Adipositas: Chronische Erkrankung und Risikofaktor

Adipositas: Übergewichtige Frau lehnt an einer Terrassentür und schaut traurig zur Seite.

Seit 1975 hat sich die Zahl der von Adipositas Betroffenen weltweit verdreifacht – nicht von ungefähr sprechen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von einer weltweiten Epidemie. In Deutschland leiden mehr als 16 Millionen Menschen unter krankhaftem Übergewicht, also Adipositas. Bei den Betroffenen ist auch das Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Welche Risikofaktoren die Erkrankung begünstigen, wie sich Adipositas äußert und welche Folgen drohen, erfahren Sie hier.

Übergewicht und Adipositas

Wann ist man „nur“ übergewichtig und wann beginnt eine Adipositas? Der Body-Mass-Index (BMI) hilft bei der Klassifikation. Demnach liegt Übergewicht bei einem BMI größer als 25 vor. Man spricht dann auch von Präadipositas, also einer Vorstufe von Adipositas.

Adipositas beginnt ab einem BMI größer als 30. Ein BMI, der über 30 liegt, wird zusätzlich in Grade unterteilt. Bei einem BMI von 30 bis 34,9 liegt Grad I vor, bei einem BMI von 35 bis 39,9 Grad II. Liegt der Wert über 40, handelt es sich um Grad III, die sogenannte Adipositas permagna, die schwerste Form der Fettsucht.
Der BMI allein reicht jedoch nicht zur Beurteilung. So können zum Beispiel sehr muskulöse Menschen einen hohen BMI haben, ohne von Übergewicht betroffen zu sein. Die Fettverteilung im Körper spielt daher auch eine wichtige Rolle. Besonders gefährlich ist das Bauchfett. Übersteigt der Bauchumfang bei Männern 102 Zentimeter, bei Frauen 88 Zentimeter, ist das Risiko von Folgeerkrankungen deutlich erhöht. In diesem Fall spricht man von einer abdominalen oder bauchbetonten Adipositas.

Adipositas bei Kindern

Um Adipositas oder Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen, arbeiten Kinderärztinnen und Kinderärzte bei den Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) mit BMI-Referenz-Kurven. Der Durchschnittswert ist die 50er-Perzentile. Doch auch vieles, was darunter oder darüber liegt, kann ganz normal sein, denn Kinder entwickeln sich permanent.

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn das Gewicht Ihres Kindes dauerhaft im äußeren Randbereich liegt. Denn: Bereits vorhandenes Übergewicht kann sich bei Kindern und Jugendlichen bis zum Erwachsenenalter oft weiter erhöhen und zu einer krankhaften Adipositas entwickeln.

Als übergewichtig gilt Ihr Kind, wenn es sich oberhalb des 90. Perzentils einordnet. Von adipösen Kindern, also solchen mit starkem Übergewicht, sprechen Ärztinnen und Ärzte ab dem 97. Perzentil.

Ursachen und Risikofaktoren für eine Adipositas

Bei Adipositas handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Übermäßiges Essen, zu wenig Bewegung und bestimmte psychische Voraussetzungen sind wesentliche Risikofaktoren für Adipositas. Ein Risikofaktor ist eine Bedingung oder ein Umstand, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Krankheit auftritt. Das bedeutet jedoch nicht, dass man zwangsläufig erkrankt, sondern nur, dass das Risiko höher ist.

Folgende Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass man ein krankhaftes Übergewicht entwickelt:

Erkrankungen

Bestimmte Krankheiten können das Risiko für Adipositas erhöhen:

  • Familiäre Veranlagung: Wenn nahe Verwandte wie z.B. die Eltern übergewichtig sind, ist das Risiko höher, selbst übergewichtig zu werden.
  • Genetische Ursachen: Bestimmte Gene können Übergewicht begünstigen.
  • Essstörungen: Dazu gehören zum Beispiel Binge-Eating-Störung (Essanfälle) und die Night-Eating-Disorder (nächtliches Essen).
  • Bewegungsmangel: Längere Phasen der Immobilität, wie nach einer Verletzung.
  • Hormonelle Erkrankungen: Dazu zählen die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und das Cushing-Syndrom (Überproduktion von Kortisol).
  • Psychische Faktoren: Stress und Depressionen können zu Übergewicht führen.

