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Kreidezähne bei Kindern

Kreidezähne bei Kindern: Ein kleines Mädchen beäugt Zahnbürsten in ihren Händen

Poröse und fleckige Zähne. Bereits im Milchzahnalter schleicht sich die Volkskrankheit „Kreidezähne“ in den Mundraum ein. Mit ihr werden Kauen und Zähneputzen zu schmerzhaften Angelegenheiten. Was genau es mit Kreidezähnen auf sich hat, wie sie entstehen und was dagegen hilft, erklären wir dir hier.

Was sind Kreidezähne?

Die sechsjährige Judith und ihre Mutter nehmen die Zahnhygiene ernst. Geputzt wird zweimal täglich, und seit Judiths erstem Lebensjahr steht alle sechs Monate der Kontrollbesuch beim Zahnarzt an. Bislang ist auch immer alles glatt gelaufen. Bis zum Durchbruch der ersten bleibenden Backenzähne.  Mit ihnen tauchten auch die Schmerzen beim Essen und Zähneputzen auf. Die Diagnose: Kreidezähne.

Eine echte Herausforderung für Zahnärzte, Eltern und Kinder. Aber was genau ist das eigentlich? In dem medizinischen Fachbegriff Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (kurz: MIH) stecken zum einen die Wörter Molaren und Inzisiven. Das sind die betroffenen Zähne, die Backen- und Schneidezähne. Hypomineralisation hingegen definiert die Erkrankung und heißt übersetzt: Im Zahnschmelz werden nicht genügend Mineralien eingelagert. Da MIH eine Entwicklungsstörung des Zahnes ist und nur bei der grundsätzlichen Bildung des Zahnschmelzes auftritt, sind lediglich Kinder betroffen. Und nicht gerade wenige.

DAK-Zahnärztin Dr. Roschan Farhumand (Foto) spricht von einer Volkskrankheit: „In Deutschland leidet fast jedes zehnte Kind an einem Zahnschmelzdefekt, bei Zwölfjährigen sogar mehr als jedes vierte Kind“, fasst die Zahnärztin eine aktuelle Gesundheitsstudie zusammen. „Damit sind Kreidezähne ein größeres Problem als Karies“.

Woran erkennst du Kreidezähne?

Am Anfang waren die Flecken: Kreidezähne erkennst du anhand der gelblich-bräunlichen oder weißlich-cremefarbenen Stellen. Der Zahn wird zusehends porös und die Zahnoberfläche furchig. Zudem können die Zahnhöcker, jene Erhebungen an den Backenzähnen, fehlen und der Zahnschmelz schon mit dem Durchbrechen neuer Zähne zu bröckeln beginnen. All das macht die Zähne sehr empfindlich, insbesondere für heiße und kalte Speisen sowie beim Zähneputzen. Im Extremfall führt MIH dazu, dass die betroffenen Zähne bei der Anästhesie nicht taub werden. Das liegt daran, weil die chronische Entzündung des Nervengewebes im Zahninneren (Pulpa) eine erfolgreiche Lokalanästhesie erschweren kann (körpereigene Entzündungsmoleküle hemmen chemisch die Wirkung von Anästhetika).

Welche Ursache haben Kreidezähne?

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Bei den Ursachen der Kreidezähne bleibt noch einiges im Unklaren. Da der Schmelz der ersten bleibenden Backen- und Schneidezähne sich allerdings zwischen achtem Schwangerschaftsmonat und viertem Lebensjahr entwickelt, muss die Störung ihren Ursprung in dieser Zeitspanne haben. Auch wenn Experten noch keine konkreten Aussagen treffen können, gibt es doch Hinweise darauf, dass folgende Faktoren ausschlaggebend sind:

  • Erkrankungen der Mutter im letzten Schwangerschaftsviertel
  • Komplikationen bei der Geburt
  • Infektionskrankheiten
  • Antibiotika-Gaben
  • Windpocken
  • Einflüsse durch Dioxine oder Bisphenol A
  • Vitamin-D-Mangel

Damit es zu einer Erkrankung kommt, müssen vermutlich mehrere dieser Faktoren gleichzeitig eintreten.

