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Ein guter Griff: Osteopathie in der Schwangerschaft

Symbolbild: Osteopathie in der Schwangerschaft
Schwanger sein: Das bedeutet großes Glück, riesige Vorfreude auf das Baby, eine Achterbahn der Gefühle – aber vor allem auch eine echte Höchstleistung für deinen Körper. Der neue winzige Mitbewohner im Bauch und die damit verbundenen Veränderungen von Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Immunsystem können für eine ganze Vielzahl von Beschwerden sorgen. Hier kann die manuelle Osteopathie sanft, aber äußerst wirkungsvoll gegensteuern.


Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, extreme Müdigkeit, Schlafstörungen, Wassereinlagerungen, Kurzatmigkeit, häufiger Harndrang, Stimmungsschwankungen und vor allem auch Rückenschmerzen sind die Klassiker, die dich vielleicht auch gerade durch die aufregende Zeit deiner Schwangerschaft begleiten. Hinzu kommen nicht selten auch Sorgen und Ängste – vor der Geburt an sich, aber auch vor dem neuen ungewohnten Leben mit Kind. Die Osteopathie mit ihren sanften manuellen Techniken kann bei einigen Problemen in der Schwangerschaft Linderung bringen, indem sie Spannungen und Verklebungen in Muskeln, Faszien (Bindegewebe, das Muskeln und Organe zusammenhält) sowie Gelenken löst. Damit soll das Miteinander zwischen Muskeln, Knochen, Organen und Nerven verbessert und Schmerzen sowie Verspannungen gelindert werden.

Osteopathie

Wir bezuschussen bis zu drei Behandlungen im Kalenderjahr. 

Weniger Schmerzen, weniger Frühgeburten

Dass Osteopathie wirkt, konnte eine Meta-Analyse von rund 24 Studien zu dem Thema von italienischen Forschern um Nuria Ruffini nachweisen. Als erfolgreich erwies sich die sanfte Manual-Therapie bei körperlichen Beeinträchtigungen und Schmerzen in der Schwangerschaft, aber auch unter der Geburt. Bei osteopathisch behandelten Frauen kamen weniger schmerzstillende Medikamente zum Einsatz, Kaiserschnitt-  und Dammrissraten waren niedriger, Frühgeburten seltener.

Einige Studien zeigten nach osteopathischen Behandlungen auch ein geringeres Risiko für mekoniumhaltiges („grünes“) Fruchtwasser, das beim ungeborenen Kind ein Anzeichen für extremen Stress aufgrund von mangelnder Sauerstoffversorgung ist und in seltenen Fällen lebensgefährlich sein kann. „Auch bei einer Kinderwunschbehandlung kann die Osteopathie die Einnistung des Embryos begünstigen, da sie sowohl eine positive physische, aber auch mentale Wirkung auf den Körper der Frau hat. Ideal ist eine Behandlung am Abend vor dem Transfer der befruchteten Eizelle“, erklärt Susanne Dreyer, Physiotherapeutin und Osteopathin aus Herxheim.

Hilfreich in jeder Phase der Schwangerschaft

Osteopathie im 1. Trimester

Durch die Hormonumstellung im Körper leiden viele Schwangere in den ersten zwölf Wochen unter Übelkeit und Erbrechen. Und vielleicht kennst du bereits das Gefühl einer geradezu bleiernen Müdigkeit, bei der du quasi im Stehen einschlafen könntest? Alles ganz normal – wenn auch manchmal ganz schön lästig. Gleichzeitig ist das erste Trimester auch das risikoreichste einer Schwangerschaft. Vier von fünf Fehlgeburten passieren in dieser Zeit, danach sinkt das Risiko dafür deutlich. Osteopathische Behandlungen in den ersten drei Monaten sollen dafür sorgen, die Durchblutung zu verbessern und damit die Einnistung sowie Versorgung des Embryos so gut wie möglich zu unterstützen. Im ersten Trimester beginnt der Körper zudem mit der Ausschüttung des Peptidhormons Relaxin. Es bewirkt eine Lockerung von Bändern sowie Sehnen und hilft dabei, dass sich der Beckenboden bei der Geburt besser dehnen kann. Die Schattenseite: Relaxin hemmt die stabilisierenden Bänder des Beckengürtels in ihrer Stützfunktion, das kann zu Rückenschmerzen führen. Eine osteopathische Behandlung kann dann lindernd wirken.

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Osteopathie im 2. Trimester

Im zweiten Schwangerschaftsdrittel gleiten die meisten Schwangeren körperlich, aber auch emotional durch etwas ruhigeres Fahrwasser. Übelkeit und Erbrechen sind passé, allerdings sorgt das wachsende Kind bei der Mutter für eine veränderte Haltung. Durch den zunehmenden Druck auf die Organe kann es zu Sodbrennen, Blasen- und Verdauungsproblemen, Verspannungen und damit verbundenen Schlafstörungen kommen. Die Osteopathie kann solche Blockaden lösen und Gewebespannungen mildern. Und falls die Gefühle mal zwischendurch Achterbahn fahren, verhilft die sogenannte cranio-sacrale Technik in der Osteopathie zu einer besseren seelischen Balance. Im zweiten Trimester kommt es bei einigen Frauen auch zu einer Zervixinsuffienz, dabei verkürzt sich der Gebärmutterhals und der Muttermund öffnet sich vorzeitig ein wenig. Susanne Dreyer: „Das erhöht das Risiko für eine Frühgeburt. Hier kann die Osteopathie eine ergänzende Therapie sein. Sie lockert die Muskulatur des Beckens, fördert die Durchblutung und entlastet die Gebärmutterbänder“.

