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Sind verklebte Faszien schuld an Verspannungen und Ziehen im Rücken? Mittlerweile empfehlen Therapeuten immer häufiger Faszienkurse. Doch hilft das Faszientraining wirklich? Simone Rohkohl, Physiotherapeutin B.A. und Sport- und Bewegungsexpertin bei der DAK-Gesundheit, betrachtet den Hype etwas genauer.
Faszien sind ein Netzwerk aus Bindegewebe, das sich schützend um Gelenke, Organe, Muskeln, Bänder spannt. Es durchzieht den ganzen Körper. Faszien funktionieren dabei wie ein Sinnesorgan. Sie erkennen, wie wir uns bewegen – ob wir liegen, stehen, laufen. Und sie leiten Reize weiter und empfangen diese, auch Schmerzsignale. Bewegen können Faszien sich allerdings nicht. Sie sind passiv und warten darauf, dass die beansprucht werden.
Durch langes Sitzen wenig oder einseitige Bewegung können die Faszien einen Teil ihrer Fähigkeiten verlieren. Durch zu wenig Muskelbewegung werden auch die Faszien steif. „Sie verkleben oder verhärten, was zu eingeschränkter Beweglichkeit und Muskelschmerzen führt“, weiß DAK-Expertin Simone Rohkohl. „Diese versuchen wir wiederum durch Schonhaltungen auszugleichen. Wir bewegen uns nicht oder falsch und schaden so auch den Faszien.“
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Mittlerweile gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die die Ursachen von Rücken- oder Gelenkschmerzen mit Problemen bei den Faszien in Verbindung bringen.
Viele Rückenschmerzen haben keine eindeutige Ursache. „Diese unspezifischen Rückenschmerzen können mit Stress, psychischen Belastungen, normalen Alterungs- und Verschleißprozessen, aber vor allem mit mangelnder Bewegung zusammenhängen“, sagt Simone Rohkohl. „Und letzteres wirkt natürlich auch auf die Faszien.“
Durch das Faszientraining sollen Verspannungen und Verklebungen der Faszien gelöst werden. Zu diesem Zweck wird in den Kursen eine feste Schaumrolle genutzt. Die Faszienrolle gibt es in unterschiedlichen Längen und mit verschiedenen Oberflächen. Durch Bewegung und Druck wird damit das gesamte Bindegewebe massiert: Arme, Beine und Po gleiten über die Rolle, um Verklebungen zu lösen, die Blutgefäße zu erweitern, das Bindegewebe elastisch zu halten und den Stoffwechsel anzuregen. Zusätzlich werden durch Schwung- und Dehnübungen untrainierte Muskelgruppen und damit auch die Faszien aktiviert.
Simone Rohkohl sieht den Hype um die Rolle kritisch: „Ein reines Faszientraining wird auch bei Rückenschmerzen nicht ausreichen. Vielmehr müssen Rücken- und Rumpfmuskulatur gleichermaßen trainiert und alle Körperpartien beansprucht werden.“ Die DAK-Bewegungsexpertin ist sich sicher, dass regelmäßige Bewegung und Sport einen viel größeren Effekt haben. „Gezielte Übungen für die Faszien sind nur bei speziellen, individuellen Defiziten notwendig und dann ist eine gezielte Anleitung durch einen Experten im Bewegungsbereich, wie Physiotherapeuten oder Sportwissenschaftler, erforderlich.“
Am einfachsten und besten werden Faszien durch normalen Ausdauersport, Fitness- und Krafttraining elastisch gehalten. „Ein bewegter Lebensstil ist ausreichend“, sagt die Expertin. „Denn wer seine Muskeln trainiert, hält auch seine Faszien geschmeidig. Wobei das Wort „Training“ in diesem Zusammenhang irreführend ist, denn passive, unbewegliche Strukturen können eigentlich nicht trainiert werden.“
Die Wirksamkeit des Faszientrainings wird gerade erst erforscht. Bisher liegen noch keine eindeutigen Ergebnisse vor. Doch eines ist für die Expertin Rohkohl klar: „Wer sich regelmäßig bewegt und den gesamten Körper durch Sport trainiert, hat kein extra Faszientraining nötig. Denn jeder, der Sport macht, trainiert auch seine Faszien. Ein Ersatz für Sport ist ein Faszientraining nicht, höchstens eine Ergänzung zur Joggingrunde, Schwimmstunde oder dem Krafttraining.“