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Mehr Muskeln durch Anabolika? Besser: Finger weg!

Symbolbild Anabolika

Du liebst Sport – und Muskeln sind die ideale Grundlage, um in manchen Bereichen bessere Leistungen zu bringen. Außerdem: Muskeln können generell gut aussehen, wenn man manchen Schönheitsidealen glauben möchte. Sie wachsen aber nicht so schnell, wie du dir das wünscht? Schnell bei Google nachschauen, was dir helfen kann. Aha, Anabolika. Die sollen dein Muskelwachstum fördern. Aber sollest du das ausprobieren? Klare Antwort: nein. Warum, das klären wir im Folgenden. Spoiler: Schrumpfhoden zum Beispiel!

Was sind Anabolika?

Anabolika sind Arzneistoffe, die zum Aufbau von Muskelmasse dienen. Sie sind letztlich künstlich geschaffenes Testosteron. Das ist das männliche Geschlechtshormon, das den Muskelaufbau stark begünstigt. Ja, wer sie nimmt, hat gute Chancen, dass sein Körper schneller als sonst Muskeln produziert. Wie viele Substanzen wurden auch die Anabolika für medizinische Zwecke erfunden. Sie helfen muskelschwachen Menschen, ihren Alltag einfacher und gekräftigt zu bewältigen. Weitere Anwendungsgebiete in der Medizin sind Magersucht (Anorexie nervosa), Unterernährung und Verlust von Muskelmasse (Kachexie), Knochenschwund (Osteoporose) und die krankhafte Rückbildung des Muskelgewebes (Muskeldystrophie).

Aber wie genau wirken die Anabolika? Wer sie nimmt, erhofft sich die künstliche Verbesserung der körpereigenen Protein-Biosynthese. Schwerer Begriff, stimmt. Er bedeutet nichts anderes als den schnelleren Aufbau von Muskelmasse. Nimmst du Anabolika, legst du nicht nur an Muskelmasse zu, sondern auch an Wasser im Körper. Zugleich verliert dein Körper Fett, und die Zunahme an Wasser kompensiert das zumindest zum Teil wieder. Außerdem verbessert die Einnahme von Anabolika die Stickstoffbilanz deines Körpers – auch das kurbelt deinen Muskelaufbau an.

Im Leistungssport sind Anabolika daher verboten. Die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) führt anabole Substanzen in ihrer Verbotsliste an einer sehr prominenten Stelle. Anabolika sind laut Deutschlandfunk im bundesdeutschen Sport bereits seit 1953 nicht erlaubt. Der Grund ist, dass „jedes Medikament verboten ist, so es denn mit der Absicht der Leistungssteigerung verabreicht wurde“. Zusätzlich zur Leistungssteigerung sind Anabolika auch deswegen verboten, weil sie für den Körper gefährlich werden können.

Warum ist die Einnahme von Anabolika so gefährlich?

Berühmte Schauspieler und Models zeigen ihn gern – den viel gerühmten Waschbrettbauch. Den ausdefinierten Oberarm. Oder die imposanten Brustmuskeln. Das „makellose“ Aussehen der Celebrities kann rasch zu einem Vorbild werden, dem du und deine Mitschülerinnen und Mitschüler hinterherjagen. Sei dir aber immer bewusst, dass gutes Aussehen oftmals der Beruf dieser Vorbilder ist. Sie arbeiten jeden Tag hart daran, so auszusehen. Sie müssen nicht Chemie, Deutsch oder Mathematik büffeln. Außerdem ist auch die Frage: Wie viel ist gut genug? Muss jeder Mann wirklich daherkommen wie Vin Diesel oder Tom Hardy? Das muss jeder und jede für sich selbst entscheiden.

Wenn du aber keine Zeit oder Lust hast, dich abzurackern mit einem Fitness- und Ernährungsprogramm, kommt dir vielleicht der Gedanke: „Dann nehm‘ ich doch lieber Anabolika. Wäre doch eine super Abkürzung.“ Aber Vorsicht: Abkürzungen sind nicht nur in Horrorfilmen eine gefährliche Angelegenheit.

