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Streiten lernen - 10 Tipps

Streiten lernen: Wütende Frau redet in der Küche auf ihren Mann ein

Ein Gewitter reinigt die Luft: Für zwei Drittel der Deutschen gehört Streit zum Alltag. Nur die wenigsten Männer und Frauen schlucken ihren Ärger ständig herunter, um etwa den Partner nicht zu verlieren oder es sich nicht mit den Kollegen zu verscherzen. Psychologen betrachten solche Konflikte als normalen und wichtigen Teil des Alltags und sogar der Liebe. Entscheidend dabei ist, wie du streitest. Gutes und richtiges Streiten kann man lernen. Ein paar Tipps:

Tipp 1: Streitsüchtig oder harmoniesüchtig?

Dauerharmonie – vor allem in einer Beziehung – ist eine schöne Illusion, aber gesund ist sie nicht. Natürlich kannst du deinem Leben lang jeglichem Streit mit deinem Partner aus dem Weg gehen und deine Gefühle für dich behalten. Wahrscheinlich wirst du darüber aber krank. Besser ist es, gekonnt zu streiten, wenn es die Sache oder die Partnerschaft wert sind. Das schärft dein Profil und stärkt auch die Paarbeziehung.

Tipp 2: Streiten lernen

Die wenigsten von uns hatten als Kinder gute Vorbilder und konnten durch sie eine echte Streitkultur lernen. Stattdessen haben wir gehört: „Streitet euch nicht“ oder „Der Ton macht die Musik“. Irgendwann verinnerlichen wir: Wer streitet, ist unangenehm. Dann versuchen wir eher, konfliktarm durchs Leben zu gehen. Dabei kommt nur weiter, wer für sich und seine Sachen einstehen kann, auch und gerade in einer Partnerschaft.

Für Paare sind drei Arten von Streit in einer Beziehung schädlich: sehr kämpferisch streiten, sich beleidigt zurückziehen oder zu nachgiebig sein. Erfolg hat, wer sich um Kompromisse bemüht. 

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Tipp 3: Vorbereitung ist alles

Nicht jeder Streit lässt sich vorbereiten. Ein schwelender Dauerkonflikt, den du endlich lösen möchtest, allerdings schon. Überleg dir vor dem Streitgespräch ein paar aussagekräftige Formulierungen und lerne sie als Streitvokabeln auswendig. Damit schärfst du für dich deine Position und kämpfst mit Argumenten statt mit Beschimpfungen. Bereite das Konfliktgespräch vor: Stimme einen Termin mit deinem Partner, der Kollegin, deiner Mutter oder dem Nachbarn ab. Stelle Tee oder alkoholfreie Getränke bereit, vereinbare Gesprächsregeln. Zum Beispiel darf jeder zehn Minuten darüber sprechen, was ihn bedrückt oder nervt. Der andere darf nicht unterbrechen. Im Anschluss könnt ihr Argumente und Gefühle austauschen. Und da ihr einander gut zugehört habt, fällt das leichter.

Tipp 4: Den passenden Rahmen finden

Lässt sich ein derartiges Konfliktgespräch nicht vorbereiten, weil dich dein Partner, Kollege, die Freundin oder Schwester im öffentlichen Raum mit einem Plan überrascht, der dich wütend macht, sag nur einmal, dass du sauer bist. Die eigentliche Diskussion verschiebe aber besser in einen ruhigen, privaten Rahmen. Die Käsetheke im Supermarkt oder der Balkon sind es eher nicht.

Tipp 5: Wenn die Wut kommt

Klarheit vor Schönheit: Wenn du dich etwa über deinen Partner ärgerst, darfst du das zeigen. Auch lautstark und mit einer Du-Botschaft. Lange hieß es, wir sollen stets sachlich bleiben, von uns selbst sprechen und ohne direkte Kritik unseren Standpunkt vortragen. Inzwischen sagen Psychologen: Die Kommunikation muss stimmig sein.

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Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun etwa meint, dass eine „vorübergehende Phase von Angriffen, Anwürfen und Beschuldigungen geradezu heilsam sein“ kann, wenn Menschen über längere Zeit Konflikte vermieden hätten. Achte jedoch darauf, in welcher Konstellation du dich befindest: Ein lautstarker Wutausbruch ist im Job weniger angezeigt als in deiner Beziehung. Hier ist eher eine respektlose Haltung schädlich. Sei also authentisch, aber versuche, nicht verletzend zu werden. 

Tipp 6: Eine Nacht drüber schlafen

Manche Menschen sind zwar der Meinung, dass man nie mit einem Streit ins Bett gehen sollte. Paartherapeuten sehen das jedoch ein wenig anders. Diskussionen über Kleinigkeiten wie die neue Balkonumrandung lassen sich gleich klären. Aber je wichtiger das Thema ist, desto klarer und sachlicher solltest du kommunizieren. Da hilft es, ausgeschlafen zu sein und die erste Wut etwas abklingen zu lassen. Wer im Affekt losbrüllt, wird oft aggressiv und ungerecht. Wichtig: Nicht die Freundin anrufen, dann landet der Ärger bei der falschen Person und verpufft.

Tipp 7: Keine alten Geschichten aufwärmen

Hast du eine Situation jahrelang lang ertragen, frage dich warum. Du kannst deinem Partner nur bedingt Vorwürfe machen, wenn er oder sie nicht weiß, was dich stört. Manchmal allerdings braucht es insbesondere bei Paaren länger, bis das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen kommt. Dann helfen keine Vorwürfe, sondern der klare Ausdruck dessen, was dich stört – und vielleicht eine Begründung dafür, warum du es erst jetzt ansprichst.

Tipp 8: Ein paar No-Gos

Schimpfwörter, Sarkasmus und Ironie bringen nichts. Sie verletzen nur und tragen nicht zur Lösung eines Konflikts in einer Beziehung bei, ebenso wie das Herumstochern in den Schwächen des Gegenübers. Wer eine Bühne braucht, also Freunde oder Familie als Publikum, offenbart eine weitere Schwäche: Er oder sie ist zu feige für ein Vier-Augen-Gespräch. 

Tipp 9: Nachgeben oder aushalten?

Streitest du sehr kämpferisch, schadet das auf Dauer deiner Beziehung. Häufig geht es nicht um die Sache, sondern um den persönlichen Angriff und um Dominanz. Kompromissbereit sind kämpferische Streiter selten. Sie verdreht die Augen, er sagt „Du bist wie deine Mutter“ – und beide verharren in ihren Positionen.
Wer sich hingegen mitten im Streit zurückzieht, ist häufig schon bei kleinen Anlässen beleidigt. Auf dein Gegenüber wirkt das wie Desinteresse, du nimmst seine Probleme und Sorgen nicht ernst.

Nur für kurzfristige Ruhe sorgt das Nachgeben. Auf Dauer leugnest du deine eigenen Bedürfnisse, wenn du es anderen recht machen möchtest. Nachgiebige Streiter erwarten zudem häufig Dankbarkeit, weil sie ihre Position aufgeben. Das ist allenfalls ein Waffenstillstand, aber kein Frieden – und keine gute Grundlage für eine Partnerschaft.

Tipp 10: Und das Ziel?

Das Ziel einer Auseinandersetzung sollte immer ein guter Kompromiss sein. Entscheidend ist weniger, wie du im Affekt streitest, sondern wie du anschließend analysierst und auflöst. Suche bei dir nach der Ursache deiner Unausgeglichenheit, nicht beim Partner oder Kollegen. Versuche, herauszufinden, warum und wie du reagiert hast und welche Gefühle und Reaktionen du bei deinem Gegenüber ausgelöst hast. Es ist gar nicht notwendig, sofort zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen. Die Lösung kann auch sein, einen Kompromiss einzugehen, ihn auszuprobieren und nach einiger Zeit auf seine Tragfähigkeit hin zu überprüfen. So landest du auch da, wo uns die Psychologen gerne hätten: beim regelmäßigen Gespräch über Konflikte. Das übt nämlich, richtig gut im Streiten zu werden.

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