Unsere Gewinnerinnen und Gewinner 2025: Sachsen
Vielen Dank für die sehr beeindruckenden Projekte für ein gesundes Miteinander – da hatte es die Landesjury in Sachsen wirklich nicht leicht, die drei besten Projekte und den Sonderpreis Pflege auszuwählen. Nach gründlichem Abwägen steht die Entscheidung nun fest. Herzlichen Glückwunsch!
1. Platz
Natalie Franke vom AufeinanderAchten e.V. mit dem Projekt „Erste-Hilfe-Kurs für die Seele“
Der Verein AufeinanderAchten will gesellschaftliche Kompetenz im Umgang mit psychischer Gesundheit stärken und bestehende Stigmata abbauen. Dafür bietet der Verein niedrigschwellige, kompakte „Erste-Hilfe-Kurse für die Seele“ an, die Teilnehmenden zeigen, wie psychisch belastete Personen unterstützt und bei Bedarf an passende Hilfsangebote weitervermittelt werden können. Die Kurse sind passgenau auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten: Erwachsene im Alltag, Schüler:innen ab Klasse 7 sowie Beschäftigte im Arbeitskontext. Sie kombinieren kompaktes Wissen zu psychischen Erkrankungen, Suizidalität und Selbstschutz mit praktischen Übungen in Gesprächsführung und Hilfestellung. Seit 2020 erreichen die Angebote jährlich mehrere hundert Teilnehmende. Der Alltagskurs ist bereits wissenschaftlich evaluiert. Für seine Arbeit wurde das Projekt mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Antistigmapreis der DGPPN (2021), dem StartSocial-Stipendium (2020 und 2024), als „Verein des Jahres 2024“ der Ostsächsischen Sparkasse und mit einer Nominierung für den Sächsischen Bürgerpreis 2025.
Natalie Franke zum Projekt:
„Wir möchten mit AufeinanderAchten eine Gesellschaft fördern, in der psychische Gesundheit offen thematisiert und gegenseitige Unterstützung selbstverständlich wird. Niemand soll aus Unwissenheit oder Angst allein bleiben. Unsere Motivation entstand aus dem Wunsch, praktische Handlungskompetenzen im Umgang mit psychisch belasteten Menschen zu vermitteln – und genau dieser Gedanke trägt unsere über 40 Ehrenamtlichen bis heute. Besonders die trialogische Zusammenarbeit von Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen, die ihre Perspektiven und Erfahrungen verbinden, um Wissen und Handlungskompetenzen für seelische Krisen weiterzugeben, ist unsere größte Stärke. Seit 2018 haben wir über 1.000 Teilnehmende in unseren „Erste-Hilfe-Kursen für die Seele“ geschult und wertvolle Kooperationen mit Schulen, Unternehmen und Vereinen aufgebaut. Besonders stolz sind wir darauf, dass unser Projekt ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement gewachsen ist und bereits bundesweit Wirkung zeigt.“
Jurymitglied Cornelia Schiemenz, Leiterin des ZDF-Landesstudios Sachsen:
„Der Verein AufeinanderAchten ist besonders in Zeiten wachsender Unsicherheiten, psychischer Belastungen und gesellschaftlicher Herausforderungen ein leuchtendes Beispiel für Mitmenschlichkeit, Engagement und Prävention. Die „Erste-Hilfe-Kurse für die Seele“ sind mehr als Wissensvermittlung – sie ist gelebte Empathie. Sie sind das Aufbrechen von Tabus. Sie sind das Ermutigen zum Gespräch. Und sie sind das Vermitteln von Hoffnung.
„AufeinanderAchten“ ist ein Verein, der seinem Namen alle Ehre macht. Er steht für eine Kultur des Hinschauens, des Mitfühlens und des Handelns. Für eine Gesellschaft, in der psychische Gesundheit nicht länger ein Tabu ist, sondern ein gemeinsames Anliegen. Im Namen aller, die durch Ihre Arbeit gestärkt wurden, sagen wir: Danke. Danke für Ihren Einsatz, Ihre Leidenschaft und Ihren Glauben daran, dass Veränderung möglich ist – wenn wir aufeinander achten.“
2. Platz
Jürgen Philipp mit dem Projekt „KosMOS kostenlose medizinische Sprechstunde für Wohnungs- und Obdachlose“
v.l.n.r. Jurymitglieder Cornelia Schiemenz, Annett Hofmann, drei Mitglieder des zweitplatzierten Projektes KosMOS mit
Die KosMOS-Sprechstunde ist eine kostenlose medizinische Sprechstunde für wohnungs- und obdachlose Menschen in Dresden und bietet seit Mai 2022 eine niedrigschwellige Möglichkeit, gesundheitliche Versorgung in Anspruch zu nehmen. Das Projekt reagiert auf die Hürden, die Wohnungslose beim Zugang zu medizinischer Versorgung erleben. Oft werden leicht zu behandelnde Erkrankungen verschleppt, bis sie chronifizieren oder erst in einem lebensbedrohlichen Zustand ärztlich behandelt werden können. Die Sprechstunde beugt dem vor und ist ein speziell auf die Zielgruppe zugeschnittenes Angebot. Sie ermöglicht nach ärztlicher Einschätzung eine erste medikamentöse Behandlung durch einen Vorrat vor Ort. Für weiterführende Behandlungen werden Rezepte ausgestellt. Die organisatorische Steuerung der Sprechstunden läuft über eine Projektkoordination, die Dienstpläne erstellt, Material bestellt und die Kooperation zwischen Medinetz, SABS und SafeDD koordiniert. Bei der Verwaltung der finanziellen Mittel unterstützt der Vorstand des SABS e.V. Finanziert wird das Angebot ausschließlich durch Spenden.