 „Kleine“ Nebenwirkungen von Anabolika

In der Werbung für Medikamente heißt es immer „Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Würde man Anabolika frei in der Apotheke kaufen können, wäre das ein sehr langes Gespräch. Der Apotheker oder die Apothekerin würden in etwa so beginnen: „Das sind anabole Steroide. Sie enthalten künstliches Testosteron, also das männliche Geschlechtshormon. Die Anabolika steigern nicht nur deine Leistungsfähigkeit, sondern können die männlichen Geschlechtsmerkmale ausprägen. Bei dir als junger Mann steigert das Mittel zuerst deine sexuelle Aktivität.“ Klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Genau, es gibt nämlich noch das große ABER. „Nimmst du fremde Geschlechtshormone, werden dadurch deine körpereigenen Hormone abgeschwächt. Nach wenigen Wochen kann es passieren, dass du impotent wirst.“ Der Grund: Deine Hoden sind geschrumpft und die Produktion deiner Spermien können zurückgehen. Dafür bekommst du Dinge, die du eigentlich gar nicht haben möchtest. Herz-Kreislauf-Probleme zum Beispiel. Oder Leberschäden. Akne. Vielleicht sogar weiblich aussehen Brüste, kein Scherz.

Ups.

Eine Reihe weiter in der Apotheke stehst du als junges Mädchen und überlegst, mit Anabolika deine Leistung im Volleyball, Fußball oder beim Fitness zu steigern. Die Apothekerin erklärt dir, „dass dir durch die Einnahme von Anabolika vermutlich ein Bart wächst, die restlichen Körperhaare ebenfalls mehr zu wachsen anfangen und deine Stimme erheblich tiefer werden wird“. Mehr Muskeln heißt mehr Mann werden? Lieber nicht, oder? Wenn dir die Apothekerin oder der Apotheker dann noch erzählt, dass Anabolika deinen Zyklus durcheinanderbringen können, deine Fruchtbarkeit zurückgehen kann, es auch bei dir zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen kann und sich deine Brüste verkleinern, bist du vermutlich von deiner Anabolika-Idee geheilt.

Richtig gefährliche Nebenwirkungen von Anabolika

Das sind die kurzfristigen Folgen. Anabolika zeigen ihre Gefährlichkeit aber vielfach erst langfristig. Wir möchten dir keine unnötige Angst einjagen, aber das gravierendste langfristige Risiko durch die Einnahme von Anabolika ist der Tod. Der Missbrauch des Medikaments erhöht das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten besonders stark. Aber es gibt noch mehr Langzeitfolgen, die man sich eigentlich nicht „einkaufen“ möchte mit einem Medikament. Zum Beispiel:

  • Bluthochdruck
  • Wasseransammlung im Gewebe
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Veränderung des Skeletts
  • Veränderung des Bewegungsapparats

Psychische Auswirkungen von Anabolika

Wenn du Anabolika nimmst, hat das nicht nur Auswirkungen auf deinen Körper. Auch deine Psyche wird in Mitleidenschaft gezogen. Wer „das Zeug“ konsumiert, wird aggressiver. Die Stressresistenz sinkt und Depressionen können auftreten.

Und jetzt kommt‘s: Ein häufiger Grund vor allem für Männer, Anabolika zu nehmen: Sie möchten mit einem scheinbar makellosen Körper anderen imponieren. Wollen attraktiver sein. Das Problem ist aber: Die psychischen Nebenwirkungen von Anabolika führen oft dazu, dass die „Nutzer“ oftmals charakterlich unausstehlich werden. Darunter leiden schnell die Sozialkontakte. Du siehst also dann vielleicht „besser“ aus. Es sehen aber viel weniger Leute – und es ist ihnen sogar egal, weil sie dein neues Verhalten nicht mögen und du zum Stinkstiefel geworden bist.  

So, das waren jetzt jede Menge Infos. Für einen schnellen Überblick über die Risiken von Anabolika haben wir deshalb zwei Infoboxen für dich zusammengestellt – einmal für Männer, einmal für Frauen.  

