Vulvodynie – Symptome und Behandlung chronischer Vulvaschmerzen

Wenn du über Monate Schmerzen in der Intimzone hast und deine Frauenärztin keine Ursache findet, könnte eine Vulvodynie dahinterstecken. Das ist eine Schmerzerkrankung, zu der derzeit noch viel geforscht wird – und die Suche nach einer wirksamen Behandlung kann leider sehr viel Geduld erfordern. Wenn du betroffen bist: lass dich bitte trotzdem nicht unterkriegen - du bildest dir deine Schmerzen bestimmt nicht ein! Hier erfährst du mehr über Vulvodynie – und was du als Betroffene tun kannst.
Was ist Vulvodynie?
Vulvodynie, das sind chronische Schmerzen oder ein dauerhaft starkes Unbehagen im Bereich der Vulva – also der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane – ohne dass eine klare Ursache gefunden wird. Anders gesagt: Es tut weh, aber weder Pilze oder Bakterien noch eine andere Hauterkrankung können als Ursache ausgemacht werden.
Zu der Diagnose Vulvodynie kommt es meist auf Umwegen, zum Beispiel wenn man merkt, dass die Schmerzen oder der Juckreiz trotz mehrfacher Behandlung einer vermeintlichen „Plizinfektion“ nicht weggehen. Vulvodynie ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet: Sie wird erst gestellt, wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen sind. Das kann dauern – und ist oft ziemlich frustrierend.
Schmerzsyndrom Vulvodynie
Vulvodynie gilt auch als Schmerzsyndrom. Typisch dafür ist, dass die Schmerzen nicht nur durch eine konkrete Verletzung oder Entzündung entstehen, sondern selbst zum Problem werden. Man kann das so beschreiben: Der Schmerz erfüllt keine Warnfunktion mehr, er hat sich verselbstständigt. Das Nervensystem „merkt sich" den Schmerz und meldet ihn weiter, auch wenn eigentlich kein Grund mehr dafür besteht.
Andere Beispiele für chronische Schmerzsyndrome sind Spannungskopfschmerzen oder chronische Rückenschmerzen. Oft steckt dahinter ein Zusammenspiel aus körperlicher Anspannung, Stress, früheren Erfahrungen und erhöhter Nervensensibilität.
Auch bei der Vulvodynie gehen viele Forschende davon aus, dass sie durch so ein Zusammenspiel verschiedener körperlicher und seelischer Faktoren entsteht.
Diese Elemente spielen wahrscheinlich eine Rolle:
- überempfindliche Nerven, die dazu führen, dass du Berührungen als schmerzhaft erlebst, die eigentlich gar nicht wehtun sollten.
- Ein verspannter Beckenboden: Er kann das Schmerzempfinden in der gesamten Intimregion beeinflussen.
- Wiederholte Pilzinfektionen oder andere Reizungen (zum Beispiel durch Intimrasuren oder dauerhafte Belastungen wie beim Radsport) können das Gewebe empfindlicher machen und das Schmerzgedächtnis aktivieren.
- Hormonelle Schwankungen
- Traumatische Erfahrungen, Ängste und Dauerstress wirken sich negativ auf das Körpergefühl aus und können zu schmerzfördernden Verspannungen führen.
- Reaktionen des Immunsystems: In Studien wurde beobachtet, dass bei Vulvodynie Mastzellen überaktiv sind, die Stoffe wie Histamin freisetzen und damit zur Sensibilisierung von Nerven und zur Entwicklung von Schmerzen beitragen können. Aber: Vulvodynie selbst ist keine Autoimmunerkrankung (siehe Kasten).
Ist Vulvodonie eine Autoimmunerkrankung?
Diskutiert wird in der Forschung zwar, ob in einigen Fällen der Vulvodynie das Immunsystem beteiligt sein könnte – zum Beispiel durch eine Überaktivität bestimmter Abwehrzellen. Doch im Unterschied zu echten Autoimmunerkrankungen wie Lichen sclerosus greift der Körper bei Vulvodynie nicht gezielt eigenes Gewebe an.
Wie fühlt sich Vulvodynie an?
