Bremen: Krankenstand auf Rekord-Hoch
02. Juli 2019. Der Krankenstand in Bremen hat mit 4,3 Prozent ein neues Rekord-Hoch erreicht. Jeder Erwerbstätige fehlte im vergangenen Jahr durchschnittlich 15,6 Tage – so viel wie seit Jahren nicht mehr. Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen in Bremen“. Danach hat das Suchtrisiko von zehntausenden Beschäftigten hierzulande gravierende Folgen für die Arbeitswelt. Betroffene Arbeitnehmer fehlen mehr als doppelt so häufig am Arbeitsplatz. Ferner sind sie häufig unkonzentrierter im Job oder kommen zu spät. Auf Grundlage der Ergebnisse fordert die DAK-Gesundheit deshalb eine breite gesellschaftliche Debatte zur Suchtproblematik. Die Kasse startet auch ein neues Präventionsangebot bei Alkoholproblemen.
Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Bremen mit Hinweisen auf Substanzstörungen, wie beispielsweise eine Alkoholabhängigkeit, deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 8,2 Prozent mehr als doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind die Fehltage fast dreimal so hoch. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von 82 Prozent, bei Atemwegserkrankungen sind es 89 Prozent. Insgesamt gibt es nach der DAK-Studie unter den Erwerbstätigen in Bremen 72.000 abhängige Raucher, knapp 7.000 erfüllen die Kriterien einer Computerspielsucht.
Der Großteil der Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Bremen auf Alkohol zurückzuführen (74 Prozent). 71 Prozent der Erwerbstätigen hierzulande trinken Alkohol. Laut Studie der DAK-Gesundheit hat jeder zehnte Arbeitnehmer in Bremen einen riskanten Alkoholkonsum. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich damit 42.000 Erwerbstätige Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Die Zahl der Betroffenen macht uns Sorgen. Der riskante Umgang mit Alkohol bleibt ein zentrales Problem in unserer Gesellschaft, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Jens Juncker, Leiter der DAK-Landesvertretung Bremen. „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?“ Beim Thema Alkoholprävention fehlen auch in Bremen noch flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen.
Hoher Alkoholkonsum – abgelenkt bei der Arbeit
Der hohe Alkoholkonsum wirkt sich auch auf den Arbeitsalltag aus. So gab bundesweit jeder zehnte Arbeitnehmer mit riskantem Trinkverhalten an, in den letzten drei Monaten wegen Alkohol abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein; bei Arbeitnehmern mit einer möglichen Abhängigkeit sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Je höher der Alkoholkonsum, desto häufiger kommen betroffene Mitarbeiter deshalb auch zu spät zur Arbeit oder machen früher Feierabend. Mehr als jeder vierte Mitarbeiter mit einer möglichen Abhängigkeit gab das bei der DAK-Analyse an (27,2 Prozent).
Gaming: mehr als jeder zweite Beschäftigte in Bremen spielt
Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen rund 60 Prozent der Arbeitnehmer in Bremen Computerspiele. 7,5 Prozent gelten als riskante Gamer. Das sind 30.000 Bremer. Sie zeigen ein auffälliges Nutzungsverhalten. 7.000 Erwerbstätige erfüllen hierzulande die Kriterien einer Computerspielsucht.
Bundesweit spielt jeder vierte riskante Gamer während seiner Arbeitszeit Computerspiele. Bei den Computerspielsüchtigen ist es sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten kam wegen des Spielens zu spät zur Arbeit oder machte deshalb früher Feierabend. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war jeder Dritte (34,1 Prozent) abgelenkt oder unkonzentriert.
Rauchen ist verbreitetste Sucht in Bremen
Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report auch in Bremen die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. Jeder sechste Erwerbstätige ist zigarettenabhängig (17,8 Prozent). Hochgerechnet sind das 72.000 Beschäftigte. Bundesweit gilt: Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Fast jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.
Dampfen – in Bremen nicht weit verbreitet
Derzeit dampfen in Bremen 1,1 Prozent der Arbeitnehmer E-Zigarette. Zum Vergleich: Bundesweit greifen fünf Prozent zur elektronischen Rauch-Variante. Raucher von E-Zigaretten konsumieren oft parallel herkömmliche Zigarette, belegt der DAK-Report. Dampfer finden sich deshalb fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern. Bundesweit konsumiert mit 85 Prozent die deutliche Mehrheit der Dampfer Liquid mit Nikotin. „Dampfen mit Nikotin oder Tabak führt in die Abhängigkeit, genau wie herkömmliche Zigaretten“, warnt Jens Juncker. „Deshalb brauchen wir endlich ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, Zigaretten und E-Zigaretten. Diese Forderung unterstützen auch die Fachgesellschaft der Lungenärzte sowie die Deutsche Krebshilfe mit Hinweis auf die Gesundheitsrisiken. Weil E-Zigaretten gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind, dürfen sie nicht vom geplanten Tabakwerbeverbot der Bundesregierung ausgenommen werden.“
Krankenstand auf Rekord-Hoch
Der Krankenstand in Bremen ist 2018 erneut gestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte – auf 4,3 Prozent – zu. Etwa jeder fünfte Ausfalltag (19,7 Prozent) erfolgte aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie beispielsweise Rückenleiden, dicht gefolgt von psychischen Erkrankung mit 18 Prozent. 57 Prozent der Arbeitnehmer in Bremen meldete sich im vergangenen Jahr gar nicht krank.
DAK-Gesundheit bietet Online-Hilfe bei Alkoholproblemen
Mit Blick auf die Ergebnisse des Reports bietet die DAK-Gesundheit ab sofort ein neues präventiv ansetzendes Hilfsangebot bei Alkoholproblemen an – und schließt damit eine Versorgungslücke in Deutschland. Bislang fehlen flächendeckende und wirksame Angebote. Versicherte der Krankenkasse können das kostenlose Online-Coaching „Vorvida“ nutzen, um ihren Alkoholkonsum zu reduzieren. Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) belegt die Wirksamkeit: Bei den Teilnehmern sank das riskante Trinkverhalten um bis zu 75 Prozent. Die DAK-Gesundheit ist die erste Krankenkasse, die das Programm der Hamburger GAIA AG ihren Versicherten anbietet. Das Online-Coaching „Vorvida“ ist auf Smartphones und Tablets mobil voll nutzbar. Es kann auch über die digitale Gesundheitsplattform „Vivy“ genutzt werden. Alle Daten werden vertraulich behandelt und nicht weitergegeben. Eine Anmeldung ist auf www.dak.de/vorvida möglich.