Was kann der Zahnarzt tun?

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Da Kreidezähne anfälliger für Karies sind, ist die zahnärztlichen Behandlung darauf angelegt, die Zähne in erster Linie vor Karies zu schützen. Zudem sollen bleibende Zähne stabilisiert und weniger empfindlich für Temperaturreize und Berührung werden.

Je nach Fortschreiten der Krankheit kommen dabei verschiedene Maßnahmen in Frage. Bei der Intensivprophylaxe wird alle drei bis sechs Monate ein hochkonzentrierter Fluoridlack auf die betroffenen Zähne aufgetragen. Das sogenannte „Sealing“ zielt vor allem auf eine milde Ausprägung von Kreidezähnen und setzt auf Versiegelungen und Abdeckungen aus Kunststoff. Ist der Zahnschmelz schon abgesplittert, helfen Füllungen weiter. Bei größeren Schäden helfen Kronen, die den Zahn langfristig vor weiteren Schäden und Schmerzen schützen. Und wenn gar nichts mehr hilft, muss der Zahn bei einem chirurgischen Eingriff gezogen werden. Da Kreidezähne die Wirkstoffe der Anästhesie hemmen können, wird vor der geplanten Behandlung auf die Einnahme von entsprechenden Schmerzmitteln verwiesen.

So oder so: Kreidezähne können zwar irritierend und durchaus schmerzhaft sein, sie lassen sich in der Regel aber gut in den Griff bekommen. Das bekräftigt auch DAK-Zahnärztin Dr. Roschan Farhumand, die schon unzähligen Kindern wieder zu einem strahlenden Zahnpastalächeln verholfen hat. „Sobald die bleibenden Zähne allesamt durchgebrochen sind, können Kreidezähne anhand diverser Techniken gut stabilisiert werden. Mit der entsprechenden Pflege besteht dann wieder ein normales Kariesrisiko und die Zähne halten im besten Fall ein Leben lang!“

Was kannst du gegen Kreidezähne tun?

Was tun gegen einen unbekannten Feind? Da man die Ursache der Kreidezähnen noch nicht kennt, kann man auch nicht wirksam vorbeugen. Daher solltest du dafür sorgen, dass dein Kind mit ihnen leben lernt. Das heißt zunächst: Sei auf der Hut, sobald die ersten Backen- und Schneidezähne durchbrechen. In der Regel geschieht das ab dem sechsten Lebensjahr. Schau dir die Zähne genau an und gehe regelmäßig zum Zahnarzt. Und wenn dieser MIH diagnostiziert hat, gehe noch regelmäßiger. „Nicht zweimal im Jahr, sondern alle drei Monate sollten dann eigentlich Pflicht sein“, rät Dr. Roschan Farhumand. „Eine gewissenhafte Mundhygiene und ausgewogene Ernährung sind sowieso das A und O – jetzt natürlich ganz besonders. Da kleine Kinder mit der Zahnbürste häufig nicht an alle Stellen herankommen, sollten die Eltern bis etwa zum zehnten Lebensjahr nachputzen.“

Was außerdem hilft: Fluorid. Da poröse und zerfurchte Zahnoberflächen für Bakterien das buchstäblich gefundene Fressen sind, führen Kreidezähne zu einem erhöhten Kariesrisiko. Kommt nun Fluorid zum Einsatz, hilft es auch dabei, die fehlenden Mineralien wieder ins Zahngitter einzufügen. Daher empfiehlt sich fluoridhaltiges Speisesalz zum Kochen sowie Fluorid-Zahnpasta und fluoridhaltige Mundspülungen. Auch sogenannte desensibilisierende Pasten können helfen, da sie ihre Wirkung unter anderem auch bei überempfindlichen Zähnen entfalten, die schmerzhaft auf Kälte, Hitze oder Berührung reagieren.

Autor(in)

Qualitätssicherung

Dr. med. dent. Roschan Farhumand

Zahnärztin bei der DAK-Gesundheit

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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