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Femidom – wie funktioniert das Frauenkondom?

Symbolbild Femidom
Kondome für Frauen? Ja, es gibt sie wirklich. Und genau wie die Kondome schützt dich das so genannte Femidom vor HIV und anderen Geschlechtskrankheiten. Natürlich können sie auch als Verhütungsmittel genutzt werden. Allerdings gehört dazu ein bisschen Übung. Erfahre hier alles, was du über das Kondom für die Frau wissen solltest.

Was genau ist ein Femidom?

Das Femidom ist das Kondom für die Frau. Wie soll das denn funktionieren? Das fragst du dich jetzt vielleicht. Bei Kondom denkst du sicherlich an einen Penis, den du als Frau ja nicht hast. Des Rätsels Lösung ist einfach: Das Femidom wird in der Scheide platziert. Es funktioniert wie eine Barriere, die verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Oft besteht es aus Polyethylen oder Polyurethan, manchmal auch aus Nitrilkautschuk. Und das kann wichtig sein, denn: Kondome für den Mann sind meistens aus Latex und diese können Allergien auslösen, was zu Jucken und Brennen führen kann.

Wie wird das Femidom richtig benutzt – eine Anleitung

Das Femidom eignet sich nicht, wenn du dir Gedanken über Verhütungsmöglichkeiten für dein erstes Mal machst. Denn um das Femidom verlässlich als Verhütungsmittel und zum Schutz vor möglichen Geschlechtskrankheiten zu nutzen, gehört einiges an Übung. Und du solltest dich schon ein bisschen mit dir und deinem Körper beschäftigt haben.

Wenn du es ausprobieren magst, übe es wie folgt:

  • Schritt 1 – die Vorbereitung: Wasche dir vor dem Üben gründlich die Hände. Achte darauf, dass du eine gewisse Zeit ungestört für dich alleine bist. Vielleicht magst du dir ruhige Musik anmachen, um dich ein bisschen zu entspannen – sicherlich bist du beim ersten Mal etwas nervös.
  • Schritt 2 – das Auspacken: Nimm das Femidom vorsichtig aus der Verpackung. Wie auch beim Kondom gilt: Spitze Gegenstände oder Nägel können es kaputt machen, dann ist die Verhütung pfutsch. Ist das Femidom entfaltet, sieht man zwei Enden mit Ringen: eine offene und eine geschlossene. Die offene kommt über die Schamlippen, die geschlossene über den Muttermund.  
  • Schritt 3 – das Einsetzen: Femidome können im Stehen, Liegen, Sitzen und Hocken eingeführt werden. Wenn du beispielsweise Tampons verwendest und hier eine Lieblingsstellung hast, könntest du die auch ausprobieren. Setze dich nicht unter Druck und drücke nicht mit Gewalt. Höre auf deinen Körper und folge deinem inneren Impuls. Es sollte sich angenehm anfühlen und nicht schmerzhaft sein.
    Hast du die passende Position gefunden, drückst du den Ring mit dem geschlossenen Ende zusammen und schiebst ihn tief in deine Scheide. Das geschlossene Ende muss um den Muttermund gelegt werden. Nur so bleibt es an seinem Platz. (Den Muttermund kannst du ertasten, er fühlt sich wie ein fester Knubbel an). Damit das klappt, steckst du beispielsweise einen Zeigefinger in das Femidom und platzierst es so um den Muttermund. Sitzt das Femidom innen gut, hat deine Vagina so etwas wie eine zweite Haut bekommen.
  • Schritt 4 – die Kontrolle: Jetzt kontrolliere, ob das Femidom auch außen sitzt: Es muss die Schamlippen umschließen. Erst wenn sie umschlossen sind, sitzt das Femidom richtig und schützt dich bei Geschlechtsverkehr vor sexuell übertragbaren Krankheiten und einer ungewollten Schwangerschaft. Wenn du dir nicht sicher bist, ob alles richtig sitzt, solltest du dies offen mit deinem Sexualpartner besprechen, damit ihr euch gemeinsam für eine andere Verhütungsmethode entscheidet.

Hinweis von Gynäkologin Dr. Sheila de Liz:
Zusammen mit dem Femidom ein Gleitgel verwenden. So sitzt es in deinem Inneren stabiler, außerdem bleibt es nicht so leicht am Penis hängen. Dafür musst du das Femidom vor dem Einsetzen innen und außen mit Gleitmittel bestreichen. Theoretisch kannst du zusätzlich auch noch ein spermienabtötendes Mittel verwenden. Das ist noch sicherer. All diese Hinweise können unerfahrene Frauen ein wenig verwirren oder überfordern. Das ist völlig normal. Probiere nur das aus, womit du dich wohlfühlst und wozu du bereit bist.