Medikamente

Einige Medikamente können ebenfalls das Risiko für Adipositas erhöhen:

  • Antidepressiva: Medikamente gegen Depressionen.
  • Neuroleptika: Medikamente gegen psychische Erkrankungen.
  • Antiepileptika: Medikamente gegen Epilepsie.
  • Antidiabetika: Medikamente gegen Diabetes.
  • Glukokortikoide: Medikamente, die Kortison enthalten.
  • Kontrazeptiva: Einige Verhütungsmittel.
  • Betablocker: Medikamente gegen Bluthochdruck.

Lebensstil

Ein ungesunder Lebensstil spielt eine große Rolle bei der Entstehung von Adipositas. Als ungesund gelten:

  • Bewegungsmangel: Zu wenig körperliche Aktivität.
  • Fehlernährung: Ungesunde Ernährung mit zu viel Fett und Zucker.
  • Schlafmangel: Zu wenig Schlaf kann sich vielfältig negativ auswirken.
  • Stress: Dauerhafter Stress kann zu Gewichtszunahme führen.
  • Nikotinverzicht: Aufhören mit dem Rauchen kann zu Gewichtszunahme führen.

Umfeld und sozioökonomische Faktoren

Auch das eigene Umfeld und die sozialen Beziehungen und Bedingungen unter denen Sie leben, können die Wahrscheinlichkeit für Adipositas erhöhen:

  • Ständige Verfügbarkeit von Nahrung: Überall und jederzeit Essen zu bekommen.
  • Niedriger Sozialstatus: Weniger Zugang zu gesunder Ernährung und Bewegung sowie wenig Vorbildfunktion durch andere.

Auch die Gewichtzunahme während oder nach einer Schwangerschaft gelten als Risikofaktor, eine Adipositas zu entwickeln.

Die Risikofaktoren treten oftmals in Kombination auf oder beinflussen sich gegenseitig. Wenn Sie zum Beispiel unter Schlafmangel leiden, ist das Risiko für psychische Leiden und die Neigung zu einer ungesunden Ernährung größer, jedoch der Antrieb sportlich aktiv zu sein geringer.

Welche Symptome können auf Adipositas hinweisen?

Psychotherapie

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Neben dem starken Übergewicht ist ein typisches Symptom von Adipositas, dass sich die Gedanken der Betroffenen fast nur noch ums Essen drehen. Essen dient zur Bewältigung von Gefühlen wie Frust oder Trauer oder auch zur Belohnung. Das Sättigungsgefühl ist bei adipösen Menschen in der Regel nicht mehr vorhanden und sie verzehren deshalb viel größere Mengen als der Körper eigentlich benötigt. Passiert das in Form von Essattacken, spricht man von Binge Eating.

Viele stark übergewichtige Menschen können zudem nicht sagen, wann sie sich das letzte Mal schön, gesund und voller Energie gefühlt haben. Oft ekeln sie sich vor sich selbst, fühlen sich minderwertig oder spüren gar Selbsthass. Scham treibt Menschen mit Adipositas oft in die Isolation. 

Die Erkrankung kann sich auch in der Entwicklung psychischer Störungen wie einer Depression und Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Umgekehrt können psychische Belastungen eine Verschlimmerung der Adipositas begünstigen.

Folgeerkrankungen und Therapie bei Adipositas

Da Adipositas nicht nur den Alltag einschränkt, sondern zu weiteren ernsthaften Erkrankungen führen kann, ist sie unbedingt behandlungsbedürftig. Erfahren Sie mehr zu den Folgen von Adipositas in unserem Artikel „Die Folgen von Adipositas im Überblick“. 
Zur Behandlung von Adipositas kommt in der Regel eine sogenannte multimodale Therapie zum Einsatz. Sie besteht aus den drei Komponenten Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Verhaltenstherapie. Hier erfahren Sie mehr zur Behandlung von Adipositas.
Quellenangaben
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