Kinder in NRW sind bei Hitze besonders gefährdet

- DAK-Kinder- und Jugendreport untersucht erstmals die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit
- Bei Temperaturen über 30 Grad steigt bei Kindern in NRW das Risiko für Hitzeschäden um das 9-Fache
- Experten: Klima- und Hitzeschutz bedeuten Gesundheitsschutz und sind daher dringend erforderlich
- DAK-Landeschef Overdiek fordert mehr Hitzeschutz für Kinder
Düsseldorf, 13. Juni 2025. Kinder in Nordrhein-Westfalen sind bei Hitze besonders gefährdet. Ab 30 Grad steigt bei Kindern das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden wie Sonnenstiche, Krämpfe oder Erschöpfungssymptome um das 9-Fache. Bereits ab 25 Grad lassen sich negative Auswirkungen auf die Gesundheit nachweisen. Das sind die Kernergebnisse des aktuellen DAK-Kinder- und Jugendreports „Gesundheitsrisiko Hitze“ für Nordrhein-Westfalen. Für die bislang landesweit einmalige wissenschaftliche Untersuchung wurden Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit mit Umweltfaktoren verknüpft. Ferner wurden in einer repräsentativen Forsa-Befragung Minderjährige und ihre Eltern in Nordrhein-Westfalen befragt. Experten sehen in den Ergebnissen des DAK-Reports eine Bestätigung der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse: Kinder sind in Hitzeperioden gesundheitlich besonders gefährdet. DAK-Landeschef Klaus Overdiek fordert, die Bedürfnisse der jungen Generation beim Hitzeschutz in NRW künftig stärker zu berücksichtigen.
Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 147.300 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen versichert sind. Analysiert wurde das Zeitfenster 2017 bis 2022 mit jährlich über 11 Millionen Versorgungskontakten und insgesamt rund 295.700 Temperaturdaten des Deutschen Wetterdienstes. Zusätzlich wurden 267 Eltern und deren Kinder in NRW von Forsa zum Thema Hitze befragt.
„Mit dem aktuellen Kinder- und Jugendreport legt die DAK-Gesundheit erstmals eine umfassende Analyse zu den Folgen von Hitze auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen vor – ein klarer Weckruf. Die Ergebnisse zeigen: Die zunehmende Zahl von extremen Hitzetagen stellt eine ernste Bedrohung für junge Menschen dar. Hitzeschutz ist damit auch aktiver Kinderschutz und rette Leben“, sagt DAK-Landeschef Klaus Overdiek. „Wir brauchen jetzt wirksame Maßnahmen – in Kitas und Schulen, auf Spiel- und Sportplätzen. Kinder müssen bei der Entwicklung um Umsetzung von Hitzeschutzplänen mitgedacht werden“, so Overdiek.
Grundschulkinder am stärksten von Hitzeschäden betroffen
Die DAK-Auswertung zeigt, dass an Hitzetagen in NRW jährlich mehr als 380 Kinder und Jugendliche mit Hitzeschäden behandelt werden – zum Beispiel mit Sonnenstichen, Hitzekrämpfen oder Erschöpfungssymptomen. Dabei nimmt für Kinder das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden mit steigenden Temperaturen deutlich zu: ab 30 Grad um das 9-Fache und ab 25 Grad um das 7-Fache. Damit liegt NRW oberhalb des Bundesschnitts. Grundschulkinder sind in Nordrhein-Westfalen am stärksten betroffen: Ihr Risiko ist sogar 10-fach erhöht. Bei Hitze besonders gefährdet sind in NRW auch Neugeborene und Säuglinge: An Hitzetagen steigt ihr Risiko, aufgrund von Atmungsstörungen behandelt zu werden, um 16 Prozent.
