Unfruchtbarkeit beim Mann: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Dieser Artikel wurde von Medizin-Journalistin Kirsten Wenzel verfasst
Was bedeutet Unfruchtbarkeit beim Mann?
Statistisch liegen die Ursachen für eine ausbleibende Schwangerschaft zu annähernd gleichen Teilen beim Mann und der Frau. Manchmal auch bei beiden gleichzeitig. Deswegen ist es wichtig, dass du und deine Partnerin euch unbedingt beide untersuchen lasst, wenn ihr irgendwann einmal Probleme habt, schwanger zu werden. Nur so kommt ihr auf schnellstem Weg einer Lösung nahe.
Was bedeutet nun aber Unfruchtbarkeit beim Mann konkret? Davon spricht man in der Medizin, wenn es trotz regelmäßigem, ungeschütztem Sex über mindestens ein Jahr nicht zur Schwangerschaft kommt – und dafür die Ursache (zumindest teilweise) beim Mann liegt. Ein anderes Wort für Unfruchtbarkeit ist Sterilität.
Schauen wir uns das Problem Unfruchtbarkeit bezogen auf den Mann genauer an, dann bedeutet es vor allem, dass die Spermien des Mannes trotz vieler Versuche nicht zum Ziel kommen.
Mögliche Gründe für Unfruchtbarkeit beim Mann sind:
Der Samenleiter
Das ist ein dünner Schlauch in deinem Penis, durch den der Samenerguss hindurchmuss. Ist er verstopft oder verengt, kann das die Zeugungsfähigkeit beeinflussen.
Die Spermaproduktion
In deinen Hoden wird täglich eine riesige Anzahl von Spermien gebildet, konkret: 104 Millionen Spermien in 24 Stunden! Damit bei dieser Großproduktion alles glatt geht, braucht dein Körper ein gutes hormonelles Gleichgewicht, denn für die Spermaproduktion ist vor allem das Testosteron zuständig. Durch Rauchen, Übergewicht aber auch bestimmte Medikamente kann das hormonelle Gleichgewicht gestört werden und die Spermaproduktion im Hoden beeinträchtigen.
Das Hodengewebe
Wenn das Hodengewebe durch eine frühere Erkrankung geschädigt ist, zum Beispiel eine Hodenverdrehung oder eine Mumpsinfektion in der Kindheit, kann das zu Unfruchtbarkeit führen. Denn hier wird das Sperma produziert.
Unfruchtbarkeit beim Mann erkennen
Mit dem bloßen Auge kannst du nicht erkennen, ob sich in deinem Ejakulat zeugungsfähige Spermien befinden. Unfruchtbarkeit kann deshalb lange unerkannt bleiben und viele Männer beschäftigen sich erst mit dem Thema, wenn der Kinderwunsch länger unerfüllt bleibt.
Manche Hinweise im Vorfeld solltest du aber durchaus ernst nehmen: zum Beispiel, wenn beim Samenerguss sehr wenig Sperma kommt oder es irgendwie komisch aussieht (zum Beispiel durchsichtig, bräunlich oder klumpig). Auch Erektionsprobleme oder Schmerzen im Hodenbereich können Anzeichen sein, dass etwas nicht stimmt.
Wie lässt sich die Fruchtbarkeit beim Mann untersuchen?
Um die Qualität der Spermien zu ermitteln, gibst du in der urologischen Facharztpraxis eine Samenprobe ab, die im Labor genau unter die Lupe genommen wird.
Im so genannten „Spermiogramm“ wird untersucht:
- Wie viele Spermien vorhanden sind (Spermienzahl),
- wie sie aussehen (Form),
- und wie beweglich sie sind (das ist wichtig, damit sie die Eizelle erreichen können).
Außerdem kann der Arzt oder die Ärztin noch einen Hormonstatus bestimmen oder einen Ultraschall der Hoden machen, um das Gewebe zu untersuchen.
Unfruchtbarkeit bei Männern – Ursachen
Oft spielen mehrere Dinge zusammen, wenn Männer keine Kinder zeugen können. Manchmal lässt sich aber auch kein spezifischer Grund finden. Hier noch einmal eine Übersicht einiger typischer Auslöser, die die Fruchtbarkeit beim Mann beeinflussen können:
- Störungen in der Spermienproduktion
- Blockaden in den Samenwegen
- Hodenhochstand in der Kindheit
- Hitze oder Verletzungen
- Lebensstil-Faktoren wie Rauchen, Alkohol, Drogen
- Stress
- Das fortschreitende Alter (s.u.)
