Direkt zum Inhalt

Neurodermitis bei Kindern

Vater mit kleinen kranken unglücklichen Sohn drinnen zu Hause, überprüfen seinen Rücken.

Wenn die Haut juckt und schuppt, dann leiden die Jüngsten ganz besonders. Neurodermitis ist die häufigste chronische Hauterkrankung im Kindesalter und ist saisonal stark wandelbar. Wir erklären, woran Sie eine Neurodermitis erkennen, was Sie dagegen tun können und warum die Haut gerade im Winter gestresst ist.

Was ist eine Neurodermitis?

Bei Neurodermitis handelt es sich um eine schubweise verlaufende entzündliche Hauterkrankung. Diese geht meist mit trockener und schuppender Haut und sehr starkem Juckreiz einher. Wird diesem nachgegeben, entstehen schnell wunde und offene Stellen. Durch das Kratzen können außerdem Bakterien und Viren in die geschädigte Haut gelangen und Infektionen verursachen. Die Ursachen und der Verlauf von Neurodermitis sind sehr vielschichtig und individuell.

Durchschnittlich 10 bis 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden oder litten schon einmal an einer atopischen Dermatitis/Neurodermitis. Bei Säuglingen sowie Kleinkindern ist die Zahl besonders hoch. „Meist tritt Neurodermitis in den ersten Lebensmonaten und -jahren auf“, erklärt Dr. Matthias Riedl, Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin. Bis zum Einschulungsalter seien die Betroffenen häufig wieder symptomfrei. Trotzdem kann es auch noch im Erwachsenenalter zu Krankheitsschüben kommen.

Woran erkenne ich Neurodermitis bei Kindern?

Sogenannter Milchschorf im Gesicht und an den Außenseiten von Armen und Beinen, kann ein erstes Anzeichen einer beginnenden Neurodermitis sein. Die Haut ist gerötet, nässt und ist mit Schuppenkrusten bedeckt. Der damit verbundene Juckreiz ist für Kinder besonders belastend. Aus den Hautrötungen können sich im weiteren Verlauf stark juckende schuppige Ekzeme bilden. Diese zeigen sich bei Säuglingen vermehrt im Gesicht, an den Ohren und anderen Bereichen des Kopfes. Bei Kleinkindern sind dann häufig die Gelenkbeugen der Arme und Beine, der Hals und die Hände betroffen. Während eines akuten Schubs können sich die Ekzeme am ganzen Körper ausbreiten.

Natürlich bedeutet nicht jede Hautreizung, dass es sich um Neurodermitis handelt. Kommen jedoch ein starker Juckreiz und immer wieder auftretende Ekzeme hinzu, sollte eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt hinzugezogen werden. Auch bereits vorliegende allergische Erkrankungen bei den Eltern oder Geschwistern eines Kindes, können einen Hinweis auf Neurodermitis geben.

Was können die Auslöser für Neurodermitis sein?

Neurodermitis verläuft bei jedem Menschen anders und kann deswegen auch verschiedene Auslöser haben. Neben einer genetischen Veranlagung können folgende Einflussfaktoren bei Kindern eine Rolle spielen: 

  • das Wetter
  • das Zahnen
  • Infekte
  • starkes Schwitzen
  • die Kleidung
  • Cremes 
  • Waschmittel

Weitere Faktoren sind Allergene wie Pollen, Hausstaub Tierhaare und bestimmte Lebensmittel. Festzustellen durch welche Faktoren sich die Neurodermitis verbessert oder verschlechtert, ist meist nicht einfach und die Suche erfordert viel Geduld. Ärztinnen und Ärzte empfehlen deswegen auch häufig ein Neurodermitis-Tagebuch zu führen, um entscheidende Faktoren bestimmen zu können. 

Da Neurodermitis bei Kindern in vielen Fällen mit einer Lebensmittelallergie einhergeht, kann auch eine Ernährungsberatung helfen, kritische Lebensmittel zu erkennen und durch geeignete zu ersetzen.

Wie beeinflusst die Ernährung Neurodermitis?

