Ein guter Griff: Osteopathie in der Schwangerschaft
Weniger Schmerzen, weniger Frühgeburten
Einige Studien zeigten nach osteopathischen Behandlungen auch ein geringeres Risiko für mekoniumhaltiges („grünes“) Fruchtwasser, das beim ungeborenen Kind ein Anzeichen für extremen Stress aufgrund von mangelnder Sauerstoffversorgung ist und in seltenen Fällen lebensgefährlich sein kann. „Auch bei einer Kinderwunschbehandlung kann die Osteopathie die Einnistung des Embryos begünstigen, da sie sowohl eine positive physische, aber auch mentale Wirkung auf den Körper der Frau hat. Ideal ist eine Behandlung am Abend vor dem Transfer der befruchteten Eizelle“, erklärt Susanne Dreyer, Physiotherapeutin und Osteopathin aus Herxheim.
Hilfreich in jeder Phase der Schwangerschaft
Osteopathie im 1. Trimester
Durch die Hormonumstellung im Körper leiden viele Schwangere in den ersten zwölf Wochen unter Übelkeit und Erbrechen. Und vielleicht kennst du bereits das Gefühl einer geradezu bleiernen Müdigkeit, bei der du quasi im Stehen einschlafen könntest? Alles ganz normal – wenn auch manchmal ganz schön lästig. Gleichzeitig ist das erste Trimester auch das risikoreichste einer Schwangerschaft. Vier von fünf Fehlgeburten passieren in dieser Zeit, danach sinkt das Risiko dafür deutlich. Osteopathische Behandlungen in den ersten drei Monaten sollen dafür sorgen, die Durchblutung zu verbessern und damit die Einnistung sowie Versorgung des Embryos so gut wie möglich zu unterstützen. Im ersten Trimester beginnt der Körper zudem mit der Ausschüttung des Peptidhormons Relaxin. Es bewirkt eine Lockerung von Bändern sowie Sehnen und hilft dabei, dass sich der Beckenboden bei der Geburt besser dehnen kann. Die Schattenseite: Relaxin hemmt die stabilisierenden Bänder des Beckengürtels in ihrer Stützfunktion, das kann zu Rückenschmerzen führen. Eine osteopathische Behandlung kann dann lindernd wirken.
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Osteopathie im 2. Trimester
Im zweiten Schwangerschaftsdrittel gleiten die meisten Schwangeren körperlich, aber auch emotional durch etwas ruhigeres Fahrwasser. Übelkeit und Erbrechen sind passé, allerdings sorgt das wachsende Kind bei der Mutter für eine veränderte Haltung. Durch den zunehmenden Druck auf die Organe kann es zu Sodbrennen, Blasen- und Verdauungsproblemen, Verspannungen und damit verbundenen Schlafstörungen kommen. Die Osteopathie kann solche Blockaden lösen und Gewebespannungen mildern. Und falls die Gefühle mal zwischendurch Achterbahn fahren, verhilft die sogenannte cranio-sacrale Technik in der Osteopathie zu einer besseren seelischen Balance. Im zweiten Trimester kommt es bei einigen Frauen auch zu einer Zervixinsuffienz, dabei verkürzt sich der Gebärmutterhals und der Muttermund öffnet sich vorzeitig ein wenig. Susanne Dreyer: „Das erhöht das Risiko für eine Frühgeburt. Hier kann die Osteopathie eine ergänzende Therapie sein. Sie lockert die Muskulatur des Beckens, fördert die Durchblutung und entlastet die Gebärmutterbänder“.
Osteopathie im 3. Trimester
In den letzten zwölf Schwangerschaftswochen stellt das zunehmende Gewicht des Kindes eine echte Belastung für den Rücken dar, durch den wachsenden Bauch verschiebt sich der Schwerpunkt deines Körpers nach vorne, auch das Gangbild verändert sich. Als Ausgleich entwickeln viele Frauen ein Hohlkreuz und/oder laufen in einem „Watschelgang“. Die meisten Schwangeren fühlen sich jetzt zunehmend unbeweglicher, normale Alltagsbewegungen fallen schwerer und auch nachts findet man oft nur schwer eine richtig bequeme Schlafposition.