Jürgen Philipp zu dem Projekt:
„Mit der kostenlosen medizinischen Obdachlosensprechstunde KosMOS ermöglichen wir wohnungs- und obdachlosen Menschen in Dresden seit 2022 einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Grundversorgung und fördern so Gesundheitsgerechtigkeit – direkt dort, wo sonst Barrieren unüberwindbar bleiben.
In den Räumen von SafeDD konnten wir ein voll ausgestattetes Sprechzimmer mit EKG, Ultraschallgerät, Medikamentenschrank und umfassender Praxisausstattung aufbauen. Durch die Anschaffung eines Medikamentenkühlschranks sind inzwischen auch Impfungen möglich.
Besonders die enge Kooperation mit SafeDD, Apotheken, Medizinhäusern, Optikern und der Clearingstelle hat die Versorgung erheblich gestärkt. Auch nach dem Auslaufen der Förderung wird KosMOS 2025 rein ehrenamtlich und spendenfinanziert fortgeführt – mit sechs Ärztinnen und Ärzten, 18 Vor-Ort-Begleitungen und zehn Mitgliedern im Organisationsteam. Die wachsende Zahl der Konsultationen zeigt die Wirksamkeit des Projekts: 62 (2022), 288 (2023) und 573 (2024).“
Jurymitglied Jurymitglied Annett Hoffmann, Vorjahressiegerin und Geschäftsführerin des Dresdner Sportclubs 1898:
„Liebes KosMOS-Team, der Name eures Projektes könnte treffender kaum sein: KosMOS – die Kostenlose medizinische Sprechstunde für Wohnungs- und Obdachlose. Ein Name, der sinnbildlich steht für ein eigenes kleines Universum aus Menschlichkeit, Solidarität und Würde. Ihr zeigt, dass Gesundheit kein Privileg, sondern ein Menschenrecht ist. Ihr schenkt Vertrauen, wo oft Misstrauen herrscht, und Hoffnung, wo viele längst aufgegeben haben. Im Namen der DAK-Gesundheit gratuliere ich euch herzlich zum 2. Platz beim Wettbewerb „Gesichter für ein gesundes Miteinander“ 2025. Euer Engagement ist ein starkes Zeichen für Mitgefühl, Zusammenhalt und eine Gesellschaft, die niemanden zurücklässt.“
3. Platz
Mandy Weikelt für das Projekt „Two4all“ vom dialogus -Kulturelle Vielfalt leben e.V.
Der 3. Platz geht an Mandy Weikelt für das Projekt „dialogus -Kulturelle Vielfalt leben e.V. two4all“ Das Projekt „two4all“ setzte über einen Zeitraum von fast einem Jahr eine inklusive Testausstellung zur Holzbildhauerkunst aus aller Welt um. Im Mittelpunkt stand die aktive Förderung von Vielfalt, Chancengleichheit und einem gesunden Miteinander. Ziel war es, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen mit und ohne Behinderung ihre individuellen Stärken entfalten, Kompetenzen weiterentwickeln und als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft wahrgenommen werden. Die gemeinsame Arbeit an der Ausstellung stärkte die soziale Interaktion und trug dazu bei, Vorurteile abzubauen. Jeder Teilnehmende konnte sich mit seinen Möglichkeiten einbringen – ein Prozess, der Selbstvertrauen und Kommunikationsfähigkeiten förderte und sich positiv auf die seelische Gesundheit auswirkte.
Ein wichtiger Erfolg des Projekts war, dass sich die Beteiligten zu einem echten Team zusammenfanden. In der geschaffenen Atmosphäre von Wertschätzung und gegenseitigem Respekt entstand ein sicherer Raum für offene Begegnungen. „two4all“ zeigte damit, dass Inklusion kein theoretisches Konzept bleibt, sondern durch gemeinsames Handeln lebendig wird. Sie beschrieben die Ausstellung als einen „Sehnsuchtsort“.