Viele Betroffene reagieren sehr ähnlich auf bestimmte Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Fisch und Aufschnitt. Hier gilt es, besonders wachsam zu sein, doch es muss nicht gleich auf alles verzichtet werden. 

Besser ist es behutsam und individuell zu testen, welche Nahrungsmittel die Krankheit auslösen oder verschlimmern. Ein Ernährungstagebuch kann helfen herauszufinden, gegen welche Produkte eine Unverträglichkeit besteht. 

Generell gilt es Zucker, starke Gewürze und Fertigprodukte zu meiden, da diese sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken können. Eine ausgewogene Ernährung hingegen kann helfen, die Symptome von Neurodermitis zu lindern. Sie stärkt den Körper gegen Infekte, die Krankheitsschübe auslösen können.

Warum wird Neurodermitis im Winter schlimmer?

Neurodermitis wird oftmals im Winter schlimmer

Neurodermitis ist eine saisonal stark wandelbare Krankheit. Besonders im Winter verschlechtert sich bei vielen Betroffenen das Hautbild. Der häufige Wechsel zwischen Wärme und Kälte sowie die trockene Winter- und Heizungsluft, können regelrechte Neurodermitisschübe auslösen. Die ohnehin schon trockene Haut von Neurodermitispatientinnen und -patienten verliert weiter an Feuchtigkeit.

Außerdem deuten neue Studien an, dass ein Vitamin-D-Mangel durch fehlendes Sonnenlicht die Symptome ebenfalls verstärken kann. Das amerikanische „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlichte im Jahr 2014 eine Untersuchung zum Zusammenhang von Neurodermitis und saisonalem Vitamin-D-Mangel. Demnach konnte die orale Einnahme von Vitamin-D das Hautbild der betroffenen Kinder verbessern.

5 Tipps zum Umgang mit der Neurodermitis im Winter

1. Kleidung

Achten Sie bei Kleidung auf das Material. Wolle und Kunstfasern können die Haut Ihres Kindes reizen, besser ist Baumwolle. Außerdem sollte die Kleidung möglichst locker sitzen und nicht zu eng sein. Neue Kleidungsstücke sollten mehrmals gewaschen und gut ausgespült werden.

2. Schwitzen

Schwitzen ist ein zusätzlicher Stressfaktor für die Haut und führt zu Juckreiz. Ziehen Sie Ihr Kind möglichst nach dem Zwiebelprinzip an, sodass es die eigene Kleidung jederzeit an die jeweilige Temperatur anpassen kann.

3. Luftfeuchtigkeit

Trockene Raumluft durchs Heizen kann ein weiterer Schubauslöser sein. Lüften Sie regelmäßig und achten Sie auf die Luftfeuchtigkeit in Ihrer Wohnung. Zum Schlafen empfiehlt sich eine Temperatur um die 18 Grad.

4. Hautpflege

Tägliche Hautpflege ist im Winter besonders wichtig, insbesondere an den Händen und im Gesicht. Cremen Sie Körperstellen, die der Witterung ausgesetzt sind, großzügig ein.

5. Duschen statt Baden

Auch wenn ein Bad im Winter besonders angenehm ist, verzichten Sie darauf, Ihr Kind zu heiß und zu häufig zu baden. Besser ist es, kurz zu duschen, dabei wird die Haut nicht so stark ausgetrocknet. Achten Sie außerdem auf rückfettende Produkte, da das Wasser den Hautfilm stören kann.

Interview mit Kinderärztin Dr. med. Annette Lingenauber zu Neurodermitis bei Kindern 

Kinderärztin Frau Dr. Lingenauber

1. Welche Behandlungsmethoden können Kindern bei Neurodermitis helfen?

Grundlage der Behandlung ist eine geeignete Salbentherapie, um die Ursache, den erhöhten Flüssigkeitsverlust der Haut, zu lindern. Es gibt eine Vielzahl von Basiscremes oder Basissalben, im Winter sind oft die fetthaltigeren Salben besser geeignet. Bei deutlicher Entzündungsreaktion helfen entzündungshemmende Salbenzusätze, wie lokal wirksame Cortisone oder stärker wirksame, immunsuppressive Medikamente, diese werden hauptsächlich für das Gesicht genutzt. Wir versuchen, die genutzten Cortisone so schwach wirksam wie möglich auszuwählen, damit sind diese auch langfristig gut verträglich.