Osteopathie im 3. Trimester

In den letzten zwölf Schwangerschaftswochen stellt das zunehmende Gewicht des Kindes eine echte Belastung für den Rücken dar, durch den wachsenden Bauch verschiebt sich der Schwerpunkt deines Körpers nach vorne, auch das Gangbild verändert sich. Als Ausgleich entwickeln viele Frauen ein Hohlkreuz und/oder laufen in einem „Watschelgang“. Die meisten Schwangeren fühlen sich jetzt zunehmend unbeweglicher, normale Alltagsbewegungen fallen schwerer und auch nachts findet man oft nur schwer eine richtig bequeme Schlafposition.

Und sie kann sogar Babys in Beckenendlage, sogenannten Sternenguckern, auf behutsame Weise mehr Platz für eine freiwillige Drehung verschaffen.

Auch in Vorbereitung auf die nahende Geburt kann die Osteopathie unterstützend wirken. Sie mildert Rückenschmerzen und hilft bei der Regulation von Muskeln, die für den Geburtsvorgang wichtig sind, macht wichtige Lendenwirbelsegmente freier beweglich und kann dafür sorgen, dass das Zwerchfell entspannt für eine optimale Atmung ist. „Und sie kann sogar Babys in Beckenendlage, sogenannten Sternenguckern, auf behutsame Weise mehr Platz für eine freiwillige Drehung verschaffen. Das hat sich in Studien als genauso wirksam wie die mechanische äußerliche Wendung erwiesen, ist aber deutlich sanfter für Mutter und Baby“, so Susanne Dreyer.

Unterstützend auch nach der Geburt

Nicht nur während der Schwangerschaft, auch nach der Geburt leidet etwa jede vierte Frau unter Schmerzen im Bereich des Schambeins, Symphysenschmerzen genannt. Das wird häufig nicht ernst genommen, als ganz natürliche Folge der Schwangerschaft hingestellt und kann für dich als junge Mutter gleich doppelt belastend sein. In schweren Fällen ist dann Treppensteigen und Laufen richtig schmerzhaft, manchmal tut die Symphyse sogar in Ruhe weh. Eine osteopathische Behandlung kann diese unangenehmen Symphysenschmerzen nach der Geburt erträglicher machen und zum Abklingen bringen. Doch nicht nur du, auch dein Baby kann nach der Geburt von der Osteopathie profitieren. Denn eine Geburt ist auch für dein Kind echte körperliche Schwerstarbeit. Beim Weg durch den Geburtskanal sind Kopf und Hals starkem Druck ausgesetzt, das wird durch manchmal notwendige medizinische Interventionen wie Saugglocke oder Geburtszange noch verstärkt. Auch können durch besonders schnelle, sehr langsame oder für die Mutter besonders schmerzhafte Geburten Traumata bei einem Neugeborenen entstehen und osteopathisch auf sanfte Weise behandelt werden.

Sichere Sache?

Eine Osteopathie-Behandlung gilt für die ganze Phase einer normal verlaufenden Schwangerschaft als sicher. Alle Techniken werden in dieser Zeit im Sitzen, aber hauptsächlich in Seitenlage durchgeführt. Das sorgt für optimale Entspannung für dich und dein Baby. Der Behandler wird zudem vor jeder Behandlung eine Anamnese sowie einen umfassenden Befund erstellen und sich über mögliche Unregelmäßigkeiten im Mutterpass informieren. Wenn nötig, zum Beispiel, wenn bei dir eine Risikoschwangerschaft besteht und bestimmte Bewegungen vermieden werden sollen, ist eine Rücksprache mit der behandelnden Gynäkologin und/oder der zuständigen Hebamme sinnvoll. Ganz wichtig: Osteopathie ist kein Ersatz für Schulmedizin, sie kann sie allerdings sinnvoll ergänzen und beispielsweise bei stärkeren Rückenschmerzen den Einsatz von sicheren Schmerzmitteln in der Schwangerschaft wie Paracetamol reduzieren oder ganz überflüssig machen. Bei Symptomen wie starken Kopf- oder Bauchschmerzen, vaginalen Blutungen, Fieber oder Sehstörungen solltest Du unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin oder die nächstgelegene Klinik aufsuchen.

Gut zu wissen: Die osteopathische Behandlung ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Im Rahmen der PLUS-Leistungen bezuschusst die DAK-Gesundheit allerdings bis zu drei Behandlungen im Kalenderjahr.

Wie finde ich einen guten Osteopathen oder eine gute Osteopathin?

Mehr als 10.000 Osteopathen und Osteopathinnen praktizieren in Deutschland. Dennoch sagt der Titel „Osteopath“ wenig über die Qualifikation aus, da die Ausbildung hierzulande nicht gesetzlich geregelt ist. In Deutschland gilt die Osteopathie als Heilkunde und darf nur von Ärztinnen und Heilpraktikern ausgeübt werden. Ob diese eine kurze oder qualitativ schlechte Ausbildung durchlaufen haben, ist nicht relevant. Umgekehrt dürfen langjährig und gut ausgebildete Osteopathinnen und Osteopathen, die vielleicht sogar einen Bachelor- oder Masterabschluss darin haben, nicht ohne Heilpraktiker- oder Ärztetitel osteopathisch tätig werden.


Qualifizierte Fachleute findest du unter anderem hier:


Susanne-Dreyer

Susanne Dreyer

Osteopathin

Susanne Dreyer hat eine Praxis für Osteopathie und Physiotherapie in Herxheim, sie ist Mitglied im Bundesverband Osteopathie e.V.  Ihr Fokus ist die Gynäkologie.

Autor(in)

Journalistin/Freie Autorin

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Updated on:
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