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Volle Kinderkliniken in Bayern wegen RS-Virus: Babys besonders betroffen

München, 11. April 2023. Bayerns Kinderkliniken erlebten im vergangenen Winter einen dramatischen Ansturm von am RS-Virus erkrankten Kindern. Eine aktuelle Sonderanalyse der DAK-Gesundheit zeigt nun, dass Babys am schwersten betroffen waren. Die Zahl der Klinikbehandlungen wegen des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) lag bei den unter Einjährigen im 4. Quartal 2022 fünfmal höher als im gleichen Zeitraum 2018. Hochgerechnet auf alle im Freistaat lebenden Kinder mussten im Winter 2022 etwa 3.350 Neugeborene und Säuglinge stationär behandelt werden. Ihr Anteil auf den Intensivstationen hat sich in dieser Zeit mehr als verdreifacht. Bei den Kleinkindern (Ein- bis Zweijährigen) fiel der Anstieg deutlich geringer aus. Mediziner beobachten erhebliche Nachholeffekte nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen. 

„Unsere Analyse zeigt noch einmal die dramatische Situation des vergangenen Winters auf“, sagt Sophie Schwab, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bayern. „Die verantwortlichen Akteure und Gesundheitsminister Holetschek haben die bayerischen Kinderkliniken seinerzeit mit pragmatischen und sofort wirksamen Maßnahmen entlastet, um eine bestmögliche Behandlung der Kinder zu gewährleisten. Auch die vom Bund eingeleiteten Sofort-Maßnahmen bei den Kinderkliniken waren ein wichtiger Schritt. Jedoch müssen bei der anstehenden Krankenhausreform auch die strukturellen Defizite angegangen werden, damit Kinder in Bayern gut und gesund aufwachsen können.“

Als erste Krankenkasse hat die DAK-Gesundheit die Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen in Bayern mit Hinblick auf RSV-Infektionen bis Ende 2022 untersucht. Danach haben sich die Klinikbehandlungen von Neugeborenen und Säuglingen mit einer RSV-Infektion im Vergleich der vierten Quartale 2022 und 2018 verfünffacht. So wurden allein im Zeitraum Oktober bis Dezember 2022 in Bayern fast doppelt so viele Kinder aufgrund von RSV in Krankenhäusern behandelt als in der kompletten Vor-Corona-Saison 2018/19, die ein gesamtes Jahr umfasst (rund 1.800 betroffene Babys in der Zeit von Juli 2018 bis Juni 2019). 

Einen drastischen Anstieg gab es auch bei den besonders schweren Fällen: So wurden im Freistaat im vergangenen Winter mehr als dreimal so viele Babys intensivmedizinisch behandelt wie vor der Pandemie (plus 273 Prozent). 

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt stiegen die bayerischen RSV-Krankenhausfälle stärker an. Die Behandlungen auf den Intensivstationen dagegen nahmen im Bund stärker zu als im Freistaat. 

Medizin-Experte sieht erhebliche Nachholeffekte 
Prof. Dr. med. Johannes G. Liese, Leiter des Bereichs pädiatrische Infektiologie und Immunologie am Universitätsklinikum Würzburg, erklärt: „Die ausgeprägt starke Krankheitslast durch RSV-Erkrankungen im Herbst 2021 und Herbst/Winter 2022/23 hat verschiedene Gründe. In erster Linie sind hierfür die nicht-pharmazeutischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie wie Kontaktverbote oder Schulschließungen zu nennen. Durch diese kam es im März 2020 zu einem abrupten Abbruch der RSV-Saison 2019/2020 sowie zu einem nahezu kompletten Ausfall der RSV-Saison im Herbst/Winter 2020/2021.“ 

Das verdeutlicht auch die DAK-Analyse: Während der Corona-Pandemie wurden im Freistaat nahezu keine Kinder mit RSV-Infektionen im Krankenhaus behandelt. „Das Aufholen beziehungsweise Nachholen dieser RSV-Infektionen nach Lockerung der Corona-Maßnahmen führte zu einem überaus starken Wiederanstieg an RSV-Erkrankungen in allen Altersgruppen“, so Liese. „An der Krankheitslast von Neugeborenen und Säuglingen war dies besonders eindrücklich zu erkennen.“ 

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 106.000 bayerischen DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre, darunter mehr als 6.800 Neugeborene und Säuglinge im Alter von unter einem Jahr. Analysiert wurden die Jahre 2017 bis 2022. 

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 750.000 in Bayern, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands.

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