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Fatigue-Syndrom: Symptome, Ursachen, Therapie

Fatigue Syndrom: Mann liegt erschöpft auf der Couch und fasst sich an die Stirn

Das Fatigue-Syndrom gleicht einem Phantom. Viele Mediziner haben schon davon gehört, richtig bekannt ist darüber indes recht wenig. Menschen, die unter dieser seltenen Krankheit leiden, erleben deswegen oftmals lange Arzt-Odysseen, bis ihre Symptome richtig bewertet und vernünftig behandelt werden.

Das Fatigue-Syndrom ist ein Syndrom, das den ganzen Körper betrifft und Menschen von heute auf morgen aus der Bahn werfen kann. Der Grund: Die Multisystemerkrankung greift das Nerven- und Immunsystem sowie den Energiestoffwechsel an und ruft dabei ganz unterschiedliche Beschwerden hervor. Das deutlichste Symptom ist extreme Erschöpfung nach körperlicher Anstrengung. Aufgrund eines recht überschaubaren Forschungsstandes ist es für Ärzte – trotz richtiger Deutung der Symptome – sehr schwer, eine eindeutige Diagnose zu geben. Analog verhält es sich mit möglichen Therapiemaßnahmen. Selbst über die richtige Bezeichnung der Krankheit – Chronic Fatigue Syndrom (CFS) oder Myalgische Enzephalomyelitis (ME) – streiten sich die Experten.

Der Kampf gegen eine Krankheit, die kaum jemand kennt

Wie viele Menschen genau unter dem Fatigue-Syndrom leiden, ist nicht bekannt. In Deutschland wird die Anzahl der Betroffenen auf bis zu 300.000 geschätzt, weltweit könnten es zwischen 15 bis 30 Millionen sein. Meist tritt das Syndrom bei Frauen im Alter zwischen 30 bis 40 Jahren auf, aber auch Kinder und ältere Menschen sind davon betroffen. Ein erstes Anzeichen kann sein, wenn sich nachmittags regelmäßig Erschöpfung, Antriebslosigkeit und Müdigkeit bemerkbar machen. Das sind natürlich subjektive Empfindungen, doch bei Betroffenen sorgen sie in der Regel dafür, dass Arbeit liegen bleibt und Unternehmungen und soziale Kontakte am Abend immer weniger werden.

Manche Erkrankte können Beruf und Privatleben noch einigermaßen stemmen – wenn auch mit erheblichen Einschränkungen. Andere wiederum trifft es so schwer, dass sie es nicht mehr alleine schaffen, das Haus zu verlassen, teilweise nicht einmal mehr das Bett.

Die meisten Betroffenen wissen nicht, wie sie den Kampf gegen die Krankheit führen sollen bzw. Einfluss auf ihren Verlauf nehmen können. An erster Stelle sollte bei Beschwerden zunächst immer ein intensives Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen, der über Diagnose und Therapie informieren kann.

Fatigue-Syndrom: Suche nach Symptomen

Gesunde Menschen sind geistig und körperlich fit und können ihre alltäglichen Aufgaben problemlos erledigen. Wenn ein Tag einmal anstrengender war als gedacht, ruht man sich am Abend aus und geht früher ins Bett, um am nächsten wieder fit zu sein.

Anders verhält es sich jedoch bei Menschen, deren stetiger Begleiter das chronische Fatigue-Syndrom ist. Bei ihnen rufen bereits einfachste geistige, psychische oder körperliche Anstrengungen Erschöpfung hervor – sei es das Ausräumen der Waschmaschine, ein kurzer Spaziergang oder ein längeres Telefonat. Die Art der Erschöpfung kann dabei ganz unterschiedlicher Natur sein. Betroffene beschleicht oft das Gefühl, dass sich trotz zahlreicher Pausen am Tag die Lebensqualität nicht verbessert, sondern im Gegenteil immer weiter verschlechtert. Für das Fatigue-Syndrom sprechen unter anderem folgende Symptome:

CFS-Patienten leiden oft an Schlafstörungen. Trotz extremer Müdigkeit schlafen sie sehr schlecht ein und äußerst selten durch. In Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt können schlaffördernde Medikamente zum Einsatz kommen, vorausgesetzt Nebenwirkungen, wie eine vermehrte Schläfrigkeit tagsüber, bleiben aus. Selbst bei ausreichendem Schlaf fühlen sie sich tagsüber schwach und antriebslos. Zumeist geht das nicht nur mit Kopfschmerzen einher, sondern auch mit depressiven Gedanken. Ein Antidepressivum kann, muss aber nicht das geeignete Mittel sein. Wichtig: Bei jedem Medikament müssen Vor- und Nachteile gründlich abgewogen werden. Weitere Symptome des Fatigue-Syndroms können Gedächtnis-, Konzentrations- und Kreislaufprobleme sowie Verdauungsbeschwerden und Gefühlsstörungen sein. Aber auch Migräne, Druck hinter den Augen sowie schmerzende Muskeln und Gelenke können auftreten. Ein Medikament, dass gezielt hilft, gibt es nicht. Es muss von Patient zu Patient immer individuell entschieden werden, welche Therapie am meisten Sinn ergibt.