Praxistipps zum Femidom: vor dem Sex, nach dem Sex

Wenn ihr euch für die Nutzung eines Femidoms entschieden habt, vergesst nicht: Es muss eingesetzt werden, bevor der Penis in die Scheide eindringt. Auch nicht denken, dass ihr erst einmal ohne Schutz ein bisschen in Fahrt kommen könnt – nicht nur Geschlechtskrankheiten können so übertragen werden, auch der „Lusttropfen“ (mehr Infos dazu findest du hier) kann zu einer ungeplanten Schwangerschaft führen. Bereite dich vor dem Akt gerne vor und setze es in Ruhe vor dem Sex ein. Das Femidom kann bis zu 8 Stunden vor dem Geschlechtsakt eingesetzt werden.
Wichtig nach dem Sex: Entferne das Frauenkondom am besten vor dem Aufstehen ganz vorsichtig. Das Sperma soll ja im Schlauch bleiben. Drehe dafür den äußeren Ring so, dass das Sperma nicht auslaufen kann. Vielleicht so, wie du einen Plastikbeutel verdrehst, wenn du keinen Knoten machen willst. Am besten drehst du den Ring außen ein bis dreimal um die eigene Achse. Ist das Femidom verschlossen, ziehst du es langsam raus. Dann kannst du es entsorgen, aber nicht in die Toilette. Wie auch das Kondom für den Mann gilt: Das Frauenkondom nur einmal benutzen.

Wie sicher schützt das Femidom?

Das Femidom hat einen Pearl-Index von 5 bis 25. Kurze Erklärung: Mit dem Pearl-Index beurteilt man die Sicherheit von Verhütungsmitteln. Je kleiner der Pearl-Index ist, desto sicherer schützt die Verhütungsmethode vor einer Schwangerschaft. Wenn also 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden und in diesem Zeitraum drei schwanger werden, so beträgt der Pearl-Index 3. Und damit du einen Vergleichswert hast: Das Kondom für den Mann hat einen Pearl-Index von 2 bis 12, die Mini-Pille von 0,5 bis 3, die Kalendermethode von 9 und die Portiokappe von 6. Die „Nicht-Verhüten-Methode“ kommt auf einen Pearl-Index von 85.
Großes Plus für das Frauen-Kondom als Verhütungsmethode: es bietet außerdem Schutz vor HIV und senkt das Risiko, sich mit anderen Geschlechtskrankheiten wie etwa Syphilis, Tripper oder Hepatitis B anzustecken. Entscheidend ist allerdings die richtige Anwendung, für die es einiges an Übung braucht.  Ein weiteres Problem: Femidome können leichter als ein Kondom verrutschen. Nicht nur das Einsetzen erfordert Übung, sondern auch die Nutzung selbst. Das mag einigen zu umständlich sein. Mit der Zeit und den Erfahrungen bekommt man aber ein Gespür für den Umgang mit dem Femidom.
 

Hinweis von Gynäkologin Dr. Sheila de Liz:
Anfängerinnen rät Dr. Sheila de Liz von der Nutzung eines Femidoms aus den hier aufgeführten und auch im Video erklärten Gründen ab.  Ein Femidom in Kombination mit einem Männer-Kondom zu benutzen, macht übrigens keinen Sinn.

Für wen eignet sich das Femidom?

Obwohl Femidome einen guten Pearl-Index haben und mit einer gewissen Übung gut anzuwenden sind, sind Femidome in Deutschland eher unbekannt. Anders in Afrika: Hier sind sie bekannter und das schon seit vielen Jahren. Der Grund: Afrika südlich der Sahara ist bis heute ein Brennpunkt der Aids-Pandemie. Besonders betroffen sind und waren Frauen. Ihre gesellschaftliche Stellung macht es ihnen schwer, von Männern zu verlangen, Männerkondome zu benutzen. Also hat man versucht, ihnen die Kontrolle über die Verhütung zu geben – mit dem Femidom. So können sie sich schützen und selbst über ihren Körper bestimmen, unabhängig vom Partner. Und das ist ein Vorteil, den das Femidom hat. Vielleicht auch für dich? Das Femidom ist eine Verhütungsmethode für Frauen,
  • die einen neuen Partner oder häufig wechselnde Geschlechtspartner haben,
  • die einen Partner haben, der keine Kondome verwenden möchte,
  • die Kontrolle über die Verhütung haben möchten,
  • keine chemische oder hormonelle Belastung möchten wie etwa durch die Pille.

Vorteile des Femidoms

  • der Penis muss nicht steif sein
  • sitzt lockerer und engt weniger ein
  • ist nach einiger Übung spontan anwendbar
  • löst keine Latexallergie aus
  • bietet Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten und Infektionen
  • hat keine Nebenwirkungen
  • kann bis zu 8 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden
  • bietet bei korrektem Gebrauch guten Schutz vor Schwangerschaft

Nachteile des Femidoms

  • bevor ein souveräner Umgang möglich ist, muss die Nutzung geübt werden
  • schützen nur bei absolut korrekter Anwendung vor Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft
  • schützt wie das Kondom nur teilweise vor einer HPV-Infektion, da die Viren auch über Hautkontakt und andere Schleimhäute übertragen werden
  • teurer als etwa Männerkondome

Wo bekommt man Femidome?

Femidome bekommst du in Apotheken und teilweise in Drogerien. Auch im Internet kannst du sie bestellen. Sie kosten zwischen 2 und 3 Euro. Größere Verpackungen etwa mit mehreren dieser Frauenkondome sind oft günstiger. Achte aber immer auf das Haltbarkeitsdatum. Ist es abgelaufen, wird das Material porös und der Schutz ist hin. Außerdem sollte es eine geprüfte Qualität haben, das erkennst du an dem CE-Zeichen.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

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