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ABARO: die Studie zur operativen Therapie bei krankhaftem Übergewicht (Adipositas)

Eine sogenannte „bariatrische Operation“ hilft krankhaft übergewichtigen Menschen dabei, Gewicht zu reduzieren. ABARO steht für „Auswirkungen nach BARiatrischen Operationen“. Das Projekt untersucht die Nachsorge in Folge dieser Operationen anhand der Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit, die mit den Daten einer Versichertenbefragung verbunden und analysiert werden. Das Ziel ist die Verbesserung des Nachsorgekonzeptes. Auf lange Sicht ist dadurch eine Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität durch Halten des Normalgewichtes zu erwarten

Was ist Adipositas?

Übergewicht ist ein schwerwiegendes Problem. Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland etwa 67 Prozent der Männer, 53 Prozent der Frauen sowie 15 Prozent aller Kinder übergewichtig. Ab einem BMI (Body Mass Index, Körpergewicht in kg/Körpergröße in m2) von 30 spricht man von krankhaftem Übergewicht oder Adipositas.
Durch Zunahme des Körperfettanteils kann es zu Organschäden und Folgeerkrankungen, wie beispielsweise der Stoffwechselerkrankung Diabetes, kommen. Nicht immer ist die Ernährung schuld, es werden auch erbliche Faktoren vermutet. Bekannt sind hormonelle Störungen, Fehlfunktionen körpereigener Eiweiße sowie eine psychische Komponente. Ob Adipositas selbst als Krankheit gilt oder als Symptom wahrgenommen wird, ist umstritten. Fakt ist, dass eine dauerhafte Gewichtsabnahme Organschäden reduzieren kann und langfristig die Gesundheit sicherstellt.

Was bedeutet operative Therapie bei Adipositas?

Die konservative Therapie einer Adipositas besteht aus Diät, Bewegung und Ernährungsumstellung. Bleibt sie erfolglos kann eine sogenannte „bariatrische Operation“ helfen. Bariatrische Operationen sind Operationstechniken, die das Magenvolumen so stark verkleinern, dass anschließend nur noch eine geringe Menge Nahrung aufgenommen werden kann und dadurch das Sättigungsgefühl schneller eintritt.

Welche Operation für welchen Patienten geeignet ist wird individuell entschieden; am häufigsten vertreten sind der Schlauchmagen (Entfernen des Magens bis auf einen schlauchförmigen Rest) und der Magenbypass (operative Anlage einer Umgehung des größten Teiles des Magens). Diese Operationen werden in spezialisierten Adipositas-Zentren durchgeführt.

Adipositas-Operation – und was kommt danach?

Das „Problem“ Adipositas ist mit einer bariatrischen Operation noch lange nicht gelöst. Operationsbedingten Problemen wie Verdauungsstörungen und Vitaminmangel muss durch dauerhafte Ernährungsumstellung und Vitaminzufuhr vorgebeugt werden. Überschüssige Haut wird nach Gewichtsverlust in einer weiteren Operation entfernt. Die gesteigerte Nahrungsaufnahme kann Ausdruck einer Depression oder Suchtproblematik gewesen sein und wird oft durch „Ersatzbefriedigungen“ wie Rauchen oder Drogenkonsum ersetzt.

Bei der Adipositas-Therapie muss dementsprechend der ganze Mensch betrachtet- und behandelt werden. Für die Nachsorge bedeutet das eine Anbindung an ein Adipositas-Zentrum und Betreuung durch ein interdisziplinäres Team aus Chirurgen, Internisten, Psychotherapeuten, Ernährungsberatern und Physiotherapeuten, um den Therapieerfolg langfristig zu gewährleisten.

ABARO: Ergebnisse unserer Studie 

Die Anzahl der Personen mit Adipositas sowie die Patientenzahlen mit einer bariatrischen OP steigen immer weiter an. Die steigenden Patientenzahlen stellen die Versorgung jedoch vor die Herausforderung, die Qualität der Nachsorge weiterhin lückenlos zu gewährleisten. Bisher wurde nicht untersucht, ob die Nachsorge ausreichend ist und somit langfristige Erfolge mit der Operation erzielt werden können. Anhand der Studie ABARO wurde deshalb ermittelt, ob es im Rahmen der Nachsorge noch weiteren Bedarf oder Verbesserungspotenzial gibt. Darum wurden im Projekt ABARO die Behandlungsverläufe von Patienten nach einer bariatrischer OP über mehrere Jahre hinweg betrachtet, um zu überprüfen, ob die Patienten die erforderliche Nachsorge erhalten und somit ein langfristiger Erfolg eintritt. 

Hierfür wurden die Abrechnungsdaten sowie die Daten aus einer Versichertenbefragung miteinander verbunden und analysiert. Anhand der Abrechnungsdaten wurde untersucht, ob und in welchem Umfang Komplikationen aufgetreten sind, ob Leistungen in Anspruch genommen werden (z. B. Physiotherapie) und inwieweit sich Begleiterkrankungen verändern. Mittels der Versichertenbefragung wurde die Lebensqualität (Verdauungsprobleme, Einschränkungen, Schmerzen) und die Verwendung von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln erfasst. Insgesamt haben mehr als 2.000 Personen an der Studie teilgenommen. 

Anhand der Ergebnisse zeigt sich, dass ca. 17% der Studienteilnehmer die Qualität der Nachsorge als unzureichend empfunden haben. Eine unzureichende Qualität der Nachsorge war darüber hinaus assoziiert mit einem geringeren Gewichtsverlust, einer schlechteren Lebensqualität, höheren psychischen Belastungen und es gab bei diesen Personen häufiger Hinweise auf Essstörungen (z. B. Binge-Eating). 

Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Nachsorge dringend erforderlich ist und dass sie von guter Qualität und ganzheitlich sein muss. Darum sollen die Ergebnisse unserer ABARO-Studie in die Überarbeitung der S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“ mit aufgenommen werden. Leitlinien sollen die Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten unterstützen und für eine angemessene Versorgung sorgen. Durch unsere Studie ABARO tragen wir also dazu bei, dass mehr Bewusstsein auf diesen Aspekt der Nachsorge gelegt wird, die Leitlinien unsere Ergebnisse mit aufnehmen und somit direkt in die Versorgung einfließen und eine verbesserte Versorgungsqualität erreicht wird.

 

Weiterführende Informationen zu ABARO

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