Ergänzt wird die Therapie durch geeignete Bäder, circa zwei- bis dreimal pro Woche. Falls Nahrungsmittelallergien eine Rolle spielen, ist eine Ernährungsberatung hilfreich, damit es nicht durch das Meiden vieler Nahrungsmittel zu einer Fehlernährung kommt.

2. Wie können Eltern den akuten Juckreiz ihrer Kinder lindern?

Juckreiz kann durch Anwendung kühler Salben, durch fett-feuchte Verbände (Salben + feuchte Schlauchverbände) und durch die Einnahme juckreizlindernder Medikamente gelindert werden. Darüber hinaus kann glatte Baumwollkleidung und Bettwäsche hilfreich sein und – anstelle von heftigem Kratzen – großflächiges Streicheln und damit Ablenkung des Kindes.

3. Welche Rolle spielen psychische Faktoren bei Neurodermitis?

Die Neurodermitis als schubweise verlaufende Erkrankung, kann durch viele Einflüsse verstärkt werden, auch durch besondere psychische Belastungen. Zusätzlich kann die Belastung durch die Erkrankung selbst, insbesondere durch den anhaltenden Juckreiz, zu Unruhe und Verhaltensauffälligkeiten führen.

Neurodermitis bei Babys

Eine Mutter cremt ihr Baby ein, um Neurodermitis zu lindern.

Eine durch Überempfindlichkeiten hervorgerufene Dermatitis beginnt häufig schon im Säuglingsalter. Die Haut der betroffenen Kinder ist besonders durchlässig und trocken, ihr fehlen bestimmte Hautfette und sie kann Feuchtigkeit schlechter speichern. Sie wird rissig, Bakterien können leichter eindringen und Entzündungen auslösen. Mediziner nennen dieses Phänomen auch Barriere-Defekt.

Mögliche Anzeichen für eine Neurodermitis bei Ihrem Baby: 

  • Ausgeprägter Milchschorf im Gesicht- und Kopfbereich (gerötete Areale mit Verkrustungen)
  • Ausbreitung auf den restlichen Körper möglich, besonders Arm- und Kniestreckseiten
  • Auch andere Symptome können auf Neurodermitis hindeuten (z.B. kleine Einrisse im Bereich der Lippen oder Ohrläppchen)

Natürlich leiden die Kleinen besonders unter dem gemeinen Juckreiz, den die Erkrankung mit sich bringt, und sind nur mit Mühe vom Kratzen abzuhalten. Das ist jedoch schädlich, weil sie die Haut blutig kratzen. So können Bakterien in die Wunden gelangen, die sich dann entzünden. Euer Kinder- oder Hautarzt beziehungsweise eure Kinder- oder Hautärztin kann euch juckreizstillende und entzündungshemmende Salben verschreiben. Diese enthalten zum Beispiel Gerbstoffe oder Cortison.

Was hilft meinem Baby bei Neurodermitis?

  • Dünne Fäustlinge, die Verletzungen durch die Fingernägel verhindern
  • Spezielle Neurodermitis-Bodys, die angenähte Kappen für die Hände haben
  • Kurze Fingernägel
  • Tägliches Eincremen mit einer rückfettenden Lotion, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgt
  • Kühle Umschläge gegen den schlimmsten Juckreiz
  • Atmungsaktive Kleidung aus Biobaumwolle
  • Schwitzen vermeiden durch nicht zu warme Kleidung
  • Im akuten Fall: Ablenkung durch Streicheln, Singen oder Spielen

Sehr viele Kinder sind als Säugling oder Kleinkind von Neurodermitis betroffen. Doch in den meisten Fällen (60 bis 80 Prozent) bessert sich die Hauterkrankung bis zum Schulbeginn erheblich oder verschwindet sogar ganz. In anderen Fällen ist sie eine Vorhut zu weiteren allergischen Erkrankungen. 

