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Berlin, 4. November 2022. Die Corona-Pandemie hat weiter Auswirkungen auf die Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Berlin und auf die Erstbehandlung bei verschiedenen Krankheitsbildern. Nach einer neuen Analyse der DAK-Gesundheit für die Jahre 2018 bis 2021 gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen in 2021 in der Hauptstadt insgesamt zurück. Dagegen stiegen einzelne Diagnosen wie Depressionen, Essstörungen und Adipositas in bestimmten Altersgruppen teilweise erheblich an. Besonders auffällig: bei jugendlichen Mädchen wurde häufiger eine Depressionsdiagnose gestellt als noch vor der Pandemie. Bei ihnen verdoppelte sich auch die Verordnungen von Antidepressiva bei erstmalig ärztlich behandelten Depressionen (plus 91 Prozent). Bei gleichaltrigen Jungen zwischen 15 und 17 Jahren ging die Neuerkrankungsrate hingegen zurück. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für Berlin. Für die repräsentative Analyse wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von rund 41.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. DAK-Landeschef Volker Röttsches warnt angesichts der Zahlen vor Langzeitfolgen und fordert politisches Handeln.

Für den Kinder- und Jugendreport untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 41.000 Berliner Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021. Beispielsweise flossen 2021 182.000 Arztbesuche, 159.000 Arzneimittelverschreibungen und 4.000 Krankenhausaufenthalte in die Analyse ein.

DAK-Landeschef Röttsches fordert konzertierte Aktion
„Die neuen Daten zeigen Rückgänge bei Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und Arzneimittelverschreibungen. Damit einher gehen auch die Behandlungszahlen vieler Diagnosen zurück. Bemerkenswert sind daher steigende Zahlen erstmalig diagnostizierter Depressionen bei jugendlichen Mädchen“, sagt Volker Röttsches, Landeschef der DAK-Gesundheit in Berlin. „Wir dürfen die betroffenen Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. In einer konzertierten Aktion müssen Berliner Politik und Fachleute aus allen beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten und Sofortprogramme und Hilfsangebote starten. Wichtig sind offene Schulen im nahenden Corona-Winter. Und auch die Aufrechterhaltung von halt gebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder brauchen einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln. Denn meines Erachtens sehen wir hier nur die Spitze des Eisbergs.“

Weniger Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte
Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in Berliner Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um acht Prozent und Krankenhausaufenthalte um 22 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Besonders große Rückgänge in der ambulanten und stationären Versorgung gab es bei Infektionskrankheiten (minus 43 Prozent) und Atemwegserkrankungen (minus 31 Prozent). 2021 bekamen auch elf Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank 2021 im Vergleich um 40 Prozent. Besonderheiten gab es bei psychischen und Verhaltensstörungen: Insgesamt gingen die Behandlungszahlen in Berlin um zehn Prozent zurück. Betrachtet man die einzelnen Diagnosen in den verschiedenen Altersgruppen, zeigt der Report auch hier überwiegend sinkende Zahlen. Umso bemerkenswerter daher in der Gruppe der 15- bis 17-jährigen Mädchen der Anstieg von Depressions-Neuerkrankungen um 29 Prozent. Angststörungen gingen in dieser Altersgruppe hingegen um elf Prozent zurück.

Depressionen: Große Unterschiede bei Mädchen und Jungen
2021 stiegen die Neubehandlungen von Depressionen bei 15- bis 17-jährigen Mädchen um 29 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Mit rund 45 Fällen je 1.000 Versicherten (2019: 35) lag Berlin damit über den Bundeszahlen (40 Fälle je 1.000 Versicherte). Bei gleichaltrigen Jungen hingegen sank die Neuerkrankungsrate um 18 Prozent auf 13 Fälle (2019: 16). Gleichzeitig bekamen die an einer Depression neu erkrankten Teenager-Mädchen deutlich häufiger Medikamente. So nahm der Anteil der 15- bis 17-jährigen Mädchen mit einer Antidepressiva-Behandlung 2021 um 91 Prozent im Vergleich zu 2019 zu. Mehr als jedes zehnte 15- bis 17-jährige Mädchen, das 2021 neu an Depressionen erkrankte, bekam Medikamente verschrieben (elf Prozent). Dr. med. Christoph U. Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité sieht vor diesem Hintergrund den Rückgang bei den Behandlungen und warnt: „Die Reduktion der Inanspruchnahme von kinder- und jugendpsychiatrischer Diagnostik und Therapie in einer Zeit erhöhter Belastung und eines erhöhten Erkrankungs- wie Verschlechterungsrisikos ist alarmierend. Wir rechnen mit chronischen und Langzeitfolgen wie auch noch verspätet einsetzenden oder erkannten negativen psychischen und somatischen Auswirkungen der Pandemie.“

Adipositas-Anstieg bei Grundschulkindern
In der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen stiegen die Adipositas-Zahlen insgesamt an: Im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum erhielten zehn Prozent mehr Grundschulkinder in Berlin 2021 die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei Jungen wesentlich stärker aus als bei Mädchen. So nahmen in dieser Altersgruppe die Neuerkrankungen bei den männlichen Kindern im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent zu. Bei den Mädchen war es lediglich ein Plus von einem Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Berlin rund 250.000 Menschen versichert.




Stefan Poetig

Pressesprecher für Berlin

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