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„Wir haben Läuse!“ – Schon das simple Schild am Eingang von Kindergarten oder Schule löst bei vielen Eltern mittelschwere Panikattacken aus. Argwöhnisch werden Kinder und Eltern gescannt, der Kopf rattert den Notfallplan runter, zu Hause beginnt der Kampf gegen die kleinen Monster. Entspann dich! Läuse sind unangenehm, aber ein echtes Problem sind sie nicht. Sie übertragen nicht einmal Krankheiten. Wir erklären dir, wie du sie wieder loswirst und welche Mythen und Vorurteile du getrost vergessen kannst.
Biologisch betrachtet sind Läuse faszinierende Tierchen. Seit es Menschen gibt, leben sie von und mit ihnen. Die Wissenschaft hat an Mumien aus allen Zeiten immer wieder Läuse entdeckt. Weibliche Kopfläuse werden bis zu 3,5 Millimeter groß, Männchen kommen auf die Hälfte und Larven sind nur einen Millimeter groß. Sie sind flink, aber sie können weder hüpfen, fliegen noch von Mensch zu Mensch springen. Vielmehr hangeln sie sich von Haarsträhne zu Haarsträhne, was sie dank ihrer gebogenen Klammerbeine mit hakenartigen Klauen perfekt können. Deshalb sind Kinder – und hier im Besonderen Mädchen – aufgrund ihres Sozialverhaltens wohl auch häufiger von einer Infektion betroffen. Sie spielen in engem Körperkontakt und kuscheln häufiger als Jugendliche und Erwachsene. Läuse gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten. Ihre Ausbreitung hängt einzig mit dem gemeinsamen Leben auf engem Raum zusammen. Deshalb sind Kindergärten, Schulen oder Ferienlager auch günstige Verbreitungsgebiete.
Kopfläuse sind allerdings wenig wander- und entdeckerlustig. Haben sie einen Wirt gefunden, bleiben sie ihm gern treu. Sie ernähren sich von Blut und sind spätestens nach 48 Stunden ohne Wirt verhungert. In die Kategorie Mythos gehört die Annahme, dass Lausbefall mit mangelnder Hygiene zusammenhängt. Häufiges Haare waschen sorgt für saubere Läuse. Gegen die Infektion mit den Krabbeltieren hilft es nicht.
Eine Kopflaus bleibt selten allein: Bis zu 300 Eier, die Nissen, legt ein Weibchen im Laufe ihres kurzen Lebens von höchstens einem Monat. Sie klebt die Eier mit fester Hülle an die Haare, dicht an die Kopfhaut. Die Eier sind bräunlich und werden weiß, wenn die Läuse ausschlüpfen. Junge Läuse halten sich immer ganz nahe an der Kopfhaut auf, weil ihre Gliedmaßen noch nicht voll ausgebildet sind. Sie sind, ebenso wie die Nissen, keine Überträger der Infektion.
Landläufig wird angenommen, dass man einen Kopflausbefall am ständigen Kratzen erkennt. Das ist allerdings kein sicheres Indiz. Der Juckreiz ist eine allergische Reaktion auf die Substanzen, die die Laus beim Saugen in die Haut abgibt. Weniger als einer von fünf Menschen reagiert mit Juckreiz auf Lausbisse. Und: bei frischem Befall fehlt er häufig ganz.
Deshalb ist die einzig sichere Methode, den Kopf gründlich nach Läusen abzusuchen. Dafür nimmst du am besten eine Lupe und gutes Licht zu Hilfe.
Hast du Läuse entdeckt, beginnt die Behandlung. Die Palette der Mittel ist groß, die Wirksamkeit sehr unterschiedlich. Hausmittel wie Mayonnaise, Olivenöl oder heiße Luft (Fön, Trockenhaube) helfen nicht, ebenso wenig wie kosmetische Shampoos oder ständiges Haare waschen. Vom Bundesinstitut für Infektionskrankheiten, dem Robert Koch-Institut, empfohlen werden Mittel mit so genannten Pyrethroiden oder Dimeticon. Erstes sind insektizid wirkende Mittel. Angebliche Resistenzen wurden in Studien widerlegt.
Dimeticon-Präparate enthalten Silikonöle, die die Läuse umhüllen und ersticken. Die Mittel sind dementsprechend sehr ölig und müssen nach der Einwirkzeit ein bisschen mühselig ausgewaschen werden. Sie sind aber mild und du kannst dir entsprechende Mittel auch vom Kinderarzt verschreiben lassen (für Kinder bis 12 Jahre).
Egal, welches Mittel du verwendest, wende es immer so an, wie auf der Packung angegeben:
Wäscheberge, eingefrorene Lieblingskuscheltiere und tagelange Quarantäne kannst du übrigens getrost in das Reich der Mythen und Legenden verbannen. Läuse hausen nicht in Mützen und auf Kuscheltieren. Sie finden dort schlichtweg keine Nahrung. Einzig sinnvolle Maßnahme ist das einmalige Waschen der Bettwäsche sowie des bei der Behandlung getragenen Handtuchs. Die Kopflaus lebt auf dem Kopf ihres Wirtes, alles andere ist für sie lebensfeindlich.
Die Quarantäne endet praktisch unmittelbar, nachdem du dein Kind mit einem wirksamen Kopflausmittel behandelt hast, also am nächsten Tag. Halten sich die Läuse in Kita oder Schule hartnäckig, verlangen manche Einrichtungen ein ärztliches Attest über den Behandlungserfolg. Dies ist laut Robert Koch-Institut nicht notwendig, die Bestätigung der Eltern über eine erfolgte Behandlung ist ausreichend.
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Gegen Läuse gibt es keine Prävention. Die Wirksamkeit angeblich präventiv wirkender Mittel konnte in keiner Studie belegt werden. Dafür gibt es unzählige unbewusste Situationen, in denen die Kopfläuse übertragen werden können.
Entscheidend für die Prävention ist diese Vorgehensweise:
Außerdem wichtig: Erkläre deinem Kind altersgemäß, was Läuse sind, dass sie nur unangenehm, aber nicht schädlich sind, keine Krankheiten übertragen, aber sich von Haarsträhne zu Haarsträhne hangeln. Dann wird es geduldiger bei der Prozedur mitmachen und vielleicht in Kita und Schule versuchen, den Haar-zu-Haar-Kontakt zu vermeiden.
Und: Kleine Hilfsmittel helfen, die Prozedur erträglicher zu machen. Lass dein Kind während der Einwirkzeit ein Hörbuch hören oder auch mal fernsehen oder lies ihm etwas vor. Mittel, die acht Stunden lang einwirken müssen, kannst du auch gut über Nacht auftragen.
Viele hilfreiche Informationen gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Zum Infektionsschutz finden sich detaillierte Angaben beim Robert Koch-Institut.