Etwa jedes dritte Kind mit Neurodermitis leidet nach Aussage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zusätzlich unter einer Lebensmittelallergie. Es kann daher sehr sinnvoll sein, auch bei einer frühkindlichen Erkrankung allergologische Untersuchungen zu unternehmen und frühzeitig die Auslöser zu identifizieren zu ersetzen.

Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen

DAK Smart4Me

Für die "seelischen Abwehrkräfte" von Jugendlichen

Auch bei größeren Kindern und Jugendlichen kann sich eine atopische Dermatitis erneut oder erstmals zeigen. Die stark verringerte Talgproduktion der Haut führt zu sehr trockener Haut, die dadurch durchlässiger und anfälliger für das Eindringen von Bakterien und allergieauslösenden Stoffen wird.

DAK Nico

Stress, Kummer, Sorgen oder Konflikte? Unser kostenloses Online-Programm hilft!

Erkrankt ein Kind oder ein Jugendlicher an einer entzündlichen Hauterkrankung, leidet jedoch häufig nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche. Größere Kinder ab etwa acht Jahren können sich zwar schon gut selbst um die Pflege der Haut kümmern, empfinden jedoch die roten und entzündeten Hautstellen oft als sichtbaren Makel – vor allem, wenn Schulkameraden sie damit auch noch aufziehen. Manchmal leiden betroffene Kinder zusätzlich unter Schlafmangel, weil ein Neurodermitis-Schub sie die ganze Nacht wachgehalten hat. Oder sie können sich nicht auf Schule und Hausaufgaben konzentrieren, wenn das Jucken die ganze Aufmerksamkeit einnimmt.

Daran erkennen Sie Neurodermitis bei größeren Kindern und Jugendlichen:

  • Ekzeme, Rötungen und schuppige Knötchen in Armbeugen und Kniekehlen
  • Oft sind außerdem Gesicht, Hals, Schultergürtel, Hände und Füße betroffen

Das hilft den betroffenen Kindern und Jugendlichen:

  • Juckreizstillende und antientzündliche Salben und antiallergische Medikamente
  • Ein Allergietest, um mögliche Auslöser ausfindig zu machen. Viele Kinder mit Neurodermitis haben auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
  • Vermeiden von Chlorwasser, parfümierten Badezusätzen und Bodylotions
  • Verzicht auf enge, kratzende Kleidung, die die Haut weiter austrocknet
  • Stressabbauende Maßnahmen wie Entspannungsübungen gegen die Schlafstörungen
  • Psychologische Unterstützung und Stärkung des Selbstbewusstseins. Vielleicht empfindet es Ihr Kind als hilfreich, sich mit ebenfalls betroffenen Gleichaltrigen auszutauschen. Es gibt sowohl im Internet als auch in vielen Regionen Selbsthilfegruppen für Kinder und Jugendliche mit Neurodermitis und ihre Familienangehörigen. Einige Anbieter veranstalten sogar spezielle Neurodermitis-Schulungen für Heranwachsende.
  • Einbindung des Umfeldes: Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, andere gut über die Krankheit aufzuklären. Erzieher oder Erzieherinnen sowie Lehrerinnen und Lehrer verstehen so vielleicht besser, warum Ihr Kind häufiger gereizt und unruhig ist.
Familien von Kindern und Jugendlichen mit Neurodermitis können außerdem Eltern-Kind-Kuren oder Rehas beantragen. Sie sind eine gute Möglichkeit, sich zu erholen und vielleicht neue Therapieansätze auszuprobieren. Die Forschung schreitet immer weiter voran und eröffnet innovative Behandlungsmöglichkeiten und damit eine bessere Lebensqualität für Babys, Kinder und Jugendliche.
Qualitätssicherung

Dr. med. Hendrik Spohr

Mediziner bei der DAK-Gesundheit

Quellenangaben
Aktualisiert am:
Telefonkontakt
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif