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Enthaltsamkeit – was ist dran an der #NoFap-Survival Challenge?

Enthaltsamkeit: Ein junger Mann chillt auf dem Sofa

Dieser Artikel wurde von Medizin-Journalistin Kirsten Wenzel verfasst 

Auf Sex zu verzichten, das war lange die gängige Masterchallenge von Mönchen und Priestern. Heute ist Enthaltsamkeit eine Art Gesundheitstrend geworden und wird auf Social Media unter dem Hashtag „No-Fab“ als Mittel gegen Erektionsstörungen und andere Sexsorgen erprobt und diskutiert. Was dran ist an Enthaltsamkeit als Health-Maßnahme und was sie mit deinem Körper und deiner Psyche macht, erfährst du hier. 

Was bedeutet sexuelle Enthaltsamkeit?

Enthaltsam sein bedeutet, freiwillig auf etwas zu verzichten, das man eigentlich gern tun möchte. Sexuelle Enthaltsamkeit heißt; sich keine sexuellen Kontakte mit anderen zu erlauben – und auch auf die Selbstbefriedigung zu verzichten. Und das, obwohl man, kennst du wahrscheinlich, eigentlich große Lust darauf hätte!

Zugegeben, das klingt erst mal merkwürdig, ist es aber nicht unbedingt. Denn bei der Enthaltsamkeit geht es wie beim Fasten oder anderen Weglass-Challenges um Themen wie Willensstärke, Prinzipientreue und den Versuch, neue Wahrnehmungen zuzulassen. Es können aber auch, ganz altmodisch und deutlich weniger cool, Ängste und religiösen Tabus eine Rolle spielen, Stichwort: Sünde, Selbstbefleckung und so. 

An so einer Verteufelung der Sexualität ist natürlich überhaupt nichts dran. Aber was ist mit dem aktuellen Trend, als Mann auf das Masturbieren zu verzichten, um das Selbstwertgefühl zu stärken oder Erektions- und Potenzstörungen zu begegnen? Bekannt ist das Ganze aus dem Internet und nennt sich NoFap-Bewegung (Fab= Masturbation). Kann Enthaltsamkeit tatsächlich dazu führen, dass man besseren Sex hat und sich als Mann insgesamt wohler in seiner Haut fühlt? 

Was macht Enthaltsamkeit mit dem Körper?

Grundsätzlich sollten die positiven Effekte von Enthaltsamkeit nicht besonders hoch eingeschätzt werden. Denn festzuhalten ist: Sex und Masturbation sind prinzipiell erst einmal eine gute Sache für unsere Gesundheit. 

Gesundheitsfakts, die für regelmäßigen Sex (safe natürlich!) oder Masturbieren sprechen: 

Durch die beim Sex ausgeschütteten Hormone 

  • entspannen sich Körper und Geist, 
sind wir weniger anfällig für Stress
Das Muskel-Prinzip „use it, or loose it“ (benutze es oder verliere es) gilt auch für unseren Sexualtrakt. Längere Enthaltsamkeit führt letztlich dazu, dass die Libido und die Zeugungsfähigkeit sinken, außerdem steigt auch bei Männern das Risiko für Prostatakrebs

Auf der Seite der Pluspunkte für Enthaltsamkeit steht zunächst deutlich weniger:

Heißt das nun, dass Sex und Masturbieren uneingeschränkt gut sind? 

Jein. Tatsächlich kann zu viel davon oder ein falscher Umgang damit ein Problem werden und zu körperlichen Beschwerden und / oder psychischen Abhängigkeiten führen. Zum Beispiel, weil man viel häufiger masturbiert, als man eigentlich möchte, an nichts anderes mehr denkt – und deswegen vielleicht im restlichen Leben weniger auf die Reihe kriegt. Oder wenn man zwingend auf bestimmte pornografische Reize angewiesen ist, um sich überhaupt noch erregt zu fühlen. Und genau darum geht es auch in der No-Fab-Diskussion. 

NoFap-Bewegung

Entstanden ist die Bewegung in den Foren von Reddit, wo sich Männer zu Themen wie zu viel Masturbation und Pornokonsum, Impotenz und sozialem Versagen austauschen. Von manchen wird NoFap, also der bewusste Verzicht auf Masturbation und Pornos, dort als ein Wundermittel für bessere Konzentration und Motivation, mehr Selbstbewusstsein und Erfolg bei Frauen gefeiert. Enthaltsamkeit als Heilsweg direkt zu mentaler Stärke und einem ganz neuen Ego, das ist natürlich eine typische Influencer-Übertreibung. 

Fakt ist aber: Viele Jungs und Männer spüren positive Effekte, wenn sie sich bewusst mit ihrem Masturbations-Verhalten auseinandersetzen. Woran das liegt, erfährst du im nächsten Abschnitt.   

Enthaltsamkeit – das sind die Vorteile

Sexuelle Reize sind in unserer modernen Welt heute überall und vor allem auch im Internet vorhanden. Für unser Gehirn kann dieses Überangebot zum Problem werden, so wie für unseren Body das riesige Süßigkeiten Regal im Supermarkt oder unsere Psyche das nächtelange Suchten von Serien oder Videospielen. Genauso, wie du dich besser fühlst, wenn du deine Ernährung in den Griff kriegst und bei Verlockungen nur zugreifst, wenn du wirklich möchtest und es auch genießen kannst, fühlt sich auch eine selbstbestimmte Sexualität besser und intensiver an. 

Zu merken, dass du entscheiden kannst, was du möchtest (nennt sich Selbstwirksamkeit), kann ein positiver Effekt von temporärer Enthaltsamkeit sein und dazu führen, dass du dich besser auf Begegnungen in der realen Welt einlassen kannst – und wieder on zarteren erotischen Reizen erregbar wirst. Das kann sich zum Beispiel bei Erektionsproblemen oder Potenzstörungen positiv auswirken. Merke: Wichtiger ist hier aber eher das Porno-Fasten als der Verzicht auf Masturbation selbst. 

Enthaltsamkeit – das sind die Nachteile 

Sexualität ist ein wichtiger Teil von dir und ist nichts, wofür du dich schämen solltest. Enthaltsamkeit solltest du daher nicht auf Dauer praktizieren, denn dann überwiegen die körperlichen und psychischen Nachteile eindeutig.   

Du möchtest wissen, ob du bereits abhängig von Pornografie und Masturbation bist? Dann kannst du hier einen ersten Selbsttest machen und dir weitere Unterstützung holen (Externer Linkhttps://verhaltenssucht-berlin.de/pornografiesucht/). Hilfe bekommst du auch von deinem Arzt des Vertrauens oder bei der Externer LinkNummer gegen Kummer 116111
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes rund um deine Gesundheit auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

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