Vorsicht vor Stealthing (heimlich Kondom abziehen)

Dieser Artikel wurde von der Texterkolonie verfasst
Sex ist schön, entspannend und hat viel mit Vertrauen zu tun – besonders, wenn neue Partner im Spiel sind. Leider kann es passieren, dass du dem Falschen vertraust und er ohne dein Wissen das s Kondom vom Penis abzieht. Das nennt man das Stealthing. Stealthing verstößt nicht nur gegen dein Recht auf Selbstbestimmung, sondern auch gegen das Gesetz. Wir klären dich auf, was es damit genau auf sich hat und wie du dich verhalten kannst, wenn du mit Stealthing konfrontiert wirst.
Was ist Stealthing?
Um eines ganz deutlich zu machen: Stealthing ist eine Straftat. Es ist ein absolut inakzeptables sexuelles Verhalten, das zum Glück in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt ist. Damit haben die Opfer eine größere Chance, gehört zu werden.
„Stealthing kommt vom englischen Wort ‚stealth‘. Das bedeutet so viel wie List oder Heimlichtuerei“, erklärt Volker Wittkamp vom Doktorsex-Expertenteam. Beim Stealthing entfernt der Partner während des Geschlechtsverkehrs heimlich und ohne Einverständnis der Partnerin oder des Partners das Kondom von seinem Penis. Ein solches Verhalten verstößt gegen die Einwilligung sowie natürlich gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
So schützt du dich vor Stealthing – 3 Tipps:
- Wenn du Sex mit Kondom hast, behalte dabei einen klaren Kopf. Das heißt nicht, dass du nicht in die ekstatische Gefühlswelt dabei abtauchen darfst. Aber minimiere deine Risiken, indem du zuvor beispielsweise nicht zu viel Alkohol trinkst. Somit sind deine Sinne noch so klar, dass du das Abziehen des Kondoms vielleicht schneller bemerkst.
- Vertraue auf dich selbst und baue die Kondomkontrolle ruhig ins Vorspiel ein. Das Überprüfen mit der Hand, ob das Kondom deines Partners auch richtig sitzt, kann beim Sex auch etwas Erotisches haben. Das solltest du auch bei jedem Stellungswechsel praktizieren.
- Vertraust du der Person nicht, mit der du Sex haben willst, solltest du es vielleicht ganz bleiben lassen. Ob Vertrauen oder nicht – wirst du Opfer von Stealthing, bist nicht du schuld. Die Verantwortung trägt hier immer derjenige, der das Kondom ohne dein Wissen entfernt.
Wie „funktioniert“ Stealthing?
Willst du dich selbst gegen das Stealthing wappnen, solltest du wissen, wie es funktioniert. Der erste Schritt beim Sex mit einem Partner oder eine Partnerin, die man noch nicht so gut kennt, ist natürlich das korrekte Anlegen des Präservativs. Zum Stealthing kommt es, wenn ein Partner im Verlauf des Geschlechtsakts das Kondom in voller Absicht abstreift – und das ist der entscheidende Punkt: OHNE es seinem Gegenüber zu sagen oder auch nur dessen Zustimmung einzuholen. Und so etwas geht schnell, wenn ihr beide „voll in Action“ seid. Dann reichen oftmals ein kurzer Griff und ein rascher Ruck und das Kondom ist futsch. Als Sexualpartnerin oder Sexualpartner ist es schwer, den Unterschied zu spüren. Daher passt hier das gute alte Sprichwort „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ – zumindest am Anfang eurer Beziehung. Wirf ruhig immer wieder einen Blick auf sein bestes Stück.
Warum zieht jemand das Kondom beim Sex ab?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Männer das Stealthing ausüben – und das, obwohl es illegal und respektlos gegenüber der Partnerin oder dem Partner ist. Einige rechtfertigen sich damit, dass Sex ohne Kondom intensiver oder auch angenehmer sei. Andere empfinden das Kondom beim Geschlechtsverkehr als störend. Eine dritte Gruppe hat das Ziel, die Partnerin ohne deren Wissen oder Zustimmung zu schwängern.
Unabhängig vom Motiv ist das Stealthing eine schwerwiegende Verletzung der Rechte der Partnerin oder des Partners. Ein wichtiger Punkt ist der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Kondome schützen eben nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften, sondern auch vor Krankheiten, die beim Sex von einem auf den anderen Partner übertragen werden können.
Folgen von Stealthing
Ohne Kondom Sex zu haben erhöht das Risiko einer Ansteckung mit STIs (sexuell übertragbaren Krankheiten) erheblich. Eine Folge von Stealthing können zudem psychische oder auch emotionale Traumata sein. Das Vertrauen innerhalb einer Beziehung kann so nachhaltig schwer geschädigt werden. Gefühle von Hilflosigkeit und Demütigung können junge Frauen stark belasten.
Wie kann es zu Stealthing kommen?
- Mangelnde Kommunikation
- Machtungleichgewicht
- Falsche Annahmen
- „Besseres Gefühl beim Sex“
Mangelnde Kommunikation
In manchen Fällen kommt es zu Stealthing, weil zwischen den Partnern eine offene und vor allem ehrliche Kommunikation fehlt. Wenn der Mann sich ohne Kondom beim Sex wohler fühlt, sollte er das seinem Gegenüber einfach sagen. Damit gibt er der Partnerin oder dem Partner die Chance, sich aus freien Stücken und ohne Hinterlist dafür oder auch dagegen zu entscheiden.