„Der DAK-Report bestätigt bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse: Kinder sind in Hitzeperioden gesundheitlich besonders gefährdet“, sagt Dr. Maria Albers, Mitglied der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG). „Wir brauchen einen adäquaten Hitzeschutz an allen Orten, an denen sich Kinder aufhalten können. Zentral hierfür ist das konsequente Umsetzen der Klimaschutzmaßnahmen zur raschen Begrenzung der Erderwärmung. Nur so können die zukünftig zu erwartende Zunahme von Hitzeperioden und die dadurch bedingten gesundheitlichen Gefahren für Kinder eingeschränkt werden.“
Hitzeschäden: viele Beschwerden, wenig Arztbesuche
Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Kreislaufbeschwerden: 78 Prozent der Kinder in NRW haben laut eigener Aussage bei Hitze gesundheitliche Probleme. Das ist das Ergebnis der Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. 267 Kinder und deren Eltern wurden in Nordrhein-Westfalen befragt. Die Sicht der Kinder wird von ihren Eltern bestätigt. So nehmen 73 Prozent der Eltern wahr, dass ihre Kinder bei Hitze leiden.
Hitzeschutz: Kinder und Eltern fühlen sich gut informiert
Die Eltern-Kind-Befragung von Forsa zeichnet ein deutliches Bild: 76 Prozent der Kinder in NRW geben an, dass sie sich sehr gut oder gut über Hitzeschutzmaßnahmen informiert fühlen. Die Sicht der Eltern bestätigt die Selbstauskunft der Kinder: 82 Prozent der Eltern sagen, dass ihre Kinder sehr gut oder eher gut informiert sind.
„Es ist erfreulich, dass sich der überwiegende Teil der Kinder so gut über Hitzeschutzmaßnahmen informiert fühlt. Verhaltensweisen wie ausreichend trinken, kühle Orte aufsuchen, luftige Kleidung tragen und Wohnräume kühl halten, sind entscheidend, um hitzebedingte Schäden zu vermeiden“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Nicht alle hitzebedingten Beschwerden erfordern eine ärztliche Behandlung. Doch bei gestörter Atmung, Kreislaufproblemen, Schwindel oder schweren allergischen Reaktionen ist eine medizinische Versorgung unumgänglich. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels prognostiziere ich, dass sich die Fälle von hitzebedingten Schäden in unseren Praxen häufen werden. Wenn wir dem vorbeugen wollen, muss sich etwas ändern – und zwar jetzt. Es ist notwendig, Politik, Industrie und Öffentlichkeit stärker in die Pflicht zu nehmen, sowohl den Klimaschutz zu intensivieren als auch die hitzebedingte Aufklärung an Kitas und Schulen zu fördern.“
Klimawandel: Knapp ein Drittel sorgt sich um Gesundheit
Steigende Temperaturen und Rekordsommer: Die Eltern-Kind-Befragung offenbart, dass sich 29 Prozent der Kinder in NRW große Sorgen machen, dass die Folgen des Klimawandels ihrer Gesundheit schaden könnten. Bei Eltern sind es 30 Prozent.
Klimaschutzmaßnahmen: Gut die Hälfte der Eltern und Kinder in NRW sind unzufrieden
Die Forsa-Umfrage zeigt, dass 49 Prozent der Kinder in Nordrhein-Westfalen der Ansicht sind, dass Politik, Industrie, Öffentlichkeit und Schulen noch zu wenig für den Klimaschutz tun. Bundesweit sind 48 Prozent der Kinder dieser Meinung. Mit Blick auf die Eltern sehen 56 Prozent das Engagement für mehr Klimaschutz als zu gering an. Im Bund sind es 52 Prozent.
Offizielle Statistiken über die Häufigkeit von Hitzetagen gibt der Deutsche Wetterdienst nur bundesweit bekannt. Die DAK-Auswertung zeigt, dass im Analysezeitraum von 2018 bis 2022 in Nordrhein-Westfalen an 3,7 Prozent aller Tage die Temperatur über 30 Grad lag. Damit liegt NRW unter dem Bundesschnitt von 4,1 Prozent.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Nordrhein-Westfalen rund ein Million Menschen versichert.
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