Vulvodynie fühlt sich auf jeden Fall immer unangenehm an. Unterscheiden lassen sich zwei Hauptformen: Zum einen die spontane Vulvodynie, bei der der Schmerz einfach so auftritt, also auch ohne Berührung und äußeren Reiz. Und zum anderen die provozierte Vulvodynie, bei der die Missempfindungen durch etwas Bestimmtes ausgelöst werden, zum Beispiel Fahrradfahren, einen engen Slip, Sex, ein Tampon, einen Frauenarztbesuch oder schon durch leichtes Berühren.
Viele Betroffene beschreiben die Schmerzen als ein Brennen oder Stechen – manchmal an einer kleinen Stelle, manchmal über die ganze Vulva bis hin zum After. Intime Berührungen oder Sex können manchmal kaum ertragen werden, weil sie als „messerartig“ und „wund“ gefühlt werden. Auch Juckreiz im gesamten Intimbereich und ein intensives Brennen beim Pinkeln wird häufig genannt.
Wichtig: Nicht jede Betroffene spürt alle Symptome, und auch die Intensität ist unterschiedlich. Insgesamt ist, wie du dir denken kannst, der Leidensdruck und die Belastungen im Alltag durch Vulvodynie ziemlich hoch. Manche Frauen können noch nicht einmal mehr ohne Schmerzen sitzen oder gehen.
Vulvodynie – Symptome
Viele Symptome, die bei der Vulvodynie auftreten, können auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Deswegen ist es wichtig, dass deine Gyn im Verdachtsfall auf jeden Fall eine ausführliche Diagnostik durchführt.
Typische Symptome der Vulvodynie sind:
- Brennen oder Stechen im Vulvabereich – manchmal bis zum After
- Schmerzen beim Sex, Einführen eines Tampons oder bei der gynäkologischen Untersuchung
- Wundgefühl, Trockenheit oder ständiges Reizgefühl
- Juckreiz ohne erkennbaren Grund
- Schmerzen beim Sitzen, Gehen oder Fahrradfahren
- Brennen oder Ziehen beim Pinkeln
Manchmal sind bei der gynäkologischen Untersuchung auch eine gerötete und/oder geschwollene Schleimhaut oder auch feine Risse im Gewebe erkennbar. Oft sieht die Vulva allerdings auch völlig unauffällig aus. Viele Betroffene leiden außerdem unter seelischen Folgeerkrankungen wie Schlafstörungen, Angststörungen oder depressiven Verstimmungen.
Vulvodynie – Behandlung
Oft müssen Betroffene ziemlich viel in ihrem Leben ändern, um die Schmerzbelastung zu reduzieren. Denn „heilbar“ ist Vulvodynie im engen Sinne nicht. Aber mit einem ganzheitlichen Behandlungsansatz erreicht man oft eine deutliche Verbesserung des allgemeinen Befindens.
Helfen können zum Beispiel:
- Schmerzmittel oder lokale Betäubungsmittel
- Antidepressiva – sie können die Schmerzverarbeitung im Nervensystem beeinflussen
- Physiotherapie: Eine speziell ausgebildete Physiotherapeutin kann dir helfen, deinen Beckenboden zu entspannen
- Psychotherapie: Vulvodynie kann emotional belastend sein. Umgekehrt kann auch seelischer Stress Schmerzen verstärken. Eine Psychotherapie hilft dir, mit der Situation umzugehen und mögliche seelische Ursachen für den Schmerz zu erkennen und zu verarbeiten.
- Lebensstiländerungen, um die Schmerztrigger zu reduzieren: zum Beispiel lockere Kleidung tragen, auf bestimmte Sportarten verzichten, milde Pflegeprodukte verwenden oder das Sitzen mit einem speziellen Kissen angenehmer gestalten.
- Operation: In wenigen, sehr klar abgegrenzten Fällen kann ein kleiner chirurgischer Eingriff helfen. Dabei wird die besonders schmerzhafte Stelle entfernt und das Gewebe wieder vernäht. Das kommt aber nur infrage, wenn der Schmerz ganz genau lokalisiert werden kann – und auch dann nur als letztes Mittel.
Wie lange hält eine Vulvodynie an?
Die gute Nachricht: Bei etwa der Hälfte aller Betroffenen verschwindet die Vulvodynie innerhalb einiger Jahre von selbst wieder. Warum das so ist, weiß man noch nicht genau.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOSPS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Fachbereich der DAK-Gesundheit