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Lockdown-Einbruch: Mehr als jede zweite Kinder-Operation in Rheinland-Pfalz fiel aus

Mainz, 01. März 2021. Die Pandemie hat auch in Rheinland-Pfalz massive Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen. Der Lockdown im März und April 2020 führte zu einer spürbaren Corona-Delle bei den Krankenhausbehandlungen. Im Vergleich zum Vorjahr fiel mehr als jede zweite Operation von Minderjährigen aus (minus 53 Prozent). Im gesamten ersten Halbjahr 2020 verzeichnet Rheinland-Pfalz mit einem Minus von 27 Prozent bundesweit den größten Rückgang an durchgeführten Operationen bei Kindern. Knapp 14 Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Das zeigt eine aktuelle und repräsentative Sonderanalyse der DAK-Gesundheit, die die Universität Bielefeld erstellt hat. Gründe für die Corona-Delle waren verschobene Behandlungen durch die Krankenhäuser und weniger Klinikbesuche aus Angst der Eltern vor Ansteckungen. Die stärksten Rückgänge gab es bei Infektionen, Erkrankungen der Atemwege und des Verdauungssystems. DAK- Landeschef Michael Hübner und Prof. Dr. Fred Zepp, Leiter der Kindermedizin des Uniklinikums Mainz sind besorgt über mögliche Risiken bei der medizinischen Versorgung von Kindern.

Im Rahmen der DAK-Sonderanalyse untersuchte die Universität Bielefeld die anonymisierten Krankenhausdaten von mehr als 47.000 Kindern und Jugendlichen aus Rheinland-Pfalz im Alter von null bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Untersucht und verglichen wurden die ersten Halbjahre 2019 und 2020. Kernergebnisse: Im Corona-Lockdown März und April 2020 fiel mehr als jede zweite Operation bei jungen Patienten aus (Rückgang von 53 Prozent). Zudem ging die Zahl der Krankenhausfälle um rund 50 Prozent zurück. Auch nach dem Lockdown blieb die Ausfallrate der Kinder-Operationen im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch (minus 27 Prozent). Dieser Effekt betraf alle Altersgruppen.

„Die Entwicklung ist beunruhigend. Die Kinder- und Jugendgesundheit darf nicht zu kurz kommen und adäquate Behandlungen müssen zur Verfügung stehen“, kommentiert Michael Hübner, Leiter der DAK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz die Ergebnisse.

Kindermediziner sehen die Risiken besorgniserregend 
"Die Ergebnisse der Untersuchung sind von hoher Bedeutung. Sie zeigen, dass wichtige Versorgungsleistungen für Kinder, primär infolge der Einschränkung der Behandlungsmöglichkeiten in vielen Krankenhäusern, möglicherweise aber auch aus Furcht vor Ansteckung mit SARS-CoV-2, verschoben und nicht durchgeführt wurden. Damit steigen gerade bei chronisch kranken Kindern die Risiken für Komplikationen“, sagt Prof. Dr. Fred Zepp, Direktor der Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Mainz. „Die aktuell rückläufigen Zahlen typischer Infektionskrankheiten stehen in Zusammenhang mit dem verminderten Kontakten während des Lock-Down.  Denselben Effekt können wir aktuell durch Schulschließungen und intensivierte Hygienevorschriften feststellen.“ Abschließend betont Prof. Dr. Zepp: „Eine funktionierende medizinische Versorgung von Kindern während und nach der Pandemie muss sichergestellt werden.“

Corona-Delle ist ernstzunehmendes Warnsignal
„In der aktuellen Corona-Debatte müssen wir die Kinder- und Jugendgesundheit besonders im Auge behalten. Die rückläufige Entwicklung bei den Kinder-Operationen und Behandlungszahlen ist ein ernstzunehmendes Warnsignal“, betont Michael Hübner, DAK-Landeschef in Rheinland-Pfalz. „Unser Gesundheitssystem muss Eltern und Kindern die Sicherheit geben, damit sie sich vertrauensvoll versorgen lassen können. Wir müssen sicherstellen, dass notwendige Behandlungen wahrgenommen werden und nicht aus Angst vor Ansteckungen verschoben werden.“

Weniger Einweisungen mit Infektionskrankheiten
Bei den Kindern und Jugendlichen, die während des ersten Halbjahres 2020 in Rheinland-Pfalz stationär versorgt wurden, ging vor allem die Zahl der Infektionen (minus 42 Prozent) und Atemwegserkrankungen (minus 32 Prozent) zurück. So nahm beispielhaft die Behandlung von Darminfektionen um 78 Prozent ab. Akute (minus 58 Prozent) und chronische Mandelentzündungen (minus 52 Prozent) verzeichneten ebenfalls einen starken Rückgang. Ursache waren laut Analyse der Universität Bielefeld die Kontaktbeschränkungen für Kinder und Jugendliche, wodurch es zu weniger Ansteckungen kam. Bei schwerwiegenden Diagnosen wie Krebserkrankungen gab es keinen Rückgang.

Normalisierung acht Wochen nach Lockdown
Laut DAK-Sonderanalyse war die Versorgungssituation der Kinder und Jugendlichen in Krankenhäusern acht Wochen nach dem Lockdown wieder mit dem Vorjahr vergleichbar. Dabei gab es jedoch je nach Erkrankungsart Unterschiede. So wurden Atemwegs- und Infektionserkrankungen – vermutlich aufgrund der anhaltenden Kontakt-reduzierungen – auch Ende Juni noch deutlich seltener als im Vorjahr im Krankenhaus behandelt. Die Universität Bielefeld sah in den vorliegenden Daten des ersten Halbjahrs noch keinen Nachholeffekt, rechnet aber damit für das zweite Halbjahr 2020.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,6 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.



Daniel Caroppo

Pressesprecher für Rheinland-Pfalz
 

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