Mandy Weikelt zu dem Projekt:
„Das Projekt „two4all“ entstand aus dem tiefen Wunsch, durch eine inklusive Ausstellung zur weltweiten Holzbildhauerkunst einen wertschätzenden Raum zu schaffen. Hier können Menschen mit und ohne Behinderung ihre individuellen Stärken entfalten und als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft zusammenfinden. Im Rahmen einer Testausstellung haben wir erfolgreich gezeigt, dass Inklusion aktiv gelebt werden kann, indem wir eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und der Chancengleichheit etabliert haben. Unser größter Erfolg sind die Rückmeldungen der Teilnehmenden, die unsere Begegnungsstätte als einen „Sehnsuchtsort“ für offenes und gesundes Miteinander beschreiben.“
Jurymitglied Annett Hofmann, Referatsleiterin Familie Sächs. Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt:
„Two4all – ist ein ganz besonderes Ereignis. Die Interaktivität der Ausstellung, die digitale Vernetzung und die barrierefreie Gestaltung sind nicht nur praktische Aspekte. Sie sind auch ein Bekenntnis zu einer Gesellschaft, in der niemand ausgeschlossen wird – eine Gesellschaft, in der der Dialog zwischen Kulturen und die Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und Begabungen die Grundlage für ein gesundes Miteinander bilden. „Two4All“ ist damit mehr als eine Ausstellung. Es ist ein lebendiger Ort des Austauschs, ein Raum, in dem Barrieren überwunden und Kulturelle Vielfalt aktiv gelebt wird. Ein Raum, in dem der Gedanke des gesunden Miteinanders nicht nur in Theorie, sondern in der Praxis erlebbar wird.“
Sonderpreis Pflege
Angelika Kell mit der Bürgerstiftung Leipzig: „Radeln ohne Alter - Rikschafahrten für Seniorinnen und Senioren“
Der Sonderpreis geht in diesem Jahr an die Bürgerstiftung Leipzig: „Radeln ohne Alter - Rikschafahrten für Seniorinnen und Senioren“
Das Projekt „Radeln ohne Alter“ ermöglicht kostenfreie Rikscha-Fahrten für Seniorinnen und Senioren sowie für Menschen mit Behinderung, die nicht mehr selbst Rad fahren können. Vor allem Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen erhalten so die Möglichkeit, Ausflüge ins Grüne zu erleben. Die Fahrten bringen Abwechslung in den Alltag, wecken Lebensfreude und wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Pflegekräfte berichten, dass die kleinen Auszeiten im Freien Freien den älteren Menschen spürbar guttun. Allein in diesem Jahr fanden bereits rund 450 Fahrten statt, durchgeführt von 60 ehrenamtlichen Pilotinnen und Piloten. In Leipzig sind aktuell acht Rikschas unterwegs, und der Fuhrpark soll 2025 weiterwachsen. Bundesweit ist das Projekt in über 100 Orten aktiv. Unterstützt werden die Initiativen vor Ort durch den Bundesverband Radeln ohne Alter, der den Ausbau solcher Rikscha-Angebote koordiniert und begleitet.
Angelika Kell zu dem Projekt:
„Die Idee hinter unserem Projekt ist ganz einfach: Ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen sollen wieder den Wind im Haar spüren. Dafür werden sie in Rikschas ins Grüne gefahren. Die Touren dauern ein bis zwei Stunden und führen zu Orten, die sich die Fahrgäste selbst wünschten. Beliebt sind Ausflüge in Parks, in die Innenstadt oder an die Seen Pflegekräfte berichten regelmäßig, dass die kleinen Auszeiten im Freien den älteren Menschen spürbar guttun. Viele erzählen, dass sie sich wieder lebendiger und mit ihrer Stadt verbunden fühlen. Gleichzeitig bringt das Projekt Generationen zusammen und stärkt das Miteinander in Leipzig. „Radeln ohne Alter“ zeigt: Mit Engagement und Muskelkraft stärken wir die Teilhabe und Lebensfreude von Menschen, die nicht mehr selbst in die Pedale treten.“
Jurymitglied Stefan Wandel, Leiter der DAK-Landesvertretung Sachsen:
„Das Projekt „Radeln ohne Alter“ der Bürgerstiftung Leipzig ist eine wertvolle wie kreative Idee. Aber es bliebe nur eine Idee, wenn sie nicht von so vielen ehrenamtlich engagierten Menschen getragen würde. Das Team der Bürgerstiftung Leipzig ist eine ganz wichtige Stütze für Seniorinnen und Senioren, weil sie durch ihr Engagement der Einsamkeit betagter Menschen entgegenwirken, ihre Lebensqualität steigern, und so ihre Gesundheit positiv beeinflussen. Und ganz sicher sind ihnen auch viele Angehörige und Pflegekräfte für das, was sie leisten, sehr dankbar. Die Gruppe um Vorständin Angelika Kell hat die Jury mit ihrer Kreativität und Leidenschaft sehr beeindruckt und ist deshalb eine würdige Gewinnerin des Sonderpreises Pflege. Ich freue mich sehr, dass wir diese wichtige Initiative mit 500 Euro unterstützen werden. Herzlichen Glückwunsch!“