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Berlin: Depressions-Diagnosen nehmen weiter zu

Berlin, 12. Dezember 2019. Ein Viertel aller Schulkinder in Berlin zeigt psychische Auffälligkeiten. Insbesondere bei Depressionen und Angststörungen gibt es 2017 einen deutlichen Anstieg. Gegenüber dem Vorjahr haben Berliner Ärzte 11 Prozent mehr Depressionen diagnostiziert; bei Angststörungen 10 Prozent mehr. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport Berlin der DAK-Gesundheit mit dem Schwerpunkt „Ängste und Depressionen bei Schulkindern“. Hochgerechnet leiden aktuell etwa 7.500 Berliner Kinder zwischen zehn und 17 Jahren unter einer Depression und 5.900 Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe unter einer Angststörung. 

Im Auftrag der DAK-Gesundheit hat die Universität Bielefeld die Gesundheits- und Versorgungssituation von Schulkindern in Berlin umfassend untersucht. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus 2016 und 2017 nimmt insbesondere die seelische Gesundheit von Jungen und Mädchen in den Fokus. „Wir wollen das Tabu brechen, das psychische Erkrankungen noch immer umgibt“, sagt Volker Röttsches, Leiter der DAK-Landesvertretung in Berlin. „Die betroffenen Kinder leiden oft leise, bevor sie eine passende Diagnose bekommen. Wir müssen aufmerksamer werden – ob in der Familie, in der Schule oder im Sportverein – und nachhaltig helfen.“

Depressionen vor allem unter älteren Schulkindern verbreitet
25 Prozent aller Jungen und Mädchen in Berlin sind von einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung betroffen. Vor allem jüngere Schulkinder fallen am häufigsten durch Entwicklungsstörungen auf, zu denen Sprach- und Sprechstörungen gehören. Die Abrechnungsdaten der Krankenkasse für 2017 zeigen, dass Verhaltensstörungen, wie etwa ADHS, ebenfalls sehr verbreitet sind. Seltener, aber von hoher Relevanz für die Versorgung, sind affektive Störungen, zu denen die Depressionen zählen: Drei Prozent aller DAK-versicherten Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren sind so stark betroffen, dass sie einen Arzt aufsuchen (Vorjahr: 2,7 Prozent). Die Häufigkeit diagnostizierter Angststörung liegt unter Berliner Schulkindern bei 2,4 Prozent (Vorjahr: 2,2 Prozent). Besonders hoch ist der Leidensdruck bei den 17-Jährigen. Von ihnen haben 6,5 Prozent Depressionen und 4,4 Prozent Angststörungen. Das bedeutet in einer zwölften Klasse mit 32 Schülerinnen und Schülern sind statistisch gesehen zwei wegen einer Depression in ärztlicher Behandlung. 

Mädchen bekommen deutlich häufiger Antidepressiva 
Mädchen in Berlin sind doppelt so häufiger niedergeschlagen und traurig wie Jungen – auch das belegen die Zahlen der neuen Studie: Bei Schülerinnen ist der Anteil mittelgradig schwerer und schwerer Depressionsfälle höher. Sie bekommen häufiger ein Antidepressivum verschrieben. Der Unterschied ist im späten Jugendalter besonders deutlich: Der Verschreibungsanteil von Antidepressiva liegt dann bei Mädchen um 75 Prozent höher als bei Jungen. Was die Krankenkasse bei depressiven Schulkindern im Vergleich zu nicht-depressiven zusätzlich leistet, ist bei Mädchen insgesamt mehr: Die zusätzlichen Versorgungskosten bei Mädchen liegen pro Kopf und Jahr bei 3.000 Euro, bei Jungen bei 2.600 Euro. Allerdings sind Jungen im bundesweiten Vergleich in Berlin überproportional häufig von Depressionen betroffen. Unter allen 15- bis 17-Jährigen ist die Fallzahl 71 Prozent höher als im Rest der Republik.

In Berlin sind Klinikaufenthalte häufiger als in Brandenburg 
„Mit dem Kinder- und Jugendreport 2019 haben wir für Berlin auch im Vergleich zum benachbarten Brandenburg belastbare Analysen zur Versorgungssituation von Kindern mit psychischen Auffälligkeiten“, erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Studienautor. Depressive Schulkinder in Berlin bekommen häufiger eine Krankenhauseinweisung: Jedes zehnte depressive Berliner Schulkind wird wenigstens einmal im Jahr im Krankenhaus behandelt. Der Anteil der Jungen und Mädchen mit Klinikeinweisung liegt damit fünf Prozent über dem der Betroffenen in Brandenburg. Im Durchschnitt dauert ein Krankenhausaufenthalt wegen einer Depression in Berlin 32 Tage. Nach der Entlassung fehlt oft eine passende ambulante Nachsorge. In der Folge ist jedes dritter dieser Berliner Kinder innerhalb von zwei Jahren mehrfach stationär in Behandlung. „Wir haben offenkundige Versorgungslücken nach der Krankenhausentlassung, die wir dringend schließen müssen“, betont Volker Röttsches. „Eine Rehospitalisierungsquote von 33 Prozent ist alarmierend!“ 

DAK-Gesundheit entwickelt neue Angebote
Die DAK-Gesundheit in Berlin startet das neue integrierte Versorgungsangebot „veo“, damit Betroffene nach einer Krankenhausentlassung besser aufgefangen werden. „veo“ ermöglicht depressiven Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren für drei Jahre eine vernetzte ambulante Nachsorge und Versorgung. Das Programm „veo“ ist einzigartig. Es hilft Kinder- und Jugendtherapeuten, Psychiatern sowie Haus- und Fachärzten dabei, die die ambulante Nachsorge zu optimieren. Weitere wichtige altersgruppenspezifische Beteiligte wie Beratungsstellen, Schulpsychologen und Jugendämter werden ebenfalls eingebunden. Das Ziel ist eine bessere Vernetzung und damit eine schnelle und unproblematische Hilfe für die betroffenen Kinder – ohne lange Wartezeiten und komplizierte Terminabsprachen.  

Parallel intensiviert die DAK-Gesundheit ihre Aktivitäten im Bereich Stressprävention. Gemeinsam mit der Cleven-Stiftung hat sie mit fit4future Teens ein neues Präventionsprogramm zum Thema Stressprävention für weiterführende Schulen entwickelt. Außerdem bietet sie Kindern ab zwölf Jahren individuell an, ihre seelische Stärke mit einer neuen Software zu trainieren. „DAK Smart4me“ ist kostenfrei zugänglich und passwortgeschützt auf Smartphones und allen anderen Bildschirmgeräten nutzbar. Infos dazu gibt es unter: www.dak.de/smart4me

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Stefan Poetig

Pressesprecher Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

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