Fruchtbarkeit beim Mann – so lässt sie mit der Zeit nach
80jährige Filmstars mit Babys auf dem Arm vermitteln den Eindruck: Männer können auch als Senioren noch Kinder zeugen. Tatsächlich lässt auch ihre Zeugungsfähigkeit mit den Lebensjahren nach, nur langsamer als bei Frauen. Die Hoden produzieren zwar weiter Spermien, doch die Qualität der Keimzellen sinkt mit dem Lebensalter. Und damit steigt mit den Jahren auch für Männer das Risiko für ungewollte Kinderlosigkeit oder genetisch bedingte Komplikationen rund um Schwangerschaft und Geburt.
- Zwischen 25 und 30 Jahren: Die Spermienqualität ist am besten und es bestehen sehr gute Chancen auf eine Schwangerschaft.
- 30 bis 40 Jahre: Die Zahl und Beweglichkeit der Spermien kann bereits leicht abnehmen.
- 40 bis 50 Jahre: Das Risiko für weniger bewegliche und fehlerhafte Spermien steigt weiter.
- Ab 50 Jahren: Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu zeugen, sinkt weiter. Nur zehn Prozent aller Kinder stammen von Vätern, die älter als 50 sind.
Gesundheitliche Gründe für Unfruchtbarkeit beim Mann
Infektionen und Geschlechtserkrankungen führen nach aktuellem Kenntnisstand hingegen nur selten zu Unfruchtbarkeit. Eine wichtige Ausnahme davon ist die durch Mumps verursachte Hodenentzündung in der Jugend.
Behandlungsmöglichkeiten bei Unfruchtbarkeit bei Männern
Auch wenn die Fruchtbarkeit eingeschränkt ist, ist das zum Glück nicht das Ende aller Kinderträume. Es gibt viele Möglichkeiten, das Problem anzugehen. Zunächst wird dein Urologe natürlich versuchen, die Ursachen der Unfruchtbarkeit zu beseitigen. Zum Beispiel, wenn eine Hormonstörung oder Infektion dahinterstecken. Außerdem kann auch eine Lebensstiländerung mit Verzicht auf Nikotin und Alkohol und eine gesunde Ernährung viel bewirken. Und bei manchen Männern hilft bereits eine psychologische Beratung, weil sie sich einfach zu viel Druck machen – und dann eben gar nichts mehr geht.
Sollten all diese Ansätze nicht helfen, gibt es Möglichkeiten wie eine Samenspende, Adoption oder auch eine künstliche Befruchtung. Bei der IVF (In-Vitro-Fertilisation) werden zum Beispiel die Samen des Mannes und die Eizellen der Frau im Labor bei ihrer Verschmelzung so präpariert, dass es leichter zu einer Schwangerschaft kommen kann.
Mythen-Check – was führt zu Unfruchtbarkeit bei Männern?
Darüber, was der Vitalität deiner vielen, kleinen Kämpfer schaden könnte, schwirren eine Menge Mythen durch die Welt. Hier ein kurzer Fakten-Check, was wirklich zur Unfruchtbarkeit beim Mann führt – und was nicht.
Zu enge Hosen: Stimmt eingeschränkt. Enge Hosen können tatsächlich dafür sorgen, dass es deinen Spermien im Hodensack zu warm wird – und sie deshalb an Qualität und Anzahl verlieren. Der Effekt reguliert sich aber wieder, sobald du deinen Hoden genug Freiraum gibst.
Zu viele Ejakulationen: Stimmt nicht. Tatsächlich ist die Spermienqualität nach zwei bis drei Tagen ohne Samenerguss am höchsten. Wahr ist aber auch: Durch tägliches Masturbieren wirst du nicht unfruchtbar.
Verletzungen, Schläge auf die Weichteile: Eher unwahrscheinlich. Wenn der Schmerz von selbst wieder nachlässt, musst du dir keine Sorgen machen. Bleibt er oder bemerkst du eine Schwellung, solltest du es sicherheitshalber einen Arzt oder eine Ärztin anschauen lassen.
Handystrahlung in der Hose: Tatsächliche gibt es Studienergebnisse, die zeigen, dass die Qualität des Spermas schlechter wird, wenn man sein das Handy dauerhaft in der Hosentasche trägt. Wenn du auf Nummer Sicher gehen möchtest, finde daher besser einen anderen Platz für dein Handy.
Drogen, Nikotin und Alkohol: Ja, all diese Stoffe können in deinen Hormonhaushalt eingreifen und somit die Spermienproduktion oder die DNA der Spermien negativ beeinflussen. Das gilt auch für Anabolika, Wachstumshormone oder größere Mengen von Schmerzmitteln, die manche zur Steigerung des Trainingserfolgs im Fitnessstudio einwerfen. Verzichte also auf jeden Fall auf jede Art von Doping, wenn du später vielleicht einmal Kinder haben möchtest.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOSPS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Fachbereich der DAK-Gesundheit