Binge-Eating-Störung: Ursache und Therapie der Esssucht
Wie äußert sich eine Binge-Eating-Störung?
Binge Eating (engl. „to binge": vollstopfen, verschlingen) ist eine Essstörung. Bei Essattacken verzehren Betroffene immer wieder große Mengen von hochkalorischen, vorzugsweise fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, auch wenn sie nicht hungrig sind. Ein solcher Essanfall kann dabei Stunden dauern. Charakteristisch beim Binge Eating ist auch, dass die Betroffenen währenddessen schneller essen als normalerweise. Sie sind dabei außerdem allein und essen heimlich, weil sie sich schämen. Nach der Essattacke fühlen sie sich meist sehr schlecht und leiden unter Ekel- und Schuldgefühlen sowie einem unangenehmen Völlegefühl.
Eine Binge-Eating-Störung kann wechselhaft verlaufen. Es kommt also auch vor, dass die Betroffenen über eine längere Zeit keine Essattacken haben, in anderen Phasen aber gehäuft.
Präventionskurse
Sie möchten etwas für Ihre Gesundheit tun? Wir haben Angebote zur Entspannung, Ernährung und Bewegung.
Binge Eating: Risikofaktoren und Risikogruppen
Generell entwickeln sich Essstörungen meist schon im Jugendalter und bei jungen Erwachsenen. Auch später noch, im Erwachsenenalter, gehören sie zu den häufigsten chronischen psychischen Störungen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, wobei die Binge-Eating-Störung die bei Männern am häufigsten vorkommende Essstörung ist.
Die Ursachen für Essstörungen sind vielfältig und beeinflussen sich teils wechselseitig. Dazu gehören:
- Häufige Diäten
- Erhöhter Body-Mass-Index (BMI), oft auch schon im Kindesalter
- Depressionen und Angststörungen
- Probleme bei der Emotionsregulation – Stressessen, Frustessen beziehungsweise Trostessen sind Ventile
- Traumatische Ereignisse
- Konflikte in Familien, wie Trennung der Eltern
- Geringes Selbstwertgefühl, ausgelöst durch eine verzerrte Körperwahrnehmung oder Kritik an der Figur durch Freunde und Familie
- Erbliche Faktoren
Folgen von Esssucht
Ein Großteil der Menschen mit einer Binge-Eating-Störung ist übergewichtig oder adipös, da sie zu viele Kalorien zu sich nehmen.
Übergewicht liegt bei einem BMI größer als 25 vor, Adipositas ab einem BMI größer als 30. Ein BMI, der über 30 liegt, wird zusätzlich in Grade unterteilt.
Durch das Übergewicht treten auch oft folgende körperliche Erkrankungen auf:
- Diabetes mellitus Typ 2
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Bluthochdruck und Herzinfarkt
- Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, etwa Gelenk- und Rückenprobleme
- Verdauungsstörungen
Eine Binge-Eating-Störung bleibt häufig unbehandelt, da die Betroffen sich zu sehr schämen, um Hilfe zu suchen. Jedoch gilt: Je schneller eine Binge-Eating-Störung behandelt werden kann, umso geringer das Risiko, dass die Störung chronisch wird oder die Betroffenen rückfällig werden.
Was tun bei Esssucht?
Sind Sie nicht selbst betroffen, sondern vermuten bei Ihrer Tochter, Ihrem Partner oder einer Freundin eine Binge-Eating-Störung, müssen Sie behutsam vorgehen. Stellen Sie keinesfalls das Gewicht oder die Essattacken in den Mittelpunkt. Sprechen Sie die Person stattdessen darauf an, wenn Ihnen auffällt, dass sie sich mehr und mehr zurückzieht oder wenn sie andere Verhaltensweisen auffällig finden. Bieten Sie Hilfe an und motivieren sie dazu, dass sich die betroffene Person professionelle Hilfe holt. Eventuell können Sie sie auch in eine Praxis oder zu einer Beratungsstelle begleiten.
Therapie: Was hilft bei Binge Eating?
Die Behandlung erfolgt meist ambulant. Nur bei begleitenden schwereren psychischen oder körperlichen Erkrankungen oder wenn die Essstörung sehr stark ausgeprägt ist, raten Ärzte und Ärztinnen zu einem teil- oder vollstationären Klinikaufenthalt. Je früher die Krankheit behandelt wird, umso geringer ist das Risiko für Rückfälle und einen chronischen Verlauf.
Liegen aufgrund des Übergewichts körperliche Begleiterkrankungen vor, werden auch diese behandelt. Bekommen die Betroffene die Essattacken in den Griff, ist das bereits ein Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gewichtsreduktion.
Bedenken Sie aber: Es kann mehrere Monate oder gar Jahre dauern, bis eine Besserung eintritt. Die Heilungsrate liegt zudem laut der Forschungsleiterin der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Kompetenzzentrum für Essstörungen Tübingen (KOMET), Prof. Dr. Katrin Giel, bei nur 50 Prozent.
DAK Fachbereich
Quellenangaben