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Dass Alkohol in der Schwangerschaft nicht gut für Mutter und Kind ist, ist keine Neuigkeit. Dennoch kommen jährlich tausende Kinder in Deutschland mit alkoholbedingten Schädigungen auf die Welt und leiden oft an schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Die Gründe, warum das immer noch passiert, sind vielschichtig. Alkoholabhängigkeit bei Frauen spielt eine Rolle, aber auch der Umstand, dass viele immer noch glauben, ein wenig Alkohol in der Schwangerschaft sei ungefährlich. Doch das stimmt leider nicht.
Die wichtigste Botschaft dieses Artikels ist deshalb: Wenn du schwanger bist oder schwanger werden möchtest, sag bei Alkohol einfach und ohne Ausnahme nein. Erfahre hier, warum es so wichtig ist, in der Schwangerschaft auf Alkohol zu verzichten, was bei Alkoholkonsum in den ersten Wochen der Schwangerschaft passiert – und wo du dir Hilfe holen kannst, wenn es dir schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten.
Wenn du schwanger bist und Alkohol trinkst, geht dieser über die Nabelschnur direkt in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes über. Bereits nach kurzer Zeit hat das Kind denselben Alkoholspiegel wie die Mutter - und das obwohl seine Leber noch gar nicht funktionsfähig ist und den Alkohol nicht abbauen kann.
Alkohol ist ein Zellgift. Das bedeutet, er greift tatsächlich das an, woraus Leben besteht: die organischen Zellen. Dieser Effekt macht Alkohol zum Beispiel auch zu einem wirksamen Desinfektionsmittel, denn in Wasser gelöst dringt er in Bakterien und Keime ein und tötet sie. Auch im menschlichen Körper kann Alkohol die Zellwand durchdringen und die Proteinstruktur in der Zelle schädigen oder zerstören.
Da dein Kind sehr stark wächst und sich seine Zellen oft teilen, ist es besonders gefährdet, von Alkohol angegriffen und beschädigt zu werden. Die Folgen können dramatisch sein.
Ab welcher Dosis die Gefahr einer Schädigung des Kindes besteht, ist leider nicht vorhersagbar, denn die Durchlässigkeit der Zellwände ist bei jedem Menschen anders ausgeprägt. Es gibt tatsächlich Fälle, bei denen bereits ein sehr geringer Alkoholkonsum der Mutter dazu geführt hat, dass das Kind mit einer alkoholbedingten Behinderung zur Welt kam.
Die aktuelle Empfehlung der Experten zum Thema Schwangerschaft und Alkohol ist daher eindeutig: nur mit gar keinem Alkohol sind du und dein Baby auf der sicheren Seite, oder mit den Worten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE):
„Derzeit kann keine Schwellendosis für den Alkoholkonsum, ab der eine Schädigung des Kindes eintritt, definiert werden. Daher sollten Frauen während der gesamten Schwangerschaft (und Stillzeit) auf Alkohol verzichten.“
Also mach es dir leicht, und setz einfach, von dem Zeitpunkt, an dem du entscheidest, schwanger werden zu wollen, bis zum Ende der Stillzeit auf das Programm „vollständig alkoholfrei“. Damit kannst du erstens leichter schwanger werden (besonders wenn dein Partner mitmacht, denn Alkohol vermindert auch die Zeugungsfähigkeit). Und zweitens ist das Risiko, dass dein Kind durch Alkohol geschädigt wird, einfach gleich Null.
Ein Schlückchen Sekt zur Ankurbelung des Kreislaufs – das galt früher vielleicht mal als empfehlenswert. Heute weiß man jedoch mehr über die Gefahren, die von Alkohol ausgehen. Da wir die Gefahrengrenze nicht kennen, gilt daher: lieber gar nicht erst ausprobieren – zumal aus einem Schluck schnell mehr werden kann.
Von einem fetalen Alkoholsyndrom (FAS) sprechen Ärzte, wenn die Folgen des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft so schwer sind, dass die betroffenen Kinder starke körperliche Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten zeigen. In weniger schweren Fällen spricht man von „Alkoholeffekten“ oder einer „fetalen Alkoholspektrum-Störung“(FASD). Im Fall einer FASD sind dann nur einige, aber nicht alle Symptome der FAS vorhanden.
Eine Schädigung durch Alkohol im Mutterleib bedeutet für das Kind in der Regel eine lebenslange, unheilbare Entwicklungseinschränkung und Intelligenzminderung. Kinder mit einem FAS haben oft ein geringes Geburtsgewicht, Fehlbildungen an den inneren Organen, Auffälligkeiten in der Formung von Augen-, Ohr- und Nasenpartie und zeigen psychische, neurologische und mentale Entwicklungsstörungen. Sie können sich nicht gut konzentrieren, haben eine reduzierte Impulskontrolle und werden oft sozial ausgegrenzt.