Risiken für Männer

  • Hormonelle Störungen: Anabolika schwächen die Hormone deines Körpers ab. Als Folge können Hoden schrumpfen und die Spermienproduktion kann zurückgehen. Deine Fruchtbarkeit sinkt.
  • Herz-Kreislauf-Probleme: Anabolika erhöhen dein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder erhöhter Blutdruck.
  • Leberschäden: Besonders oral eingenommene Anabolika können das Risiko einer Leberzirrhose erhöhen.
  • Psychische Effekte: Du wirst aggressiver, depressiver und verträgst Stress deutlich weniger.
  • Hautprobleme: Du kannst Akne und ölige Haut bekommen.
  • Gynäkomastie: Durch das Ungleichgewicht an Hormonen in deinem Körper können dir Brüste wachsen.

Risiken für Frauen

  • Virilisierung: Als Frau bekommst du körperliche Merkmale von Männern. Dazu zählen Bartwuchs und eine tiefere Stimme.
  • Menstruationsstörungen: Anabolika können deinen Zyklus unregelmäßig werden lassen. Bei manchen bleibt die Monatsblutung ganz aus. Das schränkt die Fruchtbarkeit ein.
  • Herz-Kreislauf-Probleme: Auch bei Frauen erhöht sich so das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
  • Leberschäden: Auch Frauen können durch Anabolika Leberschäden erleiden.
  • Psychische Effekte: Anabolika machen auch Frauen aggressiver. Außerdem steigt dein Risiko für Depressionen und Stimmungsschwankungen deutlich.
  • Verändertes Erscheinungsbild: Akne, Haarausfall am Kopf und mehr Körperbehaarung – so kann sich dein Äußeres verändern.
  • Brustverkleinerung: Anabolika verringern den Fettgehalt in deinem Körper. Dadurch können deine Brüste kleiner werden.  
  • Vergrößerung der Klitoris: Anabolika können deine Klitoris anwachsen lassen.

Wie bekomme ich Muskeln ohne Anabolika?

Sport und gesunde Ernährung sind die Grundlagen für einen normalen Muskelaufbau. Wenn du gezielt Muskeln aufbauen willst, organisiere dir einen darauf abgestimmten Trainingsplan. Expertinnen und Experten helfen dir dabei, deine Ernährung, dein Work-out und deine ebenfalls notwendigen Ruhephasen zu koordinieren. Freude am Muskelaufbau ist zudem ebenfalls ein wichtiger Faktor, um hier erfolgreich zu sein. 

Liebe dich selbst statt Anabolika

Volker Wittkamp ist Teil des DAK-Teams bei Doktorsex. Er versteht, dass es verlockend klingen kann, mit Anabolika Muskeln schnell aufzubauen. „Aber bitte lass dennoch die Finger davon. Die Risiken sind viel zu krass und lohnen sich schlicht nicht. Mit Sport und Ernährung allein kannst du tolle Ergebnisse erzielen“, sagt Wittkamp.

Und lass dir eines gesagt sein. Unabhängig vom Muskelaufbau oder deiner Sportlichkeit – jeder Körper ist schön. Wenn du Sport nutzen willst, um dich besser und gesünder zu fühlen, ist das toll. „Aber jage bitte nicht irgendwelchen Trends hinterher. Du bist richtig, so wie du bist. Und illegale Substanzen zu nutzen, um aufgepumpt zu wirken, ist der falsche Weg. Denn er wird wahrscheinlich nachhaltigen Schaden bei dir hinterlassen statt positive Effekte“, schließt Wittkamp.

Fazit

Für viele gehen Sportlichkeit und ein muskulöser Körper mit Gesundheit Hand in Hand. Erreichst du das mit normalem Training, stimmt das überwiegend auch. Nimmst du aber die Abkürzung „Anabolika“, wird es gesundheitlich gefährlich. Bei Männern schrumpfen die Hoden, bei Frauen wächst die Klitoris – beide werden aggressiver und unausstehlicher. Anabolika können sogar zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. Lass also lieber die Finger davon. Und, ganz im Vertrauen: Ein ehrlich erworbenes Sixpack und ein selbst erarbeiteter Knack-Po fühlen sich doch viel besser an.

J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS

PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.

Wenn du weitere Fragen hast, schreib eine E-Mail an das Team der DAK-Gesundheit: doktorsex@dak.de

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