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Binge-Eating-Störung: Ursache und Therapie der Esssucht

Binge Eating: Karton mit bunt glasierten Donuts.
Die Binge-Eating-Störung ist hierzulande die häufigste Essstörung. Betroffene verlieren dabei zeitweise die Kontrolle über das Essen und verschlingen innerhalb kurzer Zeit sehr große Nahrungsmengen. Die meisten Menschen, die darunter leiden, sind adipös. Aber es gibt auch Normalgewichtige, die von einer Binge-Eating-Störung betroffen sind. Wie sie entsteht und welche Therapien zur Verfügung stehen, erfahren Sie hier. 

Wie äußert sich eine Binge-Eating-Störung?

Binge Eating (engl. „to binge": vollstopfen, verschlingen) ist eine Essstörung. Bei Essattacken verzehren Betroffene immer wieder große Mengen von hochkalorischen, vorzugsweise fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, auch wenn sie nicht hungrig sind. Ein solcher Essanfall kann dabei Stunden dauern. Charakteristisch beim Binge Eating ist auch, dass die Betroffenen währenddessen schneller essen als normalerweise. Sie sind dabei außerdem allein und essen heimlich, weil sie sich schämen. Nach der Essattacke fühlen sie sich meist sehr schlecht und leiden unter Ekel- und Schuldgefühlen sowie einem unangenehmen Völlegefühl.

Anders als bei der Magersucht (Anorexia) oder der Bulimie, auch als Ess-Brech-Sucht bekannt, greifen Betroffene nicht zu extremen Mitteln wie Hungern, Erbrechen oder exzessivem Sport, um zu verhindern, dass sie an Gewicht zunehmen. Daher sind Menschen mit einer Binge-Eating-Störung oft übergewichtig oder adipös.

Eine Binge-Eating-Störung kann wechselhaft verlaufen. Es kommt also auch vor, dass die Betroffenen über eine längere Zeit keine Essattacken haben, in anderen Phasen aber gehäuft. 

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Binge Eating: Risikofaktoren und Risikogruppen

Generell entwickeln sich Essstörungen meist schon im Jugendalter und bei jungen Erwachsenen. Auch später noch, im Erwachsenenalter, gehören sie zu den häufigsten chronischen psychischen Störungen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, wobei die Binge-Eating-Störung die bei Männern am häufigsten vorkommende Essstörung ist. 

Die Ursachen für Essstörungen sind vielfältig und beeinflussen sich teils wechselseitig. Dazu gehören:

  • Häufige Diäten
  • Erhöhter Body-Mass-Index (BMI), oft auch schon im Kindesalter
  • Depressionen und Angststörungen
  • Probleme bei der Emotionsregulation – Stressessen, Frustessen beziehungsweise Trostessen sind Ventile 
  • Traumatische Ereignisse 
  • Konflikte in Familien, wie Trennung der Eltern
  • Geringes Selbstwertgefühl, ausgelöst durch eine verzerrte Körperwahrnehmung oder Kritik an der Figur durch Freunde und Familie
  • Erbliche Faktoren

Folgen von Esssucht

Ein Großteil der Menschen mit einer Binge-Eating-Störung ist übergewichtig oder adipös, da sie zu viele Kalorien zu sich nehmen.

Übergewicht liegt bei einem BMI größer als 25 vor, Adipositas ab einem BMI größer als 30. Ein BMI, der über 30 liegt, wird zusätzlich in Grade unterteilt. 


Durch das Übergewicht treten auch oft folgende körperliche Erkrankungen auf:

Betroffene leiden zudem unter einem geringen Selbstwertgefühl, was sogar in Selbsthass gipfeln kann. Sie schämen sich für ihren Körper und die Essattacken, daher meiden sie häufig soziale Kontakte. Die Gedanken kreisen oft ums Essen und Abnehmen; andere Interessen werden vernachlässigt. Es kommt zu psychischen Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen, die jedoch auch bereits ursächlich für das Binge Eating sein können. Auch Schlafstörungen sind typisch. Die Essstörung beeinträchtigt also die gesamte Lebensqualität.

Eine Binge-Eating-Störung bleibt häufig unbehandelt, da die Betroffen sich zu sehr schämen, um Hilfe zu suchen. Jedoch gilt: Je schneller eine Binge-Eating-Störung behandelt werden kann, umso geringer das Risiko, dass die Störung chronisch wird oder die Betroffenen rückfällig werden. 

Was tun bei Esssucht?

Erste Anlaufstelle ist die Hausärztin oder der Kinderarzt, eine Beratungsstelle oder eine psychotherapeutische Praxis. Wer den direkten Kontakt scheut, kann auch zunächst das Externer LinkBeratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anonym nutzen.

Sind Sie nicht selbst betroffen, sondern vermuten bei Ihrer Tochter, Ihrem Partner oder einer Freundin eine Binge-Eating-Störung, müssen Sie behutsam vorgehen. Stellen Sie keinesfalls das Gewicht oder die Essattacken in den Mittelpunkt. Sprechen Sie die Person stattdessen darauf an, wenn Ihnen auffällt, dass sie sich mehr und mehr zurückzieht oder wenn sie andere Verhaltensweisen auffällig finden. Bieten Sie Hilfe an und motivieren sie dazu, dass sich die betroffene Person professionelle Hilfe holt. Eventuell können Sie sie auch in eine Praxis oder zu einer Beratungsstelle begleiten. 

Psychotherapeutische Behandlung

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Therapie: Was hilft bei Binge Eating?

Die Behandlung erfolgt meist ambulant. Nur bei begleitenden schwereren psychischen oder körperlichen Erkrankungen oder wenn die Essstörung sehr stark ausgeprägt ist, raten Ärzte und Ärztinnen zu einem teil- oder vollstationären Klinikaufenthalt. Je früher die Krankheit behandelt wird, umso geringer ist das Risiko für Rückfälle und einen chronischen Verlauf. 

Zentraler Baustein der Behandlung einer Binge-Eating-Störung ist die Psychotherapie. Als besonders wirksam hat sich die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Dabei steht die Selbstbeobachtung im Vordergrund: Wann und warum treten die Essanfälle auf? Die Therapie vermittelt Wege, mit Auslösern anders umzugehen. Eine Ernährungsberatung hilft, langfristig gesünder und ausgewogener zu essen.
Da die Wartelisten für eine Psychotherapie oft lang sind, können übergangsweise sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen helfen – das sind Apps, mit deren Hilfe Sie eine Erkrankung überwachen und behandeln können. Sie benötigen dafür ein Rezept.

Liegen aufgrund des Übergewichts körperliche Begleiterkrankungen vor, werden auch diese behandelt. Bekommen die Betroffene die Essattacken in den Griff, ist das bereits ein Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gewichtsreduktion. 

Bedenken Sie aber: Es kann mehrere Monate oder gar Jahre dauern, bis eine Besserung eintritt. Die Heilungsrate liegt zudem laut der Forschungsleiterin der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Kompetenzzentrum für Essstörungen Tübingen (KOMET), Prof. Dr. Katrin Giel, bei nur 50 Prozent.

Autor(in)

DAK Onlineredaktion

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