Machtungleichgewicht
Es kann in Beziehungen vorkommen, dass die Partner nicht gleichberechtigt sind. So entsteht ein Machtungleichgewicht. Eine Person von beiden kann dann die dominantere sein. Wer dominiert, kann sich im Recht fühlen, auch sexuelle Entscheidungen ohne vorherige Absprache allein zu treffen. Auch so kann es zu Stealthing kommen.
Falsche Annahmen
„Wenn es für mich okay ist, dann ist es das doch sicher auch für sie.“ Von dieser meist irrigen Annahme gehen manche Männer aus, ehe sie sich beim Sex das Kondom einfach ohne zu überlegen vom Penis ziehen.
„Besseres Gefühl beim Sex“
Einige meinen, durch das Tragen eines Kondoms würde deren sexuelle Erfahrung negativ beeinträchtigt oder sie würden die Kontrolle über den Sexualakt verlieren. Um also ihre eigene Lustbefriedigung zu steigern, entfernen manche davon heimlich das Kondom beim Sex.
Kondom abziehen – Stealthing ist eine Straftat
In Deutschland ist Stealthing klar eine Straftat. Das bundesdeutsche Recht sieht hier nicht mehr das Verhalten der Täter, sondern das fehlende Einverständnis der Opfer im Fokus. Das heißt, wenn dein Partner dir nicht sagt, dass er das Kondom abzieht, es aber dennoch tut, macht er sich nach Paragraph 177 des Strafgesetzbuches (StGB) der Vergewaltigung schuldig. Das klingt hart, und genau so soll es auch sein. Beim Sex ist es wichtig, dass alle Partner allem zustimmen, was dabei gemacht wird. Das Wichtigste ist, dass alle sich wohlfühlen können. Macht einer der Beteiligten etwas, was dem Gegenüber nicht gefällt, hat dieser immer das Recht, Stopp zu rufen und die Sache abzubrechen. Das Problem beim Stealthing ist gerade, dass der Ruf nach einem Stopp nicht kommen kann, weil der Partner oder die Partnerin nichts vom Abziehen des Kondoms mitbekommt.
Stealthing und der Paragraph 177 StGB
Paragraph 177 StGB bezieht sich auf Täter, die sich wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung verantworten müssen. Im Paragraphen heißt es sinngemäß, dass sexuelle Handlungen gegen den Willen einer Person oder ohne deren Einverständnis strafbar sind. Der Paragraph dient dem Schutz der sexuellen Selbstbestimmung. Er sieht rechtliche Konsequenzen für die Täter vor – darunter auch Gefängnisstrafen.
Stealthing-Opfer – was kann ich tun?
Volker Wittkamp hat dazu eine klare Meinung: „Natürlich sollte es nicht in der Verantwortung des potenziellen Opfers liegen, sich vor Stealthing zu schützen. Da der Selbstschutz aber dennoch wichtig ist, haben wir von der DAK einige Tipps für dich, was du als Stealthing-Opfer tun kannst.“
H3 Stealthing – was tun, wenn es passiert ist?
Trotz aller Vorsicht und aller Kontrolle ist es passiert. Dein Partner hat beim Sex das Kondom abgestreift. „Bitte erzähle erstmal jemandem davon, der dir nahesteht. Du solltest das nicht allein durchmachen müssen“, sagt Wittkamp. Support auf dem folgenden Weg sei wichtig und helfe dir, egal was für Hürden du zu meistern hättest.
Eines ist auch klar: Opfer von Stealthing müssen sich dafür nicht schämen. Es sind die Täter, die sich schämen müssen. Es sollte dir also nicht unangenehm sein, zur Polizei zu gehen. Die Beamten werden alles tun, damit du in einem geschützten Raum über alles sprechen kannst. Wenn du beispielsweise lieber mit einer Polizistin redest, sag das offen.
Wegen ungewollter Schwangerschaft sowie sexuell übertragbarer Krankheiten raten wir dir dazu, auch ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Belastet dich der Vorfall in irgendeiner Art und Weise, suche auch eine Psychologin oder einen Psychologen auf. Zudem gibt es in vielen Städten und Regionen Beratungsstellen sowie Hilfstelefone, die dir akut oder auch langfristig helfen können.
H2 Fazit
Stealthing verletzt die sexuelle Selbstbestimmung ebenso wie das deutsche Gesetz. Wichtig ist, dass du dir bewusst bist, wie Stealthing funktioniert, um dich davor zu schützen. Stealthing kann aus mangelnder Kommunikation, Machtungleichgewicht, falschen Annahmen oder dem Drang, den Sex „besser zu spüren“ resultieren.
Zu den Konsequenzen zählen das erhöhte Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten, herber Vertrauensverlust und emotionale Traumata. Stealthing ist in Deutschland eine Straftat und wird als Vergewaltigung betrachtet. Opfer sollten Unterstützung suchen, sei es bei Vertrauenspersonen, medizinischem Fachpersonal oder Beratungsstellen. Das Wichtigste ist, dass Stealthing-Opfer sich nicht schämen müssen, sondern Hilfe und Unterstützung verdienen.
Hier gibt es Hilfe bei sexuellen Übergriffen
- Hilfeportal gegen sexuellen Missbrauch
- Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch (0800 22 55 530 - kostenfrei)
- Hilfetelefon.de hilft bei Gewalt gegen Frauen
- Hilfetelefon berta (kostenlosen Nummer 0800 30 50 75 0 dienstags von 16 bis 19 Uhr sowie mittwochs und freitags von 9:00 bis 12:00 Uhr- anonym und kostenfrei)
Fachbereich der DAK-Gesundheit





