KO Tropfen - was sie so gefährlich macht und wie du dich schützt

Dieser Artikel wurde verfasst von Medizinjournalistin Kirsten Wenzel
Hast du schon mal davon gehört, dass es Leute gibt, die anderen heimlich etwas ins Glas schütten und sie so betäuben und damit in echte Gefahr bringen? Klingt krass – ist aber leider ein reales Phänomen in der aktuellen Dating- und Partywelt. Doch keine Angst: Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen kannst du dich gut vor KO Tropfen schützen. Hier erfährst du außerdem, was sie so gefährlich macht und was du tun solltet, wenn du ein Opfer von KO Tropfen geworden bist.
Was sind KO Tropfen?
Eine wichtige Info gleich zu Beginn: KO Tropfen sind kein einzelner Wirkstoff. Der Begriff ist vielmehr eine umgangssprachliche Bezeichnung für mehr als 200 unterschiedliche Substanzen, die als KO Tropfen eingesetzt werden. Zu den verbreitetsten gehören das Betäubungsmittel GHB (Gamma Hydroxy-Buttersäure) und seine chemische Vorstufe GBL (Gamma-Butyrolacton), die in der Partyszene auch unter der Bezeichnung „Liquid Ecstasy“ oder „G-Juice“ im Umlauf sind.
Gemeinsam ist allen KO Tropfen, dass sie beruhigend, enthemmend oder einschläfernd wirken – und dass sie heimlich verabreicht werden, um jemanden „auszuknocken“, zum Beispiel um sie oder ihn auszurauben oder sexuell gefügig zu machen.
Du denkst jetzt sicher: Wie krank ist das denn? Die Frage ist sehr berechtigt, aber leider sind da draußen tatsächlich einige Menschen unterwegs, die es cool finden, über solche Wege das zu bekommen, was sie wollen. Manche sprechen in Internetforen offen von „chemischer Unterwerfung“, andere wollen sich vielleicht nur einen dummen Scherz erlauben – was KO Tropfen niemals sind – oder dich beim Date ein „bisschen lockerer“ machen.
Tatsächlich ist an KO Tropfen überhaupt nichts witzig – und wer sie anderen ins Glas gibt, begeht eine Straftat (Körperverletzung). Zur unangenehmen Wahrheit gehört aber auch: Bisher kommen die Täter oft ungeschoren davon. Das liegt daran, dass sich die Verabreichung von KO Tropfen nur schwer beweisen lässt. Viele Substanzen sind nur wenige Stunden lang im Blut oder Urin nachweisbar. Das heißt: Wenn du erst am nächsten Tag merkst, dass „etwas nicht stimmt“, sind die chemischen Beweismittel in deinem Blut oft schon wieder verschwunden.
Warum sind KO Tropfen gefährlich?
Die Wirkung von KO Tropfen setzt, je nach Substanz und Dosis, bereits nach wenigen Minuten ein. Da sie meist farb-, geruch- und geschmacklos sind, merkt man zunächst nichts. Etwas später dann kommt es möglicherweise zu einer kurzen Phase der Gelöstheit. Doch plötzlich fühlt man sich müde und benommen, der Kopf wird schwer und der Körper gehorcht nicht mehr.
KO Tropfen sind so gefährlich, weil sie zum einen
- den Selbstschutz der Betroffenen völlig ausschalten. Manche Täter nutzen diese Situation, um ihre Opfer auszurauben oder sexuell zu sexuellen Handlungen ohne Einwilligung zu zwingen.
- Die Dosierung von KO Tropfen ist unkalkulierbar und kann für den Körper wirklich gefährlich sein, besonders wenn auch noch Alkohol im Spiel ist. Schon ein paar Tropfen zu viel können reichen, um eine Überdosis mit Kreislaufkollaps, Bewusstlosigkeit oder sogar einen Atemstillstand auszulösen.
Wie schützt man sich vor KO Tropfen?
Die einzige Möglichkeit, sich vor KO Tropfen zuverlässig zu schützen, ist konsequente Vorsicht bei dem, was du zu dir nimmst. Du musst nicht jedem das Schlimmste unterstellen, wenn du ausgehst. Aber geh einfach auf Nummer Sicher und wende ein paar leicht umsetzbare Schutzmaßnahmen an:
- Nimm konsequent keine offenen Getränke von Unbekannten oder nicht vertrauenswürdigen Personen an.
- Bestell dein Getränk selbst und schau dabei zu, wie es eingeschenkt wird.
- Lass dein Getränk nicht unbeaufsichtigt. Bitte deine Freunde, auf dein Glas aufzupassen, wenn du zur Toilette oder auf die Tanzfläche gehst.
- In manchen Lokalen werden Deckel, zum Beispiel für Cocktails angeboten. Auch sie erleichtern es, das eigene Getränk im Auge zu behalten.
- Hör gut auf dein Bauchgefühl: Manchmal geschehen Übergriffe mit KO Tropfen auch innerhalb des Freundeskreises. Gewöhn dir an, auch im privateren Rahmen gut auf dich aufzupassen. Das bedeutet auch: nicht zu viel Alkohol zu trinken, denn auch ein alkoholischer Vollrausch kann dich ähnlich schutzlos machen wie KO Tropfen.
- Wenn du merkst, dass sich dein Zustand plötzlich verändert und du dich stark betrunken fühlst, obwohl du kaum etwas getrunken hast, sag auf jeden Fall sofort deinen Freundinnen oder Freunden oder dem Personal im Club Bescheid.
- Wenn möglich, lass dich ins Krankenhaus bringen. Denn der Nachweis von KO Tropfen ist immer ein Rennen gegen die Zeit – deswegen ist es wichtig, sich möglichst schnell Hilfe zu holen.
Wie funktioniert das KO Tropfen-Armband?
Ein KO Tropfen-Armband ist ein Hilfsmittel, mit dem du dein Getränk testen kannst. Es sieht aus wie ein Festivalbändchen und enthält kleine Testfelder, auf die du im Verdachtsfall 1-2 Tropfen deines Getränks geben kannst. Wenn sich die Felder blau färben, ist der Test positiv. Wichtig ist, dass die Armbänder leider längst nicht auf alle K O Tropfen reagieren, sondern nur bestimmte Stoffe wie GHB oder GBL erkennen können. Bei einer Vielzahl von anderen betäubenden Substanzen schützt dich so ein Armband gar nicht – lass dich also nicht in falsche Sicherheit wiegen.
KO Tropfen – Symptome
K.O.-Tropfen wirken nicht alle gleich – aber im Resultat geht es immer darum, deinen Körper in kurzer Zeit so zu betäuben, dass du die Kontrolle verlierst. Meistens setzt die Wirkung wenige Minuten bis zu einer Stunde nach dem Konsum ein – je nachdem, welche Substanz drin war, wie viel du gegessen hast, ob du Alkohol getrunken hast und wie dein Körper reagiert.
Was du dann vielleicht spürst:
- Du bist plötzlich müde oder schläfrig, obwohl du eben noch fit warst.
- Du kannst nicht mehr klar denken.
- Du wirst enthemmt oder verhältst dich anders, als du es normalerweise tun würdest.
- Du kannst kaum stehen, nicht mehr sprechen oder dich nicht mehr richtig bewegen.
- Du wirst plötzlich bewusstlos.
- Du hast anschließend keine oder nur bruchstückhafte Erinnerungen an den Abend und weißt nicht, was passiert ist.
KO Tropfen – Wirkungen
Das häufig in KO Tropfen eingesetzte GHB wird über den GABA-Rezeptor im Gehirn aufgenommen und bewirkt eine verringerte Aktivität der Nervenzellen. In der Folge verlangsamen sich auch andere Vorgänge im Körper, zum Beispiel der Herzschlag, die Wahrnehmung und die Atmung. Das kann im Ernstfall zu lebensbedrohlichen Folgen wie Atemnot oder sogar Atemstillstand führen. Wird zusätzlich Alkohol konsumiert, verstärkt sich das Risiko, denn auch Alkohol lässt die Atmung flacher werden. Dieser atmungsunterdrückende Effekt gilt übrigens auch für Ketamin, ein Narkosemittel mit halluzinogener Wirkung, das ebenfalls als Partydroge und in KO Tropfen verwendet wird.
Wichtig: Wenn du siehst, dass jemand bewusstlos wird oder in Atemnot gerät, ruf unbedingt sofort den Notruf 112, damit der Person schnellstmöglich geholfen wird.
Wie lange sind KO Tropfen nachweisbar?
KO Tropfen verschwinden bereits nach kurzer Zeit wieder aus dem Körper. Deshalb ist es entscheidend, bei einem Verdacht möglichst schnell zu handeln. Wichtig zu wissen: Gerichtsfest sind nur Blut- und Urin-Proben, die in Anwesenheit eines Arztes entnommen wurden.
- GBH und GBL lassen sich nur 6 bis 8 Stunden nach Aufnahme im Blut nachweisen, im Urin bis zu 12 Stunden.
- Etwas mehr Zeit hat man bei Ketamin, das bis zu 24 Stunden im Blut und bis zu 72 Stunden im Urin nachweisbar ist.
- KO Tropfen, die Benzodiazepine enthalten, sind je nach Stoff bis zu 48 Stunden im Blut nachweisbar und bis zu sieben Tage im Urin.
Je schneller du ins Krankenhaus gehst, je größer ist die Chance, dass die Substanzen noch nachgewiesen werden können. Auch Getränkereste, Kleidung oder ungewöhnliche Symptome können hilfreiche Hinweise sein.
Kontaktiere auf jeden Fall auch die Polizei, wenn du einen Angriff mit KO Tropfen erlebt hast, und melde die Tat. Du hast nichts verkehrt gemacht – im Gegenteil: du hast Anspruch auf größtmögliche Hilfe und Unterstützung!
KO Tropfen – Spätfolgen
Da ist nur dieses dumpfe, körperliche Gefühl, dass dir jemand etwas angetan hat – ohne dass du mehr als Bruchstücke erinnerst oder es beweisen kannst…
Ein Erlebnis mit KO Tropfen kann eine tiefe Spur in der Psyche hinterlassen.
Viele Frauen wachen zum Beispiel in einem fremden Bett auf, ohne Erinnerung – und erleben dann ein Gefühlskarussell von Angst, Scham oder Leere.
Wenn du ein Erlebnis mit KO Tropfen hattest, ist es also auf jeden Fall wichtig, dass du dir Hilfe holst. Ganz egal ob direkt nach dem Vorfall, kurze Zeit später oder auch, wenn bereits Wochen vergangen sind. Du musst da nicht allein durch!
Unterstützung findest du zum Beispiel bei dem rund um die Uhr erreichbaren Angebot:
KO Tropfen als Droge – gefährlicher Trend
Weil GBL, Ketamin und Co zunächst eine euphorisierende und entspannende Wirkung haben, werden sie seit einigen Jahren auch als Partydrogen genutzt – oft in Verbindung mit anderen Drogen wie Kokain oder Alkohol.
Mediziner und Drogenexperten sind entsetzt über diesen gefährlichen Trend, denn die Risiken der unkontrollierten Einnahme von starken Betäubungsmitteln sind völlig unkalkulierbar. Weil jeder Körper unterschiedlich reagiert, ist der Grat zwischen angenehmem Rausch und gefährlicher Überdosis bei „liquid ecstacy“ und anderen chemischen Drogen extrem schmal – und so kommt es immer wieder zu Todesfällen. Deswegen sag auf jeden Fall nein, wenn dir jemand GBL oder andere dubiose Substanzen anbietet. Dieses Experiment ist es einfach nicht wert.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. Mehr InfosPS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Fachbereich der DAK-Gesundheit