Besser schlafen durch Sex: Wie intime Momente den Schlaf fördern können

Schlafprobleme sind weit verbreitet – laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) leiden mehr als 10 Prozent der Frauen und rund 8 Prozent der Männer im Alter zwischen 18 und 39 Jahren mindestens dreimal pro Woche an Einschlafproblemen. In der Suche nach Lösungen für besseren Schlaf könnte es überraschenderweise einen sehr schönen und natürlichen Weg geben: Sex. Aber wie genau trägt Sex dazu bei, den Schlaf zu verbessern? Und warum schlafen Männer häufig nach dem Sex sofort ein, während Frauen noch wach bleiben? Wir erklären, wie der Körper auf intime Momente reagiert und warum dies das Einschlafen erleichtern kann.
Besser schlafen durch Sex: Die Rolle der Hormone
Sex kann den Schlaf fördern – und das liegt an einem „Hormoncocktail“, der beim Höhepunkt des sexuellen Erlebens ausgeschüttet wird. Dieser Cocktail aus verschiedenen Hormonen hat das Potenzial, den Körper zu entspannen und den Übergang in den Schlaf zu erleichtern.
Was machen die Hormone beim Sex mit dem Körper?
- Oxytocin: Oft als „Kuschel- oder Bindungshormon“ bezeichnet, fördert Oxytocin Entspannung und reduziert Stress. Es stärkt das Gefühl von Nähe und Geborgenheit – ideale Voraussetzungen für einen erholsamen Schlaf.
- Endorphine: Diese Glückshormone wirken schmerzlindernd und stressreduzierend und sorgen für ein allgemeines Wohlgefühl, das das Einschlafen begünstigen kann.
- Dopamin: Dopamin macht glücklich und sorgt für eine schnelle Stimmungserhebung. Nach dem Orgasmus sinkt der Dopaminspiegel jedoch rasch ab – und das kann zu einer gewissen Schläfrigkeit führen.
- Serotonin: Auch Serotonin ist ein Wohlfühlhormon, das nach dem Sex ansteigen kann und für ein beruhigendes Gefühl sorgt, das das Einschlafen unterstützt.
- Prolaktin: Dieses Hormon wird besonders nach dem Orgasmus ausgeschüttet und hat eine beruhigende Wirkung, die den Körper in den Ruhezustand versetzt.
Zusätzlich sinken Puls und Blutdruck, und die Körpertemperatur kühlt sich leicht ab – alles Prozesse, die das Einschlafen unterstützen.
Männer vs. Frauen: Warum der Schlaf nach Sex unterschiedlich ausfallen kann
Bei Männern und Frauen spielt die Hormonproduktion nach dem Sex eine unterschiedliche Rolle. Während Männer nach dem Orgasmus besonders hohe Prolaktin-Werte erleben, die für Müdigkeit sorgen, bleibt der Oxytocin-Spiegel bei Frauen oft länger hoch. Dies kann erklären, warum viele Männer nach dem Sex schnell einschlafen, während Frauen manchmal noch eine Weile wach bleiben.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sex nicht auch Frauen beim Einschlafen helfen kann. Vielmehr zeigt sich, dass Frauen zwar ebenfalls Prolaktin produzieren, der entspannende Effekt jedoch manchmal nicht sofort eintritt, da andere Hormone die Wirkung ausgleichen können.
Studien belegen: Sex fördert den Schlaf
Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass Sex tatsächlich das Einschlafen fördern kann – aber nicht immer und nicht für jeden. Eine Untersuchung der Central Queensland University fand heraus, dass 64 Prozent der Befragten nach dem Orgasmus schneller und besser schlafen konnten. Auch Berührungen und Nähe haben eine beruhigende Wirkung, die den Schlaf weiter verbessern können.
Interessanterweise zeigen manche Studien, dass der Schlaf nach dem Sex bei Männern schneller einsetzt. Dies ist vor allem auf den Anstieg des Prolaktins und das Absinken des Testosterons zurückzuführen. Doch auch Frauen können nach dem Sex schläfrig werden, wenn auch oft nicht ganz so schnell wie Männer. Eine Theorie besagt, dass Frauen evolutionär bedingt nach dem Sex wach bleiben mussten, um sich selbst oder ihren Nachwuchs zu schützen. Bei Männern könnte das schnelle Einschlafen nach dem Sex evolutionär sinnvoll gewesen sein, um die körperliche Erholung zu fördern.
Auch ohne Partner: Besser einschlafen durch Selbstbefriedigung
Falls du keinen Partner oder keine Partnerin hast, musst du trotzdem nicht auf den entspannenden Effekt von Sex verzichten. Selbstbefriedigung löst ähnliche hormonelle Reaktionen aus, die beruhigend wirken können. Der Effekt auf den Schlaf ist ähnlich wie bei Partnerschafts-Sex – eine natürliche Möglichkeit, den Körper zu entspannen und in den Schlafmodus zu versetzen.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOSPS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Aber Achtung: Nicht immer hilft Sex beim Einschlafen
Obwohl Sex viele positive Effekte auf den Schlaf haben kann, ist es nicht immer die beste Lösung. In manchen Fällen kann er sogar das Gegenteil bewirken und das Einschlafen erschweren. Intensiver oder leidenschaftlicher Sex kann den Körper aktivieren, ähnlich wie körperliche Anstrengung oder Sport vor dem Schlafengehen. In solchen Fällen wird Adrenalin ausgeschüttet, was den Puls ansteigen lässt und den Körper in einen eher „aktiven“ Zustand versetzt – der Schlaf kann sich dadurch verzögern.
Auch der Cortisolspiegel, das Stresshormon des Körpers, kann den entspannenden Effekt von Sex beeinträchtigen. Wer bereits gestresst ist, wird möglicherweise durch einen hohen Cortisolspiegel daran gehindert, die beruhigenden Effekte von Oxytocin und Co. zu erleben. Der Körper bleibt dann eher in einem Zustand der Alarmbereitschaft, anstatt in den Schlafmodus zu wechseln.
Ein weiterer Faktor ist der psychische Druck: Wer sich selbst unter Druck setzt, „guten Sex“ haben zu müssen oder eine bestimmte Erwartung erfüllen möchte, kann sich selbst stressen. Dieser Leistungsdruck aktiviert das sympathische Nervensystem, was das Einschlafen erschwert.
Fazit: Besser schlafen durch Sex – es lohnt sich, es auszuprobieren
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sex durchaus beim Einschlafen helfen kann – vor allem, wenn der Stresslevel niedrig und der Körper entspannt ist. Der „Hormoncocktail“ aus Oxytocin, Endorphinen und anderen beruhigenden Substanzen macht Sex zu einem natürlichen Entspannungsbooster. Allerdings ist es wichtig, dass der Sex nicht zu intensiv oder von zu viel Druck begleitet wird. Wer sich einfach entspannt, ohne hohe Erwartungen, wird möglicherweise feststellen, dass Sex tatsächlich den Weg in den Schlaf erleichtert. Es lohnt sich also, es auszuprobieren – ohne Stress und ohne Druck.
Fachbereich der DAK-Gesundheit