Nach Aussage der Internationalen Charta zur Prävention fetaler Alkoholspektrum-Störungen kommen weltweit jährlich mehr als eine Million Babys mit einer unumkehrbaren Hirnschädigung zur Welt, die durch den Alkoholkonsum der Mutter verursacht wurde. In Deutschland gibt es nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jedes Jahr mehr als 10.000 Kinder mit einer fetalen Alkoholspektrum-Störung. Etwa 3000 von ihnen leiden unter dem Fetalen Alkoholsyndrom und sind oft ihr Leben lang auf Betreuung und Unterstützung angewiesen.
Da viele Auffälligkeiten oft erst im Schulalter auftreten und die Verbindung zum Alkoholkonsum in der Schwangerschaft nicht immer klar dokumentiert ist, muss man außerdem von einer hohen Dunkelziffer alkoholbedingter Entwicklungsverzögerungen ausgehen. Damit ist die fetale Alkoholspektrum-Störung eine der häufigsten angeborenen Erkrankungen, weit häufiger als zum Beispiel das Trisomie 21 – und dazu eine, die durch konsequenten Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft und Stillzeit vollständig vermeidbar wäre.
Um diese Frage zu beantworten, ist es sinnvoll, den Zeitraum noch einmal zu unterteilen. Und zwar in die ersten zwei Wochen und die sich anschließende Zeit.
Wenn du in den ersten zehn bis vierzehn Tagen nach der Empfängnis noch Alkohol getrunken hast, weil du noch nichts von deiner Schwangerschaft wusstest, ist die Gefahr, dass dein Kind mit einer alkoholbedingten Behinderung zu Welt kommt, sehr gering.
Kein Grund zur Panik also, denn in dieser Zeit gilt das „Alles-oder Nichts-Prinzip“. Das heißt: die befruchtete Eizelle ist entweder so gesund, dass sie sich erfolgreich in die Gebärmutter einnisten konnte, oder sie wird mit einer Regelblutung (eigentlich eine sehr frühe Fehlgeburt) wieder abgestoßen. Wenn du schwanger werden möchtest, ist es natürlich sehr sinnvoll, bereits im Vorfeld auf Alkohol zu verzichten, weil du so die Chancen einer erfolgreichen Einnistung verbesserst. (Du wirst also tatsächlich leichter schwanger, wenn du keinen Alkohol trinkst).
Sobald du weißt, dass du schwanger bist, solltest du auf jeden Fall auf Alkohol verzichten. Denn bereits in der Frühschwangerschaft, kurz nach der Einnistung der Eizelle, riskierst du mit Alkohol eine Fehlgeburt oder die Entwicklung von Fehlbildungen an Gehirn und Körperorganen bei deinem Kind.
Bereits nach wenigen Wochen steht die Versorgungsverbindung mit der Plazenta, beim Embryo haben sich die zellulären Anlagen für alle Organe gebildet und das Gehirn wächst rasant. Wenn in dieser dynamischen und ereignisreichen Zeit im Mutterleib Alkohol die Zellvermehrung und Zellteilung behindert, bleibt das Gehirn der betroffenen Kinder möglicherweise dauerhaft kleiner und weniger leistungsfähig als bei normal entwickelten Kindern. Dazu kommt nach Aussage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Gefahr schwerwiegender körperlicher Schäden.
Auch in den weiteren Schwangerschaftsmonaten und in der Stillzeit kann sich Alkohol schädlich auf die Entwicklung deines Kindes auswirken.
Du hast Angst, dass du dein abendliches Glas Rotwein in der Schwangerschaft vermissen könntest? Mit diesen Wohlfühl-Tipps fällt es dir garantiert noch ein wenig leichter, alkoholfrei Kurs zu halten:
Du verstehst, dass Alkohol schlecht für dein Baby ist, aber dir fällt es trotzdem schwer, auf das Trinken zu verzichten? Du bist nicht die Einzige, der es so geht. Wichtig ist jetzt vor allem, dass du dir schnell die richtige Unterstützung organisierst. Viele Frauen haben das Aufhören mit Alkohol (und Nikotin) während (und vielleicht auch nach der Schwangerschaft) schon gemeistert. Sei dir sicher: auch du kannst das!
Hier findest du kompetente Hilfe:
https://fasd-fachzentrum.de/wp-content/uploads/Alkohol_konsumierende_Schwangere_dAB.pdf
https://econtent.hogrefe.com/doi/full/10.1026/0942-5403/a000267
https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholverzicht/alkohol-in-der-schwangerschaft
https://www.dgkim.de/dateien/022-025l_s3_fetale_alkoholspektrumstoerung_diagnostik_fasd_2016-06.pdf
https://fasd-fachzentrum.de/fasd-infomaterialien/fasd-infomaterialien-diagnostik/
https://www.aerzteblatt.de/archiv/147672
https://fasd-fachzentrum.de/wp-content/uploads/Charta_zur_Praevention_FAS.pdf