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Präventionsradar 2025: Motivation für gesundheitsbewusstes Verhalten im Schulalter

Präventionsradar 2025: Teenagerin sitzt mit geschlossenen Augen in der Schulklasse und hält sich die Hände an die Schläfen.

Unabhängig von ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation sollten alle Kinder und Jugendlichen die gleichen Möglichkeiten erhalten, gesund aufzuwachsen und ihre Gesundheit zu fördern. Viele Erkrankungen haben ihren Ursprung bereits in der Kindheit und Jugend. In dieser Zeit erlernte gesundheitsrelevante Verhaltensweisen können das weitere Leben bis ins Erwachsenenalter prägen.

Für eine bedarfsgerechte Gesundheitsförderung ist eine kontinuierliche Bestandsaufnahme der gesundheitlichen Situation der Heranwachsenden notwendig. Der Präventionsradar liefert dazu in außergewöhnlicher Breite und Kontinuität wertvolle Erkenntnisse. Jährlich erhobene Daten ermöglichen eine differenzierte Analyse gesundheitsrelevanter Verhaltensmuster von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

Der Präventionsradar umfasst seit dem Schuljahr 2016/2017 Erhebungswellen, die in Zeiträume gesellschaftlicher Krisen fallen, darunter die COVID-19-Pandemie in den Schuljahren 2020/2021 und 2021/2022 sowie der Krieg in Europa. Diese Ereignisse gingen mit sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen einher, die auch die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen beeinflussten. Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass nicht alle Jugendlichen gleichermaßen in der Lage waren, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Im Schuljahr 2024/2025 zeigen sich weiterhin ungünstige Ausprägungen bei verschiedenen Indikatoren zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten, was auf anhaltende Belastungen und einen fortbestehenden Unterstützungsbedarf hinweisen kann.

Die wichtigsten Informationen der 9. Befragungswelle haben wir auf dieser Website für Sie zusammengefasst.

Zentrale Ergebnisse

Gesundheitskompetenz

  • Bezogen auf die untersuchte Dimension der motivationalen Gesundheitskompetenz wiesen 16% der Befragten eine hohe Gesundheitskompetenz im Sinne einer aktiven Einstellung auf. Sie zeigen eine höhere Motivation, sich mit Gesundheitsfragen auseinanderzusetzen und einen gesundheitsbewussten Lebensstil zu pflegen. Die übrigen 84%verfügten über eine moderate bzw. niedrige motivationale Gesundheitskompetenz.
  • Für Schülerinnen und Schüler mit niedrigem Sozialstatus (12%) wird seltener eine hohe Kompetenz abgeleitet als für Schülerinnen und Schüler mit mittleren/hohen subjektiven Sozialstatus (16%).
Präventionsradar 2025 - Grafik: Großer Mehrheit der Schulkinder fehlt ausreichende Gesundheitskompetenz.

Allgemeiner Gesundheitszustand

  • Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen bewertet ihre Gesundheit positiv, also als „sehr gut“ oder „gut“ (70%).
  • Jungen bewerten ihre Gesundheit häufiger sehr positiv als Mädchen (33% vs. 22%).
  • Kinder und Jugendliche mit hohem Sozialstatus bewerten ihre Gesundheit häufiger positiv als jene mit niedrigem Status (72% vs. 53%).
  • Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bewerten ihre Gesundheit häufiger positiv als Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen (75% vs. 67%).
  • Jugendliche mit hoher Gesundheitskompetenz bewerten ihre Gesundheit häufiger positiv als solche mit niedriger Gesundheitskompetenz (85% vs. 52%).

Wohlbefinden

  • Insbesondere Mädchen (52%) sowie Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus (58%) berichten überdurchschnittlich häufig ein reduziertes Wohlbefinden.
  • Kinder und Jugendliche mit niedriger Gesundheitskompetenz berichten zu 45% von einem verminderten Wohlbefinden, während es bei Jugendlichen mit hoher Gesundheitskompetenz 27% sind.

(Psycho)-somatische Beschwerden

  • Knapp zwei Drittel (65%) der befragten Kinder und Jugendlichen berichteten über häufige Erschöpfung.
  • Mehr als ein Drittel (42%) gab an, regelmäßig unter Ein- und Durchschlafproblemen zu leiden.
  • Besonders betroffen waren jeweils Mädchen, ältere Jugendliche sowie Kinder und Jugendliche mit einem niedrigen Sozialstatus.
  • Eine hohe Gesundheitskompetenz war mit einer geringeren Häufigkeit berichteter Beschwerden assoziiert.

Einsamkeit

  • Etwa ein Drittel (33%) der Kinder und Jugendlichen berichtete im Schuljahr 2024/2025 von Einsamkeit.
  • Mädchen fühlen sich insgesamt häufiger einsam als Jungen (41% vs. 25%).
  • Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus (49%).
  • Am stärksten betroffen ist die Gruppe der Mädchen mit niedrigem Sozialstatus, von denen die Mehrheit Einsamkeit angibt (9-13 Jahre: 60%, 14-17 Jahre: 57%).
  • Kinder und Jugendliche mit höherer Gesundheitskompetenz berichteten seltener über Gefühle von Einsamkeit als jene mit niedriger oder moderater Gesundheitskompetenz (28% vs. 34%).
     