Was sind die Ursachen des Fatigue-Syndroms?

Das Fatigue-Syndrom hat – wie viele Krankheiten – nicht nur eine Ursache. Seit Jahren suchen Ärzte und Forschende nach einheitlichen Kriterien für diese Multisystemerkrankung. Es kann zum Beispiel mit einem klassischen Infekt beginnen. So ruft das Epstein-Barr-Virus das Pfeiffersche Drüsenfieber hervor, welches wiederum das Fatigue-Syndrom auslösen kann; andere potenzielle Übeltäter sind Herpesviren, Grippe- und Erkältungsviren, Magen-Darm-Keime, Borrelien und Chlamydien. Um die Frage beantworten zu können, inwieweit derartige Krankheitserreger wirklich die Ursache darstellen, fehlen gegenwärtig noch profunde Studien. Es wird vermutet, dass ernährungsbedingte und psychologische Faktoren, genetische Veranlagung sowie Operationen und Traumata das Fatigue-Syndrom ebenfalls auslösen können. Zudem tritt es häufig bei Patienten auf, die an Krebs erkrankt sind oder unter neurologischen Erkrankungen, wie Multiple Sklerose oder Parkinson, leiden.

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Ziemlich sicher sind sich Mediziner hingegen, dass insbesondere Blutarmut (Anämie) verantwortlich für den Ausbruch des Fatigue-Syndroms ist. Fehlen nämlich rote Blutkörperchen (Erythrozyten), wird der Sauerstoff wesentlich schlechter durch den Körper transportiert. Die Folge: Die Organe werden nicht ausreichend versorgt. Blutarmut kann aber auch durch einen Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure entstehen. Dieser lässt sich mit Hilfe von Ernährungsergänzungsmitteln beheben. Hormonmangel und Muskelabbau sind weitere Ursachen, die Blutarmut zur Folge haben können.

Fatigue-Syndrom: Therapie

Um das Fatigue-Syndrom aus eigener Kraft besser in den Griff zu bekommen, ist eine bewusste und gesunde Lebensweise das A und O – das gilt auch und gerade für Ernährungsgewohnheiten. Daneben spielt Bewegung eine entscheidende Rolle. Körperliche Aktivitäten, wie beispielsweise Joggen, Schwimmen, Radfahren oder einfach nur ein Spaziergang, helfen bereits. Denn durch die Bewegung erhöht sich die Herzfrequenz, das Blut zirkuliert schneller und sorgt für einen gesünderen Körper – und das hat positive Auswirkungen: Endorphine werden freigesetzt, das Risiko für Depressionen wird deutlich gesenkt und das Gefühl der Selbstbestimmung wächst wieder.

Aber aufgepasst: Um in Folge einer Überlastung nicht wieder in ein tiefes Energieloch zu fallen, sollten in einem Energie-Tagebuch alle leistungsstarken und -schwachen Phasen festgehalten und ausgewertet werden. Anhand der Einträge kann im Tagesablauf ein Gleichgewicht zwischen geistiger und körperlicher Aktivität und Ruhe geschaffen werden. Um sich die Kräfte besser einzuteilen, sollten Pausen oder kräfteschonende Maßnahmen in den Alltag integriert werden. Zwei einfache Beispiele: Anstatt Treppen zu steigen, geht es in den Fahrstuhl; anstatt zu stehen, setzt man sich hin. Dieses Prinzip der Schonung wird als „Pacing“ bezeichnet. Die Betroffenen erlernen so den bewussten Umgang mit der Krankheit und der Tatsache, dass weniger Belastung manchmal mehr ist.

Psychotherapeutische Behandlung

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Auch eine langfristige Ergo- oder Physiotherapie hilft Fatigue-Syndrom-Patienten häufig weiter. Psychologische Unterstützung im Rahmen einer Verhaltenstherapie ist vor allem für Patienten wichtig, die eine depressive Reaktion oder Angststörung entwickelt haben. Zudem können alternative Heilmethoden aus der chinesischen Medizin oder dem indischen Ayurveda im Einzelfall ebenso erfolgsversprechend sein.

Auch wenn es nicht die eine Lösung im Umgang mit Fatigue-Syndrom gibt, besteht mittels individueller Maßnahmen durchaus die Chance, die Krankheit in ihre Schranken zu weisen und sich den Alltag Schritt für Schritt zurückzuerobern.

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