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RSV-Infektionen bei Hamburger Babys: dreimal so viele Klinikbehandlungen

Hamburg, 8. April 2023. Bei Neugeborenen und Säuglingen sind die Klinikbehandlungen mit dem sogenannten RS-Virus in Hamburg deutlich gestiegen. So lag die Zahl der unter Einjährigen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) im 4. Quartal 2022 dreimal höher als im gleichen Zeitraum 2018. Hochgerechnet auf alle in Hamburg lebenden Kinder mussten im Winter 2022 rund 450 Babys im Krankenhaus behandelt werden. Der Anteil auf den Intensivstationen stieg um 50 Prozent. Das zeigt eine repräsentative DAK-Sonderanalyse des hamburger  Kinder- und Jugendreports. Als erste Krankenkasse hat die DAK-Gesundheit die Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen an der Elbe im Hinblick auf RSV-Infektionen bis Ende 2022 untersucht. Mediziner beobachten erhebliche Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie. DAK-Landeschef Juncker fordert von der Landespolitik eine bessere Vorbereitung auf kommende Infektionswellen.

Für die DAK-Sonderanalyse im Rahmen des hamburgischen Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 23.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Hamburg versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2017 bis 2022. Damit legt die Krankenkasse erstmals aktuelle Daten zu RSV-Infektionen und Atemwegserkrankungen in der Hansestadt vor. Nach der Analyse haben sich die Klinikbehandlungen von Neugeborenen und Säuglingen mit einer RSV-Infektion im Vergleich der vierten Quartale 2022 und 2018 verdreifacht. So wurden allein im Zeitraum Oktober bis Dezember 2022 mehr Kinder aufgrund von RSV in Krankenhäusern behandelt als in der kompletten Vor-Corona-Saison 2018/19, die ein gesamtes Jahr umfasst.

„Unsere Analyse belegt eindrücklich, was wir alle schon vermutet hatten: Die Situation in den Hamburger Kliniken war dramatisch. Die deutliche Steigerung der RSV-Behandlungen bei Kindern ist ein Weckruf für die Zukunft. Es kann nicht sein, dass Kinder aufgrund von Personalmangel nicht behandelt werden können“, sagt Jens Juncker, Landeschef der DAK-Gesundheit in Hamburg. „Wir müssen in Zukunft besser auf Infektionswellen vorbereitet sein. Die Sofort-Maßnahmen der Politik, wie zusätzliche Mittel für Kinderkliniken oder die Behandlungen von Atemwegserkrankungen durch niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte gehen in die richtige Richtung. Jetzt gilt es, diese Maßnahmen schnell und umfassend umzusetzen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

Ausfall der RSV-Welle in der Pandemie
Die DAK-Sonderanalyse macht deutlich, dass während der Covid-19-Pandemie in Hamburg nahezu keine Kinder mit RSV-Infektionen im Krankenhaus behandelt worden sind. Nach der Corona-Pandemie hat sich der Höhepunkt der RSV-Welle zeitlich nach vorne verschoben. Und es wurden deutlich mehr Kinder stationär versorgt: So hat sich in der vollständigen Saison 2021/22 der Anteil der Hamburger Babys, die mit RSV im Krankenhaus behandelt wurden, im Vergleich zur Saison 2018/19 mehr als verdreifacht (13,6 Fälle je 1.000 zu 41,2 Fälle je 1.000). Hochgerechnet mussten in der Saison 2021/22 in Hamburg rund 450 Neugeborene und Säuglinge in Kliniken versorgt werden. Atemwegserkrankungen sind ein vergleichsweise häufiger Grund für eine Krankenhausbehandlung im Kindes- und Jugendalter. So waren in der Saison 2021/22 insgesamt 61 Prozent aller Krankenhausaufenthalte von Kindern und Jugendlichen in Hamburg auf Atemwegsinfekte zurückzuführen. 24 Prozent aller Kinder, die mit Atemwegserkrankungen in Kliniken versorgt wurden, waren Neugeborene und Säuglinge unter einem Jahr.

Intensivstationen: Anstieg geringer als im Bund
Im Vergleich zum Bundestrend hat sich die Zahl der unter Einjährigen, die im Winter 2022 mit einer RSV-Infektion auf Intensivstationen versorgt werden mussten, weniger stark erhöht. So wurden eineinhalbmal so viele hamburgische Neugeborene und Säuglinge intensivmedizinisch behandelt wie vor der Pandemie. Im Bund hat sich die Zahl vervierfacht. Auch der Anstieg der RSV-Infektionen war in Hamburg nicht so ausgeprägt wie im Bundestrend: Im Bund stiegen die RSV-Krankenhausbehandlungen von Kindern unter einem Jahr im Vergleich zu Vor-Corona um das Fünffache – in der Hansestadt haben sie sich verdreifacht.

Medizin-Experte sieht erhebliche Nachholeffekte
„Die Ergebnisse zeigen genau das, was wir in den Praxen erlebt haben“, sagt Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. RSV-Infektionen seien die Ursache typischer saisonaler Atemwegsinfektionen, die wellenförmig verlaufen. Diese Wellen seien unvorhersehbar stark ausgeprägt, was natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Krankheitslast nicht nur in den Kliniken habe. „Die Saison 2020/21 ist wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nahezu ausgefallen. Dieser Ausfall der Welle 2020/21 und das zeitliche Vorziehen der sehr starken Welle 2021/22 lassen den Schluss zu, dass es zu erheblichen Nachholeffekten infolge der Corona-Maßnahmen gekommen ist.“

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Hamburg mehr als 270.000 Menschen versichert.

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