Abnehmtipps von Ernährungsmediziner Niels Schulz-Ruhtenberg

Die Pfunde sollen purzeln! Doch gleichzeitig ist da der Frust über unzählige Fehlversuche und die leidige Frage: Wie soll es endlich klappen? „Gesund und ohne Schnellschuss-Diät“ lautet die Antwort. Ernährungsmediziner Niels Schulz-Ruhtenberg gibt bewährte Abnehmtipps für alle, die ihr Gewicht reduzieren wollen.
Was sind die häufigsten Fehler, die beim Abnehmen immer wieder gemacht werden?
Viele Menschen sind zu ungeduldig und haben keine richtige Abnehmstrategie. Gepaart mit unrealistischen Vorstellungen und zu hohen Ansprüchen („Ganz viel Gewicht in kürzester Zeit verlieren“) bleiben Erfolgsmomente schnell aus. Neben der Ernährung sind auch Stress und mangelnder Schlaf entscheidende Faktoren, die das Abnehmen hemmen – und das wird häufig zu wenig berücksichtigt. Wichtig ist die Selbstanalyse, denn die Dickmacher sind individuell verschieden. Bei dem einen liegt es an den vielen Zwischenmahlzeiten, beim anderen an zu viel Zucker oder Alkohol. Auch Frustessen spielt eine wichtige Rolle.
Das Wort „Diät“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet zunächst einmal „gesunde Lebensweise“. Die meisten verstehen aber unter einer (Crash-)Diät, dass man vorübergehend und radikal etwas verändert – und dann wieder zu seinen alten Gewohnheiten zurückkehrt.
Bringen Crash-Diäten wirklich nichts?
Das Wort „Diät“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet zunächst einmal „gesunde Lebensweise“. Die meisten verstehen aber unter einer (Crash-)Diät, dass man vorübergehend und radikal etwas verändert – und dann wieder zu seinen alten Gewohnheiten zurückkehrt. Die Folge: Die Pfunde sind im Handumdrehen wieder drauf. Der Fokus sollte vielmehr darauf liegen, dass man seine bisherigen ungünstigen Gewohnheiten langfristig gegen Schlankmacher-Gewohnheiten eintauscht. Davon hängt der Erfolg ab!
Niels Schulz-Ruthenberg
Ernährungsmediziner
Der Hamburger Arzt ist Facharzt für Allgemeinmedizin mit Weiterbildungen in Sport- und Ernährungsmedizin. Schon früh spezialisierte er sich auf Präventiv- und Gesundheitsmedizin mit einem besonderen Fokus auf Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung. Bereits 2001 gründete er seine erste ernährungsmedizinische Beratung, später folgte eine der ersten Arztpraxen in Deutschland mit Schwerpunkt auf moderner Ernährungs- und Gesundheitsmedizin.
Wie finde ich mein Idealgewicht?
Ideale haben viel mit perfektionistischem Herangehen zu tun – davon rate ich eher ab. Ich empfehle eher, das persönliche Wohlfühlgewicht anzustreben und zu schauen: Was habe ich für einen Körperbau? Wie hoch ist mein Fett- und mein Muskelanteil? Natürlich gibt es auch medizinische Richtlinien: Demnach sollte der Taillenumfang von Männern etwa 94 Zentimeter und der von Frauen etwa 80 Zentimeter betragen. Aber eigentlich geht es vielmehr darum, dass Menschen sich wohlfühlen und ein Gleichgewicht zwischen Genuss und Gesundheit finden. Und dabei ist auch der sogenannte Body Mass Index (BMI) nicht immer ausschlaggebend, denn es gibt zum Beispiel schlanke Menschen, die innerlich verfettet und daher gefährdet sind. Mein Tipp: Denken Sie nicht zu viel über irgendwelche Ideal-Ziele, sondern lieber über Ihre täglichen Verhaltensweisen nach und wie Sie diese verbessern können.
Pizza in der Mittagspause mit den Kollegen - wie passt das mit gesunden Abnehm-Plänen zusammen?
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Besser ist es, sich zu fragen: Warum ist das passiert? War ich müde, gestresst? Hätte ich statt Essen etwas anderes gebraucht, zum Beispiel Zuwendung/Liebe? Oftmals kompensieren wir nämlich negative Gefühle mit Essen.
Was kann ich bei Rückschlägen wie Heißhungerattacken tun?
Rückschläge sind normal und gehören zum Leben. Hier gilt das Motto: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitermachen“. Viele Menschen fangen in solchen Situationen leider an, sich selbst zu kritisieren und zu demotivieren zum Beispiel mit Gedanken wie „Warum habe ich das nicht geschafft? Warum bin ich zu schwach? Warum habe ich keine Disziplin?“ Diese Form der Selbstgespräche verstärkt die negativen Gefühle, verschlechtert die Erfolgschancen und verstärkt meistens eine ungünstige Entwicklung. Besser ist es, sich zu fragen: Warum ist das passiert? War ich müde, gestresst? Hätte ich statt Essen etwas anderes gebraucht, zum Beispiel Zuwendung/Liebe? Oftmals kompensieren wir nämlich negative Gefühle mit Essen. Wichtig ist es, sich zu fragen, was man daraus lernen bzw. was man beim nächsten Mal besser machen kann. Also eine Art Manöverkritik. Hier kann auch ein Ernährungstagebuch helfen, mit dem sich Verhaltensmuster leichter identifizieren lassen.
Gene bestimmen nur zu etwa 30 Prozent unsere Figur, unser Lebensstil hingegen zu 70 Prozent.
Am Bauch sammeln sich die Speckröllchen, der Rest ist okay: Kann man gezielt an bestimmten Körperstellen abnehmen?
Ständig Hunger erschwert das Abnehmvorhaben - was habe ich falsch gemacht?
Zu wenig Sättigungsfaktoren – Eiweiß, Gemüse, Wasser – führen zu körperlichem Heißhunger. Auch fördern bestimmte Lebensmittel Hunger, zum Beispiel Zucker. Eiweiß hingegen produziert Sättigungshormone. Und dann gibt es natürlich auch die bereits angesprochenen emotionalen Faktoren wie Stress, negative Gefühle und zu wenig Schlaf, die Appetit machen und uns zu zuckerhaltigen Produkten greifen lassen. Wenn man seine Ernährung umstellt und auf Snacks und Zwischenmahlzeiten verzichtet, kann es am Anfang schon so sein, dass der Magen knurrt. Man sollte trainieren, auch längere Pausen zwischen den Mahlzeiten auszuhalten. Langfristig sollte es beim gesunden Abnehmen jedoch so sein, dass man sich regelmäßig mit gesunden Lebensmitteln satt isst und dann kaum noch Hunger verspürt.
Motivation lässt Menschen loslaufen, Gewohnheiten bringen sie ins Ziel
Welchen Abnehmtipp haben Sie für einen langfristigen Erfolg?
Mein Gewicht und meine Gesundheit – alles hängt von meinen Gewohnheiten ab – und meine Gewohnheiten mache ich mir selbst. Daher kann es jeder schaffen: „Motivation lässt Menschen loslaufen, Gewohnheiten bringen sie ins Ziel!“
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