Emotionale Probleme

  • Etwa jeder sechste junge Mensch (17%) im Schuljahr 2024/2025 gab an, depressive Symptome zu erleben.
  • Es gibt einen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen: Jedes vierte Mädchen (27%) hatte emotionale Probleme, aber nur 7% der Jungen.
  • Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Sozialstatus berichteten häufiger von Symptomen (24%).
  • Während der COVID-19-Pandemie hatten Kinder und Jugendliche häufiger emotionale Probleme. In den beiden folgenden Erhebungswellen entspannte sich die Lage leicht, 2024/2025 ist diese Entspannung jedoch nicht in allen Gruppen sichtbar.

 

Auf ein Wort

  • Porträt Andreas Storm

    Es ist erschreckend, wie stark junge Menschen psychisch belastet sind. Unsere Studie zeigt, dass Mädchen und Jungen ohne eine ausgeprägte Gesundheitskompetenz häufiger erschöpft, traurig oder einsam sind. Deshalb besteht dringender Handlungsbedarf bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen. Um unsere Kinder zu stärken und zu schützen, ist Schule ein wichtiger Ort. Wir müssen zwingend die Gesundheitskompetenz verbessern. Wir brauchen jetzt ein Schulfach Gesundheit und Prävention, um unsere Kinder zu befähigen, im Alltag Entscheidungen für eine gesunde Zukunft zu treffen. Das Thema duldet keinen Aufschub mehr, jetzt muss gehandelt werden.

    Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit


 
  • Portrait: Prof. Reiner Hanewinkel

    Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen eine signifikante Belastung von Kindern und Jugendlichen durch emotionale Probleme und depressive Symptome. Sie können als frühe Warnsignale für Überforderung, Stress oder unerkannte psychische Erkrankungen dienen. Gesundheitskompetenz ist ein wichtiger Baustein in der Entwicklung junger Menschen – fehlt er, steigt das Risiko für langfristige gesundheitliche Probleme. Die Schule spielt dabei eine zentrale Rolle, denn als alltäglicher Lebens- und Lernort bietet sie zahlreiche Gelegenheiten, Gesundheitskompetenz frühzeitig zu fördern.

    Professor Reiner Hanewinkel, Studienleiter beim Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord, in Kiel


 

Fazit 

Zusammenfassend zeigt das Schuljahr 2024/25, dass trotz leichter Erholung nach der Pandemie die psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen weiterhin hoch ist – besonders bei Mädchen, älteren Jugendlichen und sozial benachteiligten Gruppen. Psychische Probleme, (psycho-)somatische Beschwerden und Einsamkeit bleiben verbreitet. Diese Lage macht deutlich, dass die psychische Gesundheit junger Menschen eine anhaltende gesellschaftliche Herausforderung darstellt. Langfristige und zielgerichtete Präventions- und Interventionsmaßnahmen sind notwendig, die nicht nur soziale Integration fördern, sondern auch das subjektive Erleben von Zugehörigkeit und Wohlbefinden stärken – insbesondere bei vulnerablen Gruppen. 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesundheitskompetenz vieler Kinder und Jugendlicher eher gering bis moderat ist. Dieses Phänomen tritt in allen untersuchten Gruppen in unterschiedlicher Ausprägung auf und deutet darauf hin, dass die Gesundheitskompetenz bei vielen Jugendlichen verbesserungswürdig ist. Darüber hinaus weisen die Daten auf soziale Ungleichheiten hin: Insbesondere Jugendliche mit einem niedrigen Sozialstatus zeigen tendenziell eine geringere Gesundheitskompetenz. Insgesamt unterstreichen diese Befunde die Notwendigkeit einer frühzeitigen und gezielten Förderung der Gesundheitskompetenz im Kindes- und Jugendalter, um langfristig gesundheitliche Chancengleichheit zu gewährleisten.

Der Präventionsradar unterstützt Schulen mit einer allgemeinen Bedarfsanalyse und liefert Gesundheitsindikatoren, um bedarfsorientierte Entscheidungen zur Gesundheitsförderung zu ermöglichen. Durch jährliche Datenerhebungen können Trends im Gesundheitsstatus beobachtet werden, was Planung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen verbessert. So werden kontinuierlicher Erkenntnisgewinn und effektives Monitoring gewährleistet.

Download: Präventionsradar 2025

Methodik und Setting

Die schulbasierte Fragebogenstudie „Präventionsradar“ wird seit dem Schuljahr 2016/2017 in der Sekundarstufe I durchgeführt. Die jährlichen Erhebungen liefern mehr als 100.000 Einzeldatenpunkte zum Gesundheitsverhalten von Heranwachsenden in Deutschland. Die Erhebung erfolgt per Selbstreport und gewährt dadurch authentische Einblicke in ihre Lebenswelt. Die neunte Erhebungswelle wurde zwischen November 2024 und Februar 2025 durchgeführt. Insgesamt nahmen 26.586 Kinder und Jugendliche an der Erhebung im Schuljahr 2024/2025 teil, welche allgemeinbildende weiterführende Schulen besuchten und im Mittel 13 Jahre alt waren. Der Ergebnisbericht präsentiert in erster Linie ausgewählte Ergebnisse der aktuellen Befragungswelle. Darüber hinaus wurde, sofern möglich, auf die Befunde vorangegangener Jahre Bezug genommen.

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