Und sie kann sogar Babys in Beckenendlage, sogenannten Sternenguckern, auf behutsame Weise mehr Platz für eine freiwillige Drehung verschaffen.
Auch in Vorbereitung auf die nahende Geburt kann die Osteopathie unterstützend wirken. Sie mildert Rückenschmerzen und hilft bei der Regulation von Muskeln, die für den Geburtsvorgang wichtig sind, macht wichtige Lendenwirbelsegmente freier beweglich und kann dafür sorgen, dass das Zwerchfell entspannt für eine optimale Atmung ist. „Und sie kann sogar Babys in Beckenendlage, sogenannten Sternenguckern, auf behutsame Weise mehr Platz für eine freiwillige Drehung verschaffen. Das hat sich in Studien als genauso wirksam wie die mechanische äußerliche Wendung erwiesen, ist aber deutlich sanfter für Mutter und Baby“, so Susanne Dreyer.
Unterstützend auch nach der Geburt
Sichere Sache?
Eine Osteopathie-Behandlung gilt für die ganze Phase einer normal verlaufenden Schwangerschaft als sicher. Alle Techniken werden in dieser Zeit im Sitzen, aber hauptsächlich in Seitenlage durchgeführt. Das sorgt für optimale Entspannung für dich und dein Baby. Der Behandler wird zudem vor jeder Behandlung eine Anamnese sowie einen umfassenden Befund erstellen und sich über mögliche Unregelmäßigkeiten im Mutterpass informieren. Wenn nötig, zum Beispiel, wenn bei dir eine Risikoschwangerschaft besteht und bestimmte Bewegungen vermieden werden sollen, ist eine Rücksprache mit der behandelnden Gynäkologin und/oder der zuständigen Hebamme sinnvoll. Ganz wichtig: Osteopathie ist kein Ersatz für Schulmedizin, sie kann sie allerdings sinnvoll ergänzen und beispielsweise bei stärkeren Rückenschmerzen den Einsatz von sicheren Schmerzmitteln in der Schwangerschaft wie Paracetamol reduzieren oder ganz überflüssig machen. Bei Symptomen wie starken Kopf- oder Bauchschmerzen, vaginalen Blutungen, Fieber oder Sehstörungen solltest Du unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin oder die nächstgelegene Klinik aufsuchen.
Wie finde ich einen guten Osteopathen oder eine gute Osteopathin?
Mehr als 10.000 Osteopathen und Osteopathinnen praktizieren in Deutschland. Dennoch sagt der Titel „Osteopath“ wenig über die Qualifikation aus, da die Ausbildung hierzulande nicht gesetzlich geregelt ist. In Deutschland gilt die Osteopathie als Heilkunde und darf nur von Ärztinnen und Heilpraktikern ausgeübt werden. Ob diese eine kurze oder qualitativ schlechte Ausbildung durchlaufen haben, ist nicht relevant. Umgekehrt dürfen langjährig und gut ausgebildete Osteopathinnen und Osteopathen, die vielleicht sogar einen Bachelor- oder Masterabschluss darin haben, nicht ohne Heilpraktiker- oder Ärztetitel osteopathisch tätig werden.
Qualifizierte Fachleute findest du unter anderem hier:
- Bundesverband Osteopathie e.V.
- Berufsverband Funktionelle Osteopathie e.V
- Deutsche Ärztegesellschaft für Osteopathie e.V.
- Berufsvereinigung für heilkundlich praktizierte Osteopathie e.V.
- Deutscher Verband für Osteopathische Medizin
- Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Susanne Dreyer
Osteopathin
Susanne Dreyer hat eine Praxis für Osteopathie und Physiotherapie in Herxheim, sie ist Mitglied im Bundesverband Osteopathie e.V. Ihr Fokus ist die Gynäkologie.
DAK Fachbereich
Quellenangaben