Schlafapnoe: Therapie ohne Maske

Bei einer obstruktiven Schlafapnoe gibt es verschiede Behandlungsmöglichkeiten. Die Wahl der geeigneten Therapie richtet sich nach Schweregrad, individuellen Anatomiebefunden und persönlicher Akzeptanz. Die Behandlung mit einem Schlafapnoegerät ist der Goldstandard bei mittelschwerer bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe.
Daneben gibt es weitere Therapiemöglichkeiten, die wir hier vorstellen.
Hinweis: Schlafapnoe tritt obstruktiv (Verengung der oberen Atemwege) oder zentral (Fehlregulation durch das zentrale Nervensystem) auf. Die obstruktive Schlafapnoe (kurz: OSA) ist die häufigste Form. In unserem Texten gehen wir nur auf die obstruktive Schlafapnoe ein.
Unterkieferprotrusionsschienen bei Schlafapnoe
Unterkieferprotrusionsschienen (UKPS) schiebt den Unterkiefer minimal nach vorne, um den Rachen zu weiten.
- Was ist eine Unterkieferprotrusionsschiene?
Eine Unterkieferprotrusionsschiene, oft auch Schnarchschiene genannt, ist eine Art Zahnschiene, die beim Schlafen getragen wird. Sie schiebt den Unterkiefer sanft nach vorne und hält so die Atemwege frei. Das reduziert das Schnarchen und kann sogar bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe helfen. Sie hilft nicht bei schwereren Fällen von Schlafapnoe. - Wie funktioniert sie?
Wenn wir schlafen, entspannen sich die Muskeln im Rachen. Das kann die Atemwege verengen oder blockieren, was zu Schnarchen oder Atemaussetzern führt. Die Schiene sorgt dafür, dass die Zunge und der Unterkiefer nicht nach hinten rutschen und hält dadurch die Atemwege offen. Konkret hält sie den Unterkiefer in einer vorgeschobenen Position (Protrusion), wodurch die Zunge und umliegende Weichgewebe ebenfalls nach vorn gezogen werden. Dies erweitert den Rachenraum und hält damit die oberen Atemwege frei. - Vorteile und Wirkung
Die Schiene ist einfach anzuwenden und kann das Schnarchen deutlich reduzieren. Bei Schlafapnoe verbessert sie den Atemfluss und damit die Sauerstoffversorgung. Dadurch wird das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tagesmüdigkeit und weitere Folgeerkrankungen gesenkt.
Diese Faktoren sollten vor der Nutzung zahnmedizinisch abgeklärt werden, um Nachteile und Risiken zu minimieren:
- Anpassungszeit und Tragekomfort: Es kann etwas dauern, bis man sich an das Tragen gewöhnt, was zu Schlafstörungen führen kann. Manche empfinden die Schiene auch als unangenehm oder störend im Mund.
- Mundtrockenheit: gelegentlich kann es zu einem trockenen Mund kommen, da die Schiene die Speichelproduktion beeinflussen kann.
- Kieferbeschwerden: Druck auf Kiefergelenke oder Zähne kann Schmerzen oder Verspannungen verursachen.
- Zahnverschiebung: Bei langfristiger Nutzung besteht das Risiko, dass sich die Zähne leicht verschieben.
Kontraindikationen:
- Schwere Zahnfehlstellungen: Starke Fehlbisse (z. B. offener Biss, tiefer Biss) können die Schiene unwirksam oder schädlich machen.
- Zahnlosigkeit oder wenige Zähne: Ohne ausreichend stabile Zähne kann die Schiene nicht richtig sitzen oder den Unterkiefer fixieren.
- Lockere Zähne: Bei Parodontitis oder Zahnlockerung besteht die Gefahr, dass die Schiene die Zähne weiter schädigt.
- Kiefergelenkprobleme und Kiefergelenkschmerzen können durch die Schiene verschlimmert werden.
- Bruxismus (Zähneknirschen): Starker Bruxismus kann die Schiene beschädigen und Zähne oder Kiefer zusätzlich belasten.
- Zahnprothesen oder Implantate: Prothesen oder schlechtsitzende Implantate können durch die Schiene beeinträchtigt werden.
- Ungenügende Zahnhygiene: Bestehende Karies oder Zahnfleischerkrankungen sollten vorher behandelt werden, da die Schiene diese Probleme verschärfen kann.
Wie bekommt man eine Unterkieferprotrusionsschiene?
Die Unterkieferprotrusionsschiene bekommen Sie folgendermaßen:
- Ärztliche Diagnose
Zunächst ist eine gesicherte Diagnose einer Schlafapnoe durch einen Schlafmediziner notwendig. Dies erfolgt in der Regel durch eine stationäre Schlafuntersuchung (Polysomnografie). Hinweis: „Schlafmedizin" ist eine Zusatzbezeichnung und kann von verschiedenen Fachärzten und Fachärztinnen erworben werden - Verordnung
Wenn eine leichte bis mittelgradige obstruktive Schlafapnoe festgestellt wird und/oder ein Schlafapnoegerät nicht akzeptiert oder vertragen wird, kann der Schlafmediziner eine Verordnung für eine Unterkieferprotrusionsschiene ausstellen. Es ist wichtig, dass hier zur Indikationsstellung anatomische Gegebenheiten eine hohe Relevanz haben, da diese die Wirksamkeit der Schiene maßgeblich bestimmen – lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten. Die Verordnung erfolgt auf einem Heil- und Hilfsmittelrezept. - Überweisung in eine zahnärztliche Praxis
Mit der Verordnung werden Sie an einen qualifizierten Zahnarzt oder eine Zahnärztin überwiesen. Dort erfolgt die zahnärztliche Untersuchung, Abdrucknahme oder der digitale Scan sowie die Anpassung der fertigen Schiene. Die Herstellung der Schiene erfolgt durch ein zahntechnisches Labor. - Genehmigung durch die Krankenkasse
Vor Beginn der Behandlung muss die Kostenzusage der Krankenkasse eingeholt werden. In der Regel werden bei medizinischer Indikation und der ärztlichen Verordnung die Kosten übernommen. - Eingliederung und Nachkontrolle
Nach Herstellung wird die Schiene eingegliedert und angepasst. Es folgen regelmäßige Kontrollen, ggf. erneute Schlafuntersuchungen zur Überprüfung der Wirksamkeit.
Wichtig: Die Schiene muss täglich gereinigt werden, um Bakterienbildung zu vermeiden.
Lagerungshilfen (Positionstherapie) bei Schlafapnoe
Lagerungshilfen wie spezielle Kissen (wie Seitenschläferkissen), Gurte oder T-Shirts verhindern das Rückenliegen.
- Ziel: Vermeidung der Rückenlage, da in Rückenlage Rachenmuskulatur und Zunge leichter in die Atemwege absinken.
- Optionen: Anti-Rückenlage-Westen/Shirts: integrierte Sensoren, vibrieren beim Rückenlagenwechsel. Keilkissen/Nackenrollen: verhindern stabiles Zurückfallen des Rumpfes
- Kombination: Oft begleitend zum Schlafapnoegerät oder Schiene eingesetzt, um Therapieeffekt und Compliance zu steigern.
Chirurgische Eingriffe bei Atemaussetzern
Bei anatomischen Veränderungen im HNO-Bereich stehen chirurgische Eingriffe zur Verfügung.
Nasenoperationen
- Begradigung der Nasenscheidewand (Septumplastik) und Verkleinerung der Nasenmuscheln (Conchotomie).
- Verbessert Nasenatmung und kann den Druckbedarf bei Verwendung eines Schlafapnoegeräts senken – allein meist keine ausreichende Apnoereduktion.
Mundhöhlenoperationen
- Entfernung vergrößerter Mandeln (Tonsillektomie) und Straffung des Gaumensegels (Uvula-Palato-Pharyngoplastik).
- Studien belegen eine moderate Senkung der Atemaussetzer im Schlaf, insbesondere bei vorbestehenden relevanten anatomischen Engstellen
Kieferoperationen (maxillo-mandibuläre Vorverlagerung)
- Eine Operation durch Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen kann verhindern, dass die Atemwege zusammenfallen.
- Diese Operation ist ein großer medizinischer Eingriff und nur für Patienten mit vorbestehenden relevanten skelettalen Fehlstellungen. Das Ergebnis, also die Reduzierung der Atemaussetzer, ist vergleichbar mit denen, die auch mit einem Schlafapnoegerät erzielt werden.
Implantation eines Zugengrund-Schrittmachers (Neurostimulationsverfahren)
- Hypoglossus-Nerv-Stimulator wird dauerhaft implantiert
- Durch atemsynchrone Aktivierung des Stimulators spannt sich die Zungenmuskulatur an. Die Zunge wird nach vorne gestreckt, sodass der Rachenbereich erweitert wird.
- Indiziert bei schwer- bis schwerstgradiger Schlafapnoe und Misserfolg mit einem Schlafapnoegerät.
Hier erfahren Sie mehr über Ursachen, Symptome und die Behandlung einer obstruktiven Schlafapnoe mit Schlafapnoegerät.
Fachbereich der DAK-Gesundheit
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Ratgeber Schlaf
Erholsamer Schlaf ist wichtig. Tipps, Tricks und Anleitungen für einen gesunden Schlaf gibt es hier.

Aumio App für Kinder
Entspannen, einschlafen, durchschlafen: Mit über 400 Audio-Inhalten hilft Aumio dabei.

Schlafpositionen
Seite, Rücken, Bauch: Wie schläft es sich am besten? Wir geben Tipps.