gladiatorinnen?
Aber sicher. Die Zeiten, in denen die Football-Rüstung nur von harten Jungs getragen wurde, sind längst passé. Deutschland ist hier sehr emanzipatorisch. Schon seit 1992 gibt es Frauenmeisterschaften. Emma-Zéri ist 16 Jahre alt. Seit sie ein kleines Mädchen war, ist sie von diesem Sport begeistert: „Ich mag diesen Drill, diese Härte. Es ist einfach was anderes, als die typischen Mädchensportarten wie Reiten oder Tanzen. Man hebt einfach ab. Meine Mutter wollte mich zuerst gar nicht ins Training lassen. Sie meinte, ich würde mich verletzen. Aber darum geht es ja auch. Egal ob als Junge oder Mädchen – man muss sich schon auf einige blaue Flecken oder auch andere Blessuren einstellen.“
Fazit
American Football ist ein harter Sport. Verletzungen wünscht sich niemand, sie passieren aber dennoch. American Football ist auch die Freude an der Bewegung, am Teamgeist und am gemeinsamen Erreichen vieler Ziele – sei es auf oder neben dem Spielfeld. Das Training stärkt die Muskulatur, schärft die Sinne und ist ein Konzentrations-Boost. Es ist kein Sport für Softies, aber für alle, die